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Lektüreschlüssel. Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
88 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am22.01.2013
Der Lektüreschlüssel erschließt Theodor Fontanes 'Jenny Treibel'. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * 'Checkliste' zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen

Zu Theodor Fontane: Theodor Fontane (d. i. Henri Théodore F., 30.12.1819 Neuruppin - 20.9.1898 Berlin) arbeitete zunächst als Apothekergehilfe und unterrichtete Pharmazie in einem Berliner Krankenhaus, wandte sich dann aber der Schriftstellerei zu. Zu Anfang war er im Presseapparat der preußischen Regierung beschäftigt, seit 1860 arbeitete er als Zeitungsredakteur und Kriegsberichterstatter und schrieb auch Theaterkritiken. Als Schriftsteller wurde er zuerst durch Balladen bekannt. Erst in Alter von fast 60 Jahren begann er sein umfangreiches Romanwerk, das als Höhepunkt des realistischen Zeit- und Gesellschaftsromans gilt.
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Produkt

KlappentextDer Lektüreschlüssel erschließt Theodor Fontanes 'Jenny Treibel'. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * 'Checkliste' zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen

Zu Theodor Fontane: Theodor Fontane (d. i. Henri Théodore F., 30.12.1819 Neuruppin - 20.9.1898 Berlin) arbeitete zunächst als Apothekergehilfe und unterrichtete Pharmazie in einem Berliner Krankenhaus, wandte sich dann aber der Schriftstellerei zu. Zu Anfang war er im Presseapparat der preußischen Regierung beschäftigt, seit 1860 arbeitete er als Zeitungsredakteur und Kriegsberichterstatter und schrieb auch Theaterkritiken. Als Schriftsteller wurde er zuerst durch Balladen bekannt. Erst in Alter von fast 60 Jahren begann er sein umfangreiches Romanwerk, das als Höhepunkt des realistischen Zeit- und Gesellschaftsromans gilt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159601915
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum22.01.2013
Seiten88 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1139 Kbytes
Artikel-Nr.2760364
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;1. Erstinformation zum Werk;6
2;2. Inhalt;9
3;3. Personen;25
4;4. Werkaufbau;38
5;5. Wort- und Sacherläuterungen;45
6;6. Interpretation;56
7;7. Autor und Zeit;66
8;8. Rezeption;82
9;9. Checkliste;84
10;10. Lektüretipps/Filmempfehlungen;87
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Leseprobe
3. Personen

Frau Kommerzienrätin Jenny Treibel, geborene Bürstenbinder, verkörpert einen gesellschaftlichen Typus, der Fontane als der repräsentative Typus des deutschen Kaiserreichs erschien: der Bourgeois, der Angehörige des Besitzbürgertums, der seinen rücksichtslosen materiellen Egoismus durch angeblichen Sinn für höhere Werte zu verbrämen liebt und diese für den neutralen Beobachter so leicht zu durchschauende Komödie mit einer solchen Hingabe und Selbstvergessenheit spielt, dass er schließlich selbst nicht mehr zwischen Schein und Sein, zwischen seiner Heuchelei und seinen eigentlichen Antrieben zu unterscheiden vermag. Das Hauptmerkmal seines deformierten Charakters ist seine abstoßende Selbstgerechtigkeit, die ihn darüber hinaus für seine Umwelt so gefährlich macht.

Dass Jenny Treibel - zum Zeitpunkt der Handlung eine korpulente, »ein wenig asthmatische«, »mit Geschmack und Sorglichkeit gekleidete und trotz ihrer hohen fünfzig noch sehr gut aussehende Dame« (7) - diesem Typus vollkommen entspricht, beweist im Grunde jede ihrer Handlungen, jede ihrer Äußerungen. Fontane lässt es aber bei einer solchen indirekten Charakterisierung seiner Titelfigur nicht bewenden. Er bedient sich vielmehr des Gymnasialprofessors Wilibald Schmidt, Jennys altem Jugendfreund und Verehrer, als Sprachrohr, um sie wiederholt auch direkt und schonungslos klarsichtig zu charakterisieren. So erklärt Schmidt seinem Neffen Marcell im vertraulichen Gespräch: »Jenny Treibel hat ein Talent, alles zu vergessen, was sie vergessen will. Es ist eine gefährliche Person und umso gefährlicher, als sie s selbst nicht recht weiß und sich aufrichtig einbildet, ein gefühlvolles Herz und vor allem ein Herz für das Höhere zu haben. Aber sie hat nur ein Herz für das Ponderable, für alles, was ins Gewicht fällt und Zins trägt, und für viel weniger als eine halbe Million gibt sie den Leopold nicht fort, die halbe Million mag herkommen, woher sie will« (87). Dass Schmidt seiner alten Freundin gegenüber nach wie vor eine gewisse Anhänglichkeit empfindet, mildert zwar den Ton seiner Kritik an ihr, verführt ihn aber nicht dazu, über ihre charakterlichen Defizite hinwegzusehen (vgl. etwa auch 16, 196 und 204) - auch wenn er sich im direkten Umgang auf kleine ironische Spitzen beschränkt (vgl. 131-134 und 170-175). Jenny Treibel ihrerseits hat zwar durchaus ein Ohr für Zwischentöne (vgl. 15), nur eben dann nicht, wenn es sie betrifft.

Anlässe für direkte Charakterisierungen von Figuren durch andere Figuren ergeben sich in Fontanes Romanen ganz zwanglos, denn diese Romane bestehen weitgehend aus Aneinanderreihungen von Gesprächen. Frau Jenny Treibel ist sogar derjenige Roman Fontanes, in dem der Anteil an Gesprächen am Gesamttext am größten ist. Gespräche zwischen Menschen drehen sich aber häufig um andere Menschen, vorzugsweise Abwesende, und hierbei nachvollziehbarerweise besonders um solche, die die anderen durch ihr Verhalten, durch ihr gesamtes Auftreten gegen sich aufbringen oder ihnen zumindest Gelegenheit zu Spott und ironischen Anmerkungen bieten. Zweifellos ist die Kommerzienrätin ein solcher Mensch. Dass sie Gegenstand fremder Erörterungen ist, erscheint daher nur realistisch. Und offenkundig gönnt der Autor ihr es, dass sie ab und zu vor dem Leser gedemütigt wird. Diese Züchtigungen delegiert er vorzugsweise an Figuren wie Schmidt oder ihren Mann, die mit ihr insgeheim ein Hühnchen zu rupfen haben (Schmidt, weil sie ihn seinerzeit zugunsten des Unternehmers zurückgewiesen hat; Treibel, weil es nicht immer ein Vergnügen ist, mit ihr zu leben), die ihr aber andererseits emotional doch so verbunden sind, dass ihre Einschätzungen nicht bloß als üble Nachrede abgetan werden können. (Dem stehen die Kommentare Corinna Schmidts [199] und Frau Schmolkes [187] gegenüber, die von deutlicher Antipathie getragen sind, auch wenn sie ebenfalls ins Schwarze treffen.) So gerät Treibel ernsthaft in Rage, als seine Frau ihm voller Empörung von den Heiratsplänen zwischen Leopold und Corinna berichtet, und wirft ihr schonungslos ihren Dünkel vor (vgl. 161 f.). Indem der Kommerzienrat gegenüber seiner Frau Luft ablässt und dem gesunden Menschenverstand Geltung verschafft, spricht er aus, was auch Fontane auf dem Herzen hat. Dass sich Treibel mit seiner Mahnung an seine Frau letztlich doch nicht durchsetzt, dass seine Intervention angesichts ihrer eisernen Festigkeit und seines eigenen Besitzstrebens, das mit seiner realistischen Selbsteinschätzung und seiner Vorurteilslosigkeit im Widerstreit liegt, rasch wieder in sich zusammenbricht, steht auf einem anderen Blatt.

»Guter Mann, ganz Geschäft, etwas nüchtern, aber reell, eigentlich besser als seine Frau u. viel klüger« - so hat Fontane die Figur des Kommerzienrats Treibel im dritten überlieferten Entwurf zu dem Roman umrissen (vgl. ED, 68). Treibel ist Unternehmer, Fabrikant von Blutlaugensalz und Berliner Blau, was ihn, wie er findet, zu einer preußisch-konservativen Haltung verpflichtet (35). Trotz seiner Klugheit ist er keineswegs frei von den »Gründeranschauungen« (17), der Großmannssucht im Geschäftlichen, die sich nach der Reichsgründung durch die ins Land strömenden enormen Reparationszahlungen aus dem besiegten Frankreich unter den Besitzenden breit gemacht hatte: Sein altes, mit kunstvollen Malereien ausgestattetes Wohnhaus, das ihm nicht mehr »zeit- und standesgemäß« erschien, hat er durch eine »modische Villa« ersetzt, die er auf dem Fabrikgrundstück hat errichten lassen (17). Auch sonst treibt ihn gesellschaftlicher Ehrgeiz, den er jedoch durch Selbstironie auszubalancieren weiß (vgl. 20). Seinen Kommerzienratstitel betrachtet er als einen »Titel von fragmentarischem Charakter, der doch natürlich seiner Vervollständigung entgegensieht« (34).

Gesellschaftlicher Ehrgeiz ist es auch, der ihn auf die Idee gebracht hat, sich »in die Politik« zu »verirren« (so die Majorin von Ziegenhals, 33) und sich um ein Reichstagsmandat zu bewerben. Als Wahlkämpfer engagiert er den ehemaligen Leutnant Vogelsang; ein im Grunde unverständlicher Missgriff, zumal ihm dieser Helfer - ein Fanatiker und politischer Überzeugungstäter und damit in allem das Gegenteil von ihm selbst - von Anfang an recht widerwärtig ist (vgl. 20). Mit seinen politischen Ambitionen scheitert er ebenso wie Corinna Schmidt mit ihren Heiratsabsichten, denen verwandte Motive zugrunde liegen. Wie diese schickt er sich aber letztlich mit gutem Humor und nicht ohne Fähigkeit zur Selbstkritik in seine Niederlage (vgl. 116), auch angesichts der bitteren Erfahrung, in der politischen Tagespresse vorübergehend als »lächerliche Figur von Vogelsangs Gnaden« (117) zu erscheinen (vgl. auch 179). Diese Demütigung zu ertragen hilft ihm sein berechtigtes Bewusstsein, im Allgemeinen als umgänglicher und verständiger Mensch zu gelten und sich daher auch in den Augen der Öffentlichkeit und seiner Freunde und Geschäftspartner schnell wieder von der erlittenen Schlappe erholen zu können (vgl. 152 sowie vor allem 158).

Innerlich bedürftig nach herzlicher Geselligkeit und harmlos-anzüglicher Tändelei mit dem weiblichen Geschlecht (vgl. 25 und 32 f.), fühlt er sich in seiner eigenen Familie - mit einer hochmütigen Frau, die trotz oder gerade wegen ihrer eigenen Beschränktheit missbilligend auf seine eigenen kleinen Fehler herabsieht, mit zwei marklosen Söhnen und einer kühlen Schwiegertochter - oft etwas isoliert, sodass ihm sein Diener »Friedrich, überhaupt sein Vertrauter«, oftmals als »unter Larven die einzig fühlende Brust« erscheint, »ein Zitat, das er nicht müde wurde, sich zu wiederholen« (111). In seinem Bedürfnis nach Zuwendung und Plauderei hält er sich aus Not zuweilen sogar an »die Honig« (117), die Gesellschafterin seiner Frau, »deren herbe Züge sich wie ein Protest gegen ihren Namen ausnahmen« (35) und die mit demütiger Verbitterung Sätze spricht wie den folgenden: »Ich bin gewohnt, mit der Majorität zu gehen« (38). Auch Fräulein Honig ist daher keine heitere Gesprächspartnerin, ebenso wenig wie Treibels vornehm-zurückhaltende Schwiegertochter, deren Vorzügen (»gute Kinderstube«) er zwar Gerechtigkeit widerfahren lässt (92 f.), deren Erziehungsstil ihm aber doch ein leichtes Grauen einflößt, wenn er sich dessen Produkt, seine püppchenhafte Enkelin Lizzi, anschaut (vgl. 117-119).

Umgeben von diesen Menschen muss die Gescheitheit, Fröhlichkeit und auch der zielstrebige Pragmatismus von Corinna Schmidt außerordentlich erfrischend auf ihn wirken - und so verwundert es nicht, dass er, sobald er von ihren und Leopolds Heiratsplänen erfährt, eine Lanze für sie zu brechen bereit ist (vgl. 160-162). Um des häuslichen Friedens willen, aber auch, weil eine Heirat letztlich auch für ihn ein Geschäft ist, bei dem nur harte Währung zählt, knickt er jedoch bald wieder ein; und der Erzähler kommentiert ein wenig...
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Autor

Zu Theodor Fontane:Theodor Fontane (d. i. Henri Théodore F., 30.12.1819 Neuruppin - 20.9.1898 Berlin) arbeitete zunächst als Apothekergehilfe und unterrichtete Pharmazie in einem Berliner Krankenhaus, wandte sich dann aber der Schriftstellerei zu. Zu Anfang war er im Presseapparat der preußischen Regierung beschäftigt, seit 1860 arbeitete er als Zeitungsredakteur und Kriegsberichterstatter und schrieb auch Theaterkritiken. Als Schriftsteller wurde er zuerst durch Balladen bekannt. Erst in Alter von fast 60 Jahren begann er sein umfangreiches Romanwerk, das als Höhepunkt des realistischen Zeit- und Gesellschaftsromans gilt.