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Lektüreschlüssel. Jean-Paul Sartre: Huis clos

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
88 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am07.03.2013
Reclams 'Fremdsprachen-Lektüreschlüssel. Jean-Paul Sartre: Huis clos' bezieht sich auf den fremdsprachigen Originaltext, ist aber auf Deutsch verfasst und unterstützt ebenso die Lektüre der deutschen Übersetzung. Eine 'Checkliste' enthält Aufgaben zur Verständniskontrolle in der Fremdsprache. Unter dem Darstellungstext stehen Übersetzungshilfen und Schlüsselbegriffe in der Fremdsprache, um die Bearbeitung dieser Aufgaben und ein fremdsprachiges Referieren über das Werk zu erleichtern. Der Band enthält: Erstinformationen zum Werk - Inhaltsangabe - Personen (Konstellationen) - Werk-Aufbau (Strukturskizze) - Wortkommentar - Interpretation - Autor und Zeit - Rezeption - Checkliste zur Verständniskontrolle - Lektüretipps mit Filmempfehlungen.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR4,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextReclams 'Fremdsprachen-Lektüreschlüssel. Jean-Paul Sartre: Huis clos' bezieht sich auf den fremdsprachigen Originaltext, ist aber auf Deutsch verfasst und unterstützt ebenso die Lektüre der deutschen Übersetzung. Eine 'Checkliste' enthält Aufgaben zur Verständniskontrolle in der Fremdsprache. Unter dem Darstellungstext stehen Übersetzungshilfen und Schlüsselbegriffe in der Fremdsprache, um die Bearbeitung dieser Aufgaben und ein fremdsprachiges Referieren über das Werk zu erleichtern. Der Band enthält: Erstinformationen zum Werk - Inhaltsangabe - Personen (Konstellationen) - Werk-Aufbau (Strukturskizze) - Wortkommentar - Interpretation - Autor und Zeit - Rezeption - Checkliste zur Verständniskontrolle - Lektüretipps mit Filmempfehlungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159602158
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum07.03.2013
Seiten88 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1179 Kbytes
Artikel-Nr.2766503
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;1. Erstinformation zum Werk;6
2;2. Inhalt;10
3;3. Personen;23
4;4. Struktur;34
5;5. Interpretation;48
6;6. Autor und Zeit;67
7;7. Rezeption;79
8;8. Dossier pédagogique;83
9;9. Lektüretipps/Medienempfehlungen;86
10;Anmerkungen;88
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Leseprobe
3. Personen

Garcin stellt sich in der dritten Szene als Journalist und Literat vor und zeichnet ein äußerst schmeichelhaftes Bild seiner selbst. Er sieht sich als engagierten Schriftsteller, der für seine pazifistischen Grundsätze gestorben ist, als Helden, der für seine Ideale alles geopfert hat: »La guerre éclate. Que faire? Ils avaient tous les yeux fixés sur moi. Osera-t-il? Eh bien, j ai osé. Je me suis croisé les bras et ils m ont fusillé« (22,15-17). Um selber daran glauben zu können, will er auch die anderen von dieser Version seiner Lebensgeschichte überzeugen.

Tatsächlich ist er ein Feigling, der Tapferkeit heuchelt, der jedoch von seiner Angst derart beherrscht wird, dass er nicht in der Lage ist, sein Verhalten zu kontrollieren. Schon bei seinem Auftritt verrät er sich. Seine gespielte Selbstsicherheit (»[â¦] on ne me prend pas au dépourvu, ne venez pas vous vanter de m avoir surpris; je regarde la situation en face«; 9,40-42) steht im Widerspruch zu seiner Nervosität, seinen unmotivierten Wutausbrüchen, seinen verzweifelten Versuchen, den Kellner am Gehen zu hindern, seiner Panikattacke in der zweiten Szene, nur wenige Augenblicke, nachdem der Kellner den Raum verlassen hat. Auch Inès gegenüber kann er seine Angst nicht verbergen, denn er zuckt ständig unkontrolliert mit dem Mund.

In seinem Leben war Garcin keineswegs so heldenhaft, wie er vorgibt. Er hat sich nicht geweigert, in den Krieg zu ziehen, er ist einfach geflohen, um seine Haut zu retten (44,3). Auf Inès Fragen muss er auch zugeben, dass er »schlecht« gestorben ist.

Statt seinen einmal erwählten Werten (51,35) treu zu bleiben und dafür zu sterben, hat er durch seine Flucht seine Überzeugung verraten. Er hat damit seine Freiheit aufgegeben und sich der Notwendigkeit unterworfen. Diese Wahrheit kann er nicht annehmen. Vor sich selbst und vor den anderen sucht er sie durch alle möglichen Erklärungen zu leugnen: »Je voulais témoigner, moi! Je ne voulais pas qu ils étouffent ma voix« (44,6-7), »Je comptais ouvrir un journal pacifiste« (44,10). Das soll heißen, dass er nicht aus Angst geflohen ist, sondern um für den Pazifismus seine Stimme erheben zu können. Sein feiges Verhalten vor dem Exekutionskommando nennt er einen Schwächeanfall, für den er sich nicht zu schämen brauche.

Garcins Selbstbetrug funktioniert nicht, weil Inès ihm ständig die Wahrheit vor Augen hält (22,23-24; 23,1). Darauf reagiert Garcin mit verbaler und physischer Aggressivität. Er hebt die Hand, um sie zu schlagen, und befiehlt ihr zu schweigen; das heißt, er versucht Hindernisse zu beseitigen, nicht, sie zu überwinden, als ob es genügen würde, zu schreien und zu schlagen, damit eine Wahrheit aufhört, eine Wahrheit zu sein.

Als Ausgleich für seinen Mangel an Mut und das daraus resultierende Minderwertigkeitsgefühl hat Garcin während seines Lebens seine Frau psychisch misshandelt. Da er nicht in der Lage war, seine eigene Freiheit wahrzunehmen, bemächtigte er sich der Freiheit seiner Frau. Er machte sie zur Sklavin, erniedrigte sie, indem er sie zwang, seine Geliebte im eigenen Hause zu empfangen. Auch in der Hölle verhält er sich nicht anders, als er Estelle mit seinen erbarmungslosen Fragen quält.

Lügen, Selbstbetrug und Sadismus sind die Mittel, mit denen Garcin seine Existenz zu rechtfertigen und seinen freien Willen zu demonstrieren versucht.

Estelle stellt sich zu Anfang, wie Inès höhnisch anmerkt, als »kleine Heilige« dar, die sich für ihren jüngeren kranken Bruder geopfert habe. Sie sei ein armes Waisenkind gewesen und habe, um dessen Pflege sicherzustellen, einen reichen Freund ihres Vaters geheiratet, dem sie sechs Jahre lang treu ergeben gewesen sei. Allerdings ermöglichte diese Heirat ihr auch den Aufstieg in die Bourgeoisie und ein sorgloses luxuriöses Leben.

Auch ihre Persönlichkeit enthüllt sich beim Eintritt in die Hölle. Die Werte und die Vorurteile ihrer sozialen Klasse verkörpert sie in extremer Weise. Wichtig sind für sie nur Äußerlichkeiten: Geschmack, Stil, Umgangsformen. So weigert sie sich, auf ihrem Sofa Platz zu nehmen, weil dessen Farbe nicht zu ihrem Kleid passt, und beansprucht ganz selbstverständlich das von Garcin. Männer in Hemdsärmeln kann sie nicht ertragen. Um ihr hoffentlich tadelloses Make-up macht sie sich mehr Sorgen als um die Situation, in der sie sich befindet. Das Wort »tot« ersetzt sie durch den Euphemismus »abwesend«. »Tot« ist für sie offenbar ein vulgärer Ausdruck, den man unter kultivierten Menschen nicht verwenden sollte. Ihre herablassende Arroganz gegenüber dem Dienstpersonal (»[â¦] des subalternes, [â¦] des employés sans instruction«, 21,60 f.) und ihre Verachtung für die Postangestellte Inès sind weitere typische Verhaltensweisen. Estelle glaubt, in der Hölle weiterleben zu können, wie sie auf der Erde gelebt hat, ohne nachzudenken und ohne die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen (21,39 f.). In ihrem Schlafzimmer hatte sie sechs große Spiegel, in denen sie sich bewundern konnte. Wenn sie sich nicht sehen kann, zweifelt sie an ihrer Existenz (25,38). Ein inneres Leben, gedankliche Tiefe sind ihr fremd: »Tout ce qui se passe dans les têtes est si vague, ça m endort« (25,42 f.).

Estelle fühlt sich nicht verantwortlich oder gar schuldig für das, was geschehen ist. Die Notwendigkeit zwang sie zu der Heirat, die schicksalhafte Begegnung mit ihrer großen Liebe rechtfertigt den Ehebruch (22,7). Ihr Leben war also vorbestimmt. Dass sie die Freiheit hatte, nicht zu heiraten, und die Freiheit, sich scheiden zu lassen, will sie nicht wahrhaben. Weder für den Mord an ihrem Kind noch für den Selbstmord ihres Geliebten fühlt sie sich verantwortlich. Da sie sich nicht scheiden lassen wollte, musste das Kind verschwinden. Verwerflich ist nicht das Verbrechen, sondern der Skandal, der daraus hätte entstehen können.

Estelle will nicht zur Kenntnis nehmen, dass sie tot und in der Hölle ist. Sie tut so, als befände sie sich lediglich in einem geschmacklos möblierten Hotelzimmer. Sie meint, dass sie nur auf Grund eines Irrtums hier sei, und fordert die anderen auf, so zu tun, als ob sie ebenfalls an einen Irrtum glaubten (21,64 f.). Auch Garcins Erklärung, man habe sie zufällig im selben Zimmer untergebracht, nimmt sie bereitwillig an. Inès verhindert aber ihre Flucht ins Imaginäre, indem sie ihr und Garcin ständig ihre Situation vor Augen führt: »Ils ne laissent rien au hasard« (20,6), »Nous sommes en enfer, ma petite, il n y a jamais d erreur« (22,26 f.). Auch der letzten Fluchtmöglichkeit, der körperlichen Liebe mit einem Mann, steht Inès im Wege. Estelles Versuch, das Hindernis Inès aus dem Weg zu schaffen, indem sie sie tötet, wie sie ihr Kind getötet hat, ist absurd und lächerlich: eine Tote kann man nicht mehr umbringen. So bleibt ihr nur der Hass: Hass auf Inès, die ihr Lügengebäude zum Einsturz gebracht hat, Hass auf Garcin, der ihr nicht zur Hilfe kommt. Der Hass bleibt jedoch ohne Wirkung, denn er ändert nichts an ihrer Situation. So ist Estelle gezwungen, für immer mit dem Gedanken an ihre Verbrechen zu existieren. Die Wirklichkeit, vor der sie während ihres Lebens geflohen ist, hat sie in der Hölle wieder eingeholt.

Inès unterscheidet sich in verschiedener Hinsicht von ihren Leidensgenossen. Sie stellt dem Zimmerkellner keinerlei Fragen, weil sie weiß, dass sie sich in der Hölle befindet. Ihre Verdammung erscheint ihr nur logisch: »Eh bien, j étais ce qu ils appellent, là-bas, une femme damnée. Déjà damnée, n est-ce pas. Alors, il n y a pas eu de grosses surprises« (32,1 f.). Man muss wissen, dass zu der...
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