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Von dieser Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am28.02.20181. Auflage
»Das Werk James Baldwins ist von großer Wucht und Schönheit.« Georg Diez in >Der Spiegel<     Dies ist die Geschichte des jungen John Grimes, der erlebt, wie ein einziger Tag unsere Welt zum Einstürzen bringen kann und wie genau darin unsere Rettung liegt. James Baldwins erster Roman glich einem Befreiungsschlag - für ihn selbst und für alle, die nach ihm kamen. Hart und realistisch, von einer düsteren Eleganz, zärtlich, wahrhaftig und von großer symbolischer Kraft.

James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
HörbuchCompact Disc
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Das Werk James Baldwins ist von großer Wucht und Schönheit.« Georg Diez in >Der Spiegel<     Dies ist die Geschichte des jungen John Grimes, der erlebt, wie ein einziger Tag unsere Welt zum Einstürzen bringen kann und wie genau darin unsere Rettung liegt. James Baldwins erster Roman glich einem Befreiungsschlag - für ihn selbst und für alle, die nach ihm kamen. Hart und realistisch, von einer düsteren Eleganz, zärtlich, wahrhaftig und von großer symbolischer Kraft.

James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423434133
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1521 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.2532192
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

Verena Lueken



Über James Baldwin


 

Warum James Baldwin lesen, heute, dreißig Jahre nach seinem Tod? Wer einmal einen Satz von ihm laut aufgesagt hat, wird die Frage überflüssig finden. Manchmal klingen seine Sätze, als spräche sie ein Prophet aus dem Alten Testament. Oft aber singen Baldwins Sätze, seine Wörter fügen sich zu einer Melodie, die den Leser mitnimmt in das Reich einer Sprache, die er versteht, die aber doch auch wundersam einem geheimnisvollen und in der Prosa ungewöhnlichen Rhythmus zu folgen scheint. Es ist der Rhythmus eines Songs eher als einer Predigt, und was die Sätze enthalten, ist die Wahrheit. Die Wahrheit über das, was in ihnen gesagt wird. Ein Stück Wahrheit aber auch über den, der sie liest, weil Baldwins Sätze in seinem Bewusstsein nachschwingen und weitere Kreise ziehen, bis sie alles berührt haben, womit ein Mensch denken und fühlen kann.

James Baldwin ist einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Alles, was er zu sagen hatte - sei es in seinen Romanen, seinen Kurzgeschichten, Essays oder Theaterstücken -, war scharfsinnig, präzise formuliert und intensiv, als er es sagte, und fast alles gilt bis heute. Sein Werk altert nicht. Das heißt, wir haben es bei James Baldwin, der von 1924 bis 1987 lebte, mit einem Klassiker zu tun. Gleichzeitig bedeutet es, die Welt, die seine Bücher beschreiben, und die Menschen, die sich in ihr bewegen, haben sich nicht grundsätzlich verändert. Wenn wir Baldwin lesen, haben wir den Eindruck, mit einem Zeitgenossen im Gespräch zu sein. Einem Zeitgenossen, der davon erzählt, was es heißt, als Afroamerikaner in der Diaspora zu leben, einer Diaspora, die umfassend und unausweichlich ist, weil es für ihn, dessen Herkunftslinien zerschnitten sind, keine Heimat gibt jenseits von ihr. Einem Zeitgenossen, der uns ahnen lässt, wie es sich als Mensch lebt, der in der Zuschreibung anderer, die sich ihm überlegen wähnen, eine Abweichung darstellt - weil seine Haut schwarz ist statt weiß. Schwarz wie das Böse gegenüber einem weißhäutigen Gott.

Baldwin wusste aber auch, dass die, die diese Zuschreibung vornehmen und von ihr profitieren, ihrerseits dabei nicht ungeschoren davonkommen. Die Weißen brauchen die Menschen, die sie zu Schwarzen erklären, um sich ihrer Macht zu versichern. Die Versehrungen, die sie sich selbst mit dieser Grausamkeit und Eigenermächtigung zufügen, sind immens. Sie zahlen einen exorbitanten Preis für die kontinuierliche Demütigung der Afroamerikaner, ihre Ausbeutung, dafür, sie an den Rand zu drücken, einzusperren, zu töten. In einem langen Interview im Jahr 1961 nannte Baldwin die Menschen im Süden der Vereinigten Staaten, die Menschen, deren Vorfahren seine Vorfahren versklavt hatten und zu deren Alltag vor kurzer Zeit noch Menschenjagd und Lynchmorde gehörten, verwirrt und moralisch verkommen. Tatsächlich führt eine direkte Verbindung von den Zuständen in Baldwins Welt, gegen die er aufschrie und gegen die er anschrieb und vor denen er floh, zu den Ereignissen, die uns heute erschüttern, sei es in Charleston, in Ferguson, in Charlotteville.

Als James Baldwin dieses Interview gab, war er bereits eine wesentliche Stimme in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Er war dabei, eine Figur des öffentlichen intellektuellen Lebens in den Vereinigten Staaten zu werden, obwohl er immer wieder für lange Zeit anderswo lebte, in der Schweiz, vor allem aber in Paris und an der Côte d´Azur. Als er 1987 in St-Paul de Vence im Alter von 63 Jahren starb, war er eine Legende. Aber viele meinten damals, die Zeit seiner Bücher und seines Einflusses wäre vorbei. Die Bürgerrechtsbewegung, die er bezeugt und befeuert hatte, schien zu einem glücklichen Ende gekommen zu sein. Baldwin war, in der amerikanischen Öffentlichkeit zumindest, zum Zeitpunkt seines Todes eine historische Figur eher als ein Klassiker.

Was für ein Irrtum! Es dauerte allerdings nicht lange, bis er erkannt wurde. Heute wird kein Zeuge jener Jahre, in denen die Schwarzen ihre bürgerlichen Rechte der Wahlbeteiligung und Gleichbehandlung erkämpften, öfter zitiert als er, und keiner wird häufiger gelesen. Raoul Pecks Filmdokumentation über James Baldwin, I Am Not Your Negro , war einer der oscarnominierten Filme des Jahres 2016 und fand ein großes Publikum. Tagungen beschäftigen sich mit Baldwins Werk, eine jährlich erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift ist nach ihm benannt (»James Baldwin Review«) und er beeinflusst unübersehbar zahlreiche Autoren unserer Tage. Eines der meistdiskutierten Bücher zur amerikanischen »Rassenfrage«, Ta-Nehisi Coates´ Zwischen mir und der Welt , war nicht nur eine stille Verbeugung vor Baldwins Letter to My Nephew , sondern mehr oder weniger eine aktuelle Nachdichtung dieses ersten Teils seines berühmten Essays The Fire Next Time (Dial Press 1963), vermutlich sein am weitesten ausstrahlendes Werk zur Frage, was es bedeutet, in den Vereinigten Staaten schwarz zu sein.

In Deutschland beginnt Baldwins Wiederentdeckung mit dieser Neuübersetzung von Go Tell It on the Mountain (Knopf 1953) unter dem Titel Von dieser Welt . Die alten Übersetzungen seiner Werke stammen aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie alle sind längst vergriffen. Eine deutschsprachige Biografie gibt es bis heute nicht.

Die Geschichte ist nicht die Vergangenheit. Die Geschichte ist die Gegenwart.

Gute Bücher zu lesen braucht keinen Anlass. Darüber hinaus gilt aber nach wie vor: Wer verstehen will, was in den Vereinigten Staaten schiefläuft, ist bei Baldwin gut aufgehoben. Kaum einer war scharfsinniger als er in der Beschreibung der historischen Fatalität, die am Anfang der Geschichte Amerikas steht, und ihrer Folgen. Dass er die verheerenden Konsequenzen der Sklaverei und der Verhältnisse, die aus ihr hervorgingen, für die Weißen des Landes ebenso im Blick hatte wie die, unter denen die Afroamerikaner zu leiden haben, macht die außergewöhnliche Stellung aus, die er seit den 1960er-Jahren unter den Autoren und Aktivisten einnahm, die im weitesten Sinn der Bürgerrechtsbewegung zuzurechnen sind. Er erfuhr damals keineswegs ungeteilte Zustimmung mit dieser Haltung. Doch heute ist er derjenige, der gelesen und zitiert, derjenige, dessen Werk weitergesponnen wird, wenn von »Black Lives Matter« die Rede ist. Weil er wusste, dass die Geschichte nicht die Vergangenheit ist. Die Geschichte, davon war Baldwin überzeugt, ist die Gegenwart. Seine Bücher legen Spuren einer Revolution, die noch nicht beendet ist. Sie sind Fanfaren einer Zukunft, auf die wir noch warten.

Für Baldwin war immer klar, dass der Kern des Problems, wenn man das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen so nennen will, nicht die Schwarzen sind. Sondern die Weißen, die ihre Verbrechen gegen die Schwarzen genau kennen, sie aber dennoch leugnen müssen, weil sie innerlich die Angst zerfrisst, ihnen könnte dasselbe angetan werden. Ihre Opfer könnten Rache an ihnen üben (weshalb sie heute, wenn die Denkmäler ihrer Helden, der Sklavenhalter und Generäle aus dem Bürgerkrieg, gestürzt werden, so reagieren, als würde ihnen selbst etwas angetan). Das Problem sind die Weißen, die keine Verantwortung für ihre Geschichte übernehmen und sich keine Rechenschaft darüber ablegen, warum sie, in Baldwins Worten, »den Neger erfinden mussten«.

James Baldwin gibt darauf keine Antwort. Doch sein gesamtes Werk ist eine Gegenrede: »I am not a nigger. I am a man.«

Das hat Folgen für seine Literatur. Er schrieb ausdrücklich keine Protestliteratur. Er schrieb in seinen Romanen und Erzählungen nicht aus der Rolle des engagierten Afroamerikaners für die Sache der Schwarzen heraus. Es ging ihm beim Schreiben um die Literatur, nicht um ein soziales Anliegen, auch wenn beides in der Rezeption seiner Werke möglicherweise immer wieder zur Deckung kam.

»Aus der Unordnung, die das Leben ist, jene Ordnung zu schaffen, die Kunst heißt - das ist die Aufgabe jedes Schriftstellers.« So hat es James Baldwin in einer kurzen autobiografischen Notiz formuliert, die er seiner ersten Essaysammlung Notes of a Native Son (Beacon Press 1955) voranstellte - einer Notiz, die auf knappem Raum einige der wesentlichen Grundzüge seines Schreibens darlegt. Das Fundament der Literatur, davon ist Baldwin überzeugt, muss immer und für jeden Autor die persönliche Erfahrung sein, und es kommt darauf an, furchtlos den letzten »süßen oder bitteren Tropfen« aus dieser Erfahrung des eigenen Lebens herauszuholen. Seine Erfahrung ist die eines Afroamerikaners, der von einer Welt umgeben ist, in der nichts, worauf sich diese Welt in ihrer Allgemeinheit bezieht, auf ihn zutrifft. Die Welt der weißen Kultur. Der weißen Filmstars. Der weißen Politiker. Der Reklame für Weiße, des privilegierten Zutritts für Weiße durch jeden Eingang.

Das Problem für einen schwarzen amerikanischen Autor, so Baldwin in diesem kurzen Text, bestehe darin, dass über die Sache der Afroamerikaner so ausführlich schon geschrieben worden sei. Und zwar meistens schlecht und in vielen Büchern, die Baldwin, als er mit dem Schreiben begann, rezensiert hat. Schlecht in dem Sinne, als käme es darauf an, sich für oder gegen die Anliegen der schwarzen Bevölkerung zu entscheiden - beides zutiefst unliterarische Zugänge zur Welt wie zur Literatur.

Baldwin aber ging es beim Schreiben nicht um Parteinahme. Baldwin ging es darum, die Oberfläche der Phänomene zu durchstoßen und eine...

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Autor

James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.