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Das Vermächtnis des Caravaggio

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
hockebookserschienen am01.05.2022Überarbeitete Neuausgabe
Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, kennt keine Grenzen, er ist durch und durch maßlos. Das einfache Volk liebt ihn für seine Bilder, für die ihm Bauern, Händler und Huren als Modelle dienen. Der Vatikan jedoch möchte den Künstler samt seinen »ketzerischen« Bildern beseitigen - und zwar so schnell wie möglich. Nach dem Tod einer Prostituierten gerät Caravaggio unter Mordverdacht und muss zusammen mit der jungen Malerin Nerina aus Rom fliehen. Stets auf den Fersen ist ihnen dabei ein gewaltiger Gegner aus Caravaggios Vergangenheit, vor dem es kein Entkommen gibt. Caravaggio sieht nur noch ein Mittel, mit dem er sich wehren kann: seine Gemälde ...

Peter Dempf, geboren 1959 in einem Augsburger Vorort, begann bereits als Zwölfjähriger mit seinen ersten Schreibversuchen: Auf dem Dachboden fand er eine zerfledderte Heftchenroman-Serie, deren fehlende Seiten er selbst ergänzte. Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde war er als Dozent für Deutsch als Fremdsprache sowie als Trainer für Körpersprache und Rhetorik für Industriebetriebe tätig, bevor er Lehrer an einem Gymnasium wurde. Peter Dempfs Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie 2001 mit dem »Kunstpreis des Landkreises Augsburg für Literatur«, und auch die Augsburger Allgemeine sagt: »Peter Dempf kann wunderbar erzählen.« Peter Dempf lebt mit seiner Familie in Stadtbergen bei Augsburg.
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Produkt

KlappentextMichelangelo Merisi, genannt Caravaggio, kennt keine Grenzen, er ist durch und durch maßlos. Das einfache Volk liebt ihn für seine Bilder, für die ihm Bauern, Händler und Huren als Modelle dienen. Der Vatikan jedoch möchte den Künstler samt seinen »ketzerischen« Bildern beseitigen - und zwar so schnell wie möglich. Nach dem Tod einer Prostituierten gerät Caravaggio unter Mordverdacht und muss zusammen mit der jungen Malerin Nerina aus Rom fliehen. Stets auf den Fersen ist ihnen dabei ein gewaltiger Gegner aus Caravaggios Vergangenheit, vor dem es kein Entkommen gibt. Caravaggio sieht nur noch ein Mittel, mit dem er sich wehren kann: seine Gemälde ...

Peter Dempf, geboren 1959 in einem Augsburger Vorort, begann bereits als Zwölfjähriger mit seinen ersten Schreibversuchen: Auf dem Dachboden fand er eine zerfledderte Heftchenroman-Serie, deren fehlende Seiten er selbst ergänzte. Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde war er als Dozent für Deutsch als Fremdsprache sowie als Trainer für Körpersprache und Rhetorik für Industriebetriebe tätig, bevor er Lehrer an einem Gymnasium wurde. Peter Dempfs Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie 2001 mit dem »Kunstpreis des Landkreises Augsburg für Literatur«, und auch die Augsburger Allgemeine sagt: »Peter Dempf kann wunderbar erzählen.« Peter Dempf lebt mit seiner Familie in Stadtbergen bei Augsburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783943824551
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.05.2022
AuflageÜberarbeitete Neuausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse2833 Kbytes
Artikel-Nr.2914318
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

Leben und Tod waren auf dem Markt allgegenwärtig. Um die kleine Kirche Sant Angelo in Pescheria, wenige Straßen nördlich der Tiberinsel, wurden kreisrunde Bastmatten die ganze Nacht hindurch mit Fackeln beleuchtet, sodass die darauf ausgelegten Fische und Krebse den Eindruck erweckten, als würden sie noch immer nach Luft schnappen und im Todeskampf zappeln.

Nerina lehnte sich gegen eine Säule und musterte die Menschen, die sich mitten in dieser ungewöhnlich warmen Februarnacht die besten Stücke aus dem Tiberfang suchten. Ihr zur linken lehnte ein Mann gegen eines der hölzernen Fässer, in denen noch lebenden Tiere schwammen und gierig Luftblasen schluckten. Unverhohlen sah er sie an, doch als er gewahr wurde, dass sie ihn beobachtete, drehte er sich langsam weg, als wolle er dem günstigen Angebot eines der Fischer folgen. Nerina hätte ihn nicht beachtet, wenn ihr Gefühl sie nicht gewarnt hätte. Hatte sie den Mann heute nicht schon einmal vor Micheles Atelier bemerkt? Da sein Gesicht im Fackelschein aber nur unzureichend auszumachen war, konnte sie sich auch irren. An das zerzauste dunkle Haar mit der kreisrunden Glatze am Hinterkopf glaubte sie sich jedoch zu erinnern. Sie schüttelte den Kopf über ihre verqueren Gedanken.

Trotzdem beschloss Nerina, vorsichtig zu sein. Sie schlängelte sich wieder durch die Auslagen, vorbei an den Fischersfrauen, die lautstark ihre Waren anpriesen. Sie mochte diesen Geruch nach Feuchtigkeit und Leben, den Geruch der Fische nach dem langsam fließenden Wasser des Tibers. Sie mochte das Treiben, das mitten in der Nacht auf dem Markt herrschte, als würde dort das Herz der Stadt schlagen, fortwährend, in einem gleichmäßigen, starken Takt, und Menschenleiber durch die Straßen und Gassen pumpen. Hier kaufte man den frischesten Fisch Roms, hier holte man sich, was zu Mittag oder zu Abend gegessen wurde. Hier traf sich, wen die Stadt übrig ließ, Huren und Bettler, Freier und Fremde, Nachtschwärmer und Frühaufsteher. Um das offene Feuer der Bratereien sammelte sich das Volk der Nacht, das sich tagsüber vor der Hitze in die dunklen Winkel der Stadt zurückzog, um hier mit einem Schluck Wein die letzte Mahlzeit des Tages oder das erste Frühstück zu sich zu nehmen.

Nerina ließ ihren Blick über das Gewühl schweifen. Quer über den Platz hin und in Richtung Corso und Porto di Ripetta schwankte eine Sänfte, die vermutlich einen Adligen beherbergte, der sich zu so früher Stunde nach Hause tragen ließ. Sie erkannte das herzogliche Wappen der Gonzaga auf den schwarz glänzenden Türverschlägen. Die Vorhänge waren zugezogen. Ein hagerer Begleiter in einer dunklen Livree mit langen schwarzen Haaren lief neben der Sänfte einher und fiel immer wieder in einen kurzen Trab, um Schritt zu halten. Er sprach in einem fort auf den Unbekannten in dem schwarzen Kasten ein. Nerina vermutete, dass es die Aufgabe des Mannes war, den Adligen, vielleicht auch den Kardinal, der sich hinter den Vorhängen verbarg, zu unterhalten. Sie musste schmunzeln. Der fortwährend ins Leere gestikulierende und vor sich hin brabbelnde Kerl wirkte gar zu lächerlich.

Fast hätte Nerina aufgeschrien, als sie plötzlich angesprochen wurde. Der Mann stand so, dass sie sein Gesicht gegen das Fackellicht nicht richtig erkennen konnte. Umrahmt wurde es ohnehin von einem starken Bart.

Fisch, Signorina Nerina? Frisch aus dem Tiber. Mit Kopf!

Erleichtert atmete Nerina auf, als sie die Stimme des Fischers Bernardo erkannte.

Si, Bernardo! Für zwei Personen. Nicht zu groß, damit der Kopf nicht beten muss!

Bernardo lachte. Sie spielten auf den Marmortisch in der Nähe an, auf dem alle am Markt gekauften Fische gemessen werden mussten. Ragte der Fisch über die Marmorplatte hinaus, war der Kopf als Steuer an den Marktaufseher abzugeben. Jeder wusste, dass er in die Suppentöpfe des Vatikans wanderte und dem Heiligen Vater serviert wurde.

Sie deutete auf einen der Fische, dessen silbriger Rücken im Schein der Fackeln rötlich glänzte. Mit dem geschickten Hieb seines Hakens holte der Fischer ihn aus dem Wasser, legte ihn auf seine Theke und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf, bis er aufhörte zu zappeln.

Geht bitte mit Eurem ... Mann etwas sanfter um. Er grinste anzüglich, als er ihr den Fisch an den Kiemen reichte.

Ich bin nicht verheiratet, Bernardo , erwiderte Nerina die Spitze des Fischers, aber ich bin eine gelehrige Schülerin.   

Nerina hielt ihm ihren Fischhalter aus Schilfgras hin, und die Brasse wechselte den Besitzer. Ist so ein Fisch nicht zu viel für Euch allein?

Hinter der Säule kam der Fremde hervor und vertrat ihr den Weg. Er lachte dabei leise und in einem eigenartigen Tonfall, blickte ins Bassin und dann Nerina direkt in die Augen. Beinahe hätte sie über die Anrede ihren Fisch fallen gelassen. Der Blick verursachte ihr Grauen, denn dort begegnete sie einer Kälte und Leere, die sie sonst nur in den toten Augen der Fische fand. Rasch senkte sie den Blick.

Was geht Euch mein Fisch an?

Nerina zitterten die Knie. Sie war sich jetzt sicher. Der Kerl verfolgte sie, und zwar seit sie Micheles Atelier verlassen hatte. Sie erinnerte sich an das Gesicht. Der Gedanke ließ ihren Bauch krampfen. Hitze schoss ihr in die Wangen. Was wollte er von ihr?

Er reicht aus für zwei, bella donna. Gebt mir doch die Ehre ...

Untersteht Euch, so mit mir zu reden, Fremder. Versucht Euch an Frauen, die das gewöhnt sind.

Sie bemerkte, wie sich seine rechte Hand verkrampfte, und entdeckte am Daumen einen Ring. Rasch verbarg er die Hand und blitzte sie an.

Der Versuch lässt die Gewohnheit entstehen!

Wagt es ...! , knurrte Nerina, bereit, mit der Fischtasche zuzuschlagen, wenn er sich ihr nähern sollte. Sie hasste diese gewohnheitsmäßigen Anreden der Freier und warf Bernardo einen bittenden Blick zu. Sofort trat der Fischer zwischen sie und den Fremden.

Er muss gemessen werden! , betonte Bernardo und verschränkte die Arme vor der Brust. Nerina stellte fest, dass Bernardo den Fremden um einen guten Kopf überragte. Sie packte ihre Fischtasche fester und ging hinüber zur Marmortheke, an der die Fische nach ihrer Länge geprüft wurden, und an der man auch die Innereien entfernte. Aus dem Augenwinkeln heraus konnte sie noch erkennen, dass der Fremde ihr folgen wollte, Bernardo ihm jedoch den Weg vertrat.

Bei Michele gingen viele ungewöhnliche Gestalten ein und aus, aber noch nie war sie einem solchen Mann begegnet. Sie hätte schwören mögen, den Fremden noch nie zuvor gesehen zu haben. Und doch war ihr, als würden sie sich seit Wochen immer wieder begegnen. Die auffällige kreisrunde Glatze am Hinterkopf war ihr schon mehrmals aufgefallen. Er war ihr kein Fremder, das fühlte sie. Nerina versuchte seinen Dialekt einzuordnen, was ihr nicht recht gelang. Sie war sich aber sicher, dass es kein römischer war. So hart betonte hier in der Ewigen Stadt niemand die Wörter.

Warum lief er ihr nach, seit sie aus dem Haus getreten war?

Ein Schauer lief ihr die Arme entlang und kroch ihr bis an den Hals. Die ganze Situation blieb unheimlich, und sie dankte insgeheim dem Himmel, dass heute Bernardo statt seiner Frau den Stand betreute.

Vor der Marmorplatte hatte sich eine Schlange gebildet. Die Wartenden beschwerten sich lautstark über den Gesellen des Marktaufsehers, der jeden Fisch in die Länge strich, um ihn so über die Tafel hinaussehen zu lassen, und dann den Kopf ab der ersten Gräte abschnitt. Die Frau vor ihr zeterte lautstark und suchte Verstärkung, indem sie sich umdrehte und ihren geköpften Fisch herzeigte. Nerina selbst hatte keine Furcht vor der Messung, denn ihre Brasse war für solche Betrügerei entschieden zu klein.

Als sie an die Reihe kam, schlitzte der Geselle des Aufsehers mit einem scharfen Messer das Tier auf und entfernte die Innereien mit einer raschen Bewegung. Gedankenverloren folgte sie seinen Handgriffen und bemerkte erst spät, dass er ihr den Fisch bereits hinhielt und sie mit breitem Grinsen und einem begehrlichen Blick musterte. Rasch packte sie den Fisch in ihren Strohkorb. Mit schnellen Schritten eilte sie über den Platz, ohne sich noch einmal umzusehen, aber immer mit dem unbestimmten Gefühl, beobachtet zu werden. Jetzt verursachte ihr der Lärm Kopfschmerzen. Sie presste die Hände gegen die Schläfen, der Fischkorb schlug ihr gegen die Brust. Erst als sie den Fischmarkt in Richtung Marsfeld verließ, hielt sie inne, um zu verschnaufen.

Unwillkürlich suchte sie in der Menge. Sie wollte sich eben abwenden und zu Michele zurückgehen, als sie den Fremden entdeckte. Bei einer Dirne hatte er sich untergehakt, bei Lena, die oft für Michele Modell stand. Soeben stieß er ein weiteres Mädchen zurück, das sich an seinen anderen Arm gehängt hatte, sodass sie stolperte und in den Staub fiel. Lena lachte laut und zog den Fremden hinunter zum Tiberufer. Also hatte er doch nur eine Frau gesucht. Erleichtert sah sie den beiden nach, wie sie von der Dunkelheit verschluckt wurden. Das Mädchen hinter ihnen rappelte sich vom Boden auf, säuberte ihr Leinenkleid und schimpfte ihnen mit erhobener Faust nach.

Nerina nahm ihren Fischkorb fester und ging in Richtung Atelier davon.
2.

Dieser Gestank, diese ewige Dunkelheit, diese Enge. Sogar mit seinem Sterben will uns dieser Aldobrandini quälen. Als hätte er nicht genug Unglück über den Stuhl Petri gebracht, als er sich dem Einfluss Spaniens beugte. Und wie sie um ihn herumschleichen, die Speichellecker von Kardinälen, dass einem übel wird. Dabei sieht und hört er nichts mehr. Mit offenen Augen stiert er an die Decke, röchelt nur noch und verbreitet einen...
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Autor

Peter Dempf, geboren 1959 in einem Augsburger Vorort, begann bereits als Zwölfjähriger mit seinen ersten Schreibversuchen: Auf dem Dachboden fand er eine zerfledderte Heftchenroman-Serie, deren fehlende Seiten er selbst ergänzte. Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde war er als Dozent für Deutsch als Fremdsprache sowie als Trainer für Körpersprache und Rhetorik für Industriebetriebe tätig, bevor er Lehrer an einem Gymnasium wurde.Peter Dempfs Werke wurden mit ...