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Tatzelwurm und Donauweibchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Amalthea Signum Verlagerschienen am15.10.20131. Auflage
Österreich, die Heimat der Zauberwesen Der Volksmund ist überzeugt: Fabelwesen, es gibt sie. Wassergeister, Feen, Wilde Wesen und Geister der Nacht sind lebendig in unseren Fabeln, im Volksglauben und vor allem im Brauchtum. Sie hausen auf Almen und in Almhütten, sie bewohnen die tiefen dunklen Wälder und sind in Flüssen, Seen und Teichen zu finden. Sie kommen als Kobolde in die Häuser der Menschen, helfen ihnen als Fanggen und necken sie als Nörgelen mit Streichen. Reinhard Pohanka beschreibt die vielfältigen Sagenwesen und Naturgeister Österreichs in ihrem Aussehen und Verhalten und gibt Tipps für Schutzmechanismen. Sein Buch zeigt: Österreich ist ein Land der Dämonen, Geister und Gespenster.

Reinhard Pohanka, Dr., geboren 1954 in Wien. Studium der Medizin, Psychologie und Ethnologie, ab 1975 Studium der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte. Tätig in Forschungsprojekten für die Akademie der Wissenschaften im Iran. Seit 1984 Kurator für mittelalterliche Geschichte und Archäologie am Wien Museum, verantwortlich für zahlreiche Ausstellungen über die Römerzeit bis zu moderner Architektur, Autor zahlreicher Fachbücher über Geschichte und Kulturgeschichte. Lebt heute als freier Autor in Mödling bei Wien.
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Produkt

KlappentextÖsterreich, die Heimat der Zauberwesen Der Volksmund ist überzeugt: Fabelwesen, es gibt sie. Wassergeister, Feen, Wilde Wesen und Geister der Nacht sind lebendig in unseren Fabeln, im Volksglauben und vor allem im Brauchtum. Sie hausen auf Almen und in Almhütten, sie bewohnen die tiefen dunklen Wälder und sind in Flüssen, Seen und Teichen zu finden. Sie kommen als Kobolde in die Häuser der Menschen, helfen ihnen als Fanggen und necken sie als Nörgelen mit Streichen. Reinhard Pohanka beschreibt die vielfältigen Sagenwesen und Naturgeister Österreichs in ihrem Aussehen und Verhalten und gibt Tipps für Schutzmechanismen. Sein Buch zeigt: Österreich ist ein Land der Dämonen, Geister und Gespenster.

Reinhard Pohanka, Dr., geboren 1954 in Wien. Studium der Medizin, Psychologie und Ethnologie, ab 1975 Studium der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte. Tätig in Forschungsprojekten für die Akademie der Wissenschaften im Iran. Seit 1984 Kurator für mittelalterliche Geschichte und Archäologie am Wien Museum, verantwortlich für zahlreiche Ausstellungen über die Römerzeit bis zu moderner Architektur, Autor zahlreicher Fachbücher über Geschichte und Kulturgeschichte. Lebt heute als freier Autor in Mödling bei Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783902862655
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum15.10.2013
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6289 Kbytes
Artikel-Nr.2915361
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.
Luftgeister

Zu den in freier Natur umherschwirrenden Luftgeistern zählen Elfen oder Alben, Sylphiden und Dryaden. Wie immer man sie nennen mag, sie alle sind schön, von hauchzarter Gestalt und blass wie Elfenbein. Meist von Schleiern umhüllt, manchmal auch ohne, doch stets mit Blüten im Haar, tummeln sie sich über und unter den Wolken. Sie bevölkern die Wälder und Berge, sind in Klüften und an Flüssen daheim.

Im Mittelalter nur wenig bekannt, haben sie ihren großen Auftritt erst in der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit waren viele Menschen davon überzeugt, dass in der Natur Geister existieren, welche Baum und Berg beleben. Leider weisen diese auch die negativen Wesenszüge des Menschen auf, sind gewalttätig und rachsüchtig, können schmeichlerisch sein und treiben gern Schabernack und Unfug.
Elfen
Elfen, auch Elben oder Alben genannt, sind Geisterwesen, die in Mitteleuropa und in Österreich nur wenig bekannt sind und daher eher selten in den Sagen vorkommen. Sie sind Lichtgestalten oder Naturgeister, die aus der nordischen Mythologie stammen. Als Alben werden sie in der um 1200 entstandenen Snorra-Edda im Zusammenhang mit dem nordischen Göttergeschlecht der Asen erwähnt. Dazu unterscheidet die Snorra-Edda zwischen Licht- und Schwarzalben, Namen, die stark deren Wesen widerspiegeln. So heißt es:

»Da ist eine Wohnung, die Álfheim heißt. Da haust das Volk, das man Lichtalben nennt. Aber die Schwarzalben wohnen unten in der Erde und sind ungleich von Angesicht und noch viel ungleicher in ihren Verrichtungen. Die Lichtalben sind schöner als die Sonne von Angesicht; aber die Schwarzalben schwärzer als Pech.«

Eine weitere Gruppe stellen die Dunkelalben dar, die aus der Verbindung von Licht- und Schwarzalben hervorgegangen sind. Ob Snorri Sturluson, der Verfasser der Prosa-Edda, diese Einteilung bereits vorfand oder selbst entwickelt hat, ist umstritten. Seine Alben haben viel mit der Fruchtbarkeit der Felder zu tun, da sie dem germanischen Fruchtbarkeitsgott Freyr zugeordnet sind.

Die deutsche Entsprechung dazu wird in der Mehrzahl Elbe oder Elber genannt. Diese Formen wurden im 18. Jahrhundert jedoch weitgehend von der englischen Form Elves, deutsch Elfen, verdrängt. Von den christlichen Kirchen wurden die Elben oder Elfen, da man ihnen keinen christlichen Inhalt geben konnte, zu bösartigen Wesen herabgestuft, die Krankheiten beim Vieh und bei den Menschen hervorrufen können. Das Wort »Albtraum« leitet sich vom »Elfentraum« her und die alte Form »Albdruck«, ein des Nachts in der Brust lastender Schmerz, meint eigentlich »Elfendruck«. Man glaubte, dass dieser von einem Elf herrührte, der sich des Nachts auf die Brust des Schlafenden setzte (siehe dazu auch → Incubus, → Succubus und → Drud).

Ursprünglich gelten die Elfen als ein leichtfertiges Volk, das die Musik und den Tanz liebt und in einem Königreich lebt, an dessen Spitze ein Elfenkönig, bei Goethe der »Erlkönig«, steht. In der mittelalterlichen deutschen Literatur bis zum 13. Jahrhundert lässt sich der Elf nur selten, aber doch nachweisen, danach scheinen die Elfen als Naturgeister in Mitteleuropa weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Es gibt sie aber weiterhin im Wissen des Volkes, allerdings in einer geänderten Bedeutung, und so lassen sich ihre Bezeichnung und ihre Wesenszüge bei den → Zwergen und im Alb wiederfinden. Den Brüdern Grimm verdanken die Elfen ihren Einzug in die deutsche und österreichische Folklore durch das von ihnen 1826 in Leipzig herausgegebene Buch »Irische Elfenmärchen«, eine Übersetzung der »Fairy Legends« des irischen Dichters Thomas Crofton Crokers. In der Einleitung werden Wesen und Lebensart der Elfen genau beschrieben:

»Die Elfen, die in ihrer wahren Gestalt kaum einige Zoll hoch sind, haben einen luftigen, fast durchsichtigen Körper, der so zart ist, dass ein Tautropfen, wenn sie draufspringen, zwar erzittert, aber nicht auseinanderrinnt. Dabei sind sie von wunderbarer Schönheit, Elfen sowohl als Elfinnen, und sterbliche Menschen können mit ihnen keinen Vergleich aushalten … Ihre Häuser haben sie in Steinklüften, Felshöhlen und alten Riesenhügeln. Innen ist alles aufs glänzendste und prächtigste eingerichtet ... ihre Kleidung ist schneeweiß, manchmal glänzend, notwendig gehört dazu ein Hut oder ein Käppchen ... die Elfen erscheinen in einem gewissen Zwielicht; beides, das Böse wie das Gute haben zugleich teil an ihnen und sie zeigen ebenso wohl eine schwarze wie eine weiße Seite. Es sind vom Himmel gestoßene Engel, die nicht bis in die Hölle gesunken sind, die aber selbst in Angst und Ungewissheit über ihre Zukunft zweifeln, ob sie am Jüngsten Tag Begnadigung erhalten werden. Dieses Nächtliche, Teuflische bricht sichtbar in ihren Neigungen und Handlungen hervor. Wenn sie in Erinnerung des ursprünglichen Lichtes wohlwollend und freundlich den Menschen gegenüber erscheinen, so treibt sie das böse Element ihrer Natur zu heimtückischen und verderblichen Streichen an. Ihre Schönheit, die wundervolle Pracht ihrer Wohnungen, ihre Fröhlichkeit ist dann nichts als falscher Schein, und ihre wahre Gestalt von abschreckender Hässlichkeit erregt Grausen. Erblickt man sie in seltenen Fällen bei Tag, so zeigen sie ein von Alter eingefallenes ... Gesicht, eine kleine Nase, rote Augen und das weiße Haar eines steinalten Greises ...«

Erst nach dem Erscheinen des Grimm'schen Märchenbuches treten die Elfen auch in österreichischen Sagen wieder auf, so in der Sage vom Königskraut vom Moosgraben in Wien. Hier bewachen sie das allheilende Königskraut, das von keinem Menschen gepflückt werden darf, wenn es seine Wirkung nicht verlieren soll. Oder in der Sage vom Brunnen zu Schotthof in Wien-Ottakring, wo sie das heilkräftige Wasser bewachen.
Dryaden
Die Baumnymphen, Dryaden genannt, stammen von den Elfen ab. Eigentlich sind sie die Baumgeister der griechischen Mythologie, zumeist die Nymphen der Eichenbäume. Ihr Name wurde später auf alle Baumgeister übertragen. Sie werden als schöne weibliche Wesen vorgestellt. Dryaden sind wie alle Nymphen übernatürlich langlebig und an ihre Behausungen gebunden. Für einige von ihnen, die Hamadryaden, ist diese Verbindung zugleich ihr Leben. Sie sind Teil ihrer Bäume, sodass mit dem Tod des Baumes auch seine Nymphe stirbt. Aus diesem Grunde bestrafen Dryaden und die griechischen Götter jeden Sterblichen, der einen Baum verletzt, ohne zuvor die Baumnymphen anzurufen.

Johann Karl August Musäus (1735-1787) schildert ein solch legendäres Geschehnis in seiner Erzählung »Libussa«: Als Böhmen besiedelt wurde, fällte man tief in den Wäldern zahlreiche Bäume, um Platz für eine neue Siedlung zu schaffen. Der junge Knappe Krokus aus dem Gefolge des Herzogs Chech lebte im Wald in der Nähe einer mächtigen Eiche. Eines Abends erschien ihm im Geäst des Baumes eine helle Gestalt und sprach zu Krokus: »Ich bin keine Truggestalt, kein täuschender Schatten; ich bin die Elfe dieses Hains, die Bewohnerin der Eiche, unter deren dickbelaubten Ästen du oft gerastet hast.« Sie bat ihn, die Eiche nicht zu fällen, denn diese sei ihr Lebensbaum und sie müsse mit ihm sterben.

Krokus verschonte den Baum und baute sich eine Hütte in der Nähe und war in allem, was er tat, durch die Hilfe der Nymphe erfolgreich. Er ging eine Verbindung mit ihr ein und ihre Tochter Libussa, später sagenhafte Gründerin von Prag, Ahnherrin der Dynastie der Przemysliden und Herzogin von Böhmen, wurde geboren. Aber eines Tages braute sich ein Gewitter über dem Wald zusammen und ein Blitz zersplitterte die Eiche und Krokus sah seine geliebte Nymphe nie wieder.
Sylphen
Das griechische Wort für Luftgeist, Sylphe, bedeutet Schmetterling. Ein Insekt, das ein oft verwendetes Symbol für Luftgeister ist. Manche glauben auch, dass sich Luftgeister der Schmetterlinge bedienen, um sich sichtbar zu machen. Das Alter dieses Mythos ist unbekannt. Möglicherweise hat der Name Sylphe auch mit dem lateinischen Wort für Wald, Silva, zu tun. Der Erste, der sich eingehend mit den Sylphen beschäftigt und ihren Namen überliefert hat, war Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, der sie als weiblich und unsichtbar ansieht. Er hat 1590 in seinem in Basel gedruckten Werk »Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et de caeteris spiritus« (Buch der Nymphen, Sylphen, Zwerge und anderer Geister) den mittelalterlichen Volksglauben in Buchform gebracht und den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft jeweils bestimmte Geistwesen zugeordnet. Für ihn gehören dem Element Erde die Erdgeister oder → Gnome an. Dem Element Feuer werden die Feuergeister oder → Salamander zugewiesen, dem Element Wasser die Wassergeister oder → Undinen und dem Element Luft werden die Luftgeister, Sylphen genannt,...
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Autor

Reinhard Pohanka, Dr., geboren 1954 in Wien. Studium der Medizin, Psychologie und Ethnologie, ab 1975 Studium der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte. Tätig in Forschungsprojekten für die Akademie der Wissenschaftenim Iran. Seit 1984 Kurator für mittelalterliche Geschichte und Archäologie am Wien Museum, verantwortlich für zahlreiche Ausstellungen über die Römerzeit bis zu moderner Architektur, Autor zahlreicher Fachbücher über Geschichte und Kulturgeschichte. Lebt heute als freier Autor in Mödling bei Wien.