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Affektive und Kognitive Neurowissenschaft

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
481 Seiten
Deutsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGerschienen am26.08.2013
Neben der Kognitiven Neurowissenschaft hat sich in den letzten Jahren auch eine Affektive Neurowissenschaft etabliert, die neurobiologische Korrelate emotionaler Prozesse untersucht. In diesem Band stellen führende Autorinnen und Autoren aktuelle Entwicklungen aus diesem Bereich der Hirnforschung vor. Die behandelten Themen umfassen zunächst Prozesse des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der auditiven und visuellen Wahrnehmung und der Erinnerung. Weitere Beiträge thematisieren sprachliche Komponenten, wie den Erwerb künstlicher Grammatiken, Spracherwerb und affektive Prosodie. Empathie, Emotionen sowie Musikverarbeitung werden aus neurobiologischer Sicht erörtert. Schließlich werden die neurowissenschaftlichen Grundlagen komplexer Kognitionen und Herausforderungen der neurokognitiven Modellierung diskutiert. Die Beiträge zeigen auf, dass sich die klassische Dichotomie zwischen Affekt und Kognition zunehmend auflöst und regen so zur weiteren Entwicklung dieses Fachgebiets an.mehr

Produkt

KlappentextNeben der Kognitiven Neurowissenschaft hat sich in den letzten Jahren auch eine Affektive Neurowissenschaft etabliert, die neurobiologische Korrelate emotionaler Prozesse untersucht. In diesem Band stellen führende Autorinnen und Autoren aktuelle Entwicklungen aus diesem Bereich der Hirnforschung vor. Die behandelten Themen umfassen zunächst Prozesse des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der auditiven und visuellen Wahrnehmung und der Erinnerung. Weitere Beiträge thematisieren sprachliche Komponenten, wie den Erwerb künstlicher Grammatiken, Spracherwerb und affektive Prosodie. Empathie, Emotionen sowie Musikverarbeitung werden aus neurobiologischer Sicht erörtert. Schließlich werden die neurowissenschaftlichen Grundlagen komplexer Kognitionen und Herausforderungen der neurokognitiven Modellierung diskutiert. Die Beiträge zeigen auf, dass sich die klassische Dichotomie zwischen Affekt und Kognition zunehmend auflöst und regen so zur weiteren Entwicklung dieses Fachgebiets an.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783840915147
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum26.08.2013
Seiten481 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse14254 Kbytes
Artikel-Nr.2915497
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Inhaltsverzeichnis;11
2;1. Kapitel: Bemerkungen zu einer Affektiven und Kognitiven Neurowissenschaft;21
2.1;1 Das Verhältnis von Affekt und Kognition;21
2.2;2 Neurowissenschaft als Ergänzung der Psychologie;22
2.3;3 Der Informationsverarbeitungsansatz als Rahmentheorie fu¨r Affekt und Kognition;23
2.4;4 Beiträge zu einer Affektiven und Kognitiven Neurowissenschaft;24
2.5;5 Affektiv-kognitive Neurowissenschaft: Neuer Wein in alten Schläuchen? Alter Wein in neuen Schläuchen?;28
2.6;Literatur;29
3;2. Kapitel: Prädiktive Modellierungin der auditiven Wahrnehmung;31
3.1;1 Einleitung;32
3.2;2 Empirische Untersuchungen zur Prädiktion;35
3.3;3 Implikationen der prädiktiven Modellierung;53
3.4;4 Fazit und Ausblick;58
3.5;Literatur;59
4;3. Kapitel: Bewusstsein und Aufmerksamkeit;67
4.1;1 Methodische Voru¨berlegungen;67
4.2;2 Neuronale Korrelate bewusster und unbewusster Reizverarbeitung;75
4.3;3 Bewusstseinsinhalte;79
4.4;4 Bewusstsein, Selektion und Aufmerksamkeit;95
4.5;Literatur;98
5;4. Kapitel: Die Interaktion von Emotion und Aufmerksamkeit im Wettkampf um Verarbeitungsressourcen im menschlichen visuellen Kortex;105
5.1;1 Einleitung;106
5.2;2 Emotionale Stimuli und Aufmerksamkeit;107
5.3;3 Emotionale Bilder ziehen reflexiv Aufmerksamkeit auf sich;112
5.4;4 Emotionale Stimuli stehen unter Top-down-Kontrolle;113
5.5;5 Räumliche Anordnung der Stimuli und zeitliche Prozesse des Wettbewerbs um Verarbeitungsressourcen;115
5.6;6 Die Rolle der Mandelkerne als Emotionszentrum;130
5.7;7 Schlussfolgerungen;132
5.8;Literatur;133
6;5. Kapitel: Empathie;139
6.1;1 Einleitung;139
6.2;2 Definitionen;140
6.3;3 Empathie in den Sozialen Neurowissenschaften: Die Hypothese geteilter neuronaler Netzwerke;142
6.4;4 Top-down-Einflu¨sse auf Empathie;152
6.5;5 Empathie in klinischen Populationen;158
6.6;6 Fazit und Ausblick;161
6.7;Literatur;164
7;6. Kapitel: Neurokognition des Erinnerns;175
7.1;1 Zwei-Prozess-Modelle des Wiedererkennens;175
7.2;2 Elektrophysiologische Indikatoren des Erinnerns;179
7.3;3 Assoziatives Erinnern;183
7.4;4 Die funktionelle Bedeutung der Alt/neu-Effekte;188
7.5;5 Strategische Aspekte des Erinnerns;189
7.6;6 Neuronale Grundlagen des Wiedererkennens;196
7.7;7 Fazit und Ausblick;200
7.8;Literatur;200
8;7. Kapitel: Erwerb ku¨nstlicher Grammatiken;209
8.1;1 Einleitung;209
8.2;2 AGL als Modell fu¨r Lernen;212
8.3;3 AGL als Modell fu¨r Spracherwerb;226
8.4;4 Schlussfolgerungen und Ausblick;239
8.5;Literatur;240
9;8. Kapitel: Neurokognition des Sprachverstehens bei Gesunden und Patienten mit fokalen zerebralen Läsionen;251
9.1;1 Syntaktische Verarbeitung;252
9.2;2 Semantische Verarbeitung;255
9.3;3 Grenzgänger: Schnittstellen in der Sprachverarbeitung - ein Ausblick;260
9.4;4 Fazit und Ausblick;266
9.5;Literatur;266
10;9. Kapitel: Affektive Prosodie;273
10.1;1 Einleitung;274
10.2;2 Stimulusassoziierte Hirnaktivierung bei der Verarbeitung emotionaler Prosodie;275
10.3;3 Aufmerksamkeitsabhängige Hirnaktivierung bei der Verarbeitung affektiver Prosodie;277
10.4;4 Validierung stimulusassoziierter und aufmerksamkeitsabhängiger Effekte;282
10.5;5 Modell der zerebralen Verarbeitung affektiver Prosodie;284
10.6;6 Einfluss von Alter, Geschlecht und Persönlichkeit auf die Verarbeitung affektiver Prosodie;286
10.7;7 Einfluss psychischer Erkrankungen auf die Verarbeitung affektiver Prosodie;290
10.8;8 Fazit und Ausblick;291
10.9;Literatur;293
11;10. Kapitel: Gehirn und Musik: Ein neurokognitives Modell der Musikverarbeitung;301
11.1;1 Einleitung;301
11.2;2 Neuronale Verarbeitung akustischer Information;302
11.3;3 Sensorisches Gedächtnis und Bildung auditorischer Gestalten;305
11.4;4 Verarbeitung musikalischer Syntax;307
11.5;5 Verarbeitung musikalischer Semantik;313
11.6;6 Vegetative, hormonelle und prämotorische Effekte von Musik;318
11.7;7 Fazit und Ausblick;319
11.8;Literatur;321
12;11. Kapitel: Ein neurofunktionales Modell von Emotionen;327
12.1;1 Einleitung;327
12.2;2 Hirnstamm-zentriertes Affektsystem;329
12.3;3 Diencephalon-zentriertes Affektsystem;331
12.4;4 Hippocampus-zentriertes Affektsystem;334
12.5;5 Orbitofrontal-zentriertes Affektsystem;339
12.6;6 Ursachen affektiver Aktivität;343
12.7;7 Effekte der Aktivität der Affektsysteme;346
12.8;8 Die Vierfaktoren-Theorie des emotionalen Empfindens;346
12.9;9 Interaktionen mit dem Sprachsystem;348
12.10;10 Bewusste Bewertung (conscious appraisal);350
12.11;11 Weitere in emotionale Prozesse involvierte Strukturen;351
12.12;12 Was ist eine Emotion?;353
12.13;Literatur;354
13;12. Kapitel: Neurowissenschaftliche Grundlagen der artifiziellen Modulation von Emotionen;363
13.1;1 Einleitung;363
13.2;2 Der dorsolaterale präfrontale Kortex als Ziel der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS);365
13.3;3 Transkranielle Gleichstromstimulation;368
13.4;4 Tiefe Hirnstimulation;370
13.5;5 Fazit;376
13.6;Literatur;376
14;13. Kapitel: Neuronale Grundlagen komplexer Kognition;383
14.1;1 Einleitung;383
14.2;2 Denken und Schlussfolgern;385
14.3;3 Planen und Problemlösen;401
14.4;4 Entscheiden und Urteilen;413
14.5;5 Kreativität;422
14.6;6 Fantasie;425
14.7;7 Mathematisches Denken;427
14.8;8 Fazit, Einordnung und Zukunftsperspektiven;431
14.9;Literatur;433
15;14. Kapitel: Neurokognitive Modellierung;451
15.1;1 Einleitung;451
15.2;2 Vom Flussdiagramm zur Vorhersage hirnelektrischer und hämodynamischer Antwortfunktionen: Ein langer Weg;453
15.3;3 Gehirn und Geist: eine komplexe Beziehungskiste mit umgekehrter Inferenz;456
15.4;4 Wie baue ich ein gutes neurokognitives Modell? Funktionale Ontologien und Modellevaluationskriterien;458
15.5;5 Modellbewertungskriterien;461
15.6;6 Ausblick;464
15.7;Literatur;464
16;Autoren- und Sachregister;469
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Leseprobe
1. Kapitel Bemerkungen zu einer Affektiven und Kognitiven Neurowissenschaft Erich Schröger und Stefan Koelsch

1 Das Verhältnis von Affekt und Kognition

Im Alltag, in Kunst und Kultur sowie in der Wissenschaft werden Affekt und Kognition oft als inkompatible Phänomene aufgefasst. Dies drückt sich auch in unserer Alltagspsychologie aus: Wenn man sich von seinen Kognitionen leiten lässt, verhält man sich rational, wenn man sich von seinen Affekten beherrschen lässt, verhält man sich emotional.1 Rationales Handeln wird häufig als geeignet zur Realisierung der eigenen Absichten betrachtet, emotionales Verhalten dagegen oft als dysfunktional zur Zielerreichung angesehen. Wenn man sich rational verhält, gilt man als verantwortlich für sein Handeln, wenn man sich emotional verhält, werden die Ursachen für das Verhalten weniger im freien Willen der handelnden Person gesehen als vielmehr in ihren Motiven (im Extremfall gilt man sogar als juristisch nicht verantwortlich für sein Handeln).

So sehr die Dichotomie zwischen Affekt und Kognition im subjektiven zutreffen mag und so berechtigt eine getrennte Behandlung in unterschiedlichen Kapiteln oder gar unterschiedlichen Büchern der einschlägigen Lehrbücher der Psychologie sein mag, so offensichtlich ist auch, dass beide Phänomene viel miteinander zu tun haben: Beispielsweise sind Emotionen oft involviert in Gedächtnisund Entscheidungsprozesse (welche traditionell eher als kognitiv aufgefasst werden) und kognitive Bewertungsprozesse (appraisals) rufen oft Emotionen hervor. Neurobiologisch scheinen bestimmte affektive und kognitive Prozesse in einigen Hirnstrukturen ko-lokalisiert zu sein, beispielsweise bindungsbezogene Affekte sowie Gedächtnisprozesse in der Hippocampusformation, oder Kontrolle emotionalen Verhaltens sowie Entscheidungsprozesse im Orbitofrontalkortex.

2 Neurowissenschaft als Ergänzung der Psychologie

Affekt und Kognition haben auch deswegen viel miteinander zu tun, weil sie beide durch Vorgänge im zentralen Nervensystem (ZNS) in Relation zum Rest unseres Körpers realisiert werden: Neben dem ZNS ist auch das periphere Nervensystem (einschließlich des vegetativen Systems), das endokrine System sowie das Immunsystem und damit alle inneren Organe an der Entstehung und an der Manifestation dieser Phänomene beteiligt (vgl. u. a. die Bände der Serie Biologische Psychologie der Enzyklopädie der Psychologie, z. B. Born & Debus, 1998; Kirschbaum & Hellhammer, 1999). Die Grundlagendisziplinen der Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten beziehen zunehmend eine neurowissenschaftliche Perspektive ein. Dies erschließt wichtige Methoden zur Untersuchung psychischer Phänomene - wie etwa die funktionelle Bildgebung - und ergänzt psychologische Erklärungsmodelle um Aspekte der neurobiologischen Korrelate psychischer Phänomene.

Es ist daher zu begrüßen, wenn sich die Hirnforschung zunehmend diesen Themen widmet. Verbunden mit der Entwicklung von Verfahren, die zum einen die zeitliche und räumliche Messung von Hirnaktivität ermöglichen, während das Gehirn affektiv und kognitiv aktiv ist, und die zum anderen auch die gezielte, nicht invasive Modulation dieser Hirnaktivität erlauben, haben sich in den letzten Jahrzehnten eine Kognitive Neurowissenschaft und eine Affektive Neurowissenschaft entwickelt. Als Messverfahren seien hier beispielhaft die Elektroenzephalografie (EEG), die Magnetenzephalografie (MEG), die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT), die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) und die Diffusions-Tensor-Bildgebung erwähnt sowie als Modulationsverfahren (mit denen Hirnaktivität beeinflusst werden kann) die transkranielle Magnetstimulation (TMS) und die transkranielle Gleichstromstimulation.

Unter der Annahme, dass Gehirnaktivität besonders wichtig bei der Generierung und dem Ausdruck affektiver und kognitiver Zustände und Prozesse ist, kann man sich vorstellen, wie sehr die Entwicklung und Anwendung dieser Methoden unser Wissen über Affekt und Kognition in den letzten Jahren vorangebracht hat (oder zumindest haben könnte), und man kann spekulieren, welche Erkenntnisfortschritte in den nächsten Jahren noch zu erwarten sind. Wir stecken möglicherweise mitten in einer Revolution der Wissenschaft von der Emotion und der Kognition!
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