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Wolfsnächte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Silberburg-Verlagerschienen am06.12.2012
Dezember 1999. Auf dem Rainbauerhof in Harthausen wird wenige Tage vor Weihnachten eine junge Frau erhängt aufgefunden. Ihr Abschiedsbrief gibt Kommissar Klaus Lott von der Kripo Ulm Rätsel auf. Als tags darauf im Nachbarort ein weiterer Suizid gemeldet wird und das Opfer dieselben Zeilen hinterlässt, glaubt Lott nicht mehr an einen Zufall. Die Spur führt Lott und seine Soko '2412' zu einer okkulten Vereinigung, die sich 'Die Hüter der Wolfsnächte' nennt und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den überlieferten Losungen dieser Nächte zu folgen. Die Welt steht an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend, in Harthausen aber scheinen die Uhren rückwärts zu laufen. Als sich dann noch der Jahrhundertsturm 'Lothar' ankündigt, kann die 'Wilde Jagd' beginnen!

Manfred Eichhorn, geboren 1951, ist selbstständiger Buchhändler in Ulm und Autor von Romanen, Erzählungen, Sketschen, Theaterstücken, Gedichten und Kinderbüchern in Schwäbisch und Schriftdeutsch.
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Produkt

KlappentextDezember 1999. Auf dem Rainbauerhof in Harthausen wird wenige Tage vor Weihnachten eine junge Frau erhängt aufgefunden. Ihr Abschiedsbrief gibt Kommissar Klaus Lott von der Kripo Ulm Rätsel auf. Als tags darauf im Nachbarort ein weiterer Suizid gemeldet wird und das Opfer dieselben Zeilen hinterlässt, glaubt Lott nicht mehr an einen Zufall. Die Spur führt Lott und seine Soko '2412' zu einer okkulten Vereinigung, die sich 'Die Hüter der Wolfsnächte' nennt und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den überlieferten Losungen dieser Nächte zu folgen. Die Welt steht an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend, in Harthausen aber scheinen die Uhren rückwärts zu laufen. Als sich dann noch der Jahrhundertsturm 'Lothar' ankündigt, kann die 'Wilde Jagd' beginnen!

Manfred Eichhorn, geboren 1951, ist selbstständiger Buchhändler in Ulm und Autor von Romanen, Erzählungen, Sketschen, Theaterstücken, Gedichten und Kinderbüchern in Schwäbisch und Schriftdeutsch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783842515444
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum06.12.2012
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1809 Kbytes
Artikel-Nr.2751086
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Uwe Schwegler war in Feierlaune. Der Leiter des Dezernats für Wirtschaftsdelikte, illegales Glücksspiel, Betrug, Fälschungen und Falschgelddelikte hüpfte durch den Korridor des Neuen Baus wie ein Schuljunge, für den die Weihnachtsferien beginnen.

Am anderen Ende des Korridors angekommen, betrat Schwegler das Büro des Dezernats 1, zuständig für Mord, nicht natürliche Todesfälle, ungeklärte Leichen und Brandermittlung, welches Klaus Lott, Erster Kriminalhauptkommissar, leitete. Bei ihm saß der Kollege Max Brauchle, Kriminalhauptkommissar und Lotts rechte Hand.

Schwegler, die aktuelle Tageszeitung unterm Arm, betrat das Dienstzimmer, schlug noch im Gehen die Zeitung auf und las ihnen unaufgefordert die allein dominierende Schlagzeile des Lokalsportteils vor: »Das Glück kommt zu dem, der zu warten vermag.«

Als die von ihm erhoffte Reaktion der Kollegen ausblieb, intonierte er noch einmal den geradezu philosophischen Satz und fügte feierlich hinzu: »Am 4. Dezember waren wir Tabellenletzter, und alle hatten uns bereits abgeschrieben. Und jetzt, nach dem 3 : O-Sieg gegen die Frankfurter Eintracht, der dritte Dreier in Folge. 15. Tabellenplatz. Sechs Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt …«

»Ond bloß no drei Punkt zu ma einstelliga Tabellaplatz«, stimmte jetzt Brauchle in Schweglers Enthusiasmus mit ein.

»Das Glück kommt zu dem, der zu warten vermag«, sagte Schwegler zum dritten Mal, und Brauchle fügte aufatmend dazu: »Ond was hemmer net gwartet.«

Beide waren sie Fußballverrückte. Seit ihr Verein, der SSV Ulm 1846, in diesem Jahr in die Erste Fußball-Bundesliga aufgestiegen war, schwebten sie förmlich im siebten Fußballhimmel. Und ihre Götter waren Leandro und Hans van de Haar, Rui Marques und Oliver Otto sowie die übrigen Spieler des rund dreißigköpfigen Kaders - allesamt kurz aufleuchtende Sternchen am Fußballhimmel, die allzu schnell wieder verglühen würden -, angeführt von ihrem Trainer Martin Andermatt, der Zeus unter ihren Göttern.

»Forever, forever, forever now - Ulmer Spatzen, der SSV«, sang Uwe Schwegler jetzt und war nicht mehr zu bremsen. Fehlte nur noch, dass er seinem Feuerzeug eine Flamme entsteigen ließ und diese mit sentimental pathetischer Geste in die Höhe reckte.

Das Klingeln des Telefons durchschnitt die Hymne, die gerade erneut in den Refrain münden wollte. Mit einer entsprechenden Handbewegung bat Lott um Ruhe, denn er musste sich eine Adresse notieren, die ihm von der Notrufzentrale soeben durchgegeben wurde.

Lott legte den Hörer zurück, schaute Max Brauchle vielsagend an und sagte: »In Harthausen hat sich jemand erhängt.«

»Drei Däg vor Weihnächta! Herrgott no amol, für den hot gwieß jemand omsonschd a Gschenkla kauft«, war Brauchles launischer Kommentar.

»Es handelt sich um eine Frau«, klärte Lott ihn auf.

»Kein SSV-Fan«, grinste Schwegler achselzuckend, faltete die Zeitung zusammen und winkte damit als Zeichen des Aufbruchs den beiden Kollegen zu. An der Tür drehte er sich noch einmal um und lächelte: »Und denkt dran, Freunde: Das Glück kommt zu dem, der zu warten vermag.«

Lott und Brauchle griffen nach ihren Jacken und zogen sie noch im Gehen an, dann nahmen sie die Treppe, eilten zum Parkplatz und stiegen in ihren Dienstwagen. Lott setzte sich auf den Beifahrersitz, Brauchle fuhr, so hielten sie es im Allgemeinen.

Der Weg nach Harthausen führte sie über die Weststadt nach Söflingen.

»Jetzt wärad mir schier drhoim«, seufzte Brauchle, als sie an der Leonhardskapelle vorbeikamen, und schaute die Jörg-Syrlin-Straße hoch. Brauchle wohnte im Maienweg, der gleich um die Ecke war. Auch Lott wohnte in diesem Viertel. In der Käthe-Kollwitz-Straße, aber erst seit dem eben vergangenen Herbst. Dort hatten seine Frau Elli und er eine Vier-Zimmer-Eigentumswohnung erworben. Seit Lisa in Freiburg studierte und sich dem Elternhaus allmählich entzog, war ihnen das gemietete Einfamilienhaus in Reutti mit dem dazugehörenden Tausendquadratmetergarten zu groß geworden. Dass er allerdings wieder in Söflingen, dem Ort seiner Kindheit und Jugend, wohnen würde, das hatte er so nicht geplant. Aber Elli hatte alle damit verbundenen Vorteile ins Feld geführt: Stadtnähe, Straßenbahn - ihre Liste der praktischen Errungenschaften, die dieser Wohnungswechsel mit sich bringen würde, schien unbegrenzt zu sein. Selbst die Friedhofsnähe verbuchte sie auf der Habenseite, so dass Lott schließlich keine andere Wahl blieb, als ihrem Wunsch zuzustimmen.

Lotts Blick fiel auf den Kollegen. Brauchle schaute irgendwie wehmütig aus der Wäsche.

»Was ist los, Max?«

»Was soll scho sei?«, antwortete Brauchle ausweichend.

Es war Lott nicht verborgen geblieben, dass es mit der Ehe seines Kollegen nicht zum Besten stand. Das lag sicher auch daran, dass Max sich in seiner Freizeit mehr und mehr dem Fußball verschrieben hatte. Zuletzt trainierte er sogar eine Frauenfußballmannschaft und war dadurch an vielen Abenden und kaum einem Wochenende einmal zu Hause.

Brauchles einzige Tochter, etwas jünger als Lisa, war zudem in diesem Jahr zu ihrem Freund gezogen. Das setzte der Einsamkeit von Brauchles Ehefrau die Krone auf.

»Was macht ihr an Weihnachten?«, fragte Lott absichtslos.

»An schlechta Eidruck«, murrte Brauchle. Bei dieser Antwort schien sein ohnehin großer runder Kopf noch größer und runder zu werden, als hätte sein Unmut nicht genug Platz in ihm.

»Jetzt im Ernst«, hakte Lott nach.

»Frog me net«, wich Max aus.

»Aber du bist doch daheim?«

»I scho.«

»Und Lisbeth?«

»Sie fährt über Weihnachta zu ihrer Mutter. Zumindest droht se drmit. Ond mei Fräulein Tochter lässt sich über d Feiertäg ao net blicka.«

»Max, an der Situation bist du ja nicht ganz unschuldig, oder?«

Brauchle seufzte, sagte aber nichts darauf. Er war bereits auf der Harthauser Straße, auf Höhe der Sportplätze, und gab jetzt mehr Gas. Lott schaute auf die Uhr. Es war kurz nach Mittag.

»Wie war die Adress?«

»Rainbauerhof«.

Max schüttelte den Kopf. »So genau han i s jetzt gar net wissa wella.«

»Dorfstraße 3«, ergänzte Lott.

Brauchle bog hinter dem Ortsschild rechts ab. Von weitem sahen sie einen Streifenwagen auf dem Hof, der wohl der Rainbauernhof war, stehen. Brauchles Suche hatte sich damit erübrigt. Er parkte neben einem BMW, auf dessen Armaturenbrett das Schild ARZT im Dienst mit dem dazugehörigen Emblem, der Schlange, die sich um den Aeskulapstab windet, hervorstach.

Lott stieg aus und ging voraus. Gleich wurde er von der Streifenwagenbesatzung, die den Leichenfundort gesichert hatte, empfangen.

»Eine Josefa Pfäffle, sie hat sich im Stall aufghängt, an der obersten Sprosse einer fest verankerten Leiter, die zum Heuboden führt«, informierte einer der beiden, um Korrektheit bemüht, die Kommissare und ging voraus. Die Tote lag rücklings auf dem Stallboden, der Sisalstrick lag noch lose um ihren Hals. Ihre Augen waren einen Spaltbreit geöffnet, die Zunge lag zwischen den Zähnen. Neben ihr kniete der diensthabende Arzt. Lott erkannte ihn sofort. Es war der Maichel Bernd, sein Schulfreund. Er hatte Medizin studiert und sich später als praktischer Arzt in Söflingen niedergelassen.

Brauchle hatte bereits damit begonnen, die Leiche zu entkleiden, um den Körper nach Spuren einer möglichen Fremdeinwirkung zu untersuchen.

Lott stoppte ihn: »Lass das die KT machen.«

»Warum des?«

»Sicher ist sicher«, gab ihm Lott zur Antwort und rief per Handy im Dezernat 8 an, zuständig für die Kriminaltechnik und den Erkennungsdienst, für Spurensuche und Spurensicherung. Den Dezernatsleiter, Harald Lohner, einen noch sehr jungen Kollegen, bat er, er möge umgehend mit seinen Spezialisten zum Leichenfundort kommen.

Dann wandte er sich an einen der Schutzbeamten: »Wer hat die Leiche entdeckt?«

»Eine Tante der Toten, sie ist drinnen im Haus.«

Lott folgte ihm. Die Haustür stand einen Spalt weit offen. Vom Gang aus führte die erste Tür links in die Küche. Der Polizist ging voran und öffnete. An der Spüle hantierte eine Frau in dunkler Kittelschürze, eher über siebzig als darunter. Ihr Kopftuch war hoch über die Stirn gerutscht, so dass ihre Haare, die von Silberfäden durchzogen waren, sichtbar wurden. Als Lott eintrat, schaute sie ihn kurz an, wandte sich dann aber gleich wieder von ihm...
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