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Spur zum Fjord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
290 Seiten
Deutsch
Verlag Krug & Schadenbergerschienen am05.12.20141. Auflage
Amelie, Lebenskünstlerin und Frau für alles in einem kleinen Werbebüro, wird von ihrer Partnerin Christa verlassen. Ausgerechnet jetzt verliebt sich ihre beste Freundin Dagmar nach langem Single-Dasein in die mysteriöse Susanne und bricht mit der neuen Liebe sogleich zu einem Traumurlaub nach Norwegen auf. Von dort erreichen Amelie wenig später höchst rätselhafte und beunruhigende SMS-Botschaften ... 'Mein absoluter Krimi-Favorit: Claudia Rath, die durch ihre ?Midland?-Saga bekannt wurde, gelingt es in diesem Roman auf grandiose Weise, Spannung und Grusel durchgehend mit trockenem Humor zu verknüpfen, der auch vor Selbstironie nicht Halt macht. Nebenbei bietet sie auch noch eine Liebesgeschichte, für die andere Autorinnen ein eigenes Buch gebraucht hätten. Unbedingt lesen!' So die Empfehlung von Wolfgang Kramer von Buchhandlung Frauenschwarm im Männerschwarm, Hamburg, der sich die Verlegerinnen gern anschließen.

Claudia Rath arbeitet seit 1997 als Schriftstellerin und veröffentlichte 2000 den ersten von insgesamt 6 Fantasy-Bänden der Midland-Saga im Wiener Milena Verlag. 2003 erschien der psychologische Beziehungsroman 'Eine geheime Geschichte', in dem das Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen aufgegriffen wird, und im Frühjahr 2007 'Spur zum Fjord' - eine Geschichte um selbsternannte Gurus und das Geschäft mit menschlichen Sehnsüchten. Claudia Rath schreibt zudem Erzählungen wie in 'Fein & gemein - Rachegeschichten' sowie kabarettistische Texte. Sie lebt in einem gemischten Hunde- und Katzenrudel in einem kleinen Fehnhaus in Ostfriesland.
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Produkt

KlappentextAmelie, Lebenskünstlerin und Frau für alles in einem kleinen Werbebüro, wird von ihrer Partnerin Christa verlassen. Ausgerechnet jetzt verliebt sich ihre beste Freundin Dagmar nach langem Single-Dasein in die mysteriöse Susanne und bricht mit der neuen Liebe sogleich zu einem Traumurlaub nach Norwegen auf. Von dort erreichen Amelie wenig später höchst rätselhafte und beunruhigende SMS-Botschaften ... 'Mein absoluter Krimi-Favorit: Claudia Rath, die durch ihre ?Midland?-Saga bekannt wurde, gelingt es in diesem Roman auf grandiose Weise, Spannung und Grusel durchgehend mit trockenem Humor zu verknüpfen, der auch vor Selbstironie nicht Halt macht. Nebenbei bietet sie auch noch eine Liebesgeschichte, für die andere Autorinnen ein eigenes Buch gebraucht hätten. Unbedingt lesen!' So die Empfehlung von Wolfgang Kramer von Buchhandlung Frauenschwarm im Männerschwarm, Hamburg, der sich die Verlegerinnen gern anschließen.

Claudia Rath arbeitet seit 1997 als Schriftstellerin und veröffentlichte 2000 den ersten von insgesamt 6 Fantasy-Bänden der Midland-Saga im Wiener Milena Verlag. 2003 erschien der psychologische Beziehungsroman 'Eine geheime Geschichte', in dem das Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen aufgegriffen wird, und im Frühjahr 2007 'Spur zum Fjord' - eine Geschichte um selbsternannte Gurus und das Geschäft mit menschlichen Sehnsüchten. Claudia Rath schreibt zudem Erzählungen wie in 'Fein & gemein - Rachegeschichten' sowie kabarettistische Texte. Sie lebt in einem gemischten Hunde- und Katzenrudel in einem kleinen Fehnhaus in Ostfriesland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944576497
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum05.12.2014
Auflage1. Auflage
Seiten290 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2630 Kbytes
Artikel-Nr.3161827
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5  Wellness

Ich benötige einen Augenblick, um mich aus der Irritation zu befreien. Richtig, dies ist nicht mein Bett, es gehört Christa, und ich liege darin, weil ich mich gestern Abend gezwungen sah, einem schlimmen Anfall von Sehnsucht nachzugeben. Mit der Nase im Kissen ihren Restgerüchen nachwitternd, bin ich in eine traurige und auch sorgenerfüllte Trennungsnacht geglitten. In Christas Schlafzimmer ist es stockdunkel, als ich aufwache. Nur dem Bett gegenüber blinkt im Regal dezent gedimmt die Stand-by-Anzeige an DVD-Player und Videorecorder. Ich muss das Gerät endlich ausschalten. Stand-by frisst nur Strom. Viele Würstchen müssen verkauft, viele Töpferkurse angeboten werden, um diverse elektrische Geräte ständig in Alarmbereitschaft zu halten. Gerade wollen mir über diesen Gedanken die Augen wieder zufallen, als ich mir die Frage stelle, warum ich eigentlich aufgewacht bin. Das ist doch sonst nicht meine Art. Für gewöhnlich schlafe ich selbst in einer Hängematte wie ein Stein. Ungewöhnlich ist ferner, dass ich mich frage, warum ich überhaupt aufgewacht bin. Normalerweise verschwende ich keinen Gedanken daran, sondern schlafe einfach weiter. Warum ist das diesmal anders, und warum verschwindet da vorn kurz das Grün der Digitalanzeige, als würde jemand am Gerät vorübergehen und die Sicht auf die Anzeige verdecken? Das Ganze kaum mehr als vier Meter von mir entfernt. Ich verfluche die blickdichten Vorhänge, die nicht den kleinsten Lichtschimmer durchlassen, und wage nicht mal, die Hand auszustrecken, um die Nachttischlampe anzuknipsen.

Keine dreißig Zentimeter von mir entfernt knarren die Bodendielen. In meinem Rücken. Ich mag frei in Räumen stehende Betten überhaupt nicht. Nur die wenigsten Menschen würden jetzt den Mut aufbringen, sich umzudrehen. Auch ich bevorzuge die Totstell-Taktik. Aber lediglich für den Moment, denn ich brauche Zeit, um nachzudenken.

Ich könnte Stein und Bein schwören, dass jemand in der Wohnung ist, und zwar in diesem Zimmer. Sofort denke ich an Christa, einen anderen Gedanken will ich nicht zulassen. Aber warum macht sie kein Licht? Ich zaudere mit der Antwort.

Weil sie es vielleicht doch nicht ist?

Meine Augen gewöhnen sich nur langsam, sehr langsam an das äußerst schwache Licht, das von der Digitalanzeige ausgeht. Außerdem bin ich kurzsichtig. Meine Brille liegt neben der Lampe, doch das nützt mir nichts, denn im Augenblick kann ich mich ohnehin nicht rühren. Ruhig, Amelie, ganz ruhig, denke ich bei mir, es ist nur eine ganz gewöhnliche Nacht in einem dreigeschossigen innerstädtischen Mietshaus.

Plötzlich erinnere ich mich an meinen Traum. Sicherlich bin ich nur deswegen aufgewacht. Ein Nullachtfuffzehn-Alptraum: Dagmar liegt in einer Art Grube unter vielen Steinen. Ihre Hand streckt sich mir entgegen. Als beste Freundin will ich sie selbstverständlich unter den Steinen hervorziehen, doch als ich ihre Hand nehme, verwandelt die sich in eine harte, borstige Klaue.

Das Übliche eben. Einfach lächerlich.

Ich versuche, mich zu erinnern, wann ich den letzten Gruselfilm im Fernsehen gesehen habe. Das nimmt mir diese dumme Angst. Ich beginne mich zu entspannen.

Wenn ich so weitermache, werden die Extremitäten in ungefähr zehn Minuten besser durchblutet sein, und mit ein bisschen Selbstdisziplin kann ich mich spätestens in einer Viertelstunde wieder bewegen. Und tatsächlich. Mein Arm streckt sich irgendwann langsam aus, dem Lichtschalter entgegen. Kühle Nachtluft streift meine Haut. Doch meine Hand fährt augenblicklich zurück, und ich schreie, als plötzlich der Fernseher angeht. Ohne mein Zutun. Bildrauschen. Wenigstens eine Lichtquelle im Raum. Sie hüllt alles in kaltgrau-diffuse Farben. Ich schnappe mir in einer Aufwallung von Mut meine Brille und verschwinde bis über die Nasenspitze wieder unter der Decke. Jetzt knarren die Dielen im Flur. Der Sendersuchlauf am Fernseher ist eingestellt. Unnötig zu sagen, dass ich nichts damit zu tun habe. Der Suchlauf findet ein Programm. Ich schwitze vor Panik.

Durch das Bildflimmern erkenne ich eine Gestalt.

Und sie ruft mich. »Amelie!«

Und winkt. Die Bildqualität ist jetzt besser, aber immer noch mehr als bescheiden und ähnelt einer zwanzig Jahre alten Super-Acht-Aufnahme in schlechter Qualität. Leicht überdreht wirkt sie außerdem. Dagmar steht am Rand eines Gipfelplateaus, sie winkt und ruft. Im Hintergrund, weit unten im Tal, der Einschnitt eines Fjordes in blassblau. »Sieh mal«, ruft Dagmar, während ich steif und starr vor Angst unter meiner Bettdecke liege. »Sieh mal!« ruft sie fröhlich in die Kamera. »Sieh mal, wie ich falle!«, und vor meinen Augen stürzt sie rücklings in die Tiefe. Die Videokamera zoomt nach und verfolgt ihren Absturz. Dagmar ist in ein wehendes Regencape gehüllt, das aussieht, als würden sich daraus jeden Augenblick Flügel entfalten, um sich auf den Luftschichten zu fangen und den Sturz in ein Gleiten zu verwandeln.

Aber Dagmar fällt, wird vor meinen Augen kleiner und kleiner. Da gerät etwas vor das Objektiv der Filmkamera. Ganz kurz, bevor sich das Bild in Schnee und Rauschen verliert, aber ich erkenne sie trotzdem wieder, die Hand aus meinem Alptraum, diese Keines-Menschen-Hand.

Zum ersten Mal in meinem Leben stoße ich mitten in der Nacht ein unkontrolliertes, verzweifelt panisches Schreien aus und spüre, wie ein Ruck durch meinen Körper geht. Ich brülle regelrecht. Es ist kein kreischiges Frauengeschrei aus einem alten Fünfziger-Jahre-Spielfilm, sondern ein lautes, vehementes Gebrüll. Ich fahre hoch und schnappe mir die Lampe. Bereit, mich zu wehren. Vor lauter Angst.

Aber als mein Brüllen leiser wird, dann allmählich verebbt und in den Geräuschen des frühen Tages untergeht, sinkt die Lampe in meiner Hand. Unten auf der Straße fahren die ersten Autos. Durch das Fenster dringen Vorboten der Morgensonne. In Christas Zimmer gibt es keine lichtundurchlässigen Vorhänge. Ich erkenne alle Umrisse im Raum. Weder Fernseher noch DVD-Player mit Videorecorder blinken. Denn selbstverständlich stehen sie nicht auf Stand-by.

Ich bin schweißgebadet.

Aber ich bin zurück.

Es war ein Traum. Nur ein dummer Traum. Ich atme tief durch. So was Verrücktes ist mir noch nie passiert.

Ich stehe rasch auf, um den Alpdruck hinter mir zu lassen, der mit seinen Ausläufern in meinen Alltag einzudringen droht. Ein Rest von Zweifel bringt mich dazu, mit der Hand über den Recorder und den Fernseher zu streichen. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Beide Geräte fühlen sich betriebswarm an.

Die unangenehme Prozedur bei der Zahnärztin hätte ich mir ausgerechnet jetzt, da meine Nerven ohnehin nicht die besten sind, eigentlich gern erspart, aber der von Zeit zu Zeit mahnende bohrende Schmerz unten links lässt mich ängstlich auf den Behandlungsstuhl klettern. Besonders nach dem Genuss der gefüllten Pralinen gab es Grund zur Besorgnis.

Sie ist eine strenge Erscheinung, Frau Dr. Hesselbein, Ende vierzig, mit einer reinen, gut durchbluteten Haut, die sich ganz gewiss nicht jahrelang in den faltenschaffenden Gefilden nikotinverseuchter Raumluft aufgehalten hat.

Frau Dr. Hesselbein beklagt seit langem meine fortschreitende Parodontose und wird nicht müde, mir zu prophezeien, dass es um meine Zahngesundheit mehr als schlecht bestellt sei, wenn ich nicht endlich aufhörte zu rauchen und mich so ungesund zu ernähren. In meinen Zahnzwischenräumen seien Spuren von Zuckerrohrplantagen unter dem Mikroskop sichtbar, sagt sie. Niemals würde ich es wagen, ihr zu widersprechen oder mir solche Äußerungen zu verbitten. Nicht vor der Behandlung jedenfalls. Ich gehe trotzdem zu ihr, seit vielen Jahren. Sie ist eine unausweichliche Konstante in meinem Leben. Von Zahnärztinnen und Zahnärzten erwarte ich ohnehin nicht viel und wenn, dann nichts Gutes.

»Mund auf!« sagt Frau Dr. Hesselbein. Erst dann fragt sie: »Und? Wie geht s Ihnen so?«

Jetzt werde ich es ihr zeigen. Auf diese Antwort wird sie nicht gefasst sein.

»Hi ha hauhehö hu hauchen.«

»Ich gratuliere. Das wurde auch Zeit! Das Rauchen hat allerdings schon schwere Schäden bei Ihnen angerichtet. So was lässt sich nicht rückgängig machen. Wir müssen eine Füllung erneuern. Mit oder ohne Spritze?«

Das Pralinen-Symptom. Ich hab s doch geahnt.

»Mit, bitte!«

»Mund auf!«

Die Spritze ist, wie beinahe immer, nahezu schmerzlos. Dann wird der Stuhl heruntergefahren, und ich muss im Wartezimmer ausharren, bis die Spritze wirkt und sich die Hälfte meines Gesichtes taub anfühlt.

Das Einzige, worauf ich mich beim Besuch einer Arztpraxis freue, ist das ungenierte Blättern durch die Regenbogenpresse. In Frau Dr. Hesselbeins Wartezimmer allerdings ist die Auswahl an royalismustreuen Blättchen leider eher gering. Geradezu trostlos wirkt das Angebot. Hier liegen Öko-Test und Bild der Wissenschaft aus, der neueste ökologische Versandkatalog, eine ältere Spiegel-Ausgabe, ansonsten noch das Manager-Magazin und Reader s Digest - auf Englisch. Für die internationale Klientel sozusagen, wenn mal jemand mit Karies aus Übersee vorbeikommt. Die Hefte machen einen ausgesprochen ungelesenen Eindruck. Aber ich gebe zu, es ergibt schon Sinn, sich englischsprachige Magazine zuschicken zu lassen. Anspruchsvoll und dabei doch von legerer Intellektualität ragen sie aus dem Briefkasten und verschaffen einer, wenn sie nur lange genug im Briefschlitz stecken, ein größtmögliches Maß an...
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Autor

Claudia Rath arbeitet seit 1997 als Schriftstellerin und veröffentlichte 2000 den ersten von insgesamt 6 Fantasy-Bänden der Midland-Saga im Wiener Milena Verlag. 2003 erschien der psychologische Beziehungsroman "Eine geheime Geschichte", in dem das Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen aufgegriffen wird, und im Frühjahr 2007 "Spur zum Fjord" - eine Geschichte um selbsternannte Gurus und das Geschäft mit menschlichen Sehnsüchten. Claudia Rath schreibt zudem Erzählungen wie in "Fein & gemein - Rachegeschichten" sowie kabarettistische Texte. Sie lebt in einem gemischten Hunde- und Katzenrudel in einem kleinen Fehnhaus in Ostfriesland.
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