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Einfach beste Freunde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Christian Brandstätter Verlagerschienen am01.09.2014
In einer Zeit der rasch voranschreitenden Urbanisierung haben viele Menschen den Kontakt zum Tier fast vollständig verloren. Gleichzeitig zeigt das hartnäckige Festhalten der Stadtmenschen an Topfpflanzen und Haustieren, dass auch der moderne Zivilisationsmensch einen Bezug zu Tieren und Natur braucht. Für den Verhaltensforscher, Biologen und Bestsellerautor Kurt Kotrschal sind Menschen ohne 'andere' Tiere weder erklärbar noch lebensfähig. Besonders an Kindern lasse sich die Bedürftigkeit des Menschen nach Tierbeziehung gut erkennen: Ein Aufwachsen mit Tieren sei eine der wichtigsten Zutaten für eine gelingende körperliche, emotionale, kognitive und soziale Entwicklung. Hunde sind das Alter Ego des Menschen. Die lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte bedingt ein 'Menschenrecht auf Hundehaltung' und ein 'Hunderecht', mit verständigen Menschen zu leben. Tiere sind aber nicht nur unsere evolutionären Geschwister, sie entfalten als unsere Freizeitpartner oder in therapeutischen Settings oft positive Wirkungen. Gute Beziehungen mit Tieren helfen Menschen, in emotionaler Balance ein langes und glückliches Leben zu führen. Dass etwa Hundehalter weltweit gesünder sind als Menschen ohne Hund, ist statistisch belegt. Warum wir Menschen die Tiere brauchen und wie das Zusammenleben und die Kommunikation mit Tieren - vor allem mit unseren wichtigsten Kumpantieren, den Hunden und Katzen - partnerschaftlich funktionieren kann, erklärt Kurt Kotrschal anschaulich, humorvoll und provokant in seinem neuen Buch.

Kurt Kotrschal, Professor an der Universität Wien, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Grünau und Mitbegründer des Wolfsforschungszentrums wolfscience.at in Ernstbrunn, Wissenschaftler des Jahres (2010). Sein Buch 'Wolf, Hund, Mensch' im CBV wurde 2013 als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextIn einer Zeit der rasch voranschreitenden Urbanisierung haben viele Menschen den Kontakt zum Tier fast vollständig verloren. Gleichzeitig zeigt das hartnäckige Festhalten der Stadtmenschen an Topfpflanzen und Haustieren, dass auch der moderne Zivilisationsmensch einen Bezug zu Tieren und Natur braucht. Für den Verhaltensforscher, Biologen und Bestsellerautor Kurt Kotrschal sind Menschen ohne 'andere' Tiere weder erklärbar noch lebensfähig. Besonders an Kindern lasse sich die Bedürftigkeit des Menschen nach Tierbeziehung gut erkennen: Ein Aufwachsen mit Tieren sei eine der wichtigsten Zutaten für eine gelingende körperliche, emotionale, kognitive und soziale Entwicklung. Hunde sind das Alter Ego des Menschen. Die lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte bedingt ein 'Menschenrecht auf Hundehaltung' und ein 'Hunderecht', mit verständigen Menschen zu leben. Tiere sind aber nicht nur unsere evolutionären Geschwister, sie entfalten als unsere Freizeitpartner oder in therapeutischen Settings oft positive Wirkungen. Gute Beziehungen mit Tieren helfen Menschen, in emotionaler Balance ein langes und glückliches Leben zu führen. Dass etwa Hundehalter weltweit gesünder sind als Menschen ohne Hund, ist statistisch belegt. Warum wir Menschen die Tiere brauchen und wie das Zusammenleben und die Kommunikation mit Tieren - vor allem mit unseren wichtigsten Kumpantieren, den Hunden und Katzen - partnerschaftlich funktionieren kann, erklärt Kurt Kotrschal anschaulich, humorvoll und provokant in seinem neuen Buch.

Kurt Kotrschal, Professor an der Universität Wien, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Grünau und Mitbegründer des Wolfsforschungszentrums wolfscience.at in Ernstbrunn, Wissenschaftler des Jahres (2010). Sein Buch 'Wolf, Hund, Mensch' im CBV wurde 2013 als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783850338387
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.09.2014
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2250 Kbytes
Artikel-Nr.3129966
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Warum Menschen und Tiere miteinander wollen

Das prähistorisch-evolutionäre Geworden-Sein des Menschen wird nur im Lichte seiner Natur- und Tierbeziehung verständlich. Gerade das hartnäckige Festhalten der Stadtmenschen an Topfpflanzen und Tierkumpanen zeigt letztlich, dass es auch für moderne Zivilisationsmenschen zu den Lebensnotwendigkeiten zählt, ihre Umwelt mit Tieren und Natur zu vervollständigen.
Menschen sind biophil

Städte sind der ideale Ort zum Menschenschauen - sozusagen ein Hochdichtelebensraum für Menschen. Man sieht dort mit wenig Anstrengung auch mehr Tiere als irgendwo draußen in freier Natur. Und man erfährt dabei viel über Mensch-Tier-Beziehungen. Manches ist so selbstverständlich, dass es uns gar nicht mehr auffällt. Etwa folgende Szene, die ich zwar schon oft beobachten konnte, die mich aber immer wieder rührt: Ein ein- bis dreijähriges Kind schwebt in seinem Wägelchen wie Napoleon über der Welt, von eiligdevotem Betreuungspersonal geschoben. Es kaut brabbelnd und sabbernd an einem Stückchen Brot. Die Gruppe passiert eine in geringem Abstand auf dem Gehsteig trippelnde Taube, das Kind streckt seine kleinen Arme in ihre Richtung, quietscht vor Vergnügen, fällt beinahe aus seinem Gefährt und wirft sein Brot in Richtung Taube, nicht immer zum Vergnügen der diensteifrigen Wagenschieber. Für Taube könnte auch Hund oder Katze stehen.

Haben wir es hier mit einem besonders tierfreundlichen Kind zu tun? Tierfreundlich - ja, "besonders" - nein. Alle gesunden Kleinkinder dieser Welt sind, unabhängig von Kultur oder Einstellung ihrer Eltern, höchst tierfreundlich. Ab etwa drei Monaten nach ihrer Geburt zeigen Menschenkinder die längste Aufmerksamkeit gegenüber Tieren oder Tierabbildungen (Judy DeLoache und Mitarbeiter 2011). Auch die ersten Lautäußerungen von Kindern sind gewöhnlich tierbezogen. So ist es wahrscheinlich, dass unser Kind im Wagen nicht nur jauchzte, sondern unter Hinzeigen auch ein mehr oder weniger klares "Wauwau" sprach und dabei zwischen Kinderwagenschieber und Tier am Gehsteig hin- und herblickte. Dass nicht nur Hunde, sondern auch Tauben und Katzen anfangs "wauwau" genannt werden, entspricht der Reifung der Kategorisierfähigkeit während der Entwicklung der zunehmenden Differenzierung der Abbildung der Welt im kindlichen Gehirn.

Gerade an Tieren entwickelt sich bei Kleinkindern der symbolische Gebrauch der Sprache. Eine Lieblingsbeschäftigung aller Kleinkinder ist es, auf dem Schoß eines vertrauten Erwachsenen sitzend die ersten Bilderbücher durchzublättern, mit dem Finger auf die abgebildeten Tiere, Personen oder Gegenstände zu deuten, sie zu benennen und den Erwachsenen anblickend aufzufordern, diese ebenfalls zu benennen. Was leicht zu Missverständnissen führen kann. Deutet ein Kleinkind mit dem Finger auf ein Pferd und sagt dazu "muh", so fühlt sich der kognitionsbeherrschte Erwachsene gewöhnlich bemüßigt, das Kind zu verbessern, während dessen Hauptintention war, einfach ein Lächeln und verbale Anerkennung zu bekommen. In dieser Anerkennung sollte freilich durchaus auf das Nicht-Kuh-Sein des Pferdes hingewiesen werden. Das kindliche Gehirn lernt so den Symbolgebrauch der Sprache, indem es die Bedeutung neuer Worte und die Namen von neuen Gegenständen nicht über Definitionen, sondern aus dem Kontext heraus lernt; so reift seine Einsicht, dass Katzen und Hühner "Tiere" sind, das Feuerwehrauto dagegen nicht, oder dass Hühner und Tauben "Vögel" sind, Kühe und Schildkröten dagegen nicht.

Im Heranwachsen zeigt dann vor allem der Wandel in der Einstellung zu Tieren die Entwicklung zum Denken der Erwachsenen, wie Stephen Kellert von der US-amerikanischen Yale University 1984 beschrieb: Im Alter von sechs bis neun Jahren differenzieren sich zuerst die emotionalen Beziehungen zu unterschiedlichen Tieren. Im Alter von 10-13 Jahren nimmt dann das sachliche, verstandesgeleitete Interesse an und das Faktenwissen zu Tieren sprunghaft zu, besonders wenn es durch entsprechende Angebote gefördert wird. Und ab dem 13. Lebensjahr bilden sich eine umfassende ethische Besorgnis und ein Verständnis von Tieren als Teil der Ökosysteme aus. Diese Bewusstseinsentwicklung wird vom Natur- und Tierbezug auf andere Bereiche des Lebens übertragen und verallgemeinert. Es ist daher abzusehen, dass es für eine optimale Entwicklung nicht gesund sein kann, wenn die entsprechenden Angebote in der Kindheit fehlen. Tiere und Natur sind nicht nur "nettes Beiwerk" beim Heranwachsen von Kindern, sondern offenbar für ihre optimale Entwicklung beinahe ähnlich wichtig wie die frühe Beziehung der Kinder zu ihren ersten Betreuungspersonen. So kann die Entwicklung der Kinder als starker Beleg dafür gelten, dass Menschen "biophil" sind (Kellert und Wilson 1993; Wilson 1984), dass sie weit stärker und auf quasi instinktiver Basis an Natur und Tieren interessiert sind als alle anderen Tiere. Das gilt natürlich nicht im gleichen Ausmaß für alle Erwachsenen. Wie bei allen anderen Merkmalen auch, hängt es von Anlagen und Entwicklungsbedingungen ab, wie stark biophil erwachsene Menschen sind und wie groß ihr Bedürfnis ist, in Kontakt mit der Natur bzw. mit Tieren zu leben.

Letztlich ist auch der Hang der Menschen, mit Kumpantieren zu leben, nicht unabhängig von jenen evolutionären Selektionsfaktoren, die alle sozialen Systeme prägen: Menschen sind, wie alle anderen Tiere, im Grunde darauf getrimmt, sich so zu verhalten, dass sie den eigenen, individuellen Fortpflanzungserfolg optimieren. Nur weil unsere Vorfahren mehr Nachkommen hinterließen als andere, sind wir heute auf der Welt; so einfach ist das. Und immer noch verhalten sich Menschen nach diesem "reproduktiven Imperativ", obwohl heute Sex in den allermeisten Fällen nicht mehr im Dienste des Kinderzeugens steht. Auch das ist im Übrigen keine neue Entwicklung, denn Sex steht bei Menschen wie bei anderen Tieren, bei denen Partner über lange Zeiträume zusammenbleiben, auch im Dienste der Festigung sozialer Bindungen.

Wie die psychischen Grundausstattungen aller anderen Tiere auch, entstanden die psychologischen Anlagen der Menschen im soziobiologischen Kontext. Was mit als Grund gelten kann, warum die menschliche Psyche offenbar auch teilkompatibel mit der Psyche anderer Tiere ist. So unterscheiden viele soziale Wirbeltiere zwischen "uns" und "den anderen". Bereits Heringe tun dies auf der Basis von "phenotype matching": Fische, die etwa aufgrund ihrer Größe nicht in einen Schwarm passen und daher gefährdet sind, von Fressfeinden erbeutet zu werden, verlassen den Schwarm, sobald es brenzlig wird. Als "großhirnige" Wirbeltiere beurteilen wir angeblich unsere Gruppenzugehörigkeit eher nach Sozialisation als nach Aussehen. Wir werden in bestimmte Gruppen hineingeboren, mit anderen sozialisieren wir im Laufe unseres Leben. Aber allzu geringschätzig sollten wir auf die Heringe nicht herabsehen, solange Hautfarbe und Markenkleidung für die Gruppenzugehörigkeit bei Menschen immer noch von Belang sind.

Wie exklusiv oder inklusiv eine Partnerschaft oder eine Gruppe in Beziehung zu Außenstehenden agiert, hängt von ihrer internen Stabilität ab, den Bedürfnissen der Partner, aber auch von externen Herausforderungen. Gruppen und Partnerschaften etwa, die von außen bedroht werden, rücken zusammen, Wölfe wie Menschen. Und natürlich hängt die Offenheit von Zweier- und Gruppenbeziehungen für andere von der Persönlichkeit, den Einstellungen, von Geschlecht, Alter etc. der Partner ab (Larson und Holman 1994). Sich nach außen zu öffnen und Kontakte einzuladen, funktioniert übrigens gewöhnlich mit einem netten Hund besser als in Gesellschaft menschlicher Partner. Aus mancherlei Gründen. So etwa wurden Arbeitshunde auch daraufhin ausgelesen, nicht nur mit einem bestimmten Menschen zu kooperieren. Jagdhunde, Assistenzhunde für Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder gar Schlittenhunde werden sehr oft von bestimmten Personen ausgebildet und arbeiten dann mit anderen Menschen, oft sogar mit mehreren Personen (Coppinger und Schneider 1995).

Gerade Assistenzhunde sind ein gutes Beispiel dafür, dass sie neben ihrer eigentlichen Widmung, nämlich Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu assistieren, vor allem als "soziales Schmiermittel" wirken. Hundebegleitung macht die Menschen selbstbewusst und hilft ihnen, das soziale Schneckenhaus zu verlassen, in welches sie in Folge ihrer Behinderung leicht geraten. Auch Außenstehende tun sich leichter, einen behinderten Menschen über den Umweg des Hundes anzusprechen. Hunde können ein geeignetes Interface für Kommunikation zwischen Menschen sein und so auch dazu beitragen, Menschen oder Gruppen miteinander in Kontakt zu bringen.
Die Vorzeit des Menschen als Tier und in Kontakt mit Tieren

Was ist davon abzuleiten, dass Kleinkinder vor allem an Tieren interessiert sind? Warum sind gerade die Kinder für eine Bewertung der menschlichen Biophilie so wichtig, während in den...
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Autor

Kurt Kotrschal, Professor an der Universität Wien, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Grünau und Mitbegründer des Wolfsforschungszentrums wolfscience.at in Ernstbrunn, Wissenschaftler des Jahres (2010). Sein Buch "Wolf, Hund, Mensch" im CBV wurde 2013 als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet.