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Mord in Cornwall

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am18.04.20183. Auflage 2019
Reverend Dodd ist Vikar in einem sonnigen Fischerdorf an der Atlantikküste Cornwalls. Die Abende verbringt er damit, in seinem Lehnsessel Krimis zu schmökern. Gott bewahre, dass der Schatten eines echten Verbrechens auf seine kleine Seegemeinde fällt. Doch der Frieden des Vikars wird in einer stürmischen Nacht empfindlich gestört, als der unbeliebte Richter Julius Tregarthan tot in seinem Haus aufgefunden wird. Polizeiinspektor Bigswell hätte nie damit gerechnet, in seinem ruhigen Küstendorf mal einen Mord aufklären zu müssen. Da verwundert es nicht, dass er bei der Frage nach dem Tathergang oder den Motiven schnell an die Grenzen seiner Vorstellungskraft stößt. Glücklicherweise hat der Vikar als eifriger Leser von Kriminalromanen davon mehr als genug. Und er ist bereit, seinen scharfen Verstand an dem Mordfall zu beweisen. Als jedoch Ruth, die Nichte des Ermordeten, und ihr Freund zu Hauptverdächtigen werden, verliert Vikar Dodd den Spaß am Detektivspiel. Nun gilt es, die beiden von jedem Verdacht zu befreien. Aber kann er auch den rätselhaften Mord ohne Spuren aufklären? Oder braucht er dafür göttlichen Beistand?

John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901-1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers' Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextReverend Dodd ist Vikar in einem sonnigen Fischerdorf an der Atlantikküste Cornwalls. Die Abende verbringt er damit, in seinem Lehnsessel Krimis zu schmökern. Gott bewahre, dass der Schatten eines echten Verbrechens auf seine kleine Seegemeinde fällt. Doch der Frieden des Vikars wird in einer stürmischen Nacht empfindlich gestört, als der unbeliebte Richter Julius Tregarthan tot in seinem Haus aufgefunden wird. Polizeiinspektor Bigswell hätte nie damit gerechnet, in seinem ruhigen Küstendorf mal einen Mord aufklären zu müssen. Da verwundert es nicht, dass er bei der Frage nach dem Tathergang oder den Motiven schnell an die Grenzen seiner Vorstellungskraft stößt. Glücklicherweise hat der Vikar als eifriger Leser von Kriminalromanen davon mehr als genug. Und er ist bereit, seinen scharfen Verstand an dem Mordfall zu beweisen. Als jedoch Ruth, die Nichte des Ermordeten, und ihr Freund zu Hauptverdächtigen werden, verliert Vikar Dodd den Spaß am Detektivspiel. Nun gilt es, die beiden von jedem Verdacht zu befreien. Aber kann er auch den rätselhaften Mord ohne Spuren aufklären? Oder braucht er dafür göttlichen Beistand?

John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901-1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers' Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608110296
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum18.04.2018
Auflage3. Auflage 2019
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5112 Kbytes
Artikel-Nr.2543331
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
Mord!


Reverend Dodd, Pfarrer von St.-Michael s-on-the-Cliff, stand am Fenster seines behaglichen Junggesellenstudierzimmers und schaute in die Nacht hinaus. Es regnete heftig, und Windböen vom Atlantik her rüttelten an den Fensterrahmen und heulten jämmerlich in den wenigen dürren Fichten, die das Pfarrhaus umstanden. Es war eine bedrohliche Nacht. Kein Mond. Doch weit hinten am Horizont überm Meer lag vor dem schwindenden Licht des Tages eine finstere Wolkenbank.

Der Pfarrer, leiblichen Annehmlichkeiten durchaus zugeneigt, seufzte in tiefster Zufriedenheit. Hinter ihm im offenen Kamin prasselte ein stattliches Holzfeuer. Eine Leselampe warf einen orangefarbenen Kreis über den Sitz seines Lieblingssessels, ihr Licht schimmerte schwach auf den vielfarbigen Bücherrücken, welche einen Großteil des Zimmers säumten. Mitten auf dem Kaminteppich stand, exakt zwischen den beiden Sesseln, eine kleine Holzkiste.

Der Pfarrer seufzte erneut. Alles war genau so, wie es sein sollte. Nichts an der falschen Stelle. Alles ging seinen bedächtigen Gang wie in den letzten fünfzehn Jahren. Friede, vollkommener Friede.

Er warf einen letzten Blick aus dem Erkerfenster und suchte dabei die stockfinstere Straße nach dem Wagen des Arztes ab. Er schaute kurz auf die Wanduhr. Zwanzig Minuten nach sieben. Ach â¦ noch zehn Minuten bis zum Abendessen, der alte Halunke verspätete sich ja nie. Zu ihrer kleinen montagabendlichen Zeremonie kam er immer pünktlich, darauf war Verlass. Sie beide hätten sie um nichts auf der Welt versäumt. In einem abgeschiedenen Dorf wie Boscawen mit seinen rund vierhundert Seelen waren solche altehrwürdigen Bräuche für Männer der gehobenen Stände wie Pendrill und den Pfarrer die reine Wonne.

Dodd schloss die schweren Vorhänge vor dem düsteren Spektakel, das ganz nach einem nahenden Unwetter aussah, und machte es sich mit seinem Spectator bequem, um auf seinen Gast zu warten.

Nach fünf Minuten hörte er einen Wagen die Zufahrt heraufrauschen und ein munteres Hupen, als er das Fenster passierte, beinahe sofort gefolgt vom Klingeln der Türglocke.

Gleich darauf schüttelte Pendrill seinem ältesten Freund die Hand, wobei er sich über das üble Wetter beklagte.

»Genau zur rechten Zeit«, scherzte der Pfarrer. »Ich wollte den Sherry schon allein verkosten. Setzen Sie sich, mein Lieber, und wärmen Sie sich die Zehen, bis der Gong ertönt.«

Der Arzt ließ sich, behaglich ächzend, nieder und nippte an dem Sherry.

»Gibt s was Neues?«, fragte der Pfarrer.

Das war eine seiner beliebtesten Gesprächseröffnungen. Er fand, dass es die Leute zum Reden brachte. Nicht, dass Pendrill in diese Richtung ermuntert zu werden brauchte. Er konnte stundenlang dasitzen und ohne die geringsten Ermüdungserscheinungen aus dem Nähkästchen plaudern.

»Ach, nichts weiter. Nur das Übliche. Ein Schnitt in die Hand, zweimal Rheuma, ein Nagelgeschwür und ein Fall von Masern.«

»Masern?«

»Fred Rutherford - einer Ihrer Chorcherubim, glaube ich. Unverbesserlich, der Bengel. Macht immer nur Ärger im Dorf.«

Die Pausbacken des Pfarrers weiteten sich zu einem gütigen Lächeln.

»Die Masern dürften aber eher Begeisterung auslösen - jedenfalls bei der jüngeren Generation. Ich weiß noch, als ich ein Junge war, bejubelten wir eine Epidemie immer als ein Geschenk Gottes. Da wurde nämlich die Schule geschlossen.«

Der Arzt nickte. Er wusste nie so recht, ob er sich hinsichtlich seiner Arbeit Leichtfertigkeiten erlauben durfte. Über die Chorknaben und Wohltätigkeitsveranstaltungen des Pfarrers machte er sich durchaus gern lustig, medizinische Dinge dagegen waren doch etwas ganz anderes.

Der Gong erschallte melodisch im Flur.

»Ah«, sagte der Pfarrer und wurde sogleich hellwach. »Essen!«

Er wackelte auf seinen kurzen Beinen hinter der knochigen Gestalt seines Gastes ins Esszimmer.

Später kam der Arzt ganz unvermeidlich auf seine kleine Welt der Stethoskope und Fieberthermometer zurück.

»Übrigens, fast hätte ich s vergessen. Eine gute Nachricht für Sie. Es sieht ganz so aus, als wären Sie für eine doppelte Taufe gebucht.«

»Ach ja?«

»Mrs. Withers - Zwillinge.«

»Du liebe Güte - wann?«

»Heute Nacht. Ich komme eben von dort. Ich habe Mrs. Mullins bei ihr gelassen.«

»Zwillinge«, sinnierte der Pfarrer. »Sehr ungewöhnlich. Ich erinnere mich an kein anderes Paar im Dorf, seit Mrs. Drears uns damit überrascht hat - mal überlegen. Vor sechs Jahren.«

»Sieben«, korrigierte ihn der Arzt. »Ich war dabei.«

Der Pfarrer lächelte etwas wehmütig über dem Haufen Nussschalen, der sich auf seinem Teller ansammelte.

»Es geht immer weiter«, sagte er leise. »Fünfzehn Jahre, und alles geht seinen alten Gang. Geburten, Hochzeiten, Tode. Allesamt große Ereignisse. Ich denke mal, Pendrill, unsere erfolgreicheren Kollegen würden sagen, wir verschwenden unser Leben in einem verschlafenen Nest. Hier passiert nie etwas. Nichts! Alles fließt langsam und geruhsam dahin, aber Gott bewahre, dass sich daran etwas ändert! Ich liebe diesen Flecken, Pendrill. Er ist mein Zuhause - mein geistiges Zuhause. Ich würde meine Gemeinde gegen keine andere in ganz Cornwall eintauschen.«

»Auch nicht Ned Salter?«, fragte der Arzt.

»Nein! Nein! Auch Ned nicht. Verflixt, mein Lieber, eine Seele muss ich doch retten. Was wäre denn sonst meine Stellung wert? Ich würde vor Trägheit fett werden.«

»Die Arbeit«, bemerkte der Arzt, als sie sich vom Tisch erhoben, »scheint an Ihnen nur wenige Verheerungen bewirkt zu haben. Würde ich Sie nicht besser kennen, ich würde auf eine Neigung zu Diabetes tippen.«

Sie kehrten in die Wärme und Behaglichkeit des Studierzimmers zurück, wo der Pfarrer einige mächtige Scheite aufs Feuer warf. Er hielt Pendrill eine Kiste Zigarren hin.

»Versuchen Sie mal eine«, drängte er. »Henry Clays.«

Das alles war Teil des feierlichen Montagabendrituals. Jedes Mal bot er ihm eine Henry Clay an, und jedes Mal klopfte sich Pendrill auf die Taschen und sagte, ohne die Vortrefflichkeit der Zigarren herabzusetzen, ziehe er doch seine Pfeife vor.

Der Kaffee kam. Sie ließen sich in die Sessel sinken und rauchten mit der satten Wohligkeit zweier Junggesellen, die gut gespeist hatten und sich nun im milden Licht ihrer gegenseitigen Freundschaft und Wertschätzung sonnten.

Schließlich tippte der Arzt achtlos mit dem Fuß gegen die kleine Kiste auf dem Kaminteppich.

»Da sind sie also«, sagte er beiläufig.

»Wie immer.«

»Ich glaube, diesmal haben wir eine ganze Menge. Eine sehr gute Auswahl. Ich habe mir Mühe gegeben. Jedes Mal, wenn ich an der Reihe bin, habe ich das Gefühl, ich muss Ihre treffliche Sammlung aus der Vorwoche noch überbieten.«

Der Pfarrer machte eine abschätzige Handbewegung.

»Darf ich?«, sagte er und zog ein großes, zweckmäßiges Federmesser aus der Hosentasche.

»Selbstverständlich.«

Gemächlich, als wollte er die Vorfreude verlängern, durchtrennte der Pfarrer die Schnur, womit die Kiste umwickelt war, und hob den Deckel ab. Tief in eine Polsterung aus braunem Papier eingebettet, lagen zwei Stapel grellbunter Bücher. Der Pfarrer nahm sie eines nach dem anderen heraus, begutachtete die Titel, machte eine Bemerkung dazu und legte sie auf den Tisch neben seinem Sessel.

»Eine sehr katholische Auswahl«, befand er. »Dann mal sehen - ein Edgar Wallace - ganz richtig, Pendrill, den habe ich noch nicht gelesen. Welch ein Gedächtnis, mein Lieber! Der neue J. S. Fletcher. Großartig. Ein Farjeon, eine Dorothy L. Sayers und ein Freeman Wills-Croft. Und meine alte Freundin, meine sehr liebe alte Freundin, Mrs. Agatha Christie. Neue Abenteuer dieses nicht aufzuhaltenden Burschen Poirot, hoffe ich doch. Ich muss Sie beglückwünschen, Pendrill. Da haben Sie ja das gesamte Spektrum von Verbrechen, Rätseln, Schauer und Aufklärung in sechs Bänden!«

Der Arzt hüstelte und paffte ernst an seiner Pfeife.

Man einigte sich auf eine Teilung der Beute, drei der Bände gingen an Pendrill. Diese würden dann am Donnerstag darauf gegen die des Pfarrers eingetauscht werden. Samstagabend kamen alle sechs wieder in die Kiste und wurden zur Leihbücherei in Greystoke zurückgebracht, am Freitag schickte der Pfarrer die Liste für die kommende Woche ab, nachdem er seine Wahl aus den diversen Zeitungen und Zeitschriften getroffen hatte, welche stets seinen Schreibtisch übersäten.

Jahrelang hatten der Arzt und der...
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Autor

John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901-1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers' Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Eike Schönfeld, geb. 1949, übersetzt seit über 30 Jahren englischsprachige Literatur, darunter von Joan Didion, Jeffrey Eugenides und Jonathan Franzen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse. Er lebt in Paris.