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So wie du bist

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Verlag Krug & Schadenbergerschienen am17.04.2014Deutsche Erstausgabe
Lelle liebt Frauen. Sie genießt sie wie andere Schokolade. Dafür schämt sie sich nicht. Auch nicht dafür, in anderer Leute Büro zu stürmen und ihnen intime Details zu erzählen. Oder ihnen Fragen zu stellen. Über Dinge, über die man nicht spricht. Wie eine Frau ohne Beine zur Toilette geht, beispielsweise. Paula ist eine solche Frau, die sich gewandt auf Rolli-Rädern durchs Leben bewegt. Sie ist Doktorandin, forscht über zusammengesetzte Verben und möchte in wissenschaftlichen Zeitschriften zitiert werden. Über ihr Begehren möchte sie nicht sprechen. Schon gar nicht mit aufdringlichen Lesben wie Lelle. Martin ist Lelles bester Freund. Filialleiter mit Reihenhaus und heimlichem Fetisch. Er hat Paula übers Internet gesucht und gefunden. Und verliebt sich in sie. Genau wie Lelle ... Sara Lövestams Roman bringt Denkmuster in Bewegung und unterhält gleichzeitig aufs Feinste. »Eine Bereicherung der Buchwelt!«, so die Rezensionszeischrift Virginia.

Sara Lövestam, Jahrgang 1980, begann im zarten Alter von vier Jahren zu schreiben. Mit achtzehn reichte sie ihren ersten Roman ein, doch kein Verlag erkannte ihr Genie. Einige Jahre später wusste Sara Lövestam, wie viel Arbeit es wirklich erfordert, einen Roman zu schreiben. 2009 gewann sie den Romanwettbewerb des renommierten schwedischen Verlags Piratförlaget, und wenig später erschien ihr Debütroman »So wie du bist«, dem inzwischen vier weitere Romane gefolgt sind.
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Produkt

KlappentextLelle liebt Frauen. Sie genießt sie wie andere Schokolade. Dafür schämt sie sich nicht. Auch nicht dafür, in anderer Leute Büro zu stürmen und ihnen intime Details zu erzählen. Oder ihnen Fragen zu stellen. Über Dinge, über die man nicht spricht. Wie eine Frau ohne Beine zur Toilette geht, beispielsweise. Paula ist eine solche Frau, die sich gewandt auf Rolli-Rädern durchs Leben bewegt. Sie ist Doktorandin, forscht über zusammengesetzte Verben und möchte in wissenschaftlichen Zeitschriften zitiert werden. Über ihr Begehren möchte sie nicht sprechen. Schon gar nicht mit aufdringlichen Lesben wie Lelle. Martin ist Lelles bester Freund. Filialleiter mit Reihenhaus und heimlichem Fetisch. Er hat Paula übers Internet gesucht und gefunden. Und verliebt sich in sie. Genau wie Lelle ... Sara Lövestams Roman bringt Denkmuster in Bewegung und unterhält gleichzeitig aufs Feinste. »Eine Bereicherung der Buchwelt!«, so die Rezensionszeischrift Virginia.

Sara Lövestam, Jahrgang 1980, begann im zarten Alter von vier Jahren zu schreiben. Mit achtzehn reichte sie ihren ersten Roman ein, doch kein Verlag erkannte ihr Genie. Einige Jahre später wusste Sara Lövestam, wie viel Arbeit es wirklich erfordert, einen Roman zu schreiben. 2009 gewann sie den Romanwettbewerb des renommierten schwedischen Verlags Piratförlaget, und wenig später erschien ihr Debütroman »So wie du bist«, dem inzwischen vier weitere Romane gefolgt sind.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944576305
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum17.04.2014
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1999 Kbytes
Artikel-Nr.2987029
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 10

Paulas Post an der Universität besteht meist aus Büchern und Werbung für wissenschaftliche Literatur. An diesem Tag liegt eine ganz andere Art von Kuvert in ihrem Fach. Es sieht selbstgebastelt aus, blau und grün und mit Glitter. »Ich sollte an einen Wanderzirkus geschickt werden«, sagt das Kuvert, »aber ich bin am Zentrum für Mehrsprachigkeitsforschung gelandet. Hilf mir!« Paula verzieht angesichts ihrer animierten Fantasie den Mund und kontrolliert die Adresse. Paula Alshammar. Der Brief ist tatsächlich für sie.

»Ich werde dir schon helfen, kleiner Freund«, murmelt sie so leise, dass es vermutlich niemand hört.

Paula liest den eigenartigsten Brief, den sie jemals bekommen hat. Sie liest ihn zweimal, und nach dem zweiten Mal zuckt es in ihren Mundwinkeln.

Rolf Svedgården, Forscher im Bereich vergleichende Semantik, ist auf dem Weg zum Kaffeeautomaten. Gerade als er an Paulas Büro vorbeigeht, vernimmt er etwas, das niemand am Institut je zuvor vernommen hat. Er muss stehenbleiben, um sich zu vergewissern, dass er richtig hört. Ja, Paula lacht. Diese Jahreszeit kann also selbst die Griesgrämigste von uns in gute Stimmung versetzen, denkt Rolf amüsiert und beschließt, in der Mittagspause einen Frühlingsspaziergang zu machen. Weil er von Natur aus neugierig und außerdem ziemlich groß ist, macht er sich lang und späht durch das Fenster über Paulas Tür. Er erwartet, sie in Gesellschaft oder am Telefon zu sehen, aber sie ist allein und liest einen handschriftlichen Brief. Rolf kann sich kaum zusammenreißen vor lauter Neugier. Plötzlich rollt Paula zur Tür, und er zieht sich schnell zurück. Als sie im Fahrstuhl verschwunden ist, schleicht er sich in ihr Büro. Er weiß, dass man das nicht macht, aber es ist trotz allem die Neugier, die einen Forscher antreibt, und da muss man hin und wieder auch ihre Kehrseite akzeptieren. Der Brief ist auf hellgrünem Papier verfasst und mit aufgeklebten Pailletten verziert. Der Text besteht aus neun Sätzen mit zweifelhafter Syntax.

Sich etwas annehmen, anführen, angreifen, anschlagen … ist an wie in ab und an auch ein Partikel? Nein, das muss ein Adverb sein, das bedeutet ja hin und wieder. Oder wieder und hin. Ich weiß es nicht, du bist die Expertin. Ansetzen, anmachen (ich glaube zumindest, dass das geht). Angehen. Was Letzteres betrifft - zu entscheiden, ob etwas angeht, habe ich so meine Probleme. Entschuldigung.

Lelle geht den Skeppsbro-Kai entlang und versucht sich zu entspannen. Sie ist total nervös, seit sie bei Paula im Büro war. Erst nervös, dann sauer und jetzt wieder nervös. Weil sie keinen Streit mit Martins Freundin haben will, denkt sie, und weiß, dass es keineswegs nur deshalb ist. Sie setzt sich auf die Kante des Kais und lässt die Beine über dem Wasser baumeln. Die Sonne wird von der Wasseroberfläche reflektiert und lässt sie glitzern. Die Luft sagt guten Morgen zu all den kleinen Samenkörnern, die den ganzen Winter über gewartet haben, und vielleicht auch zu den Schwänen. Aber Lelle sieht keine Schwäne. Sie atmet die Luft tief in ihre Lungen und wirft Kieselsteine ins Wasser. Sie brechen die unregelmäßigen Muster der Wasseroberfläche und erschaffen eigene kleine Feuerwerke. Jetzt macht sie vielleicht gerade den Brief auf. Oder jetzt. Oder aber sie wirft ihn weg.

In der Reinigung in Sveg ist Mittagspause. Gun und Eva machen ihr mitgebrachtes Essen in der Mikrowelle warm. Zainab zieht sich ihre dünne Frühlingsjacke und ihre Schuhe an.

»Wenn du wartest, komme ich gleich nach draußen und rauche mit dir«, sagt Eva.

»Ich komme auch«, kündigt Gun an. »Am liebsten hätte man den ganzen Tag frei, was?«

»Ich gehe nach Hause«, sagt Zainab mit zusammengebissenen Zähnen.

Eva zuckt mit den Achseln. »Dann sehen wir uns nach der Mittagspause.«

Zainab lässt die Tür ins Schloss fallen. Eva und Gun sehen einander verwirrt an. Pling! macht die Mikrowelle.

Zainab friert. Es ist noch zu früh für ihre dünne Jacke, das sieht sie jetzt ein, aber sie will so gerne, dass es draußen wärmer wird. Vielleicht lässt sich das Wetter dadurch, dass sie ihm zeigt, wie sie es gerne hätte, ein bisschen beeinflussen. Da, wo sie herkommt, gibt es keinen Schnee, ihr Körper ist für das nordländische Klima nicht gemacht. Vielleicht zieht sie in den Süden, wenn sie in Rente geht. Sie hat sowieso nichts, das sie hier hält, außer der Freundschaft zu Eva und Gun natürlich. Und der Sprache, der melodiösen, kantigen Sprache, die sie in so kurzer Zeit gelernt hat. Darauf ist sie immer noch stolz. Sie macht einen großen Schritt über eine Pfütze, die der Schneewehe, von der sie herstammt, einen glitzernden Schimmer verleiht. Ja, sie mag Schnee auch. Wenn er schmilzt.

Zu Hause holt sie einen Schuhkarton mit Deckel hervor. Es ist kein Sarg, denkt sie, aber es taugt. Am liebsten würde sie den Karton mit etwas Stoff auskleiden. Albern. Vollkommen überflüssig - in diesem Karton wird nichts Lebendiges und Warmes liegen. Nicht in diesem hier. Aber es fühlt sich richtig an, und außerdem sieht ohnehin niemand, was sie da tut. Als sie fertig ist mit dem, was sie sich vorgenommen hat, schließt sie den Deckel und starrt den Karton an. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man glauben, dass Schuhe darin sind. Sie stellt den Karton auf den Küchentisch und setzt sich mit einer Tasse Tee davor. Das hier ist etwas, das sie machen muss, um selbst zu begreifen, dass es vorbei ist. Ihre Hände beginnen zu zittern, als sie daran denkt. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. So vieles ist vorbei.

Sie geht den ganzen Weg zum See zu Fuß. Eva und Gun müssen allein zurechtkommen, wenn sie es nicht schafft, bis ein Uhr zurückzusein. Am Ufer geht sie in die Hocke und lässt den kleinen Schuhkarton vom Stapel. Zunächst hatte sie vor, ihn zu versenken, aber es fühlt sich besser an, ihn davontreiben zu lassen. Sie muss ihn etwas anstoßen, damit er nicht am Ufer hängenbleibt. Die Seemitte ist nach wie vor zugefroren, aber mehrere Meter zum Ufer hin schaukelt das Wasser bereits ungehindert, und darauf schaukelt nun der Karton. Zainab wischt sich die Tränen aus den Augen, ehe sie sich umdreht und eiligen Schrittes zurück zur Reinigung geht. Eva und Gun schauen sie verwundert an, als sie dort eine halbe Stunde zu spät auftaucht, stellen jedoch keine Fragen.

Ein paar Minuten später geht Agid al Muhammed mit seinem Hund spazieren. Der ist ein Golden Retriever und ein Kompromiss. Er wollte eigentlich einen Dobermann haben und Pia eigentlich einen Collie. Ein Kompromiss, genau wie ihr ganzes Leben, denkt er philosophisch und hört den Hund am Ufer des Sees bellen. Obwohl ihr Leben meistens verdammt gut ist. Kompromisse können ganz neue Dimensionen eröffnen, und wenn man mutig genug ist, wagt man es, seinen Ausgangspunkt noch einmal zu überprüfen. Wenn er Stift und Papier hätte, würde er das aufschreiben. Am Ufer angekommen, krault er Lailas hellblonden Pelz.

»Du bist ein guter Hund. Was hast du denn da gefunden?«

Laila wedelt mit dem Schwanz. Agid fischt den kleinen Karton mit Hilfe eines Stocks an Land.

»Feines Mädchen, gut gemacht! Du hast ganz allein … einen Karton mit Tampons gefunden? Wer zur Hölle wirft einen Schuhkarton voller Tampons in den See?«

Laila wedelt stolz mit dem Schwanz. Agid holt ein Hundeleckerchen aus der Jackentasche.

Kapitel 11

Es fällt Martin schwer, Paulas Beziehung zu ihrem mysteriösen Bruder zu verstehen. Als er sie fragt, ob sie möchte, dass er sie beim Auswählen des Hochzeitsgeschenks begleitet, wird sie nahezu rasend vor Wut: »Du glaubst nicht, dass ich das schaffe - ohne Beine in ein Geschäft zu gehen muss völlig unmöglich sein, stimmt's?« Er erklärt ihr, dass er so absolut nicht denkt und dass sie sich beruhigen solle. Eine halbe Stunde später entschuldigt sie sich mit ihrer weichsten Stimme. Natürlich können sie das Geschenk zusammen kaufen gehen. Es wäre sogar schön, ein bisschen Unterstützung zu haben, weil sie keine Ahnung hat, was er sich wünschen könnte. Martin weiß nicht, wie er darauf reagieren soll. Weiß man so etwas nicht von seinem eigenen Bruder?

Sie versteht nicht, warum sie die Einladung zu der Hochzeit angenommen hat. Es wäre so einfach gewesen, nicht zu antworten oder eine völlig einleuchtende Erklärung dafür zu liefern, warum sie nicht kommen kann. Noch vor einem halben Jahr hätte sie sich genau so verhalten, aber jetzt ist es, als hätte irgendetwas die Kontrolle übernommen. Es fing damit an, dass sie dumm genug war, dem Treffen mit Martin im Centralcafé zuzustimmen. Nein, sollte man sagen. Nein, danke.

»Was hältst du von einer Vase?«

Sie schaut sich die nichtssagende Vase an, die Martin hochhält. Versucht, sich Brors Zuhause vorzustellen, wie er eingerichtet sein könnte, aber das ist schwierig. Nicht dass es eine Rolle spielen würde. Sie zuckt die Achseln.

»Haben die keine Wunschliste?«

»Ich glaube nicht. >Das Wichtigste ist nicht das, was man bekommt, sondern das, was man gibt.<«

Sie hört selbst, wie verächtlich das klingt. Martin hört es wohl auch, denn er sieht sie fragend an. Sie gibt sich ungerührt und sieht sich eine Obstschale aus grünem und blauem Glas an.

»Mir gefällt die hier«, sagt sie leichthin.

Gestern hat Lelle Martin gefragt, ob er heute etwas vorhabe, und er hat erzählt, dass Paula und er ein Hochzeitsgeschenk für ihren Bruder besorgen wollen, bevor er um vier Uhr einen Zahnarzttermin hat. Das ist nicht der Grund dafür, dass Lelle in jedem einzelnen Haushaltswarengeschäft herumspäht und außerdem eine Extrarunde durch Åhléns Porzellanabteilung dreht, nein, überhaupt nicht. Nein, sie fand bloß, dass gerade heute ein besonders...
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Autor

Sara Lövestam, Jahrgang 1980, begann im zarten Alter von vier Jahren zu schreiben. Mit achtzehn reichte sie ihren ersten Roman ein, doch kein Verlag erkannte ihr Genie. Einige Jahre später wusste Sara Lövestam, wie viel Arbeit es wirklich erfordert, einen Roman zu schreiben. 2009 gewann sie den Romanwettbewerb des renommierten schwedischen Verlags Piratförlaget, und wenig später erschien ihr Debütroman »So wie du bist«, dem inzwischen vier weitere Romane gefolgt sind.