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Das Geheimnis von Salem

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
345 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.20182022
Im Frühjahr 1485: Das Zisterzienserkloster Salem erwartet den Besuch des Kaisers. Doch der plötzliche Tod eines jungen Mönchs überschattet die Festvorbereitungen. Der alte Kellermeister bringt den Todesfall mit lange zurückliegenden Ereignissen in Verbindung, bei denen ein Mönch in einem Weinfass ertrunken und ein wertvoller Reliquienbehälter verschwunden ist. Bruder Johannes, Leiter des Skriptoriums, macht sich auf die Suche nach dem rätselhaften Reliquiar. Wird er auch die ungeklärten Todesfälle lösen können?

Birgit Rückert ist in Bayern geboren und aufgewachsen. Schon in ihrer Jugend wurde sie mit der klösterlichen Kultur konfrontiert und war nicht nur daran interessiert, sondern davon begeistert. Das Studium der Archäologie führte sie auf mehrere Grabungskampagnen ins Ausland. Nach Abschluss ihres Studiums war die Autorin an der Universität tätig, bevor sie ins Tourismus- und Kulturmanagement wechselte. Rückert lebt mit ihrer Familie am Bodensee, einer Landschaft, die bis heute von der klösterlichen Kultur geprägt ist. Inspiration erhält sie von Landschaft und Menschen, vom unvergleichlichen Blick über den Bodensee auf die Alpenkette - und natürlich vom Wein, der hier angebaut wird.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextIm Frühjahr 1485: Das Zisterzienserkloster Salem erwartet den Besuch des Kaisers. Doch der plötzliche Tod eines jungen Mönchs überschattet die Festvorbereitungen. Der alte Kellermeister bringt den Todesfall mit lange zurückliegenden Ereignissen in Verbindung, bei denen ein Mönch in einem Weinfass ertrunken und ein wertvoller Reliquienbehälter verschwunden ist. Bruder Johannes, Leiter des Skriptoriums, macht sich auf die Suche nach dem rätselhaften Reliquiar. Wird er auch die ungeklärten Todesfälle lösen können?

Birgit Rückert ist in Bayern geboren und aufgewachsen. Schon in ihrer Jugend wurde sie mit der klösterlichen Kultur konfrontiert und war nicht nur daran interessiert, sondern davon begeistert. Das Studium der Archäologie führte sie auf mehrere Grabungskampagnen ins Ausland. Nach Abschluss ihres Studiums war die Autorin an der Universität tätig, bevor sie ins Tourismus- und Kulturmanagement wechselte. Rückert lebt mit ihrer Familie am Bodensee, einer Landschaft, die bis heute von der klösterlichen Kultur geprägt ist. Inspiration erhält sie von Landschaft und Menschen, vom unvergleichlichen Blick über den Bodensee auf die Alpenkette - und natürlich vom Wein, der hier angebaut wird.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839255902
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Auflage2022
Reihen-Nr.1
Seiten345 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542352
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Johannes

1485, im April

Es war am selben Tag, als Pirmin den jungen Bruder Stephan, tot in einer Rotweinlache liegend, im Keller entdeckt hatte.

In der Zelle des Bruders Cellerar saß ein Novize auf einem Stuhl in der Ecke und las dem todkranken Cellerar, der in seinem Bettkasten lag, halblaut aus der Bibel vor. Sein Latein war noch ziemlich holprig, sodass er die Wörter bisweilen falsch betonte. Doch der Cellerar war in seinem Zustand, dem Tode nahe, sowieso nicht mehr fähig, zuzuhören. Zudem plagten ihn schlimmste Gedanken. Nicht wegen körperlicher Schmerzen, vielmehr aus Seelenpein, entwich dem Cellerar ein schauderhaftes Stöhnen. Der Novize, durch die seltsamen Laute des Alten aufgeschreckt, unterbrach seinen Vortrag und rückte mit dem Stuhl nahe ans Bett heran. »Was ist mit dir, Bruder? Sprich deutlich, ich verstehe dich kaum.« Mehr ein Röcheln als klare Worte waren aus dem Mund des Bruders Cellerar zu hören. »Ich will die Beichte. Ich bin schuldig, ich habe ihn getötet.«

»Wen hast du getötet?«, wollte der Novize wissen.

»Den jungen Bruder, Bruder Stephan â¦«, flüsterte der Cellerar.

»Aber woher â¦ wieso? Du kannst ihn doch nicht getötet haben, erst heute wurde er gefunden, und du liegst schon seit Wochen schwer krank darnieder!«

»Ich bin schuld an seinem Tod, wegen meiner Geltungssucht musste er sterben. Schnell, die Beichte, hol Bruder Johannes â¦ mit mir geht es zu Ende.«

Der Novize sprang auf und rannte aus der Zelle, die im Obergeschoss im Westflügel des Klostergebäudes lag, hinaus auf den Gang, stürzte die Treppe hinunter und lief - um Zeit zu sparen - quer durch den Kreuzgarten hinüber zum Küchentrakt. Fast rannte er den Küchenmeister um. »Langsam, Junge, was für ein Benehmen!«

»Der Kellermeister, er stirbt! Er ruft nach Bruder Johannes, weißt du, wo ich ihn finden kann?«

Der Küchenmeister schien die Nachricht vom im Sterben liegenden Mitbruder zu ignorieren. »Nicht nur, dass du dich ungebührlich bewegst, jetzt brichst du auch noch das Schweigegebot. Bruder Johannes ist beim Abt.«

»Danke!«, rief der Novize und rannte weiter auf das Abteigebäude zu, wo der Abt residierte. »Aber du kannst doch nicht einfach so zum Abt! Und sprich gefälligst Latein!« Die letzten Worte des Küchenmeisters hörte der Novize schon nicht mehr.

Das Abtei- oder Prälaturgebäude war an den Ostflügel des Konvents angebaut worden. Es hatte zwei Stockwerke, im Erdgeschoss befanden sich Verwaltungsräume für den Cellerar und den Bursar sowie Räume für das Klosterarchiv, in dem wichtige Schriftstücke, Urkunden, Verträge, Papstbullen, kaiserliche Dekrete sowie allerlei Briefe von Stiftern, Förderern, aber auch Bittstellern an das Kloster aufbewahrt wurden. Gleich neben den Archivräumen lag auch das Skriptorium, die Schreibstube des Klosters; denn die Aufgabe der Schreiber war nicht nur, Bücher abzuschreiben, die man sich von anderen Klöstern ausgeliehen hatte, sondern auch die Texte für Urkunden und allerlei andere Schriftstücke zu verfassen. Im oberen Stockwerk des Abteigebäudes befanden sich das Audienz- und Arbeitszimmer des Abtes sowie seine Wohnräume. Da die Prälatur als eigener Bau erst vor wenigen Jahren neu errichtet worden war - im Gegensatz zum Konventgebäude, das, kaum verändert, noch aus der Gründungszeit des Klosters stammte -, hatte der Abt verfügt, die Räume nach Art der Zeit ausstatten zu lassen. So war, so empfand es nicht nur unser Novize, ein recht komfortables Wohnhaus entstanden, das mit seiner Holzvertäfelung in den Innenräumen, den bemalten Deckenbalken, seinen Kachelöfen und prächtigen Deckenleuchtern sowie bequemem Mobiliar eher an ein Patrizierhaus denn an ein Kloster erinnerte.

Hastig klopfte der Novize an die schwere Eichentür des Audienzzimmers. Bruder Johannes, der junge Bibliothekar des Klosters, der zugleich die Oberaufsicht über die Schreiber hatte, öffnete die Tür; der Abt thronte auf einem Stuhl mit hoher gedrechselter Rückenlehne neben einem großen Holztisch. »Verzeihung, Vater Abt«, stammelte der Novize, dann erinnerte er sich, dass Novizen nur Latein sprechen durften. »Excusate me, Vater Abt, äh, reverendissime«, dann brach es wieder auf Deutsch aus ihm hervor, an Johannes gerichtet. »Kommt schnell, Bruder Johannes. Der Cellerar verlangt die Beichte.«

Der Abt, Johannes Stantenat, erhob sich. Er war von großer, kräftiger Statur; trotz seines fortgeschrittenen Alters war sein Haar, das er recht lang trug, pechschwarz. Sein energisches Kinn, seine kräftige Nase und seine dunklen, lebendigen Augen unterstrichen seinen Charakter, den seine Mitbrüder, aber auch die Untertanen und Freien seines Herrschaftsbereichs als mutig, tatkräftig und entschlossen beschrieben. Tatsächlich war er, der schon einmal Abt im Kloster Lützel, dem Mutterkloster Salems, gewesen war, umtriebig in vielerlei Hinsicht. Seiner Initiative verdankte das Kloster etliche Verträge mit Lehensträgern, Freien und Adeligen. Er legte Streitigkeiten in seiner Herrschaft bei, scheute aber nicht Auseinandersetzungen mit anderen, sogar dem Bischof von Konstanz, wenn es um Belange des Klosters ging. Das Kloster selber erneuerte er mit zahlreichen Bauten. Trotz seines Durchsetzungswillens, ja Härte sich selber und anderen gegenüber, galt er als gerecht und großzügig. Zudem war er äußerst kunstsinnig, förderte die Arbeit in der Schreibstube, indem er wichtige Abschriften mit wertvollen Auszierungen in Auftrag gab, und liebte die Musik. Die Mitbrüder konnten ihn ab und an Laute spielen hören.

Der Abt wandte sich an den Novizen. »Nun, Junge«, sprach er auf Deutsch. »Wenn unser Bruder unsere Hilfe in seiner letzten Stunde braucht, dann stehen wir ihm bei. Bruder Johannes, geh zu unserem Cellerar, nimm ihm die Beichte ab und erteile ihm, sobald nötig, die Sterbesakramente.«

Bruder Johannes verneigte sich wortlos und bekundete damit dem Abt seinen Gehorsam. Er wusste zu gut, Widerrede hatte beim Vater Abt keine Aussicht auf Erfolg. Er wandte sich zur Tür und verließ mit dem Novizen das Audienzzimmer. Gehorsam hin oder her, auf dem Gang entwich ihm ein ärgerliches »Warum immer ich«. Erschrocken wandte sich der Novize ihm zu - war er gemeint? Doch Johannes gebot ihm mit einer Geste, zu schweigen.

Eilig schritten sie hinüber in den Konventbau. Johannes haderte derweil mit seinem Auftrag, dem sterbenden Bruder die Beichte abzunehmen. Bruder oder nicht Bruder - Seelsorge, wozu die Abnahme der Beichte gehörte, empfand er nicht als seine vordringlichste Aufgabe, ja wie überhaupt Seelsorge seiner Auffassung nach nicht zu den Aufgaben eines Zisterziensermönchs gehörte. Hatte doch der Orden im Laufe seiner Geschichte deutlich ausgesprochen, Gottesdienst bestehe vor allem in Arbeit, Gebet und Studium, dadurch wirke man für das eigene und das Seelenheil anderer, nicht jedoch beim Messelesen, beim Erteilen der Sakramente oder gar bei der Seelsorge für Laien.

Abt Johannes Stantenat sah dies jedoch ganz anders. So hatte er das Kloster geradezu für die Seelsorge seiner Untertanen geöffnet, ließ Messen lesen für die gemeinen Leute und gestattete sogar die Grablege von Laien im Münster; zugegebenermaßen war dieses Privileg nur hochrangigen Persönlichkeiten vorbehalten, die dem Kloster durch Stiftungen und Zuwendungen auch nützten.

Johannes hätte die freie Zeit bis zur Vesper nun viel lieber seinem Studium oder der weiteren Katalogisierung der Klosterbücher gewidmet, war er doch vom Abt damit betraut worden, den Bestand an Büchern erstmals zu sichten und zu ordnen. Das Kloster hatte zwar seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert eine Schreibstube, in der man die wichtigsten Schriften selber herstellte; einen Grundstock an für die Messfeier nötigen Büchern hatte Frowin, der erste Abt in Salem, aus dem Mutterkloster Lützel mitgebracht. Diese lagen in der Sakristei oder auf Pulten im Chor, andere befanden sich in den Räumen des Abtes, der Großteil der wertvollen Codices wurde im Armarium aufbewahrt, einer fensterlosen Bücherkammer, die neben der Sakristei unter der großen Treppe zum oberen Stockwerk lag. Eine Bibliothek hatte das Kloster noch nicht, obwohl vom Generalkapitel in Citeaux schon vor Jahren angeordnet worden war, zur besseren theologischen Unterweisung der Mönche Bibliotheken einzurichten. Denn die Bücher seien die wichtigsten Schätze des Klosters und schärfsten Waffen des Mönchs gegen Unbildung, Aberglauben und Häresie. Deshalb nannte man die Bücherkammer Armarium, also Waffenkammer.

Johannes, er zählte kaum mehr als 30 Lenze, hatte schon vor geraumer Zeit seine Gelübde abgelegt und sich damit auf Lebenszeit dem Klosterleben verpflichtet. Er entstammte nicht wie einige seiner Brüder dem niederen Adel, sondern kam aus einer Bauernfamilie aus dem Dorf Mimmenhausen, die schon seit Generationen im Dienst des Klosters stand. Etwa seit den Zeiten des großen Abtes Ulrich von Seelfingen nahm das Kloster gerne besonders geeignete und begabte Knaben und junge Männer aus den Reihen seiner Untertanen als Novizen oder Konversen auf statt unwillige Söhne aus vornehmen Geschlechtern, deren Benehmen nur allzu oft der Klosterzucht abträglich war. Anders bei Johannes. Das strenge Leben in der Klausur erschien ihm weit eher erträglich, als auf dem Hof seines älteren Bruders Georg als Knecht zu dienen. Im Kloster hatte er nicht nur eine gründliche Ausbildung in den freien Künsten und im Wirtschaften erhalten, nach seinem Noviziat hatte man ihn sogar zum Theologiestudium nach Heidelberg geschickt. Dort war vom Zisterzienserorden zur Ausbildung seiner Priestermönche eigens das...

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Autor

Birgit Rückert ist in Bayern geboren und aufgewachsen. Schon in ihrer Jugend wurde sie mit der klösterlichen Kultur konfrontiert und war nicht nur daran interessiert, sondern davon begeistert. Das Studium der Archäologie führte sie auf mehrere Grabungskampagnen ins Ausland. Nach Abschluss ihres Studiums war die Autorin an der Universität tätig, bevor sie ins Tourismus- und Kulturmanagement wechselte. Rückert lebt mit ihrer Familie am Bodensee, einer Landschaft, die bis heute von der klösterlichen Kultur geprägt ist. Inspiration erhält sie von Landschaft und Menschen, vom unvergleichlichen Blick über den Bodensee auf die Alpenkette - und natürlich vom Wein, der hier angebaut wird.