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Apanies Perlen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
184 Seiten
Deutsch
Picus Verlagerschienen am11.02.20141. Auflage
Das Aborigine-Mädchen Apanie taucht hundert perfekt geformte Perlen aus den Tiefen des Meeres, die als Kette von nun an über ein Jahrhundert lang die Geschicke ihrer Trägerinnen bestimmen werden. Mit achtzehn Jahren findet Oskar bei einem Aufenthalt in den USA seinen Großvater, der nach dem ersten gemeinsamen Abendessen ein Gewehr auf ihn richtet, ihn drei Tage in den Keller sperrt und ihn anschließend mit schrecklichen Wahrheiten konfrontiert. Aufgrund ihrer rasanten Fahrkünste verliebt sich ein Mercedesverkäufer Hals über Kopf in die bildschöne, religiöse Maria. Sein Leidensweg beginnt: Obwohl er eifrig den Ablauf der katholischen Messe auswendig lernt und seine russische Exfrau beseitigt, scheint er Marias Liebe zu verlieren. Das hat tödliche Konsequenzen. Dezember 2015 - der Euro existiert nicht mehr, alle Geschäfte schließen, in der Stadt bricht Chaos aus. Julius beschließt, in sein Elternhaus auf dem Land zurückzukehren und findet dort eine Welt vor, in der er glaubt, verrückt zu werden.Verblüffende Wendungen, starke Charaktere und viel Gefühl: ­Judith W. Taschler beweist nach ihrem Bestseller 'Die Deutschlehrerin' neuerlich, dass sie fantastisch ­Geschichten erzählen kann!

Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, im Mühlviertel aufgewachsen. Studium der Germanistik und Geschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in Innsbruck, arbeitete als Lehrerin und ist freie Schriftstellerin. Im Picus Verlag erschienen ihr Roman 'Sommer wie Winter', 2013 der Bestseller 'Die Deutschlehrerin', 2014 der Erzählband 'Apanies Perlen' und der Roman 'Roman ohne U'.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Aborigine-Mädchen Apanie taucht hundert perfekt geformte Perlen aus den Tiefen des Meeres, die als Kette von nun an über ein Jahrhundert lang die Geschicke ihrer Trägerinnen bestimmen werden. Mit achtzehn Jahren findet Oskar bei einem Aufenthalt in den USA seinen Großvater, der nach dem ersten gemeinsamen Abendessen ein Gewehr auf ihn richtet, ihn drei Tage in den Keller sperrt und ihn anschließend mit schrecklichen Wahrheiten konfrontiert. Aufgrund ihrer rasanten Fahrkünste verliebt sich ein Mercedesverkäufer Hals über Kopf in die bildschöne, religiöse Maria. Sein Leidensweg beginnt: Obwohl er eifrig den Ablauf der katholischen Messe auswendig lernt und seine russische Exfrau beseitigt, scheint er Marias Liebe zu verlieren. Das hat tödliche Konsequenzen. Dezember 2015 - der Euro existiert nicht mehr, alle Geschäfte schließen, in der Stadt bricht Chaos aus. Julius beschließt, in sein Elternhaus auf dem Land zurückzukehren und findet dort eine Welt vor, in der er glaubt, verrückt zu werden.Verblüffende Wendungen, starke Charaktere und viel Gefühl: ­Judith W. Taschler beweist nach ihrem Bestseller 'Die Deutschlehrerin' neuerlich, dass sie fantastisch ­Geschichten erzählen kann!

Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, im Mühlviertel aufgewachsen. Studium der Germanistik und Geschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in Innsbruck, arbeitete als Lehrerin und ist freie Schriftstellerin. Im Picus Verlag erschienen ihr Roman 'Sommer wie Winter', 2013 der Bestseller 'Die Deutschlehrerin', 2014 der Erzählband 'Apanies Perlen' und der Roman 'Roman ohne U'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783711752017
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum11.02.2014
Auflage1. Auflage
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse922 Kbytes
Artikel-Nr.2973006
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
BIS DER TOD UNS SCHEIDET

Jetzt kenne ich den Ablauf der Messe genau, sehr genau sogar. Ich habe ihn sorgfältig studiert, ich weiß auch nicht warum, ich brauche ihn ja nicht mehr, ich war plötzlich besessen davon und kaufte mir ein dünnes Buch mit dem Titel »Die heilige Messfeier. Eine Hilfe zum besseren Verständnis«. Das las ich dann immer, wenn ich Zeit hatte: beim Frühstück, in der Mittagspause, am Abend, an den Wochenenden. Immer wieder. Ich las sogar den Katechismus der katholischen Kirche. Ich wollte es einfach verstehen, es wurde eine Obsession von mir, es zu verstehen.

Jetzt kenne ich die Riten der heiligen Messfeier auswendig und flüstere ihn ständig vor mich hin, wenn ich unterwegs bin, um Maria in ihrem Heimatort zu beobachten. Ich sitze im Auto und fahre ihr überallhin nach, in den Kindergarten, in das Tourismusbüro, in den Kindergarten, zu ihrem Elternhaus, zu ihrem Noch-Rohbau-Haus, zu ihrer Freundin, zu ihrem Elternhaus, in die Bibelrunde und wieder zu ihrem Elternhaus. Am Wochenende liege ich nachmittags im Gestrüpp am Waldesrand oberhalb ihres Elternhauses und beobachte, wie sie mit Nicolas spielt und mit ihrem Verlobten und ihrer Familie Kaffee auf der Terrasse trinkt. Es ist jedes Mal ein schönes, friedliches Bild, eine heile Familie, die Freude über die verlorene und wieder heimgekehrte Tochter muss groß sein. Dabei flüstere ich ständig vor mich hin: Eröffnung mit Einzug, Verehrung des Altars mit Kuss, Kreuzzeichen, Begrüßung der Gemeinde, Bußakt, Kyrie, Gloria und Tagesgebet, …

ERÖFFNUNG

Einzug

Zu Beginn der heiligen Messe tritt der Priester mit Albe, Messgewand und Stola in den Altar- oder Chorraum. Der Priester trägt Gewänder in verschiedenen Farben, das sind die sogenannten liturgischen Farben. Weiß gilt als Festfarbe, sie wird beispielsweise zu Weihnachten, Ostern, bei Christus- und Marienfesten und an speziellen Heiligenfesten getragen. Die Farbe Rot ist die Farbe des Heiligen Geistes. Sie ist aber auch die Farbe der Märtyrer, also jener, die aus Liebe für ihren Glauben starben …

Als ich Maria kennenlernte, das war vor mehr als vier Jahren, trug sie eine rote Lederjacke, ein schwarzes bauchfreies T-Shirt und eine Jeans. Sie kam zu mir an den Schreibtisch - ich bin Mercedesverkäufer -, ihr blonder Pferdeschwanz wippte hin und her. »Ich möchte den hier Probe fahren«, sagte sie grinsend und deutete auf einen schwarzen Mercedes SL 500 in unserer Ausstellungshalle. Ich fragte, ob sie auch vorhabe, ihn zu kaufen, worauf sie den Kopf schüttelte. Ich ließ sie Probe fahren und kam ganz schön ins Schwitzen. Sie tauchte erst nach zwei Stunden wieder auf, brachte einen Strafzettel mit, den sie mir auf den Schreibtisch legte. Sie sei in eine Radarfalle gefahren und hundert Meter später von der Polizei gestoppt worden, und weil sie kein Geld dabei hatte, bekam sie einen Zahlschein mit. Ich war ihr sofort verfallen.

Verehrung des Altars mit Kuss

Wenn der Priester den Altarraum betritt, macht er vor dem Tabernakel eine Kniebeuge als Zeichen der Verehrung und der Anbetung. Dann geht der Priester zum Altar. Über diesem verneigt er sich und küsst ihn.

Zwei Tage später gingen wir gemeinsam ins Kino und anschließend essen, zwei Wochen später übernachtete sie das erste Mal bei mir. Wir liebten uns die ganze Nacht und schliefen erst beim Morgengrauen ein. Dabei galt mein Gedanke dem Morgen: Wie würde Maria beim Aufwachen sein? Mit unreiner Haut, da ungeschminkt? Grantig? Würde sie Mundgeruch haben? Aber nichts davon wurde wahr. Maria sah am Morgen genauso wundervoll aus wie am Abend zuvor, ihre Haut war weich und zart, ihr Mund roch nach Milchreis, ihr Körper war einfach vollkommen. Sie stand auf und ging nackt in meinen begehbaren Schrank, wo sie meine dreißig Anzüge bewunderte. Sie band sich eine Krawatte um und kochte Kaffee. Als wir um halb neun aus der Wohnung gingen, sie in das Reisebüro und ich ins Autohaus, waren wir ein Paar.

Kreuzzeichen

Nun spricht der Pfarrer »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« und die Gläubigen antworten mit »Amen«, das heißt »so sei es«. In der Eucharistiefeier kommen die Menschen nicht in ihrem eigenen Namen zusammen, sondern im Namen des dreieinen Gottes.

Nach ein paar Tagen wusste ich, dass sie nicht gut kochen, dafür aber sehr gut Auto fahren konnte. Damit war mein Schicksal besiegelt: Ich betete sie an. Umgekehrt hätte ich es nicht so gerne gehabt. Eine Frau, die stundenlang in der Küche steht, um Speisen zu zaubern, die man sowieso innerhalb einiger Minuten aufessen wird - welch vergeudete Zeit! Ich wollte eine moderne Frau und keine, die mich an meine Großmutter erinnerte, die semmelknödelwälzend, blunzenwickelnd, beuschelschneidend in der Küche gestanden hatte, um ihre Großfamilie zu ernähren, und ich wollte ebenso wenig an die Küche im elterlichen Restaurant erinnert werden, in der ich und meine Schwestern ständig aushelfen mussten. Diesen ranzigen Geruch, den mein Körper trotz ausgiebiger Dusche noch im Bett an sich kleben hatte, hasste ich, und auch die Gäste, die bedient werden wollten. Ich wollte selbst bedient werden.

Nicht dass Maria nicht kochte, sie bemühte sich sogar sehr, meist sogar zwei Mal am Tag. Sie war der Meinung, eine Frau müsse kochen und das halbwegs gesund. Es amüsierte mich, wie sie am Herd stand und die Zutaten wahllos in die Pfanne oder in den Kochtopf warf und dabei zu lauter Musik tanzte, um abschließend das Ergebnis auf die Teller zu klatschen. Meine älteste Schwester betitelte Marias Kochart und -weise als lieblos, ich aber nannte das Ganze schwunghaft. Und mit dem gleichen rasanten Schwung fuhr sie Auto.

Maria konnte mit hundertachtzig Stundenkilometern auf der Autobahn fahren und außerdem mit der rechten Hand auf die Rückbank greifen, um unserem Sohn den Schnuller wieder in den Mund zu stecken. Es war das reinste Vergnügen ihr zuzusehen, ich saß auf dem Beifahrersitz und genoss jede Minute. Wie sie überholte, eine Linkskurve rechts ausfuhr, sicher und schnell einparkte! Sie machte jedem Auto Ehre.

Begrüßung der Gemeinde

Erst jetzt begrüßt der Priester im Namen Christi die versammelte Gemeinde: »Der Herr sei mit euch.« Die Gemeinde antwortet mit: »Und mit deinem Geiste.« Diese Begrüßung ist ein Segenswunsch von Gott her: Er ruft sein Volk zur Eucharistie zusammen.

Als nach ein paar Wochen die Ratio bei mir wieder einkehrte und ich schön langsam einige von Marias Schwächen erkannte, war es schon zu spät: Ich wollte auf Marias schwungvolle Koch- und Autofahrkünste nicht mehr verzichten, lieber nahm ich ihre Schwächen in Kauf. Marias größtes Manko bestand darin, dass sie aus einer sehr religiösen und konservativen Familie kam und eben diese religiösen Wurzeln nicht abstreifen konnte. Sie wollte zwar auch in dieser Hinsicht modern sein, nannte ihren Glauben zum Beispiel »Spiritualität«, was die Sache für mich aber noch schlimmer machte, und ging im Minirock in die Messe. Anfangs ging ich einige Male mit. Ich saß die ganze Stunde neben ihr, beobachtete die Menschen um mich herum und atmete Marias Duft ein. Später begleitete ich sie nicht mehr, es langweilte mich, ich verstand nichts von dem, was da vorne vor sich ging, ich wusste nicht, welche Sprüche man zu welchem Zeitpunkt aufsagen musste, wann man stand, saß oder kniete und warum. Ich war als Kind kaum in die Kirche gegangen, meine Eltern waren erklärte Kirchengegner.

Außerdem ging sie oft mit Socken ins Bett.

Bußakt

»Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe - ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken - durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.« Bevor wir die heilige Eucharistie feiern, ist es notwendig, dass wir Gott um Verzeihung bitten, weil wir Böses getan oder Gutes unterlassen haben.

Schon nach einem halben Jahr wurde Maria schwanger. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wir hätten noch länger Zeit nur für uns beide gehabt, aber ich war auch nicht sonderlich traurig oder wütend oder enttäuscht darüber, bald Vater zu werden. Einer meiner ersten Gedanken war: Das Risiko, dass sie dich verlässt, ist mit einem Kind geringer als ohne. Von ihr verlassen zu werden, wäre das Schlimmste für mich gewesen.

Einige Freunde gaben mir zu verstehen, sie habe mir ein Kind angehängt, aber darüber konnte ich nur lachen. Jeder Mann, der sich ein Kind anhängen lässt, ist ein Vollidiot! Man(n) merkt in jeder Beziehung schon nach ein paar Wochen, ob eine Frau nur einen Mann will oder sich sehnlichst ein Kind wünscht beziehungsweise eine komplette Familie, mit Haus, Miele-Waschmaschine, Mikrowelle, Garten, zwei oder drei süßen Nachkommen, Familienwagen und Ernährer, der das Geld nach Hause bringt. Falls diese weiblichen Sehnsüchte vom Mann nicht erkannt oder richtig gedeutet werden, dann ist er entweder minderbemittelt oder er versteht nichts von Frauen - in beiden Fällen ein Vollidiot. Davon gibt es leider noch viele unter uns, sie sind eine Beleidigung für unser starkes Geschlecht. Mein Mitleid haben sie nicht, wenn sie anschließend bei den Sonntagsfamilienspaziergängen jammern: »Wo ist meine Freiheit hin?« Seit Jahrhunderten glauben die Männer, die Verhütung sei Frauensache und somit in sicheren Händen. Das zeugt nicht von hoher Intelligenz. Falls ein Kinderwunsch bei der Freundin besteht, man(n) ihn aber selber noch nicht verspürt, heißt es eben Vorsorge treffen, indem die Verhütung in die eigenen verlässlichen, männlichen Hände genommen wird.

Kyrie, Gloria und Tagesgebet

»Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.« Hier...
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Autor

Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, im Mühlviertel aufgewachsen. Nach einem Auslandsaufenthalt und verschiedenen Jobs Studium der Germanistik und Geschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in Innsbruck, arbeitete als Lehrerin und ist freie Schriftstellerin. Sie verfasste Drehbücher, 2011 erschien ihr erster Roman »Sommer wie Winter« im Picus Verlag, 2012 der Bestseller »Die Deutschlehrerin«.www.jwtaschler.at

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt