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Das alte Japan

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
560 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am22.08.2013
Die über Jahrtausende gewachsene Kultur Japans beeindruckt und fesselt bis heute. Sehr eng sind die historische Überlieferung und das moderne Leben des inzwischen hochtechnisierten Inselstaates miteinander verwoben. Fremdartig und bisweilen entrückt wirken die Sagen, Mythen und Märchen, die Mitford für sein 1871 erstmals erschienenes Buch »Tales of Old Japan« zusammentrug, so etwa die berühmte Erzählung von den »47 Ronin« oder der lange Bericht über das berüchtigte Harakiri, die rituelle Selbsttötung der Samurai. Über 30 zeitgenössische japanische Illustrationen geben dem Band seinen besonderen Flair.

Der englische Autor und Diplomat A. B. Mitford (1837-1916) war von 1866 bis 1870 Attaché der britischen Gesandtschaft in Tokio. Bereits in jungen Jahren hatte er diplomatische Stationen in St. Petersburg und Peking durchlaufen und umfangreiche außenpolitische Erfahrungen gesammelt. Am nachhaltigsten jedoch prägten ihn die Erlebnisse während seines Dienstes in Japan. Zeitlebens bewahrte er sich die Faszination für Kunst und Folklore der japanischen Kultur. Die Erzählungen des einzigartigen Sammelbandes »Tales of Old Japan« hat er aus zum Teil sehr seltenen alten japanischen Quellen zusammengesucht und übersetzt, er hat die Orte besucht, von denen sie handeln, und mit vielen Zeitgenossen gesprochen, um sie zu bestätigen und zu ergänzen.
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Produkt

KlappentextDie über Jahrtausende gewachsene Kultur Japans beeindruckt und fesselt bis heute. Sehr eng sind die historische Überlieferung und das moderne Leben des inzwischen hochtechnisierten Inselstaates miteinander verwoben. Fremdartig und bisweilen entrückt wirken die Sagen, Mythen und Märchen, die Mitford für sein 1871 erstmals erschienenes Buch »Tales of Old Japan« zusammentrug, so etwa die berühmte Erzählung von den »47 Ronin« oder der lange Bericht über das berüchtigte Harakiri, die rituelle Selbsttötung der Samurai. Über 30 zeitgenössische japanische Illustrationen geben dem Band seinen besonderen Flair.

Der englische Autor und Diplomat A. B. Mitford (1837-1916) war von 1866 bis 1870 Attaché der britischen Gesandtschaft in Tokio. Bereits in jungen Jahren hatte er diplomatische Stationen in St. Petersburg und Peking durchlaufen und umfangreiche außenpolitische Erfahrungen gesammelt. Am nachhaltigsten jedoch prägten ihn die Erlebnisse während seines Dienstes in Japan. Zeitlebens bewahrte er sich die Faszination für Kunst und Folklore der japanischen Kultur. Die Erzählungen des einzigartigen Sammelbandes »Tales of Old Japan« hat er aus zum Teil sehr seltenen alten japanischen Quellen zusammengesucht und übersetzt, er hat die Orte besucht, von denen sie handeln, und mit vielen Zeitgenossen gesprochen, um sie zu bestätigen und zu ergänzen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783730690437
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum22.08.2013
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4410 Kbytes
Artikel-Nr.2885921
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die beiden Edelleute mußten daher täglich zum Schloß gehen, um die Instruktionen des Kotsuké no Suké anzuhören. Dieser Kotsuké no Suké war jedoch ein äußerst habgieriger und egoistischer Mensch, und da er meinte, daß die Geschenke, die die beiden Daimios dem durch die Zeit geheiligten Gebrauch gemäß ihm für seine Bemühungen dargebracht hatten, zu wertlos und seiner unwürdig seien, erfüllte ihn Ärger und Haß gegen sie, gab er sich nicht die gehörige Mühe bei den Belehrungen, machte die beiden Herren vielmehr zum Gegenstand seines Spottes. Der von einem strengen Pflichtgefühl zurückgehaltene Takumi no Kami ertrug die Beleidigungen mit Geduld. Aber Kamei Sama, der sein Temperament nicht zu zügeln verstand, fühlte sich sehr empfindlich verletzt und entbrannte dermaßen in Rachegefühlen, daß er beschloß, den Kotsuké no Suké ums Leben zu bringen.

Eines Abends nach Verrichtung seiner Pflichten im Palast des Taikuns kehrte Kamei Sama zu seinem eigenen Schloß zurück, rief seine Vertrauten und Räte* zu einer geheimen Sitzung zusammen und sprach zu ihnen:

»Kotsuké no Suké hat den Takumi no Kami und mich, während wir beim kaiserlichen Gesandten den Dienst verrichteten, bitterlich beleidigt. Dies ist gegen Anstand und Sitte, und ich fühlte mich sehr aufgelegt, ihn auf der Stelle niederzustoßen. Doch besann ich mich, daß, wenn ich diesen Racheakt innerhalb der Mauern des Palastes ausführte, nicht nur mein eigenes Leben verfallen sei, sondern auch meine Familie und alle meine Vasallen ruiniert sein würden. Und so hielt ich an mich. Aber das Leben eines solchen elenden Despoten ist eine Plage für das ganze Volk, und morgen, wenn ich zu Hof gehe, will ich ihn erschlagen. Darüber steht mein Entschluß fest, und für alle Gegenvorstellungen bin ich taub.« Während er so sprach, wurde sein Gesicht ganz bleich und blaß vor Wut.

Nun war einer von Kamei Samas Vertrauten ein Mann von sehr gutem Urteil, und als der aus dem Benehmen seines Herrn schloß, daß alle Einrede vergeblich sein würde, sprach er: »Eurer Herrlichkeit Worte sind für mich ein Gesetz. Euer Diener wird demgemäß alle Vorbereitungen treffen. Und morgen, wenn Eure Herrlichkeit zu Hof geht und dieser Kotsuké no Suké wieder beleidigend werden sollte, so mag der Tod sein Los sein.«

Seinem Herrn gefiel diese Rede, und er erwartete mit Ungeduld den Anbruch des Tages, damit er schnell zu Hof käme und an seinem Feind Rache nähme.

Der treue, in seinem Herzen sehr bewegte Ratgeber ging unterdessen nach Hause und überdachte die Äußerungen eines Fürsten sorgfältig und ängstlich. Und indem er alles erwog, kam er auf den Gedanken, daß Kotsuké no Suké, da er den Ruf eines habgierigen Geizhalses hatte, sich wohl durch Bestechung gewinnen lassen könne und daß es besser sein möchte, ihm eine Summe, selbst eine sehr große, zu bezahlen, als daß sein Herr mit seinem ganzen Haus in Unglück geriet. Also raffte er soviel Geld wie möglich zusammen, übergab es seinem Diener zum Transport, ritt mit ihm noch am selben Abend zu Kotsuké no Sukés Palast und sagte zu den Leuten desselben:

»Mein Herr, der jetzt beim kaiserlichen Gesandten den Dienst hat, fühlt sich dem Herrn Kotsuké no Suké zu großem Dank verpflichtet, da er sich mit seiner Belehrung über die beim Empfang des kaiserlichen Gesandten zu beobachtenden Zeremonien soviel Mühe gegeben hat. Das, was ich hier bringe, ist nur ein geringfügiges Geschenk, das er durch mich übersendet; aber er hofft, daß Seine Herrlichkeit sich herablassen wird, es anzunehmen, und er empfiehlt sich selbst der Gnade Seiner Herrlichkeit.« - Und mit diesen Worten übergab er tausend Silberunzen für Kotsuké no Suké selbst und hundert Unzen zur Verteilung unter seine Leute.

Als die Männer das Silber erblickten, glänzten ihre Augen vor Freude, und sie drückten ihren Dank mit verschwenderischer Beredsamkeit aus. Indem sie den Rat baten, ein wenig zu warten, gingen sie zu ihrem Herrn und erzählten ihm von dem herrlichen Geschenk, das mit einer so höflichen Botschaft von Kamei Sama angekommen sei.

Der ganz entzückte Kotsuké no Suké lud den Rat in eins seiner inneren Gemächer ein, und nachdem er ihm gedankt hatte, versprach er ihm, seinen Herrn am folgenden Morgen über alle Punkte der Etikette sorgfältig zu belehren. Der Rat, die Fröhlichkeit des alten Geizkragens wahrnehmend, freute sich über das Gelingen seines Plans und kehrte, nachdem er sich verabschiedet hatte, in munterster Stimmung nach Hause zurück. Aber Kamei Sama, der nichts davon ahnte, daß der treue Vasall seinen Feind gewonnen hatte, lag die ganze Nacht über seiner Rache brütend wach und begab sich am folgenden Morgen bei Tagesanbruch in feierlicher Prozession zum Hof.

Als Kotsuké no Suké ihm da begegnete, offenbarte derselbe ein völlig verändertes Benehmen und eine ganz außerordentliche Höflichkeit. »Sie sind schon frühzeitig zu Hof gekommen, mein Herr Kamei«, sagte er. »Ich kann Ihren Eifer nicht genug rühmen. Ich werde die Ehre haben, heute Ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene bisher noch nicht berührte Punkte der Etikette zu ziehen. Ich muß Eure Herrlichkeit ersuchen, mein früheres Benehmen zu entschuldigen, es muß Ihnen recht unhöflich erschienen sein. Aber ich habe leider von Natur ein etwas grobkörniges Temperament, und ich bitte Sie, mir alles verzeihen zu wollen.«

Und während er fortfuhr, sich mit Entschuldigungen so zu demütigen, wurde das Herz Kamei Samas allmählich erweicht, und er ließ die Absicht, ihn ums Leben zu bringen, fallen.

Auf diese Weise wurde Kamei Sama und sein ganzes Haus durch die kluge Politik seines Rates vor Unheil bewahrt.

Bald danach kam auch Takumi no Kami, der kein Geschenk übersandt hatte, im Schloß an, und nun warf sich Kotsuké no Sukés ganze Bosheit auf diesen. Er überschüttete ihn mit spöttischen und beleidigenden Anspielungen. Doch Takumi no Kami schien dies alles nicht zu bemerken und unterwarf sich ganz geduldig den Befehlen Kotsuké no Sukés.

Dieses Betragen war weit davon entfernt, eine gute Wirkung zu haben. Es rief Kotsuké no Sukés Hochmut und Mißachtung noch mehr hervor, bis er zuletzt ganz übermütig ausrief: »Hier, mein Lord von Takumi! Schauen Sie! Das Band meiner Socke hat sich gelöst. Seien Sie so gut, es für mich wieder festzubinden.«

Takumi no Kami, obgleich bei dieser Beschimpfung vor Zorn erglühend, hielt dennoch an sich, und da ihm einfiel, daß er hier im kaiserlichen Dienst und Palast und daß Gehorsam seine Pflicht sei, knüpfte er das Band der Socke zu. Darauf wandte sich Kotsuké no Suké verächtlich von ihm ab und rief ganz mutwillig aus: »Ach, Herr Takumi, wie ungeschickt und plump Ihr seid! Ihr könnt ja nicht einmal das Band einer Sokke knüpfen, wie sich´s gehört. Jedermann sieht, daß Ihr ein Bauer vom Land seid und nichts von den feinen Sitten der Residenz Jedo versteht.« - Und mit einem höhnischen Gelächter verließ er das Vorzimmer, um sich zu einem der inneren Gemächer seines Palastes zu begeben.

Aber nun war auch die Geduld Takumi no Kamis erschöpft. Diese letzten Schmähworte waren mehr, als er ertragen konnte.

»Halt! Einen Augenblick, mein Lord!« schrie er.

»Nun, was wollt Ihr noch?« erwiderte der andere. Und indem er sich umdrehte, zog Takumi no Kami seinen Dolch und versetzte ihm einen Hieb auf den Kopf. Da aber Kotsuké no Suké durch die dicke Hofmütze, die er trug, geschützt war, hinterließ der Hieb nur eine Schramme, und mit dieser rannte er davon. Takumi no Kami versuchte zwar, während er ihn verfolgte, noch einen Stoß. Aber er verfehlte ihn, und sein Dolch flog in einen hölzernen Pfeiler. In diesem Augenblick trat ein Offizier namens Kajikawa Josobei, der die Szene mit angesehen hatte, rasch hervor, hielt den rasenden Edelmann sanft zurück und gab dem Kotsuké no Suké Gelegenheit zur Flucht.

Darauf entstand im Palast ein allgemeiner Tumult und eine große Verwirrung. Takumi no Kami wurde arretiert, entwaffnet und in einem Gemach des Palastes unter Aufsicht der Zensoren eingesperrt. Eine große Beratung wurde anberaumt und der Gefangene einem Daimio namens Tamura Ukijo no Daibo übergeben, der ihn in seinem eigenen Palast zum großen Kummer seines Weibes und seiner Vasallen unter Schloß und Riegel hielt. Und nach beendigter Beratung erfolgte der Bescheid, daß Takumi no Kami, weil er innerhalb der Mauern der Residenz des Taikuns einen anderen Mann angegriffen und verwundet habe, Harakiri vornehmen, das heißt sich selbst den Leib aufschneiden und töten müsse, daß ferner seine Güter konfisziert und seine Familie degradiert werden solle. Dies war der gesetzmäßige Urteilsspruch, dem sich Takumi no Kami unterwerfen mußte. Er führte demgemäß das Harakiri aus. Sein Schloß Ako wurde konfisziert, und seine entlassenen Vasallen machten sich zu Ronin. Einige traten in den Dienst bei anderen Daimios, und einige wurden Kaufleute oder Handwerker. -

Nun befand sich aber unter diesen Vasallen auch sein vornehmster Ratgeber, ein Mann namens Oischi Kuranosuké, der mit sechsundvierzig anderen treuen Anhängern einen Bund machte in der Absicht, den Untergang seines Herrn durch den Tod des boshaften Kotsuké no Suké zu rächen. Dieser Oischi Kuranosuké war zur Zeit des Anfalls nicht zugegen gewesen, sonst würde derselbe wahrscheinlich gar nicht stattgefunden haben. Denn als ein weiser Mann würde er nicht verfehlt haben, den Kotsuké no Suké durch passende Geschenke und Zureden zu versöhnen, während der Rat, der eben damals statt seiner den Dienst hatte,...
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Autor

Der englische Autor und Diplomat A. B. Mitford (1837-1916) war von 1866 bis 1870 Attaché der britischen Gesandtschaft in Tokio. Bereits in jungen Jahren hatte er diplomatische Stationen in St. Petersburg und Peking durchlaufen und umfangreiche außenpolitische Erfahrungen gesammelt. Am nachhaltigsten jedoch prägten ihn die Erlebnisse während seines Dienstes in Japan. Zeitlebens bewahrte er sich die Faszination für Kunst und Folklore der japanischen Kultur. Die Erzählungen des einzigartigen Sammelbandes »Tales of Old Japan« hat er aus zum Teil sehr seltenen alten japanischen Quellen zusammengesucht und übersetzt, er hat die Orte besucht, von denen sie handeln, und mit vielen Zeitgenossen gesprochen, um sie zu bestätigen und zu ergänzen.