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Fünfzehn kopflose Tage

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
291 Seiten
Deutsch
Verlag Freies Geisteslebenerschienen am05.03.2015Novität
Laurence Roach wünscht sich eigentlich nur ein normales Leben, doch das ist schwer, wenn die Mutter eine depressive Alkoholikerin ist. Als sie eines Abends nicht mehr nach Hause kommt, erzählt er niemandem davon - aus Angst, er und sein Bruder Jay müssten sonst in Pflegefamilien. Er täuscht vor, seine Mutter sei noch da,zieht sich ihre Kleider an und verstrickt sich immer mehr in ein Netz aus Lügen. Abend für Abend schleicht er zudem in die Telefonzelle und gibt sich in der Live-Sendung des lokalen Radiosenders für seinen verstorbenen Vater aus, um seinen geheimen Traum zu verwirklichen.

Dave Cousins ist in Birmingham in einem Haus voller Bücher und Alben aufgewachsen. Nachdem er sich von seinem Kindheitstraum, Astronaut zu werden, verabschiedet hatte, studierte er Kunst in Bradford, spielte in einer Band und zog später nach London. In den zehn darauffolgenden Jahren war er auf Tournee, nahm Platten auf und wurde beinahe berühmt. Seine Schriftstellerkarriere begann, als er sich mit zehn Jahren an einem Drehbuch versuchte. Seitdem schreibt er Songs, Gedichte und Geschichten. Tagsüber arbeitet er in einem Design-Studio, abends oder in den Mittagspausen schreibt er.
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Produkt

KlappentextLaurence Roach wünscht sich eigentlich nur ein normales Leben, doch das ist schwer, wenn die Mutter eine depressive Alkoholikerin ist. Als sie eines Abends nicht mehr nach Hause kommt, erzählt er niemandem davon - aus Angst, er und sein Bruder Jay müssten sonst in Pflegefamilien. Er täuscht vor, seine Mutter sei noch da,zieht sich ihre Kleider an und verstrickt sich immer mehr in ein Netz aus Lügen. Abend für Abend schleicht er zudem in die Telefonzelle und gibt sich in der Live-Sendung des lokalen Radiosenders für seinen verstorbenen Vater aus, um seinen geheimen Traum zu verwirklichen.

Dave Cousins ist in Birmingham in einem Haus voller Bücher und Alben aufgewachsen. Nachdem er sich von seinem Kindheitstraum, Astronaut zu werden, verabschiedet hatte, studierte er Kunst in Bradford, spielte in einer Band und zog später nach London. In den zehn darauffolgenden Jahren war er auf Tournee, nahm Platten auf und wurde beinahe berühmt. Seine Schriftstellerkarriere begann, als er sich mit zehn Jahren an einem Drehbuch versuchte. Seitdem schreibt er Songs, Gedichte und Geschichten. Tagsüber arbeitet er in einem Design-Studio, abends oder in den Mittagspausen schreibt er.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783772541353
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum05.03.2015
AuflageNovität
Seiten291 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7527 Kbytes
Artikel-Nr.2994199
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Dienstag
Schnittwoch
Kummertag
Schei...tag
Krampftag
So`n Tag
Monstertag
Dienst-Tag
Mistwoch
Voller-Tag
Bleitag
Kampftag
Sohntag
Ohntag
Dieser-Tag!!!
Wirrwoch
Heute
Danksagung
Mitschnitt des Interviews
Über den Autor
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Leseprobe

Laute, verzerrte Musik reißt mich aus dem Schlaf. Ich strecke den Arm aus, lasse meine Hand auf den Scooby-Doo-Wecker neben dem Bett niedersausen und genieße die Stille â¦

Die flackernden roten Zahlen zeigen 05:01 Uhr an. Auf der anderen Seite des Zimmers murmelt und knurrt Jay im Schlaf, wird jedoch nicht wach. Es ist ruhig in der Wohnung. Ich schließe nur eine Sekunde lang die Augen, aber dann ist es plötzlich 05:07 Uhr. Noch immer schlafend, aber wenigstens in Bewegung, schwinge ich die Beine aus dem Bett und stehe auf.

Als ich in der Küche das Licht anschalte, bringen sich die aufgeschreckten Kakerlaken flink in Sicherheit. Kakerlaken sind genau das Richtige für uns!, sagt Mum - das findet sie lustig, weil unser Nachname Roach übersetzt Kakerlake heißt.

Das ist zwar ein Witz, aber noch lange kein guter.

Ich hole einen Becher aus dem schmutzigen Geschirr im Becken, spüle ihn und warte darauf, dass das Wasser kocht.

Neben ihrem Job beim Imbiss in der Passage putzt Mum während der Frühschicht Büros im Gewerbegebiet am anderen Ende der Stadt. Sie muss um halb sieben da sein, doch wenn sie abends getrunken hat - also fast immer -, steht sie einfach nicht auf. Mum braucht aber beide Jobs, damit sie überhaupt die Miete bezahlen kann, und deshalb muss ich jeden Morgen den Wecker auf fünf Uhr stellen, um sie aus dem Bett zu treiben.

Manchmal steht sie trotzdem nicht auf, dann muss ich ihre Schicht übernehmen. Wer von uns beiden arbeitet, interessiert niemanden, Hauptsache, einer zieht den Plastikchip durch - als Beweis dafür, dass man da war. Solange das Büro geputzt wird, verdient Mum Geld. Solange Mum Geld verdient, haben wir etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Wir wohnen alle hier, warum sollen dann nicht auch alle etwas dafür tun?, sagt Mum, wogegen man nicht viel sagen kann. Aber es ist sowieso keine gute Idee, mit Mum über irgendwas zu streiten.

Ich fülle zwei Teelöffel Kaffeepulver in den Becher und verrühre es mit dem heißen Wasser - Mum mag ihren Kaffee stark. Da wir keine Milch haben, nehme ich noch mehr Zucker als sonst und trage den Becher durch den Flur.

Mums Tür ist geschlossen. Ich klopfe und trete ein. Es stinkt nach Alkohol, als hätte jemand gerülpst.

«Mum?»

Sie schläft mit offenem Mund und fast vollständig bekleidet. Ich arbeite mich durch die Unordnung auf dem Fußboden und stelle den Becher neben ihr Bett.

«Mum?»

«Mum!»

Ich verschwende meine Zeit. Sie wird nicht antworten - auf dem Küchentisch standen zwei leere Weinflaschen.

Am liebsten würde ich ihr den Kaffee über den Kopf schütten, aber wahrscheinlich würde sie nicht einmal davon wach. Stattdessen schalte ich das Radio an, drehe die Lautstärke hoch und gehe wieder.

Ich krieche in mein Bett zurück und lausche durch die Wand auf den Radiolärm, der schlagartig aufhört. Mum schreit etwas Unverständliches, aber die Botschaft kommt an. Ich liege wartend im Dunkeln und höre zu, wie Mum durch die Wohnung tobt, bis sie schließlich die Tür zuknallt. Endlich kann ich wieder atmen. Wenn sie zurückkommt, sind Jay und ich schon in der Schule.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken, obwohl mir vor Müdigkeit schlecht ist. Deshalb gehe ich in die Küche, kratze den Schimmel von einem weiteren Becher und koche mir einen Kaffee mit ganz viel Zucker. Dann klettere ich aufs Dach und sehe mir den Sonnenaufgang an.

Mum hat in die Badewanne gekotzt. Ich muss die dunkelbraune Brühe wegputzen, sonst kann ich nicht duschen. Der Gestank dreht mir den Magen um und der bittersüße Kaffeegeschmack kommt mir hoch. Da wir keine Seife mehr haben, wasche ich mich mit Shampoo und bleibe unter der Dusche, bis kein warmes Wasser mehr kommt.

Als ich den Wasserhahn zudrehe, höre ich den Fernseher - das heißt, Jay ist aufgestanden. Ich schlinge ein Handtuch um meine Hüften und folge dem Lärm ins Wohnzimmer. Er sieht sich eine Folge Scooby-Doo an. Kannibalen jagen Shaggy und Scooby über eine Insel, und Jay lacht so laut, dass er fast vom Sofa fällt. Ich sage ihm, er soll sich anziehen.

Wir müssen dringend in den Waschsalon. Ich rieche an den drei Schulhemden, die auf dem Boden liegen, nehme dasjenige, das am wenigsten stinkt, und sprühe mich unter den Armen extra stark mit Deo ein.

Es gibt nichts zum Frühstück. Deshalb hole ich mir von dem verstreuten Kleingeld auf Mums Schminktisch zwei Pfundmünzen, mit denen wir uns auf dem Schulweg etwas kaufen können.

Am Eingang wartet schon die Schnüffelnelly auf uns, tut aber so, als wäre es reiner Zufall. Sie ist noch im Morgenrock und ihr lächerliches, schwarz gefärbtes Haar klebt unter einem Haarnetz. Eigentlich heißt sie Mrs Ellison, sie wohnt im Appartement Nummer eins direkt unter uns, mit bestem Blick auf die Haustür. Man kann kommen und gehen, wann man will, sie liegt ständig auf der Lauer und weiß alles über alle.

«Guten Morgen, Jungs!» Nelly lächelt wie ein Hund - gelbe Zähne und Zahnfleisch pur.

Ich nicke, Jay starrt sie an. Aber Nelly mag Jay - alle mögen Jay. Er ist eins von diesen blonden, engelsgleichen Kindern, die jeder süß findet. Oft wird er sogar für ein Mädchen gehalten, weil er so niedlich ist. Dann wird er sauer und ich lache mich kaputt.

Nelly geht in die Hocke und schiebt ihr Gesicht vor seins.

«Na, du hast aber Glück, dass dein großer Bruder dich zur Schule bringt!»

Jay hebt die Schultern. «Er ist nicht mein richtiger Bruder, nur mein Halbbruder, weil sein Dad nicht auch mein Dad ist.»

Ich zucke zusammen. Über so eine fette Info freut sich Nelly einen Ast ab. Mum läuft Amok, wenn sie erfährt, dass er ihr das verraten hat - abgesehen davon, dass Nelly darauf sicher auch von selbst gekommen wäre. Wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich, Jay und ich. Während die Leute Jay, dieses süße Kind, auf der Straße automatisch anlächeln, wechseln sie bei meinem Anblick die Straßenseite. Erstens bin ich über einsfünfundachtzig und zweitens habe ich etwas an mir, das die Menschen abschreckt. Als würden meine Gesichtszüge nicht richtig zusammenpassen - wie Klamotten, die sich beißen. Man nehme eins von diesen Phantombildern, die die Polizei im Fernsehen zeigt, dazu hellbraune Locken, schon hat man eine Vorstellung von meinem Aussehen.

«Eure Mummy schläft sich mal aus, was?» Nellys Stimme ist zuckersüß, aber ich weiß genau, worauf sie hinauswill.

«Sie arbeitet», sagt Jay.

Das weiß Nelly natürlich bereits, weil sie die Haustür seit Sonnenaufgang nicht aus den Augen lässt.

«Und ihr habt euch da oben hoffentlich gut benommen, so ganz allein?» Dabei sieht sie mich an.

Ich meide ihren Blick und zerre Jay zur Haustür. «Los, sonst kommen wir zu spät.»

«Du tust mir weh!»

«Dann komm endlich!»

Draußen windet er sich aus meinem Griff. «Kein Grund, mir den Arm abzureißen.»

Ich antworte nicht, aber zum Ausgleich darf er sich im Geschäft aussuchen, was er zum Frühstück haben möchte. Grinsend reicht er mir eine Tüte Pickled Onion Monster Munch.

Wir setzen uns am Ende der Passage auf eine Mauer und teilen uns eine Dose Limo. Es ist noch früh, aber man kann die Hitze schon ahnen, und es juckt in meinen Achselhöhlen.

Ein Bus, der mit lauter Kids aus meiner Schule vorbeifährt, ist das Zeichen, dass wir gehen müssen.

Ich stupse Jay an. «Fertig, Monster Boy?»

Er schmollt. «Ich bin kein Monster!»

«Doch.»

«Nein! Wenn ich eins wäre, würde ich die hier nicht essen.» Er schwenkt die Monster-Munch-Packung.

«Wieso denn nicht?»

«Weil das Monster Munch ist. Das wäre Kannibalismus!» Ich lache, doch er meint es todernst.

«Wenn es heute Abend immer noch nichts zu essen gibt, müssen wir dann Kannibalen werden und jemanden finden, den wir aufessen können?», fragt er nüchtern, als wir den Hügel hinab zur Schule gehen.

«Kann sein.»

Er denkt darüber nach. «Also, die Schnüffelnelly würde ich nicht gern essen.»

Ich lache, weil ich das auch nicht will, doch ich hätte nichts dagegen, wenn sie gefressen würde.

Zu Jays Schule ist es nicht weit. Ich bringe ihn zum Tor und warte, bis er reingeht. Dann renne ich los. Die Gesamtschule von Hardacre liegt am anderen Ende der Stadt, und wenn ich Glück habe, komme ich rechtzeitig zum Klingeln. Zwanzig Minuten Dauerlauf mit einem fetten Schulrucksack, das macht schon bei normalem Wetter keinen Spaß, geschweige denn bei dieser Hitze!

Als ich ankomme, ist kein Mensch mehr auf dem Schulhof. Ich habe die Anwesenheitskontrolle verpasst, alle sind schon da, und ich muss die Verspätung im Sekretariat abzeichnen lassen. Von dort komme ich gerade rechtzeitig, um mich zur ersten Stunde anzustellen - außer Atem und schwitzend wie ein Döner.

Es ist so was von heiß hier drin! Meine Beine tun weh, ich kann nicht stillsitzen. Zum Glück habe ich in einer halben...
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Dave Cousins ist in Birmingham in einem Haus voller Bücher und Alben aufgewachsen. Nachdem er sich von seinem Kindheitstraum, Astronaut zu werden, verabschiedet hatte, studierte er Kunst in
Bradford, spielte in einer Band und zog später nach London. In den zehn darauffolgenden Jahren war er auf Tournee, nahm Platten auf und wurde beinahe berühmt. Seine Schriftstellerkarriere begann, als er sich mit zehn Jahren an einem Drehbuch versuchte. Seitdem schreibt er Songs, Gedichte und Geschichten. Tagsüber arbeitet er in einem Design-Studio, abends oder in den Mittagspausen schreibt er.