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Gieriger Zorn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am01.01.20191. Auflage
DCI Matilda Darke steht am Tatort eines Verbrechens von unglaublicher Brutalität: Ein Mann wurde bis zur Unkenntlichkeit verprügelt und erschossen, eine halb nackte Frau mit einem Bauchschuss sterbend zurückgelassen.
Dabei begann Matildas Tag bereits mit einem Schock: In der Zeitung stieß sie auf einen Artikel, der sie persönlich für den missglückten Ausgang einer Kindesentführung verantwortlich macht. Ihre Vorgesetzten zeigen sich von dem öffentlichen Druck beeindruckt: Es müssen Erfolge her, ansonsten wird die Mordkommission geschlossen. Und so wird die Ergreifung des Parkplatzmörders zum Schicksalsspiel für Matilda und ihre Kollegen ...
»Ich habe mich gefreut Matilda Darke kennenzulernen. Sie ist ein starker Charakter mit wahrer Tiefe.« Robert Bryndza, Autor von Das Mädchen im Eis


Michael Wood ist freiberuflicher Journalist und Lektor und lebt in Sheffield. Als Reporter hat er über viele Kriminalfälle in der Stadt berichtet und dadurch einen intensiven Einblick in die Ermittlungsarbeit der Polizei gewinnen können. Zudem rezensiert er Bücher für Crimesquad, eine Webseite, die sich der Kriminalliteratur verschrieben hat.
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Produkt

KlappentextDCI Matilda Darke steht am Tatort eines Verbrechens von unglaublicher Brutalität: Ein Mann wurde bis zur Unkenntlichkeit verprügelt und erschossen, eine halb nackte Frau mit einem Bauchschuss sterbend zurückgelassen.
Dabei begann Matildas Tag bereits mit einem Schock: In der Zeitung stieß sie auf einen Artikel, der sie persönlich für den missglückten Ausgang einer Kindesentführung verantwortlich macht. Ihre Vorgesetzten zeigen sich von dem öffentlichen Druck beeindruckt: Es müssen Erfolge her, ansonsten wird die Mordkommission geschlossen. Und so wird die Ergreifung des Parkplatzmörders zum Schicksalsspiel für Matilda und ihre Kollegen ...
»Ich habe mich gefreut Matilda Darke kennenzulernen. Sie ist ein starker Charakter mit wahrer Tiefe.« Robert Bryndza, Autor von Das Mädchen im Eis


Michael Wood ist freiberuflicher Journalist und Lektor und lebt in Sheffield. Als Reporter hat er über viele Kriminalfälle in der Stadt berichtet und dadurch einen intensiven Einblick in die Ermittlungsarbeit der Polizei gewinnen können. Zudem rezensiert er Bücher für Crimesquad, eine Webseite, die sich der Kriminalliteratur verschrieben hat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959678032
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.01.2019
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3016128
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Die Abende von George und Mary Rainsford folgten seit über dreißig Jahren derselben Routine. Sobald die Melodie ertönte, die das Ende der Zehn-Uhr-Nachrichten verkündete, war es Zeit, zu Bett zu gehen. Mary begab sich sofort nach oben, während George noch den Kessel aufsetzte. Bis das Wasser kochte, machte er einen Rundgang durch das Erdgeschoss des Cottages. Er vergewisserte sich, dass Fenster und Türen verschlossen waren, die Kissen ordentlich auf dem Sofa lagen und er alle Geräte ausgeschaltet hatte. Dann sagte er den Guppys im Aquarium gute Nacht. Er brühte zwei Tassen Tee auf und ging hinauf. Doch nach heute Abend würde sich alles ändern. Ab morgen würde es keine lieb gewordenen Gewohnheiten mehr geben. Keine halbe Stunde lesen im Bett, bevor sie das Licht löschten, keinen Gutenachtkuss. Nur einen Abgrund, in dem ihr bisheriges Leben durch ein hohles Gefühl der Furcht ersetzt wurde.

Während George den Tee kochte, hatte er den Lauten von draußen gelauscht. Ein paar Schafe blökten auf einer Farm in der Nähe, ein Hund bellte, und irgendwo ertönte eine Autohupe. Es war beruhigend. Außerhalb ihres kleinen, gemütlichen Cottages ging alles seinen gewohnten Gang.

Vorsichtig stieg er mit einem Becher Tee in jeder Hand die Treppe hinauf.

»Hörst du das?«, fragte er, als er das Schlafzimmer betrat.

»Was denn?« Mary lag bereits im Bett und hatte ein zugeklapptes Colin-Dexter-Taschenbuch im Schoß liegen. Sie cremte sich gerade energisch die Hände ein.

Sie nahm ihren angestammten Becher entgegen und legte die Hände darum. »Meine Güte, George, du hast den Beutel heute aber kräftig ausgedrückt. Der ist ja stark genug für einen Ochsen.«

»Draußen hupt ein Auto.«

»Na ja, das kommt vor.«

»Es geht schon eine ganze Weile so.«

»Vielleicht ist es ein ungeduldiger Taxifahrer, der auf einen Fahrgast wartet. Du weiß ja, wie die sind.«

George stellte seinen Becher auf dem Nachttisch ab und trat ans Fenster. Er zog die dicken, schwarzen Vorhänge auseinander und steckte den Kopf durch den Spalt.

»Siehst du irgendetwas?«, fragte Mary nicht übermäßig interessiert.

»Nein. Diese neuen Solar-Straßenlampen taugen nicht viel.«

»Lass gut sein und komm ins Bett.«

»Das geht nicht. Ich kriege es nicht mehr aus dem Kopf.«

»Dann mach einfach Radio 4 an und lass es leise laufen.«

»Warte. Hör mal.« Er verstummte kurz, dann zog er den Kopf aus dem Spalt und sah seine Frau an. »Hörst du das?«

»Das Hupen? Ja. Weil du mich darauf aufmerksam gemacht hast.«

»Nein, hör genau hin! Es ist rhythmisch.«

»Es ist was?«

»Rhythmisch. Es folgt einem Muster. Das ist nicht einfach nur Gehupe. Da morst jemand.«

»Wie bitte?«

»Es ist Morsecode. Da! Es sind kurze und lange Signale. Pst, hör doch!«

Eine lange Minute verstrich in Schweigen, während sie sich beide auf den Klang der Autohupe in der Ferne konzentrierten.

»Ich höre bloß Gehupe.«

»Nein. Es ist ein SOS.«

»Was?«

»SOS im Morsecode. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Hör doch! Nach einer kurzen Pause fängt es wieder von vorne an. Da steckt jemand in Schwierigkeiten.«

George machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Schlafzimmertür.

»George, wo willst du hin?«

»Nachsehen. Vielleicht ist jemand verletzt.«

»Dann ruf die Polizei.« Mary folgte ihm die Treppe hinunter und versuchte dabei unbeholfen in ihren Morgenmantel zu schlüpfen.

»Man ruft doch nicht gleich die Polizei, bloß weil ein Auto hupt.«

»Nimm doch die Nummer der Meldestelle. Die nimmt man doch, wenn es kein Notfall ist. Wie lautet sie noch gleich, 111?«

»101. Das ist zwecklos, da ist immer besetzt. Man kommt nie durch. Da kann ich genauso gut selbst nachschauen.«

Furcht schlich sich in Marys Stimme und spiegelte sich auf ihrem Gesicht. »George, geh nicht. Es ist stockdunkel. Du hast selbst gesagt, dass die Straßenlaternen nichts taugen. Man sieht ja die Hand kaum vor Augen.«

Er zog eine Schublade der Anrichte in der Diele auf, nahm eine Taschenlampe heraus und schaltete sie kurz ein, um zu überprüfen, ob sie funktionierte. Alles in Ordnung.

»Du weißt nicht, wer da draußen ist, George. Es könnte eine Falle sein.« Ihre Stimme klang jetzt eine Oktave höher. Sie hatte Angst.

»Ich kann das nicht einfach ignorieren, Mary.«

»Doch, kannst du. Es geht uns nichts an.«

»Weil alle so denken, geht unsere Gesellschaft kaputt. Die Menschen scheren sich nicht mehr darum, wie es anderen geht.«

»Du meinst, sie achten auf ihre Sicherheit.«

»Nein, sie sind gleichgültig. Wo sind meine Wanderstiefel?«

»Oh Gott, George. Bitte geh nicht.«

»Ich komme gleich wieder. Versprochen.«

»Dann zieh wenigstens deinen dicken Mantel an. Es ist kalt. Warte.« Sie rannte die Treppe hinauf und kam nach kurzer Zeit völlig außer Atem zurück. Sie war schon Jahre nicht mehr gerannt. »Nimm das Handy mit. Wenn du etwas siehst, das dir komisch vorkommt, ruf sofort die Polizei! Hast du mich verstanden, George Rainsford?«

»Laut und deutlich.«

Er schob den Türriegel zurück, hängte die Kette aus und schloss auf.

»Sperr hinter mir zu. Mach erst wieder auf, wenn ich zurückkomme.«

»Ich liebe dich, George, du alter Narr.«

»Ich bin gleich wieder da.«

Am Ende des Gartenwegs drehte George sich noch einmal um. Mary sah ihm durch einen Spalt zwischen den Wohnzimmervorhängen nach. Sie winkten sich kurz zu. Er hätte ihr die Ängste gerne erspart, aber er konnte nicht einfach weghören und einen Hilferuf ignorieren.

Im Freien klang das Hupen lauter, und George war mehr denn je davon überzeugt, dass es sich um die Morsezeichen für SOS handelte.

Er lauschte in alle Richtungen, um herauszufinden, woher das Geräusch kam. Er entschied sich dafür, links abzubiegen, überlegte es sich jedoch nach ein paar Schritten anders und ging in die entgegengesetzte Richtung.

Die Quiet Lane hatte keine Gehsteige. Es war eine steile, gewundene Straße, auf der man vorsichtig fahren musste, auch wenn die auf den Straßenschildern angegebene Geschwindigkeitsbeschränkung und die fehlenden Warnhinweise etwas anderes vermuten ließen.

George zog den Reißverschluss seines Mantels bis oben zu. Der Vollmond und eine Myriade an Sternen erhellten den wolkenlosen Himmel. Es war kalt. George sah den Hauch seines Atems, der mit wachsender Aufregung immer unregelmäßiger wurde. Mit jedem Schritt klang das Hupen lauter. Die Richtung stimmte.

Die Quiet Lane wurde an einer Kreuzung zur Wood Cliffe Cottage Lane. Die Querstraße, die Clough Lane, war sehr schmal, voller tiefer Schlaglöcher und aufgeworfenem Asphalt. Das Geräusch kam von dort.

Die von freien Feldern und kahlen Bäumen gesäumte Straße lag vollständig im Dunkeln. George zog die kleine Taschenlampe aus dem Mantel und schaltete sie ein. Er richtete den Strahl zu Boden und näherte sich am Straßenrand dem Unbekannten.

Das Hupen kam definitiv aus dieser Richtung. Er ging um eine Kurve und hob die Lampe. Ihr schwacher Schein fiel auf ein Auto, einen silbernen Wagen. Er erkannte das Modell sofort, es war ein Citroën Xsara. Sein Sohn fuhr einen in Weiß. Das war das Fahrzeug, dessen Hupe die Stille zerriss.

Er ging schneller und wollte schon einen Gruß rufen, als er wie erstarrt stehen blieb. Der Strahl der Taschenlampe war auf etwas neben der Straße gefallen. Zusammengesunken an einen Baum gelehnt saß ein Mann oder besser jemand, der nur noch entfernt an einen Mann erinnerte. Seine Gesichtszüge waren kaum noch erkennbar, so schrecklich war er zugerichtet. Die Nase war gebrochen, das linke Auge zugeschwollen und die rechte Gesichtshälfte derart von einer Kugel zerfetzt, dass nur noch eine blutige Masse übrig war.

George legte sich zitternd die Hand vor den Mund. Der metallische Geruch von Blut hing in der Luft. Er schmeckte ihn auf der Zunge.

Der Anblick, der sich ihm bot, war schockierend, und doch war George nicht in der Lage, den Blick davon loszureißen. Das war einmal ein Mensch gewesen, ein lebendes, fühlendes Wesen, das jemand unvorstellbar gequält und entstellt hatte.

Das laute Hupen riss George aus seiner Starre. Er richtete die Lampe auf das Auto. Die Beifahrerseite war blutverschmiert, das Fenster zersplittert. Langsam bewegte er sich um die Motorhaube herum. Die Fahrertür stand offen, George konnte aber niemanden auf dem Fahrersitz erkennen. Dennoch ertönte das SOS weiter.

»Großer Gott«, keuchte er.

Der zerschundene Körper einer Frau hing halb aus dem Wagen. Auf ihrem Gesicht und in ihren langen, wirren Haaren klebte halb getrocknetes Blut. Ihr Unterkörper war nackt und blutüberströmt. Sie presste eine Hand gegen ihren Bauch, und Blut quoll zwischen den Fingern hervor. Mit der anderen Hand schlug sie rhythmisch auf die Hupe. Die Frau war halb aus dem Auto gefallen und hielt sich in einem unnatürlichen Winkel irgendwie auf dem Sitz. Sie blickte hoch und sah George aus verschwollenen Augen an. Dann hörte sie auf zu hupen, rutschte aus dem Wagen und sank auf dem Boden zusammen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor ihr Körper aufgab und sie das Bewusstsein verlor.

George klaubte das Telefon aus der Manteltasche und wählte den Notruf. Er nannte seinen Standort und versuchte zu erklären, was geschehen war, fand jedoch nicht die richtigen Worte. Danach rief er seine Frau...
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Autor

Michael Wood ist freiberuflicher Journalist und Lektor und lebt in Sheffield. Als Reporter hat er über viele Kriminalfälle in der Stadt berichtet und dadurch einen intensiven Einblick in die Ermittlungsarbeit der Polizei gewinnen können. Zudem rezensiert er Bücher für Crimesquad, eine Webseite, die sich der Kriminalliteratur verschrieben hat.