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Ein Tag im Sommer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am16.04.20181. Auflage
Im Morgengrauen erreicht ein Zug die Kleinstadt Great Minden, wo an ebendiesem Tag die jährliche Kirmes gefeiert wird. Aber der Bankangestellte und Kriegsveteran Peplow, der sich auch unter den Passagieren befindet, ist aus einem anderen Grund hier: Der Mann, dem er die Schuld am Tod seines Sohnes gibt, ist in der Stadt - und Peplow will Rache. In Great Minden trifft Peplow alte Bekannte und hat neue Begegnungen. Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch die Stadt, und nach und nach offenbart sich das Bild eines Ortes, der deutlich von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Die Menschen, die in Great Minden leben, leiden alle auf ihre Weise an der Welt - und doch findet Peplow hier im Angesicht seiner persönlichen Katastrophe neue Hoffnung ... In seinem Debütroman zeichnet J. L. Carr ein Porträt des ländlichen Großbritanniens und richtet den Blick auf eine Gruppe von Menschen, die nach Erlösung suchen. Er lässt die Erzählbewegung zwischen den Figuren dieser Stadt pendeln und verdichtet die einzelnen Stränge zu einem Roman von unvergleichlicher Intensität, der sich seinen Witz bewahrt, auch und gerade wenn er von menschlichen Abgründen erzählt. »J. L. Carr war als Autor gänzlich unverwechselbar, einer der originellsten der Nachkriegszeit, wirklich großartig.« THE INDEPENDENT

J. L. CARR wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 seinen eigenen Verlag Quince Tree Press und verfasste acht Romane. >Ein Monat auf dem LandWie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holtenEin Tag im SommerDie Lehren des Schuldirektors George Harpole< (2019).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIm Morgengrauen erreicht ein Zug die Kleinstadt Great Minden, wo an ebendiesem Tag die jährliche Kirmes gefeiert wird. Aber der Bankangestellte und Kriegsveteran Peplow, der sich auch unter den Passagieren befindet, ist aus einem anderen Grund hier: Der Mann, dem er die Schuld am Tod seines Sohnes gibt, ist in der Stadt - und Peplow will Rache. In Great Minden trifft Peplow alte Bekannte und hat neue Begegnungen. Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch die Stadt, und nach und nach offenbart sich das Bild eines Ortes, der deutlich von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Die Menschen, die in Great Minden leben, leiden alle auf ihre Weise an der Welt - und doch findet Peplow hier im Angesicht seiner persönlichen Katastrophe neue Hoffnung ... In seinem Debütroman zeichnet J. L. Carr ein Porträt des ländlichen Großbritanniens und richtet den Blick auf eine Gruppe von Menschen, die nach Erlösung suchen. Er lässt die Erzählbewegung zwischen den Figuren dieser Stadt pendeln und verdichtet die einzelnen Stränge zu einem Roman von unvergleichlicher Intensität, der sich seinen Witz bewahrt, auch und gerade wenn er von menschlichen Abgründen erzählt. »J. L. Carr war als Autor gänzlich unverwechselbar, einer der originellsten der Nachkriegszeit, wirklich großartig.« THE INDEPENDENT

J. L. CARR wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 seinen eigenen Verlag Quince Tree Press und verfasste acht Romane. >Ein Monat auf dem LandWie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holtenEin Tag im SommerDie Lehren des Schuldirektors George Harpole< (2019).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832189983
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.04.2018
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2533402
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DIE GESICHTER BLICKTEN dem Nachmittag entgegen. Das von Edward Bellenger war so unbeweglich, wie es bald im Tod sein würde, als wäre eine Jalousie vor seinem Geist heruntergelassen, der tiefer und tiefer in den Erinnerungen an einen vergangenen Sommer wühlte. Herbert Ruskins Gesicht, starr wie das Konterfei auf einer römischen Münze, nur die Lippen zitterten und ein Augenlid zuckte, und hin und wieder flackerte das Gesicht eines anderen Mannes darin auf.

Croser: ein Essensfleck von seinem Mittagsimbiss verlieh seinen Zügen eine gewisse Struktur, seinem unschlüssigen, ungenügend für seine wachsenden Probleme ausgestatteten Gesicht. Das des Pfarrers starrsinnig, voller Ängste; das seiner Frau grübelnd, unzufrieden. Edwin Thickness Gesicht: sein scharfer Verstand hellwach und auf der Hut, während seine grauen Augen flink hin und her huschten. Und Nicks Gesicht großäugig, während er sich unablässig fragte, was â¦

Miss Adela Prossers Gesicht: die Augen stechend, der Hals gerötet, das von Miss Lydia Prosser übertrieben ruhig, ihren Drang verhehlend, immer wieder aufs Neue zu verletzen. Mrs Loatleys Gesicht: ihre Augen dunkel, undurchsichtig, die Augen eines geduldigen Nutztiers.

Das lachende, doch humorlose Gesicht des jungen Schaustellers, der seine Zähne aufblitzen ließ, wie er es bei Filmstars abgeschaut hatte, und Peplows reservierter Ausdruck, das korrekte Bankschalter-Angestelltengesicht.

Gesichter, die über den Nachmittag hinaus dem Abend entgegenblickten.

Und Effie, in deren Gesicht die Augen ein wenig hervorquollen, zog eine Schnute, während sie träge ihren Arbeitskittel überstreifte; dann hielt sie die Hand vor den Mund, hauchte dreimal darauf und schnupperte schnell daran. Ihr Atem roch säuerlich! Sie roch immer so, wenn er sie am vorigen Abend verärgert hatte. Sie würde ihm nicht nachgeben, nein; erst musste er sie heiraten.

Sie kramte im Durcheinander ihrer Handtasche nach den Tabletten gegen Sodbrennen, nahm eine heraus und begann sie zu lutschen. Dann ließ sie sich in einen Sessel sinken und sah im Kalender nach, welche Kundinnen sich für den Nachmittag angemeldet hatten.

»Mrs Studley, Mrs Cope, Mrs Marwood, Miss Kettlewell, Beryl Foulds. Du liebe Güte!«, sagte sie laut und wurde, während sie an die vielen Stunden dachte, die sie noch auf ihren Füßen würde zubringen müssen, von Müdigkeit überwältigt. Sie blieb noch ein wenig sitzen und sah dümmlich in den Spiegel, musterte dieses Gesicht, wegen dem niemals tausend Schiffe in See stechen würden, suchte Bestätigung in ihren roten Lippen, rosa Wangen, dem gelblichen, vor lauter Haarspray wie lackiert wirkenden Haar.

Oh Gott, dachte sie, ob er mich wirklich liebt? Was, wenn er mich sitzen lässt? Wie soll ich je wieder in einem Nest wie diesem jemanden finden? Er ist in letzter Zeit so grüblerisch. Ich bin sicher, es gibt noch eine andere, und wer das ist, müsste doch herauszufinden sein in diesem Kaff, wo man alles über jeden erfährt, nur nichts über sich selbst. Und er ist so unzuverlässig. Er wird mich fallen lassen, ich weiß, das wird er. Oh Sid!

Die erste Kundin betrat zögerlich den Salon.

»Ganz schön heiß heute, nicht wahr?«, fragte sie. »Genau wie letztes Jahr in Ostend, und es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, aber mein gewohnter Parkplatz war besetzt, nein, nur Waschen und Legen, wobei der Haaransatz auch schon wieder grau zu werden beginnt.«

»Mr Bellenger soll es sehr schlecht gehen«, sagte Effie. »Jemand hat mir erzählt, der Doktor meint, er wird den morgigen Tag nicht erleben. Er rechnet jede Minute damit zu sterben.«

»Ärzte sollten nicht solche Sachen sagen«, erwiderte die Kundin, die die Hitze offenbar nörgelig hatte werden lassen.

»Nun, ich wiederhole nur, was diese Person gesagt hat, stimme Ihnen aber zu. Ein Arzt sollte nicht solche vertraulichen Dinge sagen, habe ich bei mir gedacht! Wobei sich Mr Bellenger andererseits nicht beklagen kann: Immerhin hatte er ein langes, ausgefülltes Leben. Diese besagte Person hat mir gesagt, dass er schon siebzig ist!«

»Ja, dann kann er sich wirklich nicht beklagen«, erwiderte die Kundin einmütig.

»Aber für einen alten Mann würde man ihn trotzdem nicht halten«, fuhr Effie unbeirrt fort. »Er war im Krieg, heißt es, dem letzten. Als Offizier. Er ist in einem Jagdbomber geflogen, hört man. Und dann ist da auch noch diese andere Sache.«

Sie fand, es sei an der Zeit, dass ihre Kundin sich ebenfalls in die Karten schauen ließ, und spannte sie auf die Folter. Die Kundin kannte die Spielregeln ebenfalls und ließ sich nicht lange bitten.

»Was wohl mit dem armen Jungen passieren wird?«, fragte sie wie aufs Stichwort.

Effie befestigte die letzte Klammer. Wichtig war nicht nur, über diese Art von Informationen in der dritten Person zu sprechen, sondern auch, sie wie nebenbei zu verbreiten, um den Eindruck, Klatsch und Tratsch zu verbreiten, zu vermeiden.

»Diese Person hat auch erzählt, Mr Bellengers erwachsene Töchter hätten gesagt, sie würden ihn nicht bei sich behalten, wenn ihr Vater gestorben ist. Sie finden, dass man ihn dann in ein Waisenhaus stecken muss, denn niemand kann sie zwingen, ihn zu behalten: Schließlich wären sie nicht für ihn verantwortlich, wo seine Mutter ja noch lebt, wo auch immer, daher muss sie ihn holen kommen, anstatt dass man den Jungen ihnen beiden aufbürdet, sagen sie.«

»Der arme kleine Kerl! Aber gibt es nicht eine Einrichtung für Kinder von verstorbenen Kriegsveteranen? Ich habe etwas darüber in einer Zeitschrift gelesen, und er ist doch so ein netter kleiner Junge und so hübsch, nicht wahr?«

»Mein Bekannter meint, er ist auch sehr schlau und wird locker die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium schaffen. Er meint, seine Aufsätze sind sehr fantasievoll.«

Die Kundin hatte selbst eine elfjährige Tochter, und die Erwähnung der Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium ließ das Gespräch versiegen.

WÄHRENDDESSEN FUHR EFFIES FREUND mit der Fingerkuppe an seiner Nasenwand entlang, dann über Kinn und Mund. Widerstandslos glitt sie über die Fettschicht, die die Hitze hervorgebracht hatte. Dann schnupperte er an seinem Finger, der ranzig und entfernt nach der Rinderwurst roch, die er zu Mittag gegessen hatte. Erneut rieb er über die Haut, ein bisschen fester diesmal, und der Geruch verstärkte sich noch. Er wischte den Finger an seiner Hose ab.

»Jeweils nur eine Schere für zwei Schüler«, rief er gereizt den beiden Mädchen zu, die die Klassenzimmeraufsicht hatten und die Scheren austeilten.

»Aber mit dieser Schere kann ich nichts ausschneiden, Sir!«, sagte Thickness.

»Du mal wieder, es ist immer das Gleiche. Warum bekommst nur du immer die kaputten Bleistifte oder angeknacksten Lineale oder stumpfen Scheren? Immer nur du! Niemand sonst. Du machst einfach nur gern Ärger, weiter nichts!«

»Nein, Sir, die haben mir die Schere bestimmt absichtlich gegeben«, erwiderte Thickness. »Sie haben sie extra für mich zur Seite gelegt.«

»Oh, das stimmt nicht, Sir!«, riefen die beiden Mädchen mit schrillen Stimmen aus.

»Gebt ihm eine andere, bevor er zu weinen anfängt«, befahl Croser. »Er ist nie zufrieden, deswegen mögen wir ihn ja alle so. Wenn wir ihm nicht immer das Beste von allem geben, kommt seine Mama und beschwert sich. Er braucht nun mal eine Extrawurst.«

Thickness grinste triumphierend die Mädchen an und begutachtete die neue Schere.

»Gut, jetzt sind wir dann hoffentlich alle so weit«, sagte Croser gönnerhaft. »Wir machen jetzt einen Briefumschlag. Ich bin sicher, ihr stimmt mir alle zu, dass das eine sehr nützliche Bastelarbeit ist.«

»Können wir die von letzter Woche bitte mit nach Hause nehmen, um sie unseren Eltern zu zeigen?«, fragte ein Mädchen.

Croser rief sich voll Abscheu den Stapel stümperhafter, mittelalterlich anmutender Briefkuverts in Erinnerung, den er nach der Stunde mit dem Fuß in den Papierkorb gestampft hatte.

»Nein«, sagte er. »Das war nur ein erster Versuch. Ihr bringt bestimmt etwas Besseres zustande.«

»Mum hat gesagt, man kriegt sie schon für einen Sixpence im Zwölferpack«, sagte Thickness. »Sie meint, es lohnt sich nicht, Briefumschläge selbst zu machen. Sie meint, der einzige Mensch, der sie hat selbst machen müssen, war Robinson Crusoe. Das können Maschinen besser, meint sie.«

»Ha, deine Mum!«, erwiderte Croser vernichtend.

»Na ja, das hat sie gesagt.«

Die Stunde zog sich dahin. Längliche Zeichenpapierrechtecke wurden mit Klebstoff und Schweiß besudelt und in klaffende Brieftaschen umfunktioniert, und Croser, erschöpft und müde von unzähligen vergeblichen Rettungsversuchen, steigerte sich, während er einen Ellbogenknuff hier und eine Kopfnuss dort austeilte, in regelrechte Entrüstung hinein.

»Ein Kuvert!«, höhnte er. »Das hier ist ein Kuvert! Du heiliger Strohsack! Wie weit, glaubst du, würde ein Brief in diesem Ding da wohl kommen, sofern es einem gelänge, irgendeinen Brief zu finden, der willens wäre, sich da hineinbefördern zu lassen? Schon wenn er in Gornard einträfe, wäre er zerrissen und zerknautscht.«

Er ließ den Blick über die phlegmatischen Gesichter wandern, und seine Wut brach sich Bahn.

»Gut, ihr fangt alle noch mal von vorne an. Glaubt ja nicht, ihr kommt damit bei mir durch. Vergesst es. Ihr fangt noch mal von vorn an. Ihr werdet jetzt einen Briefumschlag machen, der diesen Namen verdient hat, selbst wenn ihr das ganze Schuljahr dafür braucht.«

Gewichtig zog Croser seinen...
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J.L. Carr wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag und verfasste acht Romane. >Ein Monat auf dem LandWie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holtenEin Tag im SommerDie Lehren des Schuldirektors George Harpole