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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
992 Seiten
Deutsch
Psychiatrie-Verlag GmbHerschienen am14.02.201925., Auflage 2019
»Irren ist menschlich« ist seit fast 40 Jahren das sozialpsychiatrische Standardwerk. Es hat mit klaren Positionen die Versorgung psychisch erkrankter Menschen erneuert und geprägt. Die in ihm vertretene Position, dass es für das volle Verständnis von psychischen Beeinträchtigungen und Krankheiten auf die Haltung ankommt, mit der wir uns den Betroffenen und den Phänomenen nähern, hat die nachfolgenden Generationen geprägt. »Ur-Autor« Klaus Dörner versammelt für die 24. Ausgabe ein neues, hochkarätiges Herausgeberteam, das Theorien und Erfahrungen mit dem neuesten Stand der Forschung verknüpft.

Prof. Dr. Klaus Dörner war Leiter der Westfälischen Klinik für Psychiatrie Gütersloh und lehrte Psychiatrie an der Universität Witten-Herdecke.
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Klappentext»Irren ist menschlich« ist seit fast 40 Jahren das sozialpsychiatrische Standardwerk. Es hat mit klaren Positionen die Versorgung psychisch erkrankter Menschen erneuert und geprägt. Die in ihm vertretene Position, dass es für das volle Verständnis von psychischen Beeinträchtigungen und Krankheiten auf die Haltung ankommt, mit der wir uns den Betroffenen und den Phänomenen nähern, hat die nachfolgenden Generationen geprägt. »Ur-Autor« Klaus Dörner versammelt für die 24. Ausgabe ein neues, hochkarätiges Herausgeberteam, das Theorien und Erfahrungen mit dem neuesten Stand der Forschung verknüpft.

Prof. Dr. Klaus Dörner war Leiter der Westfälischen Klinik für Psychiatrie Gütersloh und lehrte Psychiatrie an der Universität Witten-Herdecke.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783884149140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.02.2019
Auflage25., Auflage 2019
Seiten992 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2534227
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9Gebrauchsanweisung 191 Der sich und Anderen helfende Mensch 31Thomas Bock, Ulrike Kluge2 Der sich und Andere behindernde Mensch mit Lernschwierigkeiten 91Christian Schanze3 Der sich und Andere entwickelnde Mensch (Kinder- und Jugendpsychiatrie) 135Eva-Maria Franck4 Der sich und Andere liebende Mensch (Schwierigkeiten mit der Sexualität) 203Frank Wendt5 Der sich und Anderen fremd werdende Mensch (Schizophrenie) 233Uwe Gonther6 Der sich und Andere aufbrechende Mensch (Manie) 285Peter Brieger7 Der sich und Andere niederschlagende Mensch (Depression) 309Peter Brieger8 Der sich und Andere versuchende Mensch (Abhängigkeit) 361Andreas Heinz9 Der sich und Andere bemühende Mensch (neurotisches Handeln, Persönlichkeitsstörungen und Psychosomatik) 425Jens Plag, Ewald Rahn, Andreas Ströhle10 Der für sich und Andere ausweglose Mensch (Krisen und Krisenintervention) 493Gabriele Schleuning, Susanne Menzel, Peter Brieger11 Der für sich und Andere gefahrvolle Mensch 521Frank Wendt12 Der sich und Andere körperkränkende Mensch (körperbedingte Psychosyndrome) 585Michael Rapp13 Der für sich und Andere alternde Mensch 655Klaus Dörner14 Wege der Psychiatrie (Psychiatriegeschichte) 687Klaus Dörner15 Recht und Gerechtigkeit 715Peter Mrozynski, Sabine Müller16 Spielräume (Ökologie der Selbst- und Fremdhilfe) 751Susanne Heim, Matthias Heißler, Sibylle Prins, Christian Zechert17 Umwelttherapeutische Techniken 823Mechthild Niemann-Mirmehdi, Christiane Montag18 Körpertherapeutische Techniken 853Andreas Heinz19 Psychotherapeutische Techniken (der systematische Zugang zur Seele) 889Thomas BockAnhang 931Literatur 932Register 980Autorinnen und Autoren 987mehr
Leseprobe
Vorwort

Klaus Dörner

»Wir wissen so wenig über das Leben, dass wir nicht wirklich wissen, was die gute und was die schlechte Nachricht ist.«
Kurt VONNEGUT (2006, S. 50), aus: »Mann ohne Land«

Vor ungefähr drei Jahren stand irgendwie die Frage im Raum, ob man nicht doch noch mal eine Neubearbeitung von »Irren ist menschlich« wagen solle. Zunächst überraschend, war doch von den beiden Alt-Autoren Ursula Plog 2002 gestorben. Aber nun entsann man sich, dass »Irren ist menschlich« sich nicht zuletzt der 68er-Aufbruchstimmung verdankt hat, was zur Frage zwang, ob die Psychiatrie nicht etwa alle zehn Jahre einen außergewöhnlichen Aufbruchs-Schub benötige. Zudem erinnerten wir uns, dass dieses Lehrbuch seit seiner Erstpublikation 1978 das erste psychiatrische Lehrbuch für berufsübergreifende Teams war, lebte es doch von der achtjährigen Kooperationserfahrung (fast ohne personelle Veränderung) des Hamburger Tagesklinikteams, was sich wohltuend auf die »Irren ist menschlich«-Sprache ausgewirkt hat.
Was soll der Titel »Irren ist menschlich«?

Er soll uns daran erinnern, dass die Psychiatrie an Orten geschieht, wo der Mensch besonders menschlich ist, d. h. wo die Widersprüchlichkeit und Ambivalenz des Menschen oft nicht auflösbar, die Spannung auszuleben ist: so das Banale und Einmalige, Oberfläche und Abgrund, Passivität und Aktivität, das Kranke und Böse, Weinen und Lachen, Leben und Tod, Schmerz und Glück, das Sich-Verstellen und Sich-Wahrmachen, das Sich-Verirren und Sich-Finden. Die Frage »Was ist ein psychisch Kranker?« ist fast so allgemein wie die Frage »Was ist ein Mensch?«. Das weist darauf hin, dass Psychiatrie zwar auch zur Medizin, aber genauso zur philosophischen Anthropologie gehört, psychische Beeinträchtigungen zwar oft auch Krankheiten, aber immer mehr als Krankheit sind. Die Seele ist nicht in Analogie zu einem weiteren Körperorgan zu sehen. Psychiatrie ist daher sowohl Medizin als auch Philosophie, wie schon die Begründer der Psychiatrie um 1800 mit dem Streit zwischen »Psychikern« und »Somatikern« ein fruchtbares Spannungsfeld aufgemacht haben, was sich im weiteren 19. Jahrhundert leider zur Medizin hin vereinseitigt hat, in den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten nach 1945 sich wieder zur Philosophie hin (anthropologisch, phänomenologisch, hermeneutisch, existenzphilosophisch) öffnete, um danach wieder medizinisch-technisch zu werden - übrigens durchaus in noch hilfloser Auseinandersetzung mit den Psychiatrieverbrechen der NS-Zeit. Trotz solcher Skrupel bleiben wir bei dem konventionellen Begriff »psychisch Kranke«, wenn auch offen für die Diskussion, welche Begrifflichkeiten künftig den Menschen gerecht werden, mit denen wir hier sprechen (vgl. HEINZ 2014: »Der Begriff der psychischen Krankheit«). Immerhin signalisiert der Titel unsere Absicht, das Spannungsfeld zwischen Medizin und Philosophie endgültig zu öffnen, in der Kapitelsystematik an Begriffen wie »Landschaft«, »Grundhaltung«, »Kränkung« und »Bedeutung« ablesbar. Und noch wichtiger: Dies ist wohl das einzige Lehrbuch, das schon in der Gliederung nie psychische »Krankheiten« abhandelt, sondern immer nur von Menschen spricht, die sich mit bestimmten Erfahrungen ausdrücken und die es zu begleiten gilt. Insofern spielt der Titel natürlich nicht nur auf das Irren der psychisch Kranken an, sondern auch auf das der psychiatrisch Tätigen; denn, wie der Hamburger Psychiater Jan Gross uns immer wieder eingebläut hat, ist auch die wissenschaftliche Erkenntnis zumeist nur der »korrigierte Irrtum«.
Was will das Buch?

Es will darstellen, was in der Psychiatrie passiert oder passieren soll. Psychiatrie besteht aus der Begegnung von psychisch Kranken, Angehörigen und Profis. Nun beginnt jede Begegnung nicht erst mit dem gesprochenen Wort, sondern mit einer Vielzahl von sinnlichen Eindrücken und Gefühlen. All dieses schwer Benennbare wollen wir zur Sprache bringen. Das geschieht auch in den Abschnitten über die »Landschaft« oder die »Grundhaltung«, durchzieht von da aus das ganze Buch. Im Schutz des Unsagbaren stellen wir immer auch das Sagbare dar, und das »Gesagte« ist immer wieder zum »Sagen« zu verflüssigen, damit das Wissen nie selbstherrlich wird oder dogmatisch. So hoffen wir, Psychiatrie einigermaßen vollständig darstellen zu können. Das macht das Lesen manchmal befremdlich. Daher ein Lesetipp aus Georges DEVEREUX »Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften« (1988, S. 14): »Die Lektüre dieses Buches wird sich für diejenigen als leicht erweisen, die, mit einer scheinbar schwierigen Passage konfrontiert, nach innen schauen, um herauszufinden, was ihr Verständnis hemmt - so wie ich selbst beim Schreiben dieses Buches nach innen schauen musste, um herauszufinden, was mein Verständnis hemmte.«
An wen wendet sich das Buch?
Es soll dem lernenden Leser helfen, das Examen in Psychiatrie/Psychotherapie zu bestehen, egal, ob er sich in der Ausbildung zur Krankenpflege, zum Arzt, zur Sozialarbeiterin, Psychologin, zum Ökotrophologen, Ergo- oder Bewegungstherapeuten befindet. Deshalb haben wir die Prüfungsrichtlinien für diese Berufe berücksichtigt, vermitteln einerseits Wissen und Techniken, mehr aber noch Grundhaltungen, weil dieser Praxisbezug sonst oft vernachlässigt ist.
Es soll den psychiatrisch tätigen Leser in all den erwähnten Berufen befähigen, seine Alltagsarbeit nachdenklicher, vollständiger, wahrhaftiger, leichter und mit mehr Freude zu tun. Die Allgemeinverständlichkeit der gewählten Sprache soll helfen, eine berufsübergreifend verständliche Teamsprache zu finden.
Es ist aber genauso für Psychiatrieerfahrene, also für Patienten lesbar, auch für Angehörige und Nachbarn. Denn wir wollen die auch notwendige objektivierende Sprache der Wissenschaft über die Betroffenen einbetten in eine Sprache, in der Betroffene und Professionelle chancengleich miteinander sprechen können (Trialog). So können Betroffene verhindern, dass wissenschaftliche und praktische Profis zu besitzergreifend sind, können vielmehr deren Verantwortlichkeit beanspruchen. Die Verständlichkeit der Sprache soll zudem die Psychiatrie in ihren Möglichkeiten und Gefahren durchsichtig und öffentlich kontrollierbar machen. 
Das Buch soll den Leser schließlich auch privat befähigen, mit sich und Anderen besser umzugehen. Denn wir als Beziehungswesen sind letztlich das einzige Mittel, das im psychiatrischen Arbeiten zählt, mehr noch wie wir sind, als was wir tun. So entdecke ich in jeder Begegnung mit einem Anderen an mir eine neue Empfänglichkeit - oder es ist keine Begegnung.
Wie ist dieses Buch entstanden?

Die beiden Alt-Autoren - Psychologin und Psychiater - hatten das Glück, in den 1970er-Jahren acht Jahre lang fast ohne jede personelle Veränderung in dem beruflich gemischten Tagesklinikteam der Psychiatrischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zu arbeiten, fünf Jahre mit Langzeitpatienten, drei Jahre mit Akutpatienten aller Diagnosen. Unter den vielen dort gemachten Erfahrungen ist eine wohl die wichtigste: Es kann zwischen mir als Profi und einem psychisch Kranken nur dann eine Beziehung geben, wenn es auch zwischen mir und seinen Angehörigen eine Beziehung gibt - am besten in Angehörigengruppen; denn ohne solche eigenen Angehörigengruppen hätte ich aus dem psychisch Kranken ein gar nicht denkmögliches isoliertes Individuum mit nur seiner Sicht der Dinge und damit eine künstliche Abstraktion gemacht - auch eine Form meiner - ethisch wie logisch verbotenen - imperialistischen Aneignung des Anderen. Für diese Erfahrung war die Tagesklinik als ambulant-stationärer »Zwitter« besonders hilfreich. Auch durch die Teilnahme an den grundsätzlich beruflich gemischten Arbeitsgruppen auf DGSP-Tagungen konnten wir Psychiatrie vielseitiger und alltäglicher erfahren, als dies durch Diskussionen mit berufsgleichen Kolleginnen und Kollegen möglich ist. Durch all das entstand allmählich eine Sprache, die sich im Team sowie zwischen psychiatrisch Tätigen, Angehörigen und psychisch Kranken bewährte. Daher auch die Stilmittel dieses Buches: häufige Verwendung der Ich-Form; persönliches Ansprechen der Leser; Gesprächsverläufe sowie Dialogfragmente; Fall- und Situationsbeispiele; Übungen bzw. Denkanstöße für den Leser, z. T. mit einer Aufforderung zum Rollenspiel.
Phasen der Umarbeitung

Beispiele  Trends zum neoliberalen Marktkapitalismus pur; Auseinanderdriften der Schere zwischen Arm und Reich; neue bioethische Akzeptanz von Formen der Mitleidstötung von hoffnungslosen »Unheilbaren«; Reinstitutionalisierung (Umhospitalisierung in Heime); aber auch (psychotherapeutische) Expansion des Psychomarkts analog zum Medizinmarkt sowie neue Formen der Profi-Aneignung der psychisch Kranken auch auf der Haltungsebene - bis hin zur besitzergreifenden Subjekt-Objekt-Beziehung des »Ich verstehe dich«, ohne den Kern der Andersartigkeit und Fremdheit des Anderen und damit seine unverfügbare Würde zu achten.

Insofern musste jetzt auch für »Irren ist menschlich« eine radikalere Grundhaltung und auch eine Repolitisierung der Reformbewegung gewagt werden, wie wir uns das bisher nicht getraut hatten. Hier waren philosophische Anthropologen wie Helmuth Plessner, auch Jürgen Habermas und vor...
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