Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
480 Seiten
Deutsch
Matthes & Seitz Berlin Verlagerschienen am20.03.2013
Korruption in Buchenwald: Vom schuldhaften Kampf gegen das Böse im Bösen Die unwahrscheinliche und doch wahre Geschichte eines SS-Richters, dessen Auftrag es war, die Korruption in den Konzentrationslagern zu bekämpfen. Ein detailliert recherchierter und fesselnder historischer Roman. Drastisch und temporeich erzählt Altwasser vom schuldhaften Kampf gegen das Böse im Bösen. 18 Monate untersucht der SS-Ermittlungsrichter und Polizeibeamte Dr. Schmelz 1943/44 die Verhältnisse im KZ Buchenwald. Ausgerüstet mit einem personengebundenen Geleitbrief hat er freie Einsicht in alle Bereiche des Lagers. Noch im Winter 1944 wird der Kommandant des Konzentrationslagers, Karl Koch, in einem Geheimprozess wegen Wehrkraftzersetzung, Unterschlagung und Mord zum Tode verurteilt. Schmelz überführt mit Koch einen Mann, der sich mit Himmler duzt. Dies gelingt dem Juristen mit dem besten Diplom seines Jahrgangs, weil er nach hartem Ringen mit sich selbst zum Mörder an zwei sowjetischen Kriegsgefangenen wird: Er beweist mit dem 'Prinzip der Ausschließlichkeit' persönlich motivierte Morde - mit Mord. Mit diesem atemberaubenden und erschütternden historischen Roman wird der Staffelstab des Erzählens über die Verbrechen des Nationalsozialismus an die Enkelgeneration übergeben.

Volker Harry Altwasser, 1969 in Greifswald geboren, absolvierte die Realschule und anschließend eine Lehre zum Elektronikfacharbeiter. Er war u.a. tätig als Heizer in der Reichsbahndirektion, Matrose in der NVA, Gefreiter auf der Fregatte 'Bremen', wo er nicht zum Obergefreiten befördert wurde, weil er auf Las Palmas das Auslaufen des Schiffes 'verpasste'. 1998-2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut der Uni Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter 2003 seinen Debutroman Wie ich vom Ausschneiden loskam. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt Ich, dann eine Weile nichts (2012), darüber hinaus bisher: Letzte Haut (2009), Letztes Schweigen (2010) und Letzte Fischer (2011, Longlist des Deutschen Buchpreises). 2011 wurde er mit dem Italo Svevo Preis ausgezeichnet.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,80
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextKorruption in Buchenwald: Vom schuldhaften Kampf gegen das Böse im Bösen Die unwahrscheinliche und doch wahre Geschichte eines SS-Richters, dessen Auftrag es war, die Korruption in den Konzentrationslagern zu bekämpfen. Ein detailliert recherchierter und fesselnder historischer Roman. Drastisch und temporeich erzählt Altwasser vom schuldhaften Kampf gegen das Böse im Bösen. 18 Monate untersucht der SS-Ermittlungsrichter und Polizeibeamte Dr. Schmelz 1943/44 die Verhältnisse im KZ Buchenwald. Ausgerüstet mit einem personengebundenen Geleitbrief hat er freie Einsicht in alle Bereiche des Lagers. Noch im Winter 1944 wird der Kommandant des Konzentrationslagers, Karl Koch, in einem Geheimprozess wegen Wehrkraftzersetzung, Unterschlagung und Mord zum Tode verurteilt. Schmelz überführt mit Koch einen Mann, der sich mit Himmler duzt. Dies gelingt dem Juristen mit dem besten Diplom seines Jahrgangs, weil er nach hartem Ringen mit sich selbst zum Mörder an zwei sowjetischen Kriegsgefangenen wird: Er beweist mit dem 'Prinzip der Ausschließlichkeit' persönlich motivierte Morde - mit Mord. Mit diesem atemberaubenden und erschütternden historischen Roman wird der Staffelstab des Erzählens über die Verbrechen des Nationalsozialismus an die Enkelgeneration übergeben.

Volker Harry Altwasser, 1969 in Greifswald geboren, absolvierte die Realschule und anschließend eine Lehre zum Elektronikfacharbeiter. Er war u.a. tätig als Heizer in der Reichsbahndirektion, Matrose in der NVA, Gefreiter auf der Fregatte 'Bremen', wo er nicht zum Obergefreiten befördert wurde, weil er auf Las Palmas das Auslaufen des Schiffes 'verpasste'. 1998-2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut der Uni Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter 2003 seinen Debutroman Wie ich vom Ausschneiden loskam. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt Ich, dann eine Weile nichts (2012), darüber hinaus bisher: Letzte Haut (2009), Letztes Schweigen (2010) und Letzte Fischer (2011, Longlist des Deutschen Buchpreises). 2011 wurde er mit dem Italo Svevo Preis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783882219593
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum20.03.2013
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1531 Kbytes
Artikel-Nr.3049111
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
I

Knapp drei Wochen nach dem Rundgang durch Buchenwald waren die Ermittler noch keinen Schritt weitergekommen. In den ersten Tagen hatten sie sich soviel wie möglich in den Kasernen aufgehalten, Akten durchforstet, die Pister ihnen gegeben hatte, Theorien aufgestellt und verworfen, Möglichkeiten geprüft, aber schließlich waren sie zu dem Ergebnis gekommen, einen Mann wie Koch könne man nicht mit alten Akten überführen, einen Mann wie Koch müsse man überraschen. So einen erwische man nur, wie man einen Panther erwische: einzig in dem Augenblick, in dem das Tier selbst seine Beute stelle.

Überraschung, Blitzkrieg, und das waren ja auch die Möglichkeiten, die Schmelz entgegenkamen. Funktionierte so nicht auch das ganze Reich? Tatsachen schaffen, einfach erst einmal Tatsachen schaffen, das andere ergab sich dann schon? Schmelz war sich sicher.

Zuerst waren sie nur zu dritt durch das Lager gegangen, hatten die Szenen aus den Augenwinkeln betrachtet, hier und da einen unteren Dienstgrad angeschnauzt, er solle nicht so fest zuschlagen, er solle es nicht übertreiben, ein toter Arbeiter sei ein schlechter Arbeiter; aber was brachte das schon!

Schließlich hatten sie auch das eingestellt und sich einfach mit der Realität abgefunden. Sie hatten sich daran gewöhnt, dass neben ihnen gefoltert, ermordet und misshandelt wurde. Und sie seien nicht einmal mehr sonderlich verwundert darüber, stellte Schmelz fest, wie schnell sie sich an alles gewöhnt haben. Die drei Sonderermittler konzentrierten sich auf ihre Arbeit, erzielten aber keinerlei Ergebnisse.

Schmelz hatte dem jungen Liebig erklärt, wie er an der Ostfront zu töten gelernt hatte. Man dürfe sich den Feind nicht als Menschen vorstellen, hatte er gesagt: Liebig, stellen Sie sich den Feind als Zielscheibe vor, als laufende Zielscheibe, dann geht s fast wie von selbst. Ins Schwarze treffen, einfach nur immer schön ins Schwarze treffen.

Liebig hatte genickt und es versucht. Er versuchte es noch immer. Zielscheiben, überall nur Zielscheiben. Ein Lager voller Zielscheiben.

Sie gingen innerhalb des Häftlingslagers zur Gärtnerei, und auf dem Weg dorthin schaffte Liebig es immer öfter, nicht die vor Hunger wankenden Menschen mit den leeren Blicken zu sehen, sondern einfach nur aufgenähte Sterne.

Große, gelbe Sterne auf der Häftlingskleidung. Einen Stern und eine Nummer. Einen Stern in Brusthöhe, eine Häftlingsnummer daneben. Nummerierte Sterne, aber es gab auch andersfarbige Dreiecke und vereinzelt sogar rosa Riegel.

Doch unerwartet blieb er dann doch stehen, er konnte gar nicht anders. Seine Begleiter bemerkten erst nach einigen Schritten, dass er stehen geblieben war, und sahen sich erstaunt um. Wie festgewurzelt stehe Liebig da, stellte Schmelz fest, und starre zu einem der Fenstergitter der Baracke drei.

Der Insasse mit der Nummer sechstausendvierundneunzig war von einem Hauptsturmführer aus der Arbeitskolonne geholt worden. Während die Kolonne zum Tor marschierte, wurde der Insasse von einem anderen ans Gitter gebunden.

Zuerst wollte Schmelz seinen jungen Mitarbeiter unwirsch wegziehen, doch dann ging er unmittelbar und ohne zu überlegen auf den Mann in Waffen SS Uniform zu und fragte: Name? Dienstgrad!

Der Hauptsturmführer nannte seinen Dienstgrad und fügte hinzu, sein Name sei Hans Schmidt.

Hauptsturmführer Schmidt, was geht hier vor?

Befehl vom Chef der politischen Abteilung, Obersturmführer. Der Mann soll für ein Geständnis vorbereitet werden.

Für ein Geständnis?

Ich meinte, Verhör. Für ein Verhör vorbereitet werden.

Und wer ist das? , fragte Schmelz und deutete auf den anderen Häftling, der den Insassen mit der Nummer sechstausendvierundneunzig ans Fenstergitter band und ihm die Jacke nach oben zog, so der Rücken nackt zu sehen war.

Das ist unser Insasse Wunderlich. Guter Mann. Abkommandiert, mir zur Hand zu gehen, Obersturmführer Schmelz.

Was wird dem anderen vorgeworfen?

Wem?

Fragen Sie nicht so blöd! Der Sechstausend vierundneunzig natürlich, wem denn sonst!

Da müssen Sie sich an den Adjutanten des Kommandanten wenden. Da bin ich völlig überfragt. Ich soll ihn nur irgendwo vorbereiten, damit das Verhör nicht so lange dauert.

Aber wer ist der Mann? , allmählich wurde es Schmelz zu bunt. Dass sich immer alle auf andere beriefen! Und immer auf höhergestellte! Das wirkte ja beinahe wirklich wie eine Sekte! Keiner konnte etwas dafür, aber alle vollzogen es. Am liebsten hätte Schmelz losgebrüllt, aber dann wäre er ja auch nur einer von denen, deren Schlamperei er beweisen wollte. Beweisen musste!

Wer also? , wiederholte er, während das Gesicht seines Gegenübers noch immer Ratlosigkeit zeigte.

Ich glaube, irgend so ein französischer Diplomat. Der ist schon ewig hier. Ein stiller Mann, aber wir glauben, er weiß etwas , sagte Schmidt: Und das wollen wir wissen.

Was? , fragte Schmelz und bereute diese Frage sofort.

Als habe Schmelz einen Witz gemacht, einen sehr guten Witz, lachte der Hauptsturmführer und schlug sich übertrieben oft auf die Schenkel, ehe er sagte: Wenn wir das nur wüssten, Obersturmführer, wenn wir das nur wüssten! Vielleicht weiß er auch gar nichts mehr, aber ein Versuch ist es doch wert, oder? - Stellen Sie sich vor, wir schicken ihn durch den Schornstein und er wusste noch etwas! - Nein, nein, wir arbeiten gründlich!

Und was ist das, was Sie da in der Hand halten? , fragte Schmelz, um das Thema zu ändern.

Das ist ein Ochsenziemer, Obersturmführer. Den hat mir Arrestbunkeraufseher Sommer zur Verfügung gestellt. Damit brauche ich nur sechs, sieben ordentlich platzierte Schläge, und dann ist der Mann reif. Kann so Kräfte sparen.

Wie heißt der Mann?

Sommer, Hauptscharführer Sommer.

Ein einfacher Hauptscharführer leitet den Arrestbunker?

Ja, weil er schon so lange hier ist. Hat direkt mit Koch angefangen, hier alles aufzubauen. Er ist nicht ganz helle in der Birne, aber äußerst effektiv! Der bekommt jedes Geständnis. Von Hause aus Sadist, muss es auch geben, Obersturmführer, muss es alles doch geben hier. - Doch allmählich reicht mir Ihre Fragerei, vergessen Sie nicht, dass ich einen höheren Dienstgrad habe.

Und vergessen Sie nicht meine Kompetenzen! - Tarnat, notieren Sie den Namen , sagte Schmelz, woraufhin Tarnat erwiderte, er sei schon gemerkt.

Schmelz fuhr herum, Wut in den Augen, und brüllte jähzornig los, Tarnat solle den Namen aufschreiben und ihn sich nicht merken. Verstört entglitten dem Untersturmführer die Gesichtszüge für einen Moment, ehe er sich sammeln konnte und den Namen des Hauptscharführers übertrieben deutlich auf die Rückseite einer Kneipenrechnung schrieb, die er glücklicherweise in den Taschen der Uniform fand.

Haben Sie kein vernünftiges Papier, Tarnat, worauf Sie das schreiben können? , fauchte Schmelz.

Verstohlen reichte Liebig seinem Kollegen ein weißes Blatt, das einmal gefaltet war, und vermied es, Schmelz oder Tarnat anzusehen. Warum war er nicht einfach weitergegangen? Liebig fühlte sich unwohl und nahm sich fest vor, nicht noch einmal bei einer solchen Szene stehenzubleiben. Er musste hart werden, hart wie Kruppstahl! Daran musste er einfach noch arbeiten.

Obersturmführer , sagte Schmidt unbeeindruckt: Ich werde jetzt meine Pflicht erledigen müssen. Bitte treten Sie zur Seite, das wird kein schöner Anblick!

Schmidt schickte den Insassen Wunderlich weg, der mit gesenktem Blick loslief, eine Schaufel aufnahm, die er vorher abgelegt hatte, und zum Tor kam, um zurück zur Arbeitskolonne zu kommen.

Schmidt holte aus, der Ziemer klatschte mit solch einer Wucht auf den Rücken, dass sich sofort Blutrinnsale bildeten. Der Häftling zuckte heftig zusammen, schwieg aber. Noch einmal holte Schmidt aus, schlug zu, und noch einmal holte er aus und schlug zu, der französische Diplomat aber ließ keinen Laut hören, obwohl die Haut schon in Fetzen herunterhing und Blut über die gestreifte Hose floss.

Verdammt! , sagte Schmidt. Ihm war der Schweiß ausgebrochen, und es war ihm peinlich, mit der Vorführung keine Erfolge erzielen zu können. Dabei wollte er es diesem Schnösel von Ermittlungsrichter doch zeigen. Der sollte doch einmal sehen, wie gut hier gearbeitet wurde. Wie gründlich. Der sollte doch seinen Namen in guter Erinnerung behalten. Wer weiß schon, warum...
mehr

Autor

Volker Harry Altwasser, 1969 in Greifswald geboren, absolvierte die Realschule und anschließend eine Lehre zum Elektronikfacharbeiter. Er war u.a. tätig als Heizer in der Reichsbahndirektion, Matrose in der NVA, Gefreiter auf der Fregatte "Bremen", wo er nicht zum Obergefreiten befördert wurde, weil er auf Las Palmas das Auslaufen des Schiffes "verpasste". 1998-2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut der Uni Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter 2003 seinen Debutroman Wie ich vom Ausschneiden loskam. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien zuletzt Ich, dann eine Weile nichts (2012), darüber hinaus bisher: Letzte Haut (2009), Letztes Schweigen (2010) und Letzte Fischer (2011, Longlist des Deutschen Buchpreises). 2011 wurde er mit dem Italo Svevo Preis ausgezeichnet.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt