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Freakshow

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Rotbuch Verlagerschienen am29.01.20132. Auflage
Der Kult geht weiter! Kristof Kryszinski ist zurück und sein zehnter Fall verspricht wieder jede Menge durchgeknallte Typen, staubtrockene Kommentare und unorthodoxe Ermittlungsmethoden. Kryszinskis Auftragsbücher sind voll, mit gleich vier Fällen ist der Ruhr-City-Detektiv mehr als ausgelastet. Doch während er Rollstuhlfahrer vor gelangweilten Teenagern bewahren, Kinderschänder aufspüren, einen Bugatti finden und eine Großbaustelle vor vermeintlich kreuzbraven Anrainern schützen soll, wird ihm allmählich klar, dass alles und alle miteinander verwoben sind und er selbst mittendrin im Schlamassel steckt!

Jörg Juretzka, 1955 in Mülheim an der Ruhr geboren, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimi-Erstling 'Prickel' erschien 1998 im Rotbuch Verlag und wurde mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Für 'Der Willy ist weg' erhielt Juretzka erneut den Deutschen Krimipreis (2002). Zuletzt erschienen bei Rotbuch 'Rotzig & Rotzig'.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer Kult geht weiter! Kristof Kryszinski ist zurück und sein zehnter Fall verspricht wieder jede Menge durchgeknallte Typen, staubtrockene Kommentare und unorthodoxe Ermittlungsmethoden. Kryszinskis Auftragsbücher sind voll, mit gleich vier Fällen ist der Ruhr-City-Detektiv mehr als ausgelastet. Doch während er Rollstuhlfahrer vor gelangweilten Teenagern bewahren, Kinderschänder aufspüren, einen Bugatti finden und eine Großbaustelle vor vermeintlich kreuzbraven Anrainern schützen soll, wird ihm allmählich klar, dass alles und alle miteinander verwoben sind und er selbst mittendrin im Schlamassel steckt!

Jörg Juretzka, 1955 in Mülheim an der Ruhr geboren, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimi-Erstling 'Prickel' erschien 1998 im Rotbuch Verlag und wurde mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Für 'Der Willy ist weg' erhielt Juretzka erneut den Deutschen Krimipreis (2002). Zuletzt erschienen bei Rotbuch 'Rotzig & Rotzig'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783867895552
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum29.01.2013
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.10
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1438 Kbytes
Artikel-Nr.2756861
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Ein ungeschälter Fichtenstamm fungierte als Schlagbaum und versperrte, mit Kette und Vorhängeschloss gesichert, die Zufahrt zum Waldweg. Die Motorroller waren einfach dran vorbeigebrettert, die für Fußgänger und Reiter gedachte Öffnung gerade breit genug für sie. Doch nicht für meinen Toyota. Ich hielt an, zögerte erneut. Nichts regte sich im Scheinwerferlicht vor mir. Auch bei Fernlicht nicht. Nur Wald, dunkler, schweigender Wald. Trotzdem schaltete ich die Zündung aus, das Licht, öffnete die Fahrertür, stieg aus. Das Fallen schwerer, letzter Tropfen des letzten Gewitters des vergangenen Abends und fernes, mit viel Wohlwollen an Brandung erinnerndes Autobahn-Rauschen waren die einzigen wahrnehmbaren Geräusche in dieser tropisch heißen, tropisch feuchten Nacht gegen Ende eines weiteren Glutofen-Sommers in der Ruhr-City. Der Himmel war wolkenlos, doch die Luft diesig, die Dunkelheit nahezu vollkommen. Was immer die Halbwüchsigen hier im Wald getrieben hatten, es ging mich nicht das Geringste an.

Dennoch griff ich durchs offene Beifahrerfenster, klappte das Handschuhfach auf und fand nach einigem Gefummel den zu einer kleinen Rolle gewickelten Sägedraht, den ich - zusammen mit ein paar anderen Werkzeugen - immer dabeihabe. Anderthalb Minuten später war der Schlagbaum hoch.

Die Gestalt, die mir inmitten einer Wegbiegung ins Scheinwerferlicht hoppelte, war die eines Mannes. Unverkennbar. Was da bei jedem Hopser vorn munter mitschwang, stellte Thüringens stolzestes Produkt glatt in den Schatten, in Länge wie Umfang. Also ein Mann, offenbar nackt, wenn auch von Kopf bis Fuß in braune Tannennadeln gehüllt. Augen, Mund, Hand- und Fußgelenke straff mit Tape umwickelt, sprang er schwankend und irgendwie frenetisch auf der Stelle herum. Ich fuhr dicht heran, stoppte, starrte und hechtete aus dem Wagen. Mit der Fußmatte in Händen rannte ich zu dem Mann und begann auf ihn einzuschlagen. Denn was ich für tote Tannennadeln gehalten hatte, war in Wahrheit höchst lebendig. Ameisen. Große, braune Waldameisen. Tausende davon. Ich wischte, schlug und bürstete sie hinunter, doch der Großteil der bissigen Krabbler machte sich sofort wieder an den Aufstieg, und nun auch an meinen Beinen hoch.

Blutiger Rotz schäumte dem Typen aus der Nase, und er winselte in erstickten Tönen.

Ich rannte zurück zum Wagen, griff erneut ins Handschuhfach, diesmal nach dem Teppichmesser. Anschließend musste ich den Kerl in den Schwitzkasten nehmen, um ihm ohne größeres Blutvergießen die Klebestreifen vom Kopf zu schneiden. Jetzt winselte er nicht länger, sondern stöhnte vor Schmerz und Panik, hielt mir in fiebriger Ungeduld die gefesselten Hände entgegen. Ein weiterer Schnitt, und er wischte sich beidhändig um den Kopf herum, schlug auf ihn ein, steckte sich sämtliche Finger abwechselnd in die Öffnungen von Nase und Ohren, stöhnte furchterregend.

Kaum hatte ich ihm auch die Beinfesseln durchtrennt, war er auch schon mit drei langen Sätzen beim neben dem Weg herlaufenden Wassergraben und stürzte sich der Länge nach in die bräunlich-grünlich aufschäumende Mocke.

Einiges an zuckendem und prustendem Gewälze später kam er, bedeckt von grünem Schleim, wieder hoch.

»Doktor!«, stammelte er, Hände an den Schläfen, Finger in den Ohren, Finger in den Nasenlöchern. »Doktor! Schnell!«

Und schon hatte ich ihn nackt und nass und schlammig auf dem Beifahrersitz hocken.

Pang, Tür zu, Motor an, Rückwärtsgang.

»Doktor«, flehte er, zusammengekrümmt, Hände hektisch, fahrig, Augen voller Pein und Horror.

Da erst erkannte ich ihn.

»Sie haben Glück«, meinte Schwester Rebekka am Empfang der Notaufnahme, nachdem ich ihr, sicher senkrecht und fest auf der Stelle gehalten von zwei uniformierten Polizeibeamten, Alfreds Probleme kurz und knapp geschildert hatte. »Dr. Korthner hat gerade eben den letzten Disco-Messerkämpfer zusammengeflickt.« Damit griff sie den nach wie vor nackten, zuckenden, stöhnenden Alfred recht robust am Arm und führte ihn den Gang hinunter.

»Nun zu uns«, meinte der eine der beiden Uniformierten, der an meinem linken Ohr.

Wie das so ist, wenn man es eilig hat und keine rechte Geduld aufbringt für Mülheims ewig rote Ampeln und den sonstigen Wirrwarr an verkehrstechnischen Gängelungen, hatten wir unterwegs eine Streife aufgeschreckt und eingesammelt.

»Führerschein und Papiere«, raunzte der an meinem rechten Ohr. »Haben Sie getrunken?«

Ich seufzte.

Menden seufzte, wie nur er es kann. So ganz aus der Tiefe des Zwerchfells heraus, geradezu guttural.

Die Kellenschwenker hatten mich zur Wache schleifen wollen, Aussage aufnehmen, Personalien überprüfen,

Blutprobe ziehen und was ihnen nicht noch so alles einfällt, um die Zeit bis zum Schichtwechsel totzuschlagen. Doch die ebenso rotgetönte wie resolute Empfangsschwester hatte mich nicht gehen lassen, bevor nicht Identität und Versichertenstatus des von mir Eingelieferten geklärt waren. Deshalb mussten die Polizisten Rücksprache mit dem Präsidium halten und hatten damit niemand Geringeren als Hauptkommissar Menden auf den Plan gerufen. Nun saßen wir einander über zwei Tässchen Tee in der gemütlich neonhellen Krankenhaus-Cafeteria gegenüber. Der bläuliche Ton des Lichts vertiefte die Falten von Mendens Gesicht, bis man versucht war, Juchhu hineinzurufen und auf ein Echo zu warten.

Er seufzte erneut und betrachtete mich wie ein Hausbesitzer einen unausrottbaren Schimmelbefall.

»Ich höre Ihren Namen, Kryszinski, und mein erster Impuls ist, den Dienst zu quittieren. Wie kommt das nur?« Menden liebt es, wenn ich ein bisschen Leben in die Ödnis des Mülheimer Polizeialltags bringe, er kann es einfach nur nicht zeigen.

»Na los«, forderte er in einem Tonfall, dem Widerwille und Müdigkeit die Luft nahmen, »schildern Sie mir die angebliche Notlage, die Ihrer Ansicht nach gleich ein Dutzend schwere Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung rechtfertigt.«

»Ich will einen Anwalt«, sagte ich, um ihn ein wenig aus seiner Lethargie zu wecken.

Er hob ruckartig den Kopf und der Blick seiner fahlen Augen ließ Frost in meinen Wimpern knistern.

Also gab ich nach und erzählte ihm den Ablauf der letzten Stunde. Es brachte mir einen weiteren Mendenschen Seufzer ein.

»Sie fahren zufällig mitten in der Nacht durch den Uhlenhorst, haben dort zufällig einen Beinahe-Unfall mit einem bisher nicht identifizierten Motorroller, biegen dann zufällig in einen eigentlich für den Verkehr gesperrten Waldweg ein, wo Sie zufällig einen bisher ebenfalls noch nicht identifizierten, gefesselten und über und über mit Waldameisen bedeckten Mann finden, mit dem Sie zufällig auch noch flüchtig bekannt sind.«

»Genau«, bestätigte ich mit großem Ernst.

»Ich weiß nicht«, meinte Menden, nahm einen Schluck von seinem Tee und zog, soweit das möglich war, ein noch längeres Gesicht als vorher. »Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe, aber ich habe meine Schwierigkeiten mit dem Konzept Zufall . Vor allem, wenn er in Häufung auftritt. Deshalb noch mal von vorn: Was genau hatten Sie nachts um zwei im Uhlenhorst zu suchen?«

Eine Frage, die ich unmöglich wahrheitsgemäß beantworten konnte. Deshalb versuchte ich es wider besseres Wissen erst mal mit Ausflüchten.

»Hören Sie, es ist mein gutes Recht, mich wann auch immer ...«

»Antworten Sie.«

»Ich konnte nicht schlafen und wollte der Hitze in der Stadt entgehen.«

»Gekleidet in einen schwarzen Overall, an den Füßen nachträglich geschwärzte Sneaker.«

War ihm natürlich nicht entgangen, meine Aufmachung. Verdammt.

»Alle meine anderen Sachen sind momentan in der Wäsche.«

Menden griff in seine Manteltasche und legte kommentarlos einen zu einer kleinen Rolle gewickelten Sägedraht auf den Tisch.

»Nur eines der Werkzeuge eines professionellen Detektivs«, behauptete ich eilig.

Menden nickte mit geradezu väterlichem Verständnis.

»In welcher Beziehung stehen Sie zu dem von Ihnen ach so zufällig Geretteten?«, fragte er dann.

»Erinnern Sie sich an das Rehabilitierungs-Experiment, das ich vor ein paar Jahren im Auftrag Ihrer Behörde begleitet habe?«

Mendens Blick nahm einen leicht glasigen Ausdruck an. »Ob ich mich erinnere?«, fragte er tonlos und holte tief Luft. »Ob ich mich erinnere?« Der Löffel in seiner Tasse klirrte leicht, und der Bedienung hinter der Theke...
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Autor

Jörg Juretzka, 1955 in Mülheim an der Ruhr geboren, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimi-Erstling "Prickel" erschien 1998 im Rotbuch Verlag und wurde mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Für "Der Willy ist weg" erhielt Juretzka erneut den Deutschen Krimipreis (2002). Zuletzt erschienen bei Rotbuch "Rotzig & Rotzig".
Weitere Artikel von
Juretzka, Jörg

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt