Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Seniorentango

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
342 Seiten
Deutsch
Franzius Verlagerschienen am26.08.2016
Frederike muss feststellen, dass sie ihre Meinung über das Älterwerden überdenken muss, als ihre Großtante Gilberte ins Haus schneit, einen Erbschaftsstreit um das Elternhaus entfacht und kurzerhand ihre zwei besten und ebenso verrückten Freundinnen ins Haus holt. Die Seniorengang beschließt, mit außergewöhnlichen Mitteln zu Geld zu kommen und scheut nicht davor zurück, sich gegen Kriminelle zur Wehr zu setzen. Eine humorvolle Geschichte um jugendliche 69-jährige Amazonen, die sich nichts vom Alter diktieren lassen. Lassen Sie sich verzaubern von Gilberte, Henriette und Milly, die das Leben mit ganz viel Lebenslust meistern und die mit eigenwilligen Methoden, einem großen Herzen und einer enorm großen Brise Anti-Normalität auch Ihr Bild über reifere Menschen entscheidend auf den Kopf stellen werden.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextFrederike muss feststellen, dass sie ihre Meinung über das Älterwerden überdenken muss, als ihre Großtante Gilberte ins Haus schneit, einen Erbschaftsstreit um das Elternhaus entfacht und kurzerhand ihre zwei besten und ebenso verrückten Freundinnen ins Haus holt. Die Seniorengang beschließt, mit außergewöhnlichen Mitteln zu Geld zu kommen und scheut nicht davor zurück, sich gegen Kriminelle zur Wehr zu setzen. Eine humorvolle Geschichte um jugendliche 69-jährige Amazonen, die sich nichts vom Alter diktieren lassen. Lassen Sie sich verzaubern von Gilberte, Henriette und Milly, die das Leben mit ganz viel Lebenslust meistern und die mit eigenwilligen Methoden, einem großen Herzen und einer enorm großen Brise Anti-Normalität auch Ihr Bild über reifere Menschen entscheidend auf den Kopf stellen werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960500223
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum26.08.2016
Seiten342 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2615202
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2: Altersglück

Schlüssel klimperten draußen im Flur, eine Haustüre wurde aufgestoßen, und schon zwitscherte eine junge, viel zu gut aussehende Frau in den Raum: Guten Morgen, Frau Rohrmeier, ich bin dahaaa.

Klar bist du da, ich bin ja nicht taub , murmelte die alte Frau, die sich auf dem Sofa verschanzt hatte.

Sagten Sie was? , hörte sie die junge Frau in Weiß fragen, die gerade aus dem Flur in die kleine Wohnstube bog. Milly Rohrmeier sah sie übel gelaunt an.

Wie geht es uns denn heute, Frau Rohrmeier? Kornelia, die junge Pflegefachkraft, stellte ihre Tasche neben das Sofa und strahlte Milly Rohrmeier an.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, mir geht es blendend , maulte Milly. Ihre sonst schon miese Laune hatte sich just in diesem Moment um ein Vielfaches verschlechtert, als sich dieses elfenhafte Wesen Zutritt verschafft hatte zu ihrer kleinen Wohnung. Es war schlimm genug, dass sie in der Altersresidenz hausen musste, aber dass diese modellmäßigen Möchtegernkrankenschwestern auch noch mit einem Schlüssel, den man ihnen offiziell ausgehändigt hatte, Zutritt hatten zu den Wohnungen der Senioren, fand Milly unnötig und geradezu menschenunwürdig.

 

Kornelia überging die Anspielung von Milly Rohrmeier, überging ihre schlechte Laune überhaupt und hantierte mit sonnigem Gemüt an ihrer Tasche herum.

Dann wollen wir mal unseren Blutdruck messen , forderte Kornelia die alte Frau auf und hockte sich auf den Rand des Sofas, während sie sie aufmunternd anlächelte.

Warum müssen wir unseren Blutdruck messen? Ist Ihrer nicht in Ordnung? Meiner ist ganz normal , gab Milly ungehalten zu Protokoll.

Wieso meinen? , fragte Kornelia. Der Ausdruck in ihrem Gesicht bestätigte Milly, dass die junge Frau wohl neben dem gelernten Fach kaum etwas von ihrer Art von Humor verstand.

Vergessen Sie s , meinte Milly und sehnte sich nach alten Tagen, in denen sie mit schwärzestem Humor die Gäste ihrer Kneipe unterhalten hatte. Diese übertrieben aufgesetzte und zuvorkommende Art von Kornelia ging ihr dermaßen auf den Keks, dass sie hier längst wieder ausgezogen wäre, wenn sie denn gekonnt hätte.

Nun machen wir aber schön unseren Arm frei, sodass ich den Blutdruck messen kann.

Kornelia hatte den vermaledeiten Apparat in Händen, um diesen verfluchten Blutdruck zu messen. Was sollte sich auch seit gestern geändert haben? Was sollte es bringen, ihn jeden Tag zu messen? Milly regte sich jeden Tag über die Art von Kornelia auf, über die Langeweile in dieser blöden Residenz und das verflixte Fernsehprogramm, das mittlerweile zu ihrem unfreiwillig besten Freund geworden war. Und das alles war genauso wie gestern. Warum also sollte sich etwas an ihrem hohen Blutdruck geändert haben? Solange sie jeden Morgen so wenig von ihrem Leben genießen konnte und sich eine so faltenfreie und überfreundliche Fresse einer jungen Pflegerin ansehen musste, würde sich an ihrem Blutdruck gar nichts ändern.

Können Sie sich nicht vernünftig artikulieren? , meinte Milly böse. Das ewige Wir -Gequatsche ging ihr zusätzlich auf die Nerven. Kornelia behandelte sie wie jemanden, der blöd geworden war in der Birne. Aber auch das wurde von Kornelia übergangen. Entweder hatte sie selbst nicht so viel in ihrer Birne, oder sie lernten in der Ausbildung zur Pflegefachkraft, wie man die Gefangenen einer Altersresidenz gepflogen ignorierte.

 

Schließlich ergab sich Milly und ließ sich den Blutdruck messen, es half ja alles nichts. Sie konnte Kornelia nicht einfach rauswerfen und von hier abhauen. Während die junge Pflegerin an ihrem Arm herumwirkte, um den Blutdruck messen zu können, stierte Milly gelangweilt aus dem Fenster. Ein weiterer Tag in der Einöde der Residenz Altersglück . Wie konnte man einer Residenz nur einen so dummen Namen geben? Die alten Säcke unten in der Lobby waren geistig alle schon im Sarg, hatten ihr Leben bereits verwirkt und mühten sich mit täglichem Schach ab oder liefen der jungen Gymnastiklehrerin hinterher, die zweimal die Woche kam, um sich mit ihnen im Altersyoga abzumühen. So ein Schwachsinn. Wie lächerlich sie dabei aussahen, sagte ihnen wohl niemand. Da blieb sie dann doch lieber in ihrer Zweizimmerwohnung und sah sich den üblichen Mist im Fernsehen an.

170 zu 110, uiuiui , hörte sie Kornelia neben sich sagen, während sie die Apparatur zum Blutdruckmessen von ihrem Arm wegzog.

Wundert Sie das? , fragte Milly teilnahmslos.

Das ist nicht gut, Frau Rohrmeier, was machen wir denn da? Schon wieder hörte Milly diesen Tonfall, mit dem man sonst nur mit kleinen Kindern oder Deppen sprach. Kornelia sah sie mitleidig an.

Ja, ich weiß, Frau Rohrmeier, es dauert eben noch ein wenig, bis es Wochenende ist.

Hä? , dachte sich Milly. Wovon redete dieser Barbieverschnitt? Liebevoll streichelte Kornelia ihren Unterarm.

Ihr Sohn wird am Samstag auch am Schachturnier teilnehmen, ist das nicht toll? , fragte Kornelia und klatschte in ihre Hände, sodass Milly sich nicht mehr sicher war, ob diese junge Frau wirklich alle Tassen im Schrank hatte.

Schachturnier? Ach du Scheiße , sagte Milly und atmete tief durch. Sie war umzingelt von Idioten. Und ihr Herr Sohn, der es auch nur alle paar Wochen für nötig hielt hier aufzutauchen, nachdem er sie hier abgeladen hatte, konnte ihr den Buckel runterrutschen. Schachturnier, sowas Idiotisches. Jeder, der Milly Rohrmeier kannte, wusste, dass sie von Schach soviel hielt wie ein Veganer vom Fleischessen.

Sie sollten sich etwas mehr bewegen , meinte Kornelia freundlich und fing an, das Geschirr in der offenen Küche zu waschen.

Davon träum´ ich auch , gab Milly patzig zur Antwort.

Wie wäre es nachher mit einem Spaziergang, was meinen Sie? , brachte Kornelia den Vorschlag.

Sex würde mir mehr Spaß machen , murmelte Milly, und Kornelia hörte auf, den Teller zu waschen, den sie in Händen hielt. Etwas schockiert blickte sie in Millys Richtung und setzte nach wenigen Sekunden wieder ihr überfreundliches Grinsen auf.

Dafür bin ich leider nicht zuständig , sagte sie mit einem so lieblichen Ton, dass es Milly schon wieder den Blutdruck hochjagte.

Das dachte ich mir schon , gab Milly zur Antwort. Sie kniff ihre Lippen wütend zusammen.

Aber wenn Sie möchten, können wir mit dem Arzt⦠, fing Kornelia an, aber Milly unterbrach sie.

Eine Nummer schieben? Mit dem heißen Typen, der erst seit zwei Wochen da ist? Gibt s den auf Rezept? Mit dem sofort. Milly lachte, und die vielen gerauchten Zigaretten ihres Lebens husteten in ihrer Stimme mit. Sie liebte es, Kornelia aus dem Konzept zu bringen, und sie hatte immer wieder mal Erfolg damit. Diese sah sie betreten an, als hätte sie ihr vorgeschlagen, im Puff zu arbeiten. Milly seufzte, wenigstens konnte sie diese hirnlose Pflegebarbie ein wenig provozieren, das war ihr täglicher Höhepunkt. Mehr war nicht mehr drin, seit ihr schlauer Herr Sohn - oder vielmehr seine Göttergattin - entschieden hatte, dass sie es besser hätte in der Wohnanlage Altersglück . Dann wüssten sie sie immer in Sicherheit - pah, der Schleimer. Abgegeben hatte er sie, damit er sein Leben leben konnte. Sie würde hier verrotten, langsam aber sicher. Sie dachte darüber nach, wo ihr Revolver war. Notfalls könnte sie auch nachhelfen. Kornelia war offenbar derart vor den Kopf gestoßen, dass sie nichts mehr sagte und wortlos den Rest des Geschirrs abtrocknete. Milly knipste den Fernseher an. Wenigstens war die Dauerfreundlichkeitsfresse endlich still.

Machen Sie mir einen Kaffee , forderte Milly die junge Frau schließlich auf. Nicht wirklich freundlich, sie hatte keine Lust auf Konversation mit etwas, das so gut aussah wie dieses junge Ding und das ganze lebendige Leben noch vor sich hatte. Ohne zu antworten machte sich Kornelia an die Arbeit, werkelte an der Kaffeemaschine herum, während Milly weiter in den Fernseher stierte. Die gleiche Scheiße wie gestern, die heutigen Programme waren wirklich gerade noch gut genug, um daran zu verblöden. Geistige Umweltverschmutzung auf höchstem Niveau. Nicht mal ein anständiger Krimi lief. Ein paar TV-Leichen und andere kriminelle Perversitäten hätten sie jetzt aufmuntern können.

 

Plötzlich klopfte es an die Türe. Milly fuhr herum. Das würde doch nicht etwa ihr Sohn sein? Ihr Gesicht erhellte sich für einen kurzen Moment, und Kornelia trocknete sich die Hände ab.

Soll ich nachsehen? , fragte Kornelia.

Was fragen Sie so blöd, Sie stehen direkt neben der Eingangstür , herrschte Milly sie an und drehte den Fernseher leiser. Sie hatte sich soeben vorgenommen, nun doch keine gute Laune zu haben, egal, wer da vor der Tür stand. Schließlich war das auch einer, der nicht regelmäßig vorbeikam und sie hier alleine ließ. Also musste sie sich auch keine Mühe geben und freundlich sein. Sie hörte nur mit halbem Ohr hin, wie die Türe aufging, wie Stimmen sich unterhielten und blickte erschrocken in den Flur, als sie eine altbekannte Stimme vernahm: Altes Mädchen, was treibst du hier?

Gigi? Mit einem Mal erhellten sich alle Gesichtszüge von Milly.

Klar, ich bin s in voller Größe, lass´ dich umarmen , lachte Gilberte und bückte sich zu Milly hinunter. Mit Sorge betrachtete Gilberte die auffällige, geblümte Tapete an der Wand, als sie ihre Freundin in den Armen hielt. Sie spürte, wie schwer Milly geworden war, wie träge und wie alt sie sich anfühlte. Sie wollte nichts davon aussprechen. Sie hatte nur gehört, dass Milly in einer Altersresidenz...
mehr