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Tango mit Inés

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
270 Seiten
Deutsch
Verlag Krug & Schadenbergerschienen am18.06.20141. Auflage
Leidenschaftliche Frauen, feurig-melancholischer Tango und ein dunkles Familiengeheimnis ... Elena, Tangolehrerin in Buenos Aires, ist auf Spurensuche: Was hat es mit ihrer geheimnisvollen Tante Marí auf sich - einer Malerin, die in den zwanziger Jahren ein tragisches Ende fand? Elena weiß wenig über Marí, nur dass sie Frauen liebte und als Künstlerin wenig Erfolg hatte - trotz der faszinierenden Entwürfe in ihren Skizzenbüchern, die ihr Talent zeigen. Die Spurensuche führt Elena nach Las Palmas de Gran Canaria, wo sie Inés begegnet. Bei einem leidenschaftlichen Tango springt der Funke über - der Beginn einer heißen Affäre ...

Bettina Isabel Rocha, Jahrgang 1970, ist Agraringenieurin und Autorin deutsch-spanischer Herkunft mit einer Leidenschaft für Tango, Musik und das Meer. Als erfahrene Reiseberichtverfasserin lässt sie ihre vielseitigen Interessen geschickt in ihre schreiberische Arbeit einfließen: ihre tiefe Naturverbundenheit sowie ihre Liebe zur spanischen Sprache und Kultur durchdringen die Seiten ihres Debutromans 'Tango mit Inés', der mit 'Buenos Aires, mi amor' seine Fortsetzung findet.
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Produkt

KlappentextLeidenschaftliche Frauen, feurig-melancholischer Tango und ein dunkles Familiengeheimnis ... Elena, Tangolehrerin in Buenos Aires, ist auf Spurensuche: Was hat es mit ihrer geheimnisvollen Tante Marí auf sich - einer Malerin, die in den zwanziger Jahren ein tragisches Ende fand? Elena weiß wenig über Marí, nur dass sie Frauen liebte und als Künstlerin wenig Erfolg hatte - trotz der faszinierenden Entwürfe in ihren Skizzenbüchern, die ihr Talent zeigen. Die Spurensuche führt Elena nach Las Palmas de Gran Canaria, wo sie Inés begegnet. Bei einem leidenschaftlichen Tango springt der Funke über - der Beginn einer heißen Affäre ...

Bettina Isabel Rocha, Jahrgang 1970, ist Agraringenieurin und Autorin deutsch-spanischer Herkunft mit einer Leidenschaft für Tango, Musik und das Meer. Als erfahrene Reiseberichtverfasserin lässt sie ihre vielseitigen Interessen geschickt in ihre schreiberische Arbeit einfließen: ihre tiefe Naturverbundenheit sowie ihre Liebe zur spanischen Sprache und Kultur durchdringen die Seiten ihres Debutromans 'Tango mit Inés', der mit 'Buenos Aires, mi amor' seine Fortsetzung findet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944576374
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum18.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten270 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2815 Kbytes
Artikel-Nr.3110324
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Buenos Aires, 30. Juli 2003

Ramón tippte ihr auf die Schulter. Als sie sich umwandte, schloss er sie in die Arme und sagte: »Dein letzter Tag hier, Elena. Wann immer du zurückkommst, lass dich hier blicken!«

Sie nickte stumm und drückte ihn kurz. Weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, küsste sie ihn auf beide Wangen, bevor sie sich aus der Umarmung löste. Ramón kannte Elena und erwartete keine Antwort.

»Wenn du mit dem Unterricht fertig bist, sag Conchita, sie soll die Gruppe heute Abend ins Michelangelo führen - ich erwarte sie dort. Vielleicht nutzt du die Gelegenheit und gehst noch mal ein paar grundsätzliche Dinge mit ihnen durch?«

»In Ordnung, Ramón, aber mach dir nicht allzu viele Hoffnungen, was die Anpassungsfähigkeit von gringos in fremder Umgebung angeht.«

»Sei nicht so streng mit ihnen. Außerdem hast du ja bald selber Gelegenheit, dich mit fremden Gepflogenheiten anzufreunden.« Er zwinkerte ihr zu. »Schade, dass du heute Abend nicht mehr dabei bist.«

»Mir läuft die Zeit davon.« Und mit Blick zur Tür sagte sie: »Da kommen sie schon - es geht los.« Sie legte ihm kurz die Hand auf den Arm; dann wandte sie sich um und ging.

Er blickte ihr nach und seufzte. Mit langen, geschmeidigen Schritten trat sie auf die Gruppe lärmender Amerikaner zu und benötigte nur wenige Sekunden, um deren ungeteilte Aufmerksamkeit zu gewinnen.

»Bien venido, señoras y señores, zu dieser Stunde. Sie sind eine so gute Gruppe, dass ich mir eine Wiederholung vom letzten Mal sparen möchte - es sei denn, Sie haben zu bestimmten Figuren konkrete Fragen?« Sie blickte in die Runde, und wie erwartet, meldete sich niemand. »Gut. Heute möchte ich mit Ihnen eine komplette tanda durchtanzen, denn im Michelangelo, wo mein Kollege Ramón Sie später erwartet, folgt der Abend einem festen Schema, das neben dem eigentlichen Tanzen auch eine Reihe ritualisierter Verhaltensweisen umfasst, von denen eingefleischte tangueros niemals abweichen. Das Michelangelo ist eine der ältesten und in jeder Hinsicht traditionellsten Tangobars von Buenos Aires - die tanda wird hier zelebriert, und ich bitte Sie, das zu respektieren. Natürlich gibt es in dieser Stadt Dutzende anderer Tangobars oder milongas, die auf die Tradition nichts geben und neue Formen der Kommunikation beim Tango entwickelt haben … Sie sollten bei Gelegenheit die Bars in La Boca oder in Palermo Soho besuchen, um den Unterschied kennenzulernen.«

»Was sollen wir heute Abend anziehen?«, fragte eine Frau.

»Das Schönste, was Sie in Ihrem Koffer haben«, antwortete Elena mit feierlichem Ernst.

»Muss ich eine Krawatte umbinden?«, fragte ein Mann.

»Alles, was dazu beiträgt, dass Sie eine gute Figur machen und Würde und Ernst ausstrahlen, ist richtig. Entscheiden Sie selber, was Ihnen angemessen erscheint. Bedenken Sie, dass für porteños, also für die, deren Heimat Buenos Aires ist, und erst recht für die tangueros unter ihnen, die elegante Schale eine Frage der Ehre ist.«

Einzelne murmelten, ein Mann verdrehte die Augen, ein anderer warf sich in die Brust und zog den Bauch ein. Eine Frau ging mit ihrer Nachbarin die Möglichkeiten durch, die ihre Reisegarderobe bot, eine Dritte wandte sich an ihren Mann und sagte: »Ich werde mir nachher das rote Kleid kaufen - ob es dir passt oder nicht!«

Elena wartete einen Augenblick, ehe sie fortfuhr. »Nun zur tanda. Eine tanda ist eine musikalische Einheit aus drei bis fünf Tangostücken, die hintereinander gespielt werden. Man tanzt eine tanda mit ein und demselben Partner. Sich vor dem Ende einer tanda von seinem Partner oder seiner Partnerin zu verabschieden - selbst mit einem gracias - ist einer der größten Affronts.«

»Aber wenn die Frau, die ich aufgefordert habe, nicht tanzen kann? Wieso soll ich mich mit ihr durch fünf Stücke quälen?«

»Die Qual ist die Strafe dafür, dass Sie sich zuvor nicht diskret darüber informiert haben, ob die potenzielle Partnerin Ihrem Niveau entsprechend tanzt oder nicht. Im Übrigen passt sich ein Könner galant an die Fähigkeiten seiner Partnerin an«, antwortete Elena, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber Sie können eine Ihnen unbekannte Tänzerin auch erst zum Ende einer tanda auffordern. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, nach ein oder zwei Stücken in aller Form auseinanderzugehen.«

Der Mann nickte zufrieden.

»Noch drei Regeln möchte ich Ihnen erklären, bevor wir zwei tandas mit je drei Stücken tanzen. Zwischen zwei tandas liegt eine cortina - das ist nichts anderes als eine Pause ohne Musik oder wenn Musik gespielt wird, ist es keine Tangomusik. Während einer cortina unterhält man sich und sucht sich einen neuen Tanzpartner. Während des Tanzens hingegen wird nicht viel gesprochen. Betreten Paare gemeinsam eine milonga, eine Tanzhalle, bedeutet das, dass sie den ganzen Abend miteinander tanzen werden und für keine tanda mit anderen Partnern zur Verfügung stehen. Sind Paare auch für tandas mit anderen Partnern offen, betreten sie den Raum getrennt voneinander. Der letzte wichtige Punkt ist die Kontaktaufnahme. Möchten Sie jemanden auffordern, ist es nicht unbedingt nötig, direkt zu ihm oder zu ihr zu gehen. Durch ein kurzes intensives Fixieren mit fragend hochgezogenen Augenbrauen quer durch den Saal können Sie den Blick des anderen suchen und so Ihr Interesse bekunden. Das gilt für Herren wie für Damen. Zustimmung signalisieren Sie mit einem Lächeln oder Nicken. Besteht kein Interesse, blicken sie reglos durch den Auffordernden hindurch und wenden sich nach einem Augenblick ab. Finden Sie jedoch zueinander, geht der Herr auf die Dame zu und geleitet sie zur Tanzfläche.«

Elena hielt inne und schaute ihre Schülerinnen und Schüler an. Lächelnd sagte sie: »Keine Sorge, das Zeremoniell am Hofe Ludwig XIV. war komplizierter. Sie werden schnell merken, dass jenseits dieser Regeln viel Platz für individuelle Eigenarten bleibt. Beobachten Sie zu Beginn einfach die routinierten Tänzer im Michelangelo. Sie werden bald sehen, dass ein Jeder und eine Jede den festgelegten Umgangsformen eine eigene Note verleiht. Und jetzt möchte ich Sie bitten, den Raum zu verlassen und ihn nach drei, vier Minuten mit oder ohne Partner wieder zu betreten, damit die erste tanda beginnen kann.«

Die Gruppe trollte sich schnatternd nach draußen, und Elena trat zum Mischpult, wo Conchita, Ramóns Partnerin, stand und schmunzelte.

»Jetzt hast du sie aber ganz schön aufgeschreckt, unsere armen gringos. Erst müssen sie sich Gedanken über ihr Äußeres machen, was zweifellos dringend Not tut, dann über ihre Umgangsformen, was ebenfalls höchste Zeit wird. Was du ihnen alles abverlangst, Elena - ich muss schon sagen, ich war erleichtert zu hören, dass es bei Ludwig XIV. rigider zuging!«

»Dein Liebster hat mich darum gebeten, ihnen die Etikette ein wenig zu erläutern. Komm, lass uns die Musik aussuchen.«

»Das kann ich mir denken. Es ist ihm oft immer noch peinlich, mit Touristengruppen in Tangobars zu gehen. Am schlimmsten sind in seinen Augen die US-Amerikaner und die Japaner. Die einen kennen keine Zurückhaltung, die anderen keine Ausgelassenheit.« Sie kramte in den CDs und fragte: »Was hältst du von Voy cantando tangos por el mundo, Tango-Tango und Vuelvo al sur für die erste tanda und Maipo, Fiesta y Milonga und Amando a Buenos Aires für die zweite?«

»Klingt gut, aber könntest du statt Amando a Buenos Aires nicht El ultimo café von Silvana Deluigi nehmen?«

»Caramba, Elena, du wirst doch kurz vor deiner Abreise nicht noch melancholisch werden? Kaffee gibt es auch auf den Kanaren.«

Elena zuckte die Achseln. »Ja, mir ist wehmütig zumute. Aber du könntest mir den Abschied versüßen, indem du zu Silvana mit mir tanzt.«

Dabei legte sie übertrieben aufreizend den rechten Arm auf die Hüfte und neigte den Kopf. Conchita sagte mit gespieltem Entsetzen: »Gerade hast du unseren Schülern die strengen Gepflogenheiten unserer traditionellen Tangokultur noch wie die zehn Gebote dargelegt und gleich darauf möchtest du sie dem Anblick zweier miteinander tanzender Frauen aussetzen? Wirklich, Elena, du strapazierst sie sehr!«

»Hatte ich nicht auch etwas von neuen Formen der Kommunikation im Tango gesagt? Keine Regel, die nicht gebrochen werden könnte. Komm, Conchi, verwehrst du mir die letzte Möglichkeit, auf argentinischem Boden zu tanzen, indem du mir einen Korb gibst?«

Elena legte sich dramatisch die Hand aufs Herz. Conchita kicherte. »Du bist unwiderstehlich, Elena, und natürlich bringe ich es nicht fertig, dir diese letzte Gelegenheit zu versagen.« Mit erhobenem Zeigefinger fuhr sie fort: »Aber du musst mir jetzt schon den ersten Tango nach deiner Rückkehr versprechen!«

»Nichts lieber als das. Wobei ich nicht weiß, ob Ramón mich dann wieder einstellen wird. Er hat für meinen Job schon jemand Neues.«

»Das werden wir sehen, wenn du wieder hier bist. Ganz unabhängig davon, ob du wieder bei uns unterrichtest oder nicht - dein erster Tango in Buenos Aires gehört mir!«

Die Gruppe kehrte langsam in den Raum zurück. Elena und Conchita beobachteten sie. Es schien, als zeigten Elenas Worte bereits erste Wirkung. Viele bemühten sich, noch ehe die tanda begann, um eine aufrechte Haltung. Einige waren frisch...
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Autor

Bettina Isabel Rocha, Jahrgang 1970, ist Agraringenieurin und Autorin deutsch-spanischer Herkunft mit einer Leidenschaft für Tango, Musik und das Meer. Als erfahrene Reiseberichtverfasserin lässt sie ihre vielseitigen Interessen geschickt in ihre schreiberische Arbeit einfließen: ihre tiefe Naturverbundenheit sowie ihre Liebe zur spanischen Sprache und Kultur durchdringen die Seiten ihres Debutromans "Tango mit Inés", der mit "Buenos Aires, mi amor" seine Fortsetzung findet.
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Rocha, Bettina Isabel