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Progressive Rock

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
296 Seiten
Deutsch
Hannibal Verlag GmbHerschienen am28.05.20181. Auflage
Ende der Sechzigerjahre schufen Instrumente wie Mellotron und Synthesizer neue Möglichkeiten für ambitionierte Soundtüftler. Bands wie Yes, Genesis, Pink Floyd, Emerson, Lake & Palmer oder King Crimson machten sich daraufhin ans Werk, die bestehenden Grenzen der Rockmusik hinter sich zu lassen: Die Drei-Minuten-Single, die früher über Erfolg oder Misserfolg einer Band entschied, hatte ausgedient und wurde abgelöst von Konzeptalben mit klassisch beeinflusster Musik, bedeutungsschweren Texten und aufwendig gestalteten Klappcovern. Und auch die typischen Poprock-Themen wie Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit waren passé. Im Progressive Rock ging es um Größeres: mythische Mischwesen aus Mensch und Maschine, dystopische Sci-Fi-Szenarien, Fantasy-Epen oder historische Ereignisse. Prog wurde zur Religion all jener Musikfans, die mehr als einen Soundtrack zum Tanzen oder Küssen suchten und lieber stundenlang über kryptische Texte grübelten, die von Roger Dean oder H.R. Giger phantasievoll designte Plattencover nach geheimen Botschaften absuchten und das musikalische Können großer Instrumentalisten wie Rick Wakeman, Steve Hackett oder Keith Emerson zu schätzen wussten. Sie kümmerte es nicht, dass wenig später Punk zum Angriff auf die Gigantomanie blies, die mit den bombastischen Kulissen, den ausgefallenen Kostümen und der ausgefeilten Bühnentechnik des Progressive Rock einherging - sie hielten dem Sound die Treue, der Mike Oldfield zum Superstar gemacht und Pink Floyd den Weg zur Weltkarriere geebnet hatte. Für sie schrieb David Weigel dieses Buch - die längst überfällige Würdigung einer oft geschmähten, aber dennoch leidenschaftlich geliebten Musikrichtung, die mit Bands wie Marillion, Porcupine Tree oder Dream Theater auch später noch erfolgreiche Vertreter hervorbrachte. Weigel gelingt es vorzüglich, der Ernsthaftigkeit des Genres gerecht zu werden und gleichzeitig stilsicher, kritisch und mit liebevoller Ironie seine Exzesse und Absurditäten zu beleuchten.

David Weigel wurde in den USA geboren und verbrachte seine Jugendjahre in Großbritannien. Er arbeitete lange für die Washington Post, für die er vor allem über politische Entwicklungen berichtete, und schrieb außerdem für Businessweek, GQ, Esquire, USA Today, den Rolling Stone und viele andere. Bereits 2012 erschien im US-Magazin Slate eine von ihm verfasste Artikelreihe über Progressive Rock. Weigel lebt in Washington.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEnde der Sechzigerjahre schufen Instrumente wie Mellotron und Synthesizer neue Möglichkeiten für ambitionierte Soundtüftler. Bands wie Yes, Genesis, Pink Floyd, Emerson, Lake & Palmer oder King Crimson machten sich daraufhin ans Werk, die bestehenden Grenzen der Rockmusik hinter sich zu lassen: Die Drei-Minuten-Single, die früher über Erfolg oder Misserfolg einer Band entschied, hatte ausgedient und wurde abgelöst von Konzeptalben mit klassisch beeinflusster Musik, bedeutungsschweren Texten und aufwendig gestalteten Klappcovern. Und auch die typischen Poprock-Themen wie Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit waren passé. Im Progressive Rock ging es um Größeres: mythische Mischwesen aus Mensch und Maschine, dystopische Sci-Fi-Szenarien, Fantasy-Epen oder historische Ereignisse. Prog wurde zur Religion all jener Musikfans, die mehr als einen Soundtrack zum Tanzen oder Küssen suchten und lieber stundenlang über kryptische Texte grübelten, die von Roger Dean oder H.R. Giger phantasievoll designte Plattencover nach geheimen Botschaften absuchten und das musikalische Können großer Instrumentalisten wie Rick Wakeman, Steve Hackett oder Keith Emerson zu schätzen wussten. Sie kümmerte es nicht, dass wenig später Punk zum Angriff auf die Gigantomanie blies, die mit den bombastischen Kulissen, den ausgefallenen Kostümen und der ausgefeilten Bühnentechnik des Progressive Rock einherging - sie hielten dem Sound die Treue, der Mike Oldfield zum Superstar gemacht und Pink Floyd den Weg zur Weltkarriere geebnet hatte. Für sie schrieb David Weigel dieses Buch - die längst überfällige Würdigung einer oft geschmähten, aber dennoch leidenschaftlich geliebten Musikrichtung, die mit Bands wie Marillion, Porcupine Tree oder Dream Theater auch später noch erfolgreiche Vertreter hervorbrachte. Weigel gelingt es vorzüglich, der Ernsthaftigkeit des Genres gerecht zu werden und gleichzeitig stilsicher, kritisch und mit liebevoller Ironie seine Exzesse und Absurditäten zu beleuchten.

David Weigel wurde in den USA geboren und verbrachte seine Jugendjahre in Großbritannien. Er arbeitete lange für die Washington Post, für die er vor allem über politische Entwicklungen berichtete, und schrieb außerdem für Businessweek, GQ, Esquire, USA Today, den Rolling Stone und viele andere. Bereits 2012 erschien im US-Magazin Slate eine von ihm verfasste Artikelreihe über Progressive Rock. Weigel lebt in Washington.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783854456469
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.05.2018
Auflage1. Auflage
Seiten296 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2537733
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Einleitung (7)
1- Kinder des "Blitz" (19)
2 - Der psychedelische Boom (35)
3 - Der Durchbruch (55)
4 - Die Ritter des Moog (77)
5 - Eine höhere Kunstform (101)
6 - Hämmer und Glocken (128)
7 - Freaks der Komplexität (156)
8 - Fripperismen (175)
9 - Das Todesgeläut (204)
10 - Neo-Prog (232)
11 - Der Nostalgie-Faktor (257)
Epilog (280)
Danksagungen (290)
Register (293)
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Leseprobe


Wir sind die uncoolsten Menschen in Miami und können unsere freudige Erregung kaum bezähmen. An einem warmen Aprilmorgen haben sich Tausende unserer Spezies im Hafengebäude der Stadt versammelt, eine Hand am Griff des Koffers, die andere hält verkrampft den Reisepass. Nur noch eine läppische Linie trennt uns von der Cruise to the Edge , vier Nächte und fünf Tage im Paradies mit den lebenden Göttern des Progressive Rock.

Haben wir diese Linie erst überschritten, werden die Spötter - Millionen, nein, zehn Millionen - durch die internationalen Gewässer von uns getrennt sein. Das Bürogebäude in Miamis Hafen ist so anonym wie jedes andere Amtsgebäude, doch als wir langsam vorwärts schlurfen, fühlen wir durch die zahlreichen Mitreisenden eine zunehmende Sicherheit. Schützende Hawaii-Hemden werden ausgezogen und enthüllen die darunter getragenen Yes-Tour-T-Shirts und Klamotten von anderen längst vergessenen Festivals. Nun übernimmt der Reiseveranstalter das Lautsprechersystem, durch das unbekannte progressive Musik zu uns dringt. Wer ist das? , fragt ein Mitreisender. Wir hören ein Piano, das Moll-Dreiklänge anschlägt, und eine darüber erklingende Gitarre mit einem Flanger. Könnte Nektar sein.

Könnte sein - es ist eine stimmige Annahme, eine, auf die nur wenige Musikfans kommen würden. Ich nutze meine letzten Minuten terrestrischen Handy-Empfangs, um den Song zu identifizieren - Parted Forever von Pineapple Thief, eine Band von Revivalisten , die so klingt, als würden sie ihre Musik aus dem Jahr 1972 übertragen. Das Stück ist 18 Minuten lang. Der Progressive Rock eignet sich hervorragend für lange, ausgearbeitete und sich schlängelnde Musik-Exkursionen.

Natürlich bot die Progressive Rock Cruise , für die die Reisenden einige Tausend Dollar hingeblättert haben, ein leichtes Ziel für Hohn und Spott. Eine solche Kreuzfahrt nicht augenzwinkernd zu nehmen, sondern bierernst, bedeutet seine Visitenkarte der Coolness zu nehmen und sie direkt abzufackeln. Und Prog Rock zu genießen - tja, hatte man sich diese Visitenkarte dafür überhaupt verdient? Mal ehrlich - die war doch gefälscht!

Nach dem Betreten des Schiffes und einer kurzen Stippvisite bei einigen Acts treffe ich mich mit dem Veranstalter der Reise, der alles organisiert hat. Larry Morand, Manager der Union Entertainment Group, hat eine Zigarren-Lounge in ein zeitweiliges Büro umgemodelt. In den nächsten zwei Wochen werden sich hier Probleme und Stapel von Papieren ansammeln. Die Cruise to the Edge -Reise ist die dritte in einer Reihe von aufeinanderfolgenden Musik-Ausflügen, die auf dem über 330 Meter langen Schiff stattfinden.

Monsters of Rock war die nicht unschwer am Titel zu erkennende Metal-Kreuzfahrt, bei der jeder den Zusammenhang zwischen Hair-Metal und gefärbten Mojito-Cocktails kapierte. Und da gab es ja noch die nos­talgische Moody-Blues-Cruise, auf ein älteres und eher internationales Publikum abzielend. Um das Angebot über die Moody Blues hinaus zu erweitern, lud man hierzu Zeitgenossen der Band ein wie zum Beispiel den Drummer-Virtuosen Carl Palmer.

Nachdem ich mit Morand von dem Zigarren-Lounge-Büro zu einem italienischen Café gegangen bin, erzählt er mir vom Beginn des Projekts: Wir schauten uns die Bands an und dachten: Wow, das ist aber wirklich ein anderes Genre, oder? Um das Offensichtliche zu benennen - es war Prog, und wir lernten sofort einiges über die Musik und das Publikum. Wir riefen den Yes-Manager an, der sich direkt mit der Nachricht zurückmeldete: Yes würden es gerne machen. Und schon waren wir im Rennen.

Dieses Buch ist eine narrative Geschichte des Progressive Rock, erzählt von den Musikern, die ihn kreiert haben. Viele von ihnen erzählten ihre Storys der ersten Generation der Rock-Journalisten und damit zugleich den ab den späten Sechzigern aufblühenden Musikpublikationen in Echtzeit . Die meisten Geschichten stammen aus diesen Quellen, obwohl ich mich auch auf Erinnerungen stützte, Radio- und Fernsehinterviews, Bandgeschichten, von Außenstehenden erzählt, sowie meinen eigenen Gesprächen mit Musikern, Produzenten und Fans. Sie alle halfen mir dabei, Zeit und Ort weniger bekannter Ereignisse zu rekonstruieren.

Das Buch dient auch als Argument für den Progressive Rock als eine bedeutende kulturelle Abschweifung, der die heutige Musik viel zu verdanken hat, denn sie lässt sich oftmals von dem Genre ableiten. Wie Sie als Leser im Laufe der Lektüre erfahren werden - oder bereits wussten -, hat sich der Ruf des Prog seit einer Reihe von Krisen in den Jahren 1977 und 1978 nicht vollständig erholt. Der Punk zog die Kritiker auf seine Seite, Disco begeisterte die Teens, und den populärsten Progressive-Bands ging die Luft aus, ähnlich einem mit Löchern gespickten Zeppelin.

Zur Zeit der Niederschrift sind die Löcher zumindest schon geflickt worden, und man wirft einen prüfenden Blick auf das Luftschiff, erteilt aber noch keine Flugerlaubnis. The Rock Snob s Dictionary, ursprünglich als Serie in der Vanity Fair erschienen, definiert Prog als erbärmlichstes Genre der Nackriegs-Popmusik . Das beinahe jährlich erschienene Best Albums Ever des Rolling Stone listet zwar einige Pink-Floyd-Alben auf, aber ignoriert den gesamten Progressive Rock. In dem Buch Rip It Up And Start Again: Schmeiß alles hin und fang neu an: Postpunk 1978-1984 wird unmissverständlich erklärt, was er ist und ob er so ein Schicksal wirklich verdient hat.

Die meisten Rockhistoriker würden ihn am liebsten von der musikalischen Landkarte entfernen. Wird ein Song von Funkadelic, Foghat oder Blondie in einem Film eingesetzt, bedeutet das unmissverständlich: Siebziger! Die höchst seltene Passage eines Progressive-Songs in einem Streifen - wie Vincent Gallos Würdigung von Yes und King Crimson in Buffalo 66 - taucht bei einer Handlung auf, bei der der Zuschauer mit etwas Merkwürdigem oder Kaputtem konfrontiert wird. Häufiger wird Prog bei einem Film als Witz eingesetzt. Man muss hier nur an Dr. Venture in The Venture Bros. denken, der seinem Sohn Prog vorspielt und dann von Panik übermannt wird, da sein Zögling in einem Floydschen Depri-Loch steckt.

Fragen Sie einen Fan, wie er (ja, fast immer ist es ein Er ) sich fühlt bei dem Gedanken, dass Yes, ELP und Jethro Tull durch eine riesige Mauer von der Rock and Roll Hall of Fame ausgegrenzt werden, während den Red Hot Chili Peppers - den (!!!) Red Hot Chili Peppers - Einlass gewährt wurde.

Doch Prog war einige Jahre unglaublich populär und wurde auch von den Kritikern regelrecht geliebt. Er gründete sich als direkter Reflex auf den dreiminütigen Popsong, das Format, in dem sich jeder versuchte, nachdem die Beatles es perfektioniert hatten.

Progressive Rock war kunstvoller und ambitionierter als alle anderen Rockstile, ein ausschweifendes musikalisches Fest im Kontrast zu den schablonenhaften Pop-Covern. Der Rolling Stone verriss sogar Led Zeppelins Alben, während er eine Lobeshymne auf das Debüt von Emerson, Lake & Palmer verfasste: Es ist ein Album, das man am besten als Gesamtwerk hört , schwärmte Lloyd Grossman. Bezugnehmend auf ELP deklarierte die Musikpresse, dass das Trio den Rock zur Hochschule erhob. Das war ein Kompliment und auf gar keinen Fall eine schnippische Bemerkung.

Der Außenseiterstatus des Progressive Rock war auf der umbenannten Karn Evil Cruise irrelevant. (Ich wünschte, der Terminus wäre mir eingefallen, doch er stammt von dem Musikjournalisten Jeremy D. Larson.) Das Publikum von circa 3.000 Reisenden bestand größtenteils aus den sogenannten Babyboomern , viele der T-Shirts waren durch das Alter ausgeblichen und stammten nicht aus den ironischen Retro-Produktionslinien bekannter Hersteller. Wann immer man sich umdrehte, sah man einen Fan oder einen ­
Musiker.

Roger Dean, der Künstler, der so viele spacige und ikonenhafte Cover entworfen hatte, stand vor dem kalten Büffet und bediente sich beim Salat, penibel darauf bedacht, bloß nicht seine Weste zu bekleckern.

An anderer Stelle erspähte man John Wetton, dessen Alkohol-Abstinenz sich scheinbar nicht herumgesprochen hatte, da die Fans nicht aufhörten, ihm Drinks von der Campari-Bar zu bestellen.

Auch Tony Levin mischte sich unter die Heerscharen, der Schnauzbartträger und kahl rasierte Bassist von King Crimson, Peter Gabriel sowie unzähliger Nebenprojekte, deren Tonträger von den Reisenden tatsächlich gekauft und gehört worden waren!

Gibt es eine Chance, dass Sie auch in Estland spielen? , will ein Fan mit einem beinahe bettelnden Unterton wissen.

Das liegt nicht bei uns , erwidert Levin grimmig, offensichtlich von den Irrungen und Wirrungen des Musikgeschäfts angeschlagen.

Der Progressive Rock verschwand nicht von der Welt, wie er in Großbritannien und den USA von der Bildfläche verschwand. In einigen Ländern -
traurigerweise meist Länder ohne aktive größere Plattenlabel, die Marktstrategien...

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Autor

David Weigel wurde in den USA geboren und verbrachte seine Jugendjahre in Großbritannien. Er arbeitete lange für die Washington Post, für die er vor allem über politische Entwicklungen berichtete, und schrieb außerdem für Businessweek, GQ, Esquire, USA Today, den Rolling Stone und viele andere. Bereits 2012 erschien im US-Magazin Slate eine von ihm verfasste Artikelreihe über Progressive Rock. Weigel lebt in Washington.