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Die Offenbarung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
446 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.02.20181. Auflage
In einem Eisberg bei Grönland entdeckt der Polarforscher Fred Findhorn ein Flugzeugwrack. An Bord: die Leiche des Physikers Lev Petrosian, der am Bau der ersten Atombombe beteiligt war und sich im Kalten Krieg mit geheimen Aufzeichnungen in die Sowjetunion absetzen wollte. Als Findhorn die Unterlagen an sich nimmt, gerät er in das Fadenkreuz ebenso mächtiger wie skrupelloser Verfolger. Offenbar hatte Petrosian an der Umwandlung von Vakuum in Energie gearbeitet - eine epochale Entdeckung und eine Bedrohung für die ganze Menschheit ...

Bill Napier, geboren 1940 in Perth/Schottland, ist einer der führenden Asteroidenforscher. Im Sonnensystem kursiert ein Komet, der nach ihm benannt ist: Napier 7096.
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Produkt

KlappentextIn einem Eisberg bei Grönland entdeckt der Polarforscher Fred Findhorn ein Flugzeugwrack. An Bord: die Leiche des Physikers Lev Petrosian, der am Bau der ersten Atombombe beteiligt war und sich im Kalten Krieg mit geheimen Aufzeichnungen in die Sowjetunion absetzen wollte. Als Findhorn die Unterlagen an sich nimmt, gerät er in das Fadenkreuz ebenso mächtiger wie skrupelloser Verfolger. Offenbar hatte Petrosian an der Umwandlung von Vakuum in Energie gearbeitet - eine epochale Entdeckung und eine Bedrohung für die ganze Menschheit ...

Bill Napier, geboren 1940 in Perth/Schottland, ist einer der führenden Asteroidenforscher. Im Sonnensystem kursiert ein Komet, der nach ihm benannt ist: Napier 7096.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688108107
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten446 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2612491
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 Flesland Alpha

Das neue Millennium

In Gestalt eines kleinen, bebrillten, sanftmütigen Norwegers in einem überlangen Trenchcoat und mit einer Aktentasche hielten Tod und Zerstörung Einzug in Findhorns Büro in Aberdeen. Er behauptete, sein Name sei Olaf Petersen, und in verblichener Goldprägung wies seine Aktentasche auch die Buchstaben O.F.P. auf.

Anne streckte den Kopf zur Tür herein. Sie trug heute ihr Haar in Rot. «Fred, hier ist ein Mister Olaf Petersen.»

Den roten Ledersessel hatte man zu einem weit herabgesetzten Preis bei einer Auktion brandgeschädigten Hausrats erstanden, aber er wies jede Menge Beschlagnägel aus Messing auf, hatte viele Knitterfalten und verlieh dem kleinen Büro das dringend benötigte Flair von Opulenz. Petersen ließ sich hineinsinken und überreichte eine kleine Visitenkarte. Er betrachtete die Fotos, die die Bürowände bedeckten: Eisberge, Nordlicht, ein knuddeliger kleiner Eisbär, ein Eisbrecher, der allem Anschein nach auf einem Schneefeld gestrandet war.

Auf der Karte stand:


Olaf F. Petersen, Cand.mag., Siv.ing. (Tromsø)

Fiesland Field Centre

Norsk Advanced Technologies


«Kaffee?», fragte Findhorn, aber er spürte, dass dieser Mann kaum Neigung zu höflichem Vorgeplänkel hatte.

«Vielen Dank, aber ich habe nur sehr wenig Zeit. Die Company würde ein wenig Hilfe zu schätzen wissen, Doktor Findhorn.» Wie oft bei Skandinaviern war das Englisch des Mannes ausgezeichnet, und nur das Fehlen jeglichen regionalen Akzents wies daraufhin, dass es seine zweite Sprache war.

«Norsk und ich haben von Zeit zu Zeit Geschäfte abgewickelt.»

«Diese spezielle Aufgabe ist völlig anders als alles, was Sie bisher für uns erledigt haben. Es hat sich etwas ereignet. Die Angelegenheit ist dringlich und erfordert strengste Vertraulichkeit. Wir hoffen, dass Sie uns helfen können, obwohl wir uns so kurzfristig an Sie wenden.»

Findhorn dachte an die gähnende Leere im Terminkalender der kommenden Monate. Petersen sah ihn erwartungsvoll an. «Ich hatte auf ein paar Urlaubstage über Weihnachten gehofft.»

Petersen wirkte unzufrieden. «Ehrlich gesagt, ich bin enttäuscht. Sie wären der perfekte Partner für diesen Auftrag.»

Findhorn hielt es für besser, die abweisende Haltung nicht zu übertreiben. «Warum sagen Sie mir nicht, worum es geht?»

Petersen lächelte ein wenig und zog einen großen weißen Umschlag aus seiner Aktentasche. «Haben Sie einen Leuchttisch?»

«Natürlich. Hier entlang bitte.»

Dadurch, dass er die Tür mit «Wetter-Raum» gekennzeichnet hatte, hoffte Findhorn den Eindruck zu erwecken, dass sich entlang des Korridors statt der beiden Besenkammern und der Toilette noch weitere Räume mit Bezeichnungen wie «Schlammanalyse», «Kernprobenlaboratorium» oder gar «Simulation arktischer Umwelt. Eintritt verboten» befanden. Der Leuchttisch, ungefähr eins fünfzig mal eins zwanzig groß, nahm einen erheblichen Teil des Raums ein. Sie bahnten sich den Weg zwischen Pappkartons und Papierstapeln. Findhorn schaltete den Tisch ein und verdunkelte das Fenster mit einem schwarzen Vorhang. Petersen öffnete den Umschlag und zog ein Diapositiv hervor, das ungefähr dreißig Zentimeter im Quadrat maß. Die Beschriftung in einer Ecke sagte aus, dass es mit Genehmigung des National Ice Center zur Verfügung gestellt wurde und von einem DMSP-Infrarotsatelliten stammte.

Findhorn legte das Dia auf den Tisch. Unten links zeichnete sich außer an den Stellen, wo Seenebel die Umrisslinien verbarg, die Westküste Grönlands als grauweißer, gezackter Fleck ab. Jemand hatte die Grenze des Packeises mit einer gestrichelten Linie gekennzeichnet. Vereinzelt waren auch Eisberge zu erkennen. Kleine Pfeile, die nummeriert waren, wiesen auf sie hin.

«Fällt Ihnen etwas auf?», fragte Petersen.

Findhorn ließ den Blick über das Bild schweifen. «Eigentlich nicht.» Er deutete auf einen Eisberg vor dem Davy Sund, nahe der Grenze zwischen den grönländischen und internationalen Gewässern. «Außer vielleicht A-02 hier. Der ist recht groß.»

«Ungewöhnlich groß für die Ostküste. Die großen Tafelberge sind normalerweise westlich von Grönland zu finden. Sie brechen vom Petterman-, vom Quarayaq- oder dem Jungersen-Gletscher ab und treiben dann durch die Baffin Bay zur Newfoundland Bank.»

«Und wohin treibt dieser?»

«Er ist in die Ostgrönland-Strömung geraten. Mag sein, dass er Cape Farewell umrundet und sich zu seinen westlichen Cousins gesellt, er könnte jedoch auch in den Nordatlantik ausbrechen. Aber Größe und Abtrieb sind nicht das Problem, Doktor Findhorn. Sehen Sie genauer hin.»

Es hatte sich etwas Staub auf dem Dia angesammelt, direkt über dem großen Eisberg, und Findhorn pustete. Der Staub ließ sich jedoch nicht wegblasen und blieb auch an Ort und Stelle, als Findhorn leicht mit dem Finger darüber rieb. Der Doktor runzelte die Stirn.

«Versuchen Sie´s mit dem Mikroskop», schlug Petersen höflich vor.

Findhorn schwenkte das Mikroskop über das große Dia. Er hantierte an der Rändelschraube und stellte das Foto scharf.

Der Eisberg füllte das Format aus. Ein Muster gekräuselter Wellen markierte seine Drift im Ozean. Er war umgeben von einer Flottille kleinerer Schollen, nicht unähnlich einem Flugzeugträger inmitten von Segelyachten.

Findhorn schwenkte den vorderen Objektivhalter. Verwirrt runzelte er noch stärker die Stirn.

Die Staubflecken hatten sich in Rechtecke verwandelt, in von Menschen errichtete Bauten, die Hütten glichen. Weitere, kleinere Formen waren ringsum verstreut.

Er stellte das Mikroskop auf die höchste Vergrößerungsstufe ein und verstärkte die Intensität des Lichts, das durch das Glas nach oben abstrahlte. Und dann blickte er höchst verblüfft vom Mikroskop auf. «Aber das ist ja verrückt.»

Olaf stimmte zu. «Eisberge schmelzen. Spalten sich. Schlagen um. Kein Mensch, der bei Sinnen ist, betritt einen Eisberg.»

«Aber ...»

«Aber auf diesem hat man ein großes Lager errichtet.» Olaf beugte sich über den Leuchttisch und tippte mit einem kurzen Finger auf das Foto. «Ja, Doktor Findhorn, es ist verrückt. Diese kleinen unregelmäßigen Formen, die Sie erkennen. Das sind Menschen. Auf einem Eisberg, der jederzeit umkippen könnte.»

Findhorn stand auf. Das Licht vom Tisch, das nach oben schien, verlieh Petersen ein etwas unheimliches Aussehen, sodass er einem wahnsinnigen Wissenschaftler in einem alten Horrorfilm glich. Findhorn wurde etwas unbehaglich zumute. «Und was genau will Norsk nun von mir?»

Petersen ließ die gute Imitation eines Lächelns sehen. «Zuerst möchten wir, dass Sie zur nördlichsten Bohranlage in unserem Field Centre fliegen.»

«Norsk Flesland?»

«Ebenda. Dann möchten wir Sie von dort zur Norsk Explorer, unserem Eisbrecher, fliegen, der sich gegenwärtig ungefähr dreihundert Kilometer nördlich der Bohranlage befindet, eben noch in Reichweite eines Hubschraubers. Die Explorer wird Sie zu A-02 bringen, noch weiter nördlich. Wir möchten, dass Sie den Berg erklettern.»

Und da war es wieder, das altvertraute Gefühl, als würde sich ihm der Magen umdrehen. «Warum? Und warum ausgerechnet ich?»

Petersen lächelte noch immer, aber sein Blick war berechnend. «Vielleicht sollte ich doch den Kaffee trinken, den Sie mir angeboten haben.»

 

«Wie läuft´s denn so?»

«Okay, danke. Nur ein bisschen nervös.»

«Schon mal auf´ner Bohrinsel gewesen?» Der Mann hatte die Stimme gehoben, um Findhorns Ohrenschützer zu durchdringen.

Findhorn blickte hinaus über das dunkle Meer. In der Ferne schimmerten Lichter am Horizont. Der Hubschrauber flog direkt auf sie zu.

«Bin ich nicht.»

«Dachte ich mir. Was ham Sie für´n Job?»

«Bin nur ein Besucher.»

«Sie sind also nur ´n Besucher?»

Findhorn nickte. Die lodernden Lichter nahmen langsam Gestalt an. Als sich der Hubschrauber näherte, konnte er allmählich drei erleuchtete Giganten ausmachen, die Händchen haltend im Ozean wateten.

Der Brummie mochte nicht so recht aufgeben. «Nicht, dass es mich was angeht, natürlich, Sie wissen schon, was ich meine.»

Jetzt konnte Findhorn erkennen, dass ihre oberen Aufbauten mit Kränen und großen metallenen Christbäumen bewaldet waren. Da gab es Röhren und seltsame Auskragungen und winzige Männer auf Laufgängen und Plattformen. Die Arme, die die Giganten verbanden, erwiesen sich als Passagen. Es war eine Stadt auf Stelzen. Ihr niedrigstes Deck thronte dreißig Meter über dem Arktischen Meer: Die Ingenieure hatten eine riesige Flutwelle, wie sie sich einmal alle hundert Jahre auftürmt, vorsorglich in ihre Konstruktion einbezogen. Was jedoch die Eisberge betraf, hatten sie sich auf Statistik und Gebete verlassen. Gegen einen Zehn-Millionen-Tonnen-Berg hätte Norsk Flesland jedoch genauso gut aus Streichhölzern zusammengeklebt sein können.

«Ich bin beeindruckt», sagte Findhorn.

«Ja, das sollten Sie auch sein. Was Sie da sehen, ist höher als der Eiffelturm. Mit zehn Decks und drei Turbinen, die uns mit fünfundzwanzig Megawatt versorgen. Wir holen jeden Tag ´ne halbe Million Barrel Rohöl und dreihundert Millionen Kubikfuß Gas raus. ´ne halbe Meile Wasser ist zwischen Bohrplattform und dem Meeresboden, und das Bohrloch reicht durch fünfzehntausend Fuß Schlamm.»

Er ist dicht dran, dachte Findhorn. Sie bringen es auf sechshunderttausend Barrel am Tag, und sie haben sich durch achtzehntausend Fuß Sandstein aus dem Oberen Jura gebohrt.

«Aber Sie müssen wissen», eröffnete ihm der Mann, «bei all dieser Größe gibt es etwas, das mich in der...
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