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An einem dieser Tage

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am05.04.20181. Auflage
Wer bin ich eigentlich? Und wer will ich sein? Mit Ende vierzig bricht Valerie aus ihrer Ehe aus. Sie weiß schon lange nicht mehr, wer sie eigentlich ist, was sie sich wünscht und wovon sie träumt. Hat sie überhaupt noch Träume? Bei einem Kurzurlaub begegnet sie Barbara, einer beeindruckenden, lebenslustigen Frau - für Valerie ein echtes Vorbild. Sie beginnt, ihr Leben ganz neu zu überdenken. Auf einer Pilgerreise durch das Schaumburger Land trifft sie die Erkenntnis wie ein Schlag: sie selbst ist der Schlüssel zu ihrer Zufriedenheit und ihrem Glück.

Susanne Lieder wurde 1963 in Bad Oeynhausen geboren und lebt mit ihrer Familie und einigen Katzen in einem kleinen Ort in Niedersachsen. Ihr erstes Buch erschien 2012 in einem kleinen Bremer Verlag; ein Krimi, der 2018 von Edel Elements neu aufgelegt wird. Seitdem hat sie 12 Romane veröffentlicht, davon 3 unter Pseudonym.
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Produkt

KlappentextWer bin ich eigentlich? Und wer will ich sein? Mit Ende vierzig bricht Valerie aus ihrer Ehe aus. Sie weiß schon lange nicht mehr, wer sie eigentlich ist, was sie sich wünscht und wovon sie träumt. Hat sie überhaupt noch Träume? Bei einem Kurzurlaub begegnet sie Barbara, einer beeindruckenden, lebenslustigen Frau - für Valerie ein echtes Vorbild. Sie beginnt, ihr Leben ganz neu zu überdenken. Auf einer Pilgerreise durch das Schaumburger Land trifft sie die Erkenntnis wie ein Schlag: sie selbst ist der Schlüssel zu ihrer Zufriedenheit und ihrem Glück.

Susanne Lieder wurde 1963 in Bad Oeynhausen geboren und lebt mit ihrer Familie und einigen Katzen in einem kleinen Ort in Niedersachsen. Ihr erstes Buch erschien 2012 in einem kleinen Bremer Verlag; ein Krimi, der 2018 von Edel Elements neu aufgelegt wird. Seitdem hat sie 12 Romane veröffentlicht, davon 3 unter Pseudonym.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783962151294
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum05.04.2018
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2607771
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2.

Hamburg, im April 2014, ein Jahr zuvor

Christian stand mit gerunzelter Stirn vor mir.

Ich hatte befürchtet, er würde wütend sein, aber er sah nur fassungslos aus. Was soll das werden, Valerie?

Ich wich seinem Blick aus, weil ich es nicht ertragen konnte, wie er mich ansah. Ich packe.

Willst du verreisen?

Fragte er das im Ernst? Wie oft hatte ich ihm gesagt, ihm an den Kopf geworfen, dass ich nicht mehr konnte, leer war, müde. Hatte er geglaubt, ich würde Spaß machen? Übertreiben?

Ich ziehe aus, Christian.

Du tust bitte was?

Ich ziehe aus.

Das ist lächerlich, Valerie! Wir haben ein paar Differenzen, von mir aus auch Probleme, wenn du so willst. Aber das ist doch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.

Ich schluckte und stellte den Karton mit der Bettwäsche auf dem Boden ab. Ich vermied noch immer, ihn anzusehen. Ein Blick in seine wundervollen grünen Augen würde es mir schwermachen, zu gehen. Diese Augen hatte ich immer so geliebt. Ich werfe nicht die Flinte ins Korn.

Doch, genau das tust du. Konnten wir nicht immer über alles reden?

Ich schwieg. Mein Magen zog sich zusammen. Machte ich einen Fehler? Übertrieb ich vielleicht doch nur maßlos? Sollte ich mich einfach mehr zusammenreißen und mich wie eine erwachsene Frau benehmen, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand? Das Dumme war nur: Genau das war schon lange nicht mehr der Fall. Und zusammengerissen hatte ich mich in den letzten Jahren mehr als genug.

Meine Güte, Valerie, wir sind fast vierundzwanzig Jahre verheiratet, da wirft man nicht einfach alles weg.

Jetzt schaute ich Christian doch an. Er hatte recht, man warf vierundzwanzig Jahre nicht einfach weg. Aber das tat ich auch gar nicht. Es hatte unzählige Gespräche, Diskussionen, Tränen, Wutausbrüche und Versöhnungsversuche gegeben. Wir hatten ganze Nächte hindurch geredet, uns manchmal aneinandergeklammert, weil wir nicht begreifen konnten, dass wir uns verloren hatten. Für Christian mochte es sich nicht so anfühlen, für mich schon. Für ihn war ein Streit ein Streit, eine Meinungsverschiedenheit, etwas, das man aus dem Weg räumen konnte. Für mich wurde es immer mehr. Ich hatte diese Dinge noch nie besonders gut trennen können, sachlich und objektiv streiten konnte ich einfach nicht. Wenn wir uns stritten, fühlte ich mich immer gleich als Mensch angegriffen.

Und nun, nach all den Jahren, hatte ich keine Kraft mehr. Ich war nicht nur müde und verzweifelt, ich war desillusioniert.

Da half es auch nicht, dass Christian theatralisch die Hände rang. Wo willst du überhaupt wohnen?

Bei Marlen.

Du brauchst ein bisschen Zeit, das verstehe ich.

Warum war er nur dauernd so verständnisvoll? Manchmal brachte mich dieses ständige Ich verstehe dich ja, Valerie fast um den Verstand. Warum schrie er mich nie an, tobte, haute mit der Faust auf den Tisch? Wenn er ganz ehrlich wäre, müsste er zugeben, dass er mich doch längst nicht mehr verstand.

Aber wie wäre ich mit so einer Reaktion umgegangen? Hätte ich gesagt: Schon gut, Christian. Ich versteh ja, dass du sauer bist ? Nein, ich wäre schon viel früher auf und davon gewesen, weil ich das noch viel weniger hätte ertragen können.

Christian hatte irgendwann zu mir gesagt, ich sei unberechenbar, er könne mich überhaupt nicht mehr einschätzen. Früher habe er geglaubt, mich in- und auswendig zu kennen, jetzt aber stünde er oft da und starre mich an, als wäre ich eine Fremde. Er wüsste nicht mehr, was in mir vorging, was ich empfand.

Wie denn auch? Ich wusste es ja selbst nicht mehr. Ich war zu einem Zuschauer meines eigenen Lebens geworden.

Ich lief aus dem Zimmer, das früher Jona gehört hatte, meinem höflichen, hilfsbereiten, aber leider auch sehr chaotischen Sohn. Das Wort Ordnung hatte er wahrlich nicht erfunden, manchmal hatte ich mir einen Weg bis zu seinem Kleiderschrank bahnen müssen, um seine frische Wäsche einzuräumen. Später hatte ich sie ihm einfach vor die Tür gelegt.

Wie sehr ich ihn vermisste! Ihn und sein einzigartiges Chaos, seine Unordnung, die für ihn immer eine ganz bestimmte Ordnung gehabt hatte.

Ich unterdrückte die Tränenflut, die sich anbahnte, und verschwand im Wohnzimmer, um den Karton mit meinen Orchideen zu holen. Dabei biss ich mir fest auf die Unterlippe.

Ich war ein impulsiver Mensch und neigte außerdem dazu, in solchen Augenblicken sehr ungerecht zu werden, aber ich würde jetzt nicht heulen und sagen, dass mir all das leidtue. Ehrlich gesagt war ich im Moment so aufgewühlt, dass sich mein Kopf doppelt so schwer anfühlte wie sonst. Wie sollte ich da einen klaren Gedanken fassen?

Christian verzog das Gesicht zu einem verkrampften Lächeln.

Ist wohl besser, wenn du die Orchideen mitnimmst. Bei mir würden sie eingehen. Er schien wirklich zu glauben, dass ich nur eine Weile fortbleiben und dann zurückkehren würde.

Wie sehr hatte ich diesen Mann geliebt. Vielleicht tat ich das noch immer. Aber tief in mir drin war eine große Leere, die sich wie ein schwarzes Loch anfühlte. Und diese Leere hatte viele Jahre an mir genagt, mich nach und nach zerfressen. Nein, falsch. Es war gar keine Leere, es war Unmut. Und all die aufgestaute Wut und der Groll hatten mich von innen vergiftet. Die nachgiebige, sanftmütige Valerie hatte sich in eine mürrische, notorisch unzufriedene Frau verwandelt, der ihre eigenen Emotionen Angst machten.

Ich werde nicht zurückkommen, Christian , sagte ich leise, mit rauer und brüchiger Stimme.

Wahrscheinlich würde ich doch gleich heulen.

Christian hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Verlassen zu werden. Doch auch wenn mir das bewusst war, ich konnte nicht anders. Es ging nicht. Ich fühlte mich wie eine Marionette, deren Fäden man zog oder losließ.

Du gehst wirklich , sagte er mit tonloser Stimme.

Mein Magen zog sich zusammen. Ja, ich würde gehen. Lange hatte ich darüber nachgedacht, es vor mir hergeschoben und wieder vertagt. Es war die Angst vor meiner eigenen Courage gewesen, die mich bisher daran gehindert hatte, durch die Tür zu gehen.

Ich hievte den Karton mit den Pflanzen auf den mit der Bettwäsche. Für einen Augenblick war mir, als würde ich den größten Fehler meines Lebens machen. Christian und ich gehörten doch zusammen. Wir hatten miteinander alt werden, gemeinsam unter dem Birnbaum sitzen und unseren Enkelkindern beim Spielen zusehen wollen.

Heiße Tränen schossen mir in die Augen. Ich musste blinzeln und mich ein paarmal räuspern. Wir haben so viel geredet, Christian , sagte ich leise. Immer und immer wieder geredet, unsere Probleme hin- und hergewälzt, sie zertreten und wieder zusammengesetzt. Ich kann einfach nicht mehr.

Ein Wagen hupte vor dem Haus.

Hast du ein Taxi bestellt? , fragte er.

Das wird Marlen sein. Sie holt mich ab. Ich nahm meine Jacken und Tücher von der Garderobe und warf sie auf den oberen Karton. Ein letzter Blick in die Küche, deren Tür offen stand. Ein flüchtiger Blick auf die Flurkommode, auf der Fotos unserer Kinder standen. Alexandra mit ihrem dunklen, glänzenden Haar und dem leicht spöttischen Lächeln, daneben die blonde Amelie, die ihrer großen Schwester so gar nicht ähnlich sah, und Jona, der einen Arm um sie gelegt hatte. Wie fröhlich sie aussahen, wie unschuldig. Und wie glücklich.

Ich erinnerte mich noch gut daran, wie Christian das Foto gemacht hatte. Es war ein Samstagnachmittag im Herbst gewesen, kurz nach Amelies achtzehntem Geburtstag.

Ich musste mehrmals hintereinander schlucken. Meine Kinder, meine Familie. Ich machte alles kaputt. Und doch konnte ich nicht anders.

Ich drehte mich um und ging.

Als Erstes brauchst du ein Auto. Marlen stellte die letzte Kiste ins Gästezimmer, das ich vorübergehend beziehen würde.

Und wovon soll ich das bezahlen?

Du suchst dir einen Job.

Die freien Kuratorenstellen liegen ja Gott sei Dank auf der Straße , erwiderte ich trocken. Selbst mir fiel auf, wie verbittert es klang. Ich wusste gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal aus vollem Hals gelacht hatte. Wie lange war es her, dass ich zufrieden und glücklich gewesen war?

Dann suchst du dir eben was anderes , meinte meine Freundin schulterzuckend. Für Marlen war alles immer ganz einfach.

Ich hörte meinen Vater sagen: Du bist jung und hast zwei gesunde Hände. Und ich hörte mich antworten: Ich habe zwei gesunde Hände, stimmt, aber ich bin nicht mehr jung. Ich bin siebenundvierzig.

Aber war das alt? Nein, aber auch nicht mehr jung. Es war irgendwas dazwischen, und das machte es nicht besser.

Tatsache war, dass ich mich alt fühlte, uralt sogar.

Am frühen Abend saßen wir zusammen in Marlens kleiner Küche.

Ich hatte keinen Appetit. Es fühlte sich seltsam an, nicht zu Hause am Küchentisch zu sitzen, Christian gegenüber.

Als Alexandra vor fünf Jahren ausgezogen war, hatte ich die ersten Tage immer noch für sie mitgedeckt, aus lauter Gewohnheit. Die anderen hatten sich über mich lustig gemacht und mich liebevoll geneckt, ob wir vielleicht einen unsichtbaren Gast hätten.

Ob Christian an diesem Abend auch für mich Teller und Besteck hingestellt hatte? Aus Gewohnheit? War es das, was unser Zusammenleben ausgemacht hatte? Gewohnheit? War die Vorstellung, bis ans Ende unserer Tage verliebt zusammenzuleben, am Ende nur eine riesengroße Illusion und nichts weiter als eine Seifenblase gewesen?

Du denkst an ihn, stimmt´s?

Blödsinn.

Natürlich denkst du an ihn. Ich seh´s...
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