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Vierzig Fieber

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Satyr Verlagerschienen am22.03.20141. Auflage
'Guten Tag, mein Name ist Charlotte Niesguth, ich bin unter vierzig und sehe dem Ende entgegen.' Pubertierende Teenager, tanzwütige Senioren, persönlich adressierte Treppenlift-Reklame. Plötzlich stürzt das Alter von allen Seiten auf Charlotte Niesguth zu. Dabei ist sie doch erst Ende dreißig und hatte mit dem Älterwerden keine Probleme. Dachte sie. Mit einem Mal tun sich für Charlotte ganz neue Fragen auf: Was passiert, wenn man seine Schuhgröße überholt? Bis wann wird man älter, und ab wann ist man alt? Und wer merkt's zuerst? Kinderlos in der Patchworkfamilie, selbstständig als Mädchen für alles und unverheiratet in einer festen Beziehung stolpert Charlotte durch ihr Leben zwischen Postpubertät und Altersstarrsinn. Die Kölner Kabarettistin und Autorin Dagmar Schönleber begibt sich in ihrem episodischen Roman auf eine unterhaltsame Gratwanderung zwischen jung und alt, Komik und Melancholie, Dope und Doppelherz.

Die mit zahlreichen Kleinkunstpreisen bedachte Kabarettistin, Liedermacherin und Autorin Dagmar Schönleber, 1973 geboren in Ostwestfalen und wohnhaft im Rheinland, kennt sich zwischen den Stühlen aus. Sie erlebt täglich hautnah das Altern in Jugendkulturen und weiß, dass 'Reifegrad' nicht gleich 'Alkoholgehalt' bedeuten muss. Die Autorin versucht, sich durch Schreiben, Lesen, Musik und Bühnenpräsenz jungzuhalten und lehnt 'Botox to go' ab, schon allein wegen des 'to go'. Schönleber tourt mit ihren Solo-Programmen durch den gesamten deutschsprachigen Raum und wurde einem breiten Publikum bekannt durch ihre Auftritte im 'Quatsch Comedy Club' (Pro7), der 'Ladies Night' (WDR) sowie ihre Rolle als Frau Schochz in der beliebten WDR Show 'Stratmanns'. Außerdem ist sie Präsentatorin der Kölner Lesebühne 'Rock'n'Read' und verzettelt sich in allerlei anderen Dingen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext'Guten Tag, mein Name ist Charlotte Niesguth, ich bin unter vierzig und sehe dem Ende entgegen.' Pubertierende Teenager, tanzwütige Senioren, persönlich adressierte Treppenlift-Reklame. Plötzlich stürzt das Alter von allen Seiten auf Charlotte Niesguth zu. Dabei ist sie doch erst Ende dreißig und hatte mit dem Älterwerden keine Probleme. Dachte sie. Mit einem Mal tun sich für Charlotte ganz neue Fragen auf: Was passiert, wenn man seine Schuhgröße überholt? Bis wann wird man älter, und ab wann ist man alt? Und wer merkt's zuerst? Kinderlos in der Patchworkfamilie, selbstständig als Mädchen für alles und unverheiratet in einer festen Beziehung stolpert Charlotte durch ihr Leben zwischen Postpubertät und Altersstarrsinn. Die Kölner Kabarettistin und Autorin Dagmar Schönleber begibt sich in ihrem episodischen Roman auf eine unterhaltsame Gratwanderung zwischen jung und alt, Komik und Melancholie, Dope und Doppelherz.

Die mit zahlreichen Kleinkunstpreisen bedachte Kabarettistin, Liedermacherin und Autorin Dagmar Schönleber, 1973 geboren in Ostwestfalen und wohnhaft im Rheinland, kennt sich zwischen den Stühlen aus. Sie erlebt täglich hautnah das Altern in Jugendkulturen und weiß, dass 'Reifegrad' nicht gleich 'Alkoholgehalt' bedeuten muss. Die Autorin versucht, sich durch Schreiben, Lesen, Musik und Bühnenpräsenz jungzuhalten und lehnt 'Botox to go' ab, schon allein wegen des 'to go'. Schönleber tourt mit ihren Solo-Programmen durch den gesamten deutschsprachigen Raum und wurde einem breiten Publikum bekannt durch ihre Auftritte im 'Quatsch Comedy Club' (Pro7), der 'Ladies Night' (WDR) sowie ihre Rolle als Frau Schochz in der beliebten WDR Show 'Stratmanns'. Außerdem ist sie Präsentatorin der Kölner Lesebühne 'Rock'n'Read' und verzettelt sich in allerlei anderen Dingen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944035338
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum22.03.2014
Auflage1. Auflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1196 Kbytes
Artikel-Nr.2976868
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

noch 334 Tage
VIELLEICHT SIND'S JA DOCH
NUR DIE HORMONE (1)
ODER: WARUM ALLES BEGANN

Mein Name ist Charlotte Niesguth, ich bin unter vierzig und sehe dem Ende entgegen. Nicht meinem persönlichen Ende, sondern dem Ende der Dreißigerjahre. Meiner Dreißigerjahre, nix von wegen Hitler oder so. Und nein, keine Angst, ich bin auch nicht in der Midlife-Crisis, die ich durch Makramee-Kurse an der Volkshochschule und peinliche Auftritte mit selbst verfasster melancholischer Lyrik zu überwinden versuche. Noch nicht jedenfalls.

Bis vor Kurzem habe ich auch nicht im Traum daran gedacht, über mein Alter nachzudenken, warum auch? Ich bin wenig von Tod und Krankheit umgeben, ich lebe die meiste Zeit in einer ziemlich egozentrischen, undramatischen Happywelt, in der die größte Katastrophe darin besteht, dass jemand seine Ägyptenreise canceln muss, weil dort Bürgerkrieg herrscht.

Ich habe nie etwas durch meinen Geburtskanal gepresst, ich hatte es nie ernsthaft vor und möchte es ganz bestimmt nicht nachholen. Ich vermisse weder das Gefühl, das eigene Kind im Arm zu halten, noch die Erfahrung einer Schwangerschaft. Ich heule schon, wenn ich mir den kleinen Zeh am Türrahmen stoße, da muss ich echt kein Kind zur Welt bringen. Ich musste nie länger als drei Monate aufs Rauchen oder Trinken verzichten und bin dafür sehr dankbar. Wenn ich mal nichts Besseres zu tun habe, bewundere ich Mütter und auch Väter für ihre Fähigkeit zur Selbstaufgabe zugunsten eines Kleinkindes, für ihre Disziplin, ihr Durchhaltevermögen, aber meistens habe ich etwas Besseres zu tun. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Darum habe ich auch keine Katzen oder Hunde, denn auf die muss man genauso aufpassen (Katzen und Hunde sind das Methadon der Kinderlosen!). Ich habe meinen Freund, Marcus, der über weite Strecken sehr gut für sich selbst sorgen kann und noch weitere liebenswerte Eigenschaften in sich vereint, zum Beispiel eine hohe Attraktivität bei geringem Aufwand für dieselbe. Das erweist sich als ungemein vorteilhaft bei der Badezimmeraufenthaltszeit, wenn man zusammenlebt. Wir sind beide mehr oder weniger zufällig in Köln gelandet und dort geblieben, er aus beruflichen Gründen, ich aus Bequemlichkeit. Marcus schuftet in einem gut bezahlten, festen Job und ist ein solider, bodenständiger Freigeist, solange ihm niemand Jägermeister in die Hand drückt. Er hat ein Herz für Albernheiten und wenig Sinn für Selbstmitleid. Außerdem möchte er genau wie ich keine Kinder, denn er hat schon welche.

Auf diese Weise bin ich also vor sieben Jahren trotzdem an zwei Kinder geraten, zwar nur in Teilzeit, dafür aber Zwillinge, Mona und Lisa. Das wäre natürlich eigentlich direkt ein Trennungsgrund gewesen. Nicht die Kinder an sich, sondern die Erkenntnis, dass ein Mensch, der zwei unschuldigen jungen Wesen solche Namen verpasst, eine eher befremdliche Art von hinterhältigem Humor haben muss, die einen im Zweifelsfall auch selbst treffen könnte. Aber ehrlich gesagt ist das ein Charakterzug, den ich an Marcus sehr schätze. Und lieber Mona und Lisa als Hanni und Nanni. Zum Glück sind sie zweieiig und somit auch für Laien wie mich leicht zu unterscheiden. Als ich sie zum ersten Mal sah, waren sie sechs Jahre alt und sprachen nicht viel. Das war eine schöne Zeit, nach der ich mich manchmal sehne, denn mittlerweile plappern sie wie die Niagarafälle und schlagen mich mit Argumenten, die ich ihnen über die Jahre selbst beigebracht habe. Das ist so, als ob sich dein Spiegelbild morgens plötzlich selbst schminkt, anschließend besser aussieht als du, dir den Stinkefinger zeigt und dich mit Zahnbürste im Mund allein dastehen lässt. Zum Glück haben sie eine Art eigenes Leben, eine Erstfamilie und eine Mutter, und darüber sind alle sehr froh, ich vielleicht am meisten.

Und auch wenn das jetzt überraschend klingen mag: Ich kann Kinder gut leiden. Wirklich. Kinder sind cool, ehrlich, lustig, und weil es nicht meine sind, kann ich mich von ihnen distanzieren, sobald ich das nicht mehr so sehe.

Was man sehr schonungslos vor Augen gehalten bekommt, wenn in der eigenen Umlaufbahn Kinder kreisen, ist das eigene Altern und dessen zunehmende Geschwindigkeit. Eben lag der kleine Leon noch mit Milchfläschchen im Strampelanzug in Muttis Armen und nur einen Wimpernschlag später schon als Teenager auf dem Schützenfest unter der Theke, mit einer auf zwanzig hochgeschminkten Vierzehnjährigen im Arm und Jägermeisterfläschchen im Anschlag, während man selbst den Eindruck hat, in der Zwischenzeit nur mal kurz zum Briefkasten gewesen zu sein.

Die Zeit ist eine merkwürdige Veranstaltung: Sie vergeht, man spürt es auch, doch irgendwie kommt der Kopf nicht hinterher. Das ist wie ein Langstreckenflug von Paderborn nach Phnom Penh: Man fliegt in der Einöde los, guckt auf dem Weg ein paar mittelgute Filme zur Ablenkung oder liest im Reiseführer Kambodscha, während man gar nicht richtig mitkriegt, was man alles überfliegt, und findet sich plötzlich mit Jetlag Heuschrecken essend in einem völlig anderen Kulturkreis wieder, während man noch den Geschmack von Paderborner Landbrot auf der Zunge hat.

Komischerweise hatte ich nie Schwierigkeiten, mir mich selbst als Oma vorzustellen. Ich wäre klein (also genauso groß wie jetzt), hätte rosige Apfelbäckchen (die ich noch nie hatte, keine Ahnung, wo die plötzlich herkommen sollen), wäre fröhlich und würde den ganzen Tag meine Nachbarinnen und Nachbarn, Enkelkinder (Kinder hatte ich nie auf dem Plan, Enkel schon!) und frei laufende Tiere auf ein Stück selbst gemachten Apfelkuchen einladen und zur eigenen Unterhaltung mit achtzig beginnen, Heroin zu rauchen. Ein großartiger Ausblick.

Die Zeit davor allerdings war für mich immer eine große Nebelbank, mal grau, mal rosa, aber immer undurchdringlich.

Mit zwölf stellte ich mir mein Leben mit dreißig ungefähr so vor: Ich würde in einem coolen Bauernhaus mit mindestens drei Pferden, einem Esel und diversem Kleinvieh wie Hunden, Katzen und Hühnern wohnen, am besten gleich auf 'nem Reiterhof. Ich hätte irgendeinen Beruf, der mir nebensächlich schien, solange er genug Geld für das coole Haus oder den Reiterhof abwürfe, oder aber ich wäre direkt Reitlehrerin. Wahrscheinlich hätte ich ein paar Kinder, weil man die als ältere Frau eben so hat, die auch vielleicht ab und zu auf meinen Pferden reiten dürften. Es sollte sich dabei unbedingt um einen Friesenwallach namens »Blackjack«, eine Haflingerstute (»Sternchen«) und irgendeinen Falben, den ich »Peter« zu nennen gedachte, handeln. Über die Namen und Geschlechter meiner Kinder hatte ich mir übrigens keine Gedanken gemacht, geschweige denn über meinen Mann oder zumindest den Vater der wohl anfallenden Kinder. Ich zog Ralph Macchio (Karate Kid, aus den Achtzigern, erinnern Sie sich?) in Betracht, allerdings nur so lange, bis mein ohnehin nur flüchtiges Interesse für Kampfsportkino dem für Rock- und Popmusik wich, und favorisierte von da an alle Tänzer aus Fame.

Wie mein Leben mit vierzig aussehen sollte, konnte ich mir damals noch gar nicht ausmalen, denn dann wäre ich fast so alt wie meine Mutter zu dem damaligen Zeitpunkt, und das sprengte meine Vorstellungskraft. Es erschien mir ungefähr so wahrscheinlich, dass ich mal so alt wie meine Mutter werden könnte, wie dass ich meine eigene Oma würde.

Mit fünfzehn waren die Pferde in meiner zukünftigen Lebenswelt immer noch aktuell, jedoch waren meine eigenen Kinder deutlich in den Hintergrund gerückt. Kein Wunder, ich pubertierte und war überzeugt, dass die ganze Welt kein lebenswerter Ort wäre (außer für Pferde), und erst recht wollte ich mich selbst niemals mit pubertierenden Teenies strafen. Überhaupt hatte eine vernünftige Dreißigjährige in meiner alternativmusikgeprägten Fantasie sowieso schon mit siebenundzwanzig zu sterben oder aber zumindest geistig niemals älter als siebenundzwanzig zu werden. Dass mein Körper altert, kam für mich gar nicht infrage beziehungsweise beunruhigte mich nicht aufgrund des erfrischenden Desinteresses, das Teenager allem entgegenbringen, was sie nicht im aktuellen Moment betrifft.

Ab da bin ich einfach älter geworden, ohne mir weitere Gedanken über eine ferne, aber doch immer näher kommende Zukunft zu machen. Geld verdienen, über die Runden kommen, Beziehungen anfangen, Beziehungen aufgeben und zwischendurch mal Denkblasen wie »In das Land möchte ich auch mal fahren« oder »Irgendwann habe ich auch mal einen richtigen Job, in dem ich lange Zeit glücklich bin«, die man unter dem Motto »Wenn ich mal groß bin …« zusammenfassen könnte. »Wenn ich mal groß bin, dann haue ich allen Arschlöchern, die mich grundlos anblaffen, voll auf die Fresse«, sagte ich zu meiner Freundin Josie. Das war letztes Jahr, ich war achtunddreißig.

Die letzte Geburtstagsparty, die ich groß gefeiert habe, war an...
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Autor

Die mit zahlreichen Kleinkunstpreisen bedachte Kabarettistin, Liedermacherin und Autorin Dagmar Schönleber, 1973 geboren in Ostwestfalen und wohnhaft im Rheinland, kennt sich zwischen den Stühlen aus. Sie erlebt täglich hautnah das Altern in Jugendkulturen und weiß, dass "Reifegrad" nicht gleich "Alkoholgehalt" bedeuten muss. Die Autorin versucht, sich durch Schreiben, Lesen, Musik und Bühnenpräsenz jungzuhalten und lehnt "Botox to go" ab, schon allein wegen des "to go".Schönleber tourt mit ihren Solo-Programmen durch den gesamten deutschsprachigen Raum und wurde einem breiten Publikum bekannt durch ihre Auftritte im "Quatsch Comedy Club" (Pro7), der "Ladies Night" (WDR) sowie ihre Rolle als Frau Schochz in der beliebten WDR Show "Stratmanns". Außerdem ist sie Präsentatorin der Kölner Lesebühne "Rock'n'Read" und verzettelt sich in allerlei anderen Dingen.