Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der glückliche Gärtner

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
168 Seiten
Deutsch
Schöffling & Co.erschienen am10.03.2015
'Willst du das ganze Leben glücklich sein, dann werde ein Gärtner' - so lautet ein chinesisches Sprichwort, und von diesem Glück, der Liebe zu Blumen, erzählt Gabriele Tergit im zweiten Teil ihres Buches über die Geschichte und die Geschichten von Blumen und Gärten. Zu allen Zeiten, in allen Ländern haben Menschen Blumen geschätzt und Gärten gehegt. Das Vergnügen an jenen schönen und duftenden Gebilden ist so alt wie der Mensch selbst. Diese nun schon Jahrtausende währende Liebesaffäre beschreibt die große Autorin Gabriele Tergit klug und amüsant. Gabriele Tergits Geschichten von Blumen und Gärten erschienen 1958; mit DER ALTE GARTEN liegt bereits der erste Teil dieser Sammlung in der Gartenreihe bei Schöffling & Co. neu vor.

Gabriele Tergit (1894-1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie mit ihrem Mann nach London. Von 1957 bis 1981 war sie Sekretärin des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext'Willst du das ganze Leben glücklich sein, dann werde ein Gärtner' - so lautet ein chinesisches Sprichwort, und von diesem Glück, der Liebe zu Blumen, erzählt Gabriele Tergit im zweiten Teil ihres Buches über die Geschichte und die Geschichten von Blumen und Gärten. Zu allen Zeiten, in allen Ländern haben Menschen Blumen geschätzt und Gärten gehegt. Das Vergnügen an jenen schönen und duftenden Gebilden ist so alt wie der Mensch selbst. Diese nun schon Jahrtausende währende Liebesaffäre beschreibt die große Autorin Gabriele Tergit klug und amüsant. Gabriele Tergits Geschichten von Blumen und Gärten erschienen 1958; mit DER ALTE GARTEN liegt bereits der erste Teil dieser Sammlung in der Gartenreihe bei Schöffling & Co. neu vor.

Gabriele Tergit (1894-1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie mit ihrem Mann nach London. Von 1957 bis 1981 war sie Sekretärin des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783731760696
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum10.03.2015
Seiten168 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2947 Kbytes
Artikel-Nr.3164390
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Einige Rosen im 19. und 20. Jahrhundert

In den Rosengärten des Luxembourg in Paris wuchsen 2000 Rosensorten, und dreißig- bis vierzigtausend wilde Rosen wurden dort veredelt. Die Rosenbeete waren von Obstbäumen eingefasst, ungefähr zur gleichen Zeit, als Schillers Vater in seinem Buch Baumzucht im Großen empfahl, die Hauptwege einer Baumschule mit »Hagebuttenrosen« einzufassen.

Während der hundert Tage der zweiten Herrschaft Napoleons entstand in St. Cloud eine Rose, die rose de l empereur genannt wurde. Als Ludwig XVIII. den Thron bestieg, wurde sie rose du roi genannt. Es ist die noch immer beliebte dunkelrote rosa crimson perpetuel.

In diesem rosenfreudigen ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden viele Rosengärten, zum Beispiel der Rosengarten bei Kassel und der bei Fontainebleau, angelegt, und Finkelmann pflanzte für Friedrich Wilhelm III. von Preußen 3000 Rosenbüsche auf die Pfaueninsel. Da aber der König gleichzeitig eine Menge Tiere dort hielt, die die Rosen zerstörten, wurde 1835 ein neuer Rosengarten in Charlottenhof bei Potsdam angelegt. Später legte auch Napoleon III. einen Rosengarten in Fontainebleau an. Er ließ dort die Rose von Puebla eingehen, weil er bei Puebla eine Niederlage durch die Mexikaner erlitten hatte.

1829, auf dem Höhepunkt der Romantik, als das Mittelalter Trumpf war und der Klassizismus zusammen mit der französischen Revolution aus Gedanken und Gefühlen verbannt wurde, als gar nichts wirklichkeitsfern genug sein konnte, wurde in Potsdam das Fest der weißen Rose gefeiert. Der Mittelpunkt des Festes war die Kaiserin Charlotte von Russland, die Gattin Kaiser Nikolaus I. und Tochter Friedrich Wilhelms III. Sie wurde Blanchefleur genannt, weil sie die weißen Rosen liebte. Die Kaiserin saß unter einem goldenen Baldachin, und die Herren, als Ritter von König Artus Tafelrunde verkleidet, huldigten ihr mit Lanze, Schwert und Schild. Unter denen, die ihr so huldigten, befand sich ihr Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I. Alle Damen trugen dicke weiße Rosenkränze, und jede erhielt eine silberne Rose.

Während dieser romantischen Epoche ließ man Rosen an Tempeln und künstlichen Ruinen emporklettern. 1850 erreichte die Mode der Rosengärten ihren Höhepunkt, besonders die Engländer liebten Rosenlauben über gotischem Gitterwerk. Von 1850 bis 1860 war die Moosrose große Mode, da die schüchternen Frauen, die »Moosröschen«, als Frauenideal galten.

Inzwischen hatten die Bauern der Riviera Rosenfelder angelegt, wo einst Korn und Ölbaum wuchsen. Aber es waren nur wenige Sorten, die von Frankreich nach dem Norden geschickt wurden. Die wesentlichsten waren die La France Rose, Souvenir de la Malmaison und Maréchal Niel. Die rosa La France Rose wurde 1867 von einem Ausschuss von fünfzig Rosenzüchtern aus mehr als 10000 Pflanzen französischen Ursprungs ausgewählt.

Souvenir de la Malmaison wurde 1843 von Beluze gezogen und ohne Namen in das verwahrloste Malmaison geschickt, das französische Behörden gerade wiederherzustellen im Begriff waren. Ihren Namen erhielt sie von einem Großfürsten, der den Garten besuchte und eine Pflanze für die kaiserlichen Gärten von St. Petersburg mitnahm. Eine romantischere Version sagt, dass Josephine selber eine Rose dem schönen Zaren Alexander gegeben habe, die dieser Souvenir de la Malmaison nannte. Das ganze Rosenrondell vor dem Potsdamer Neuen Palais war mit Souvenir de la Malmaison bepflanzt.

Die gelbe Maréchal Niel wurde 1864 von Pradel gezogen, der darauf bestand, dass jeder Käufer einer Maréchal Niel ein Dutzend anderer sehr teurer Rosen kaufte. Sie wurde 1881 die beste aller Rosen der Welt genannt, und sie blieb jahrzehntelang eine beliebte Schnittblume, trotz hängendem Kopf.

Die ebenfalls sehr berühmte Caroline Testout ist jünger. Ihr Züchter gab sie 1890 einer Modezeichnerin, eben Madame Caroline Testout, die die Rose für ihre Werbung benutzte. Von der Caroline Testout stammt die schönste aller weißen Rosen, Frau Karl Druschki.

Die alberne Mode der einzelnen Rose an einem 50 bis 60 cm langen Stiel, die der feine Kunde heutzutage verlangt, kam aus Amerika, wo die Gibson Girls, das heißt die Damen, wie sie Gibson zeichnete - das Modell war seine Frau -, die Rosenstiele durch den Gürtel zogen, und da junge Damen zwei Jahrzehnte lang à la Gibson Girl aussehen wollten, so wurde diese Unnatur zur Mode. Rosen wachsen von der Natur her im Allgemeinen nicht einzeln.

Ganz abgekommen ist man von den Versuchen, den Geruch der Rosen mit künstlichen Mitteln zu verbessern. In der Antike hat man beim Versetzen von Rosen Rosenkränze um die Wurzeln gewunden. Auch der Glaube, dass die Anpflanzung von Knoblauch oder anderen Zwiebeln nahe den Wurzeln nütze, ist sehr alt. Johann Sigismund Elsholtz meldete in seiner Gartenbawkunst, Berlin 1684 (Vom Garten-Baw, Faksimile-Nachdruck der 3. Aufl., Hildesheim 1987) Zweifel an: »Ob die Rosen an Lieblichkeit des Geruchs sehr zunehmen, solches stehet zu erfahren.«

Auch Rosenkunststücke macht man nicht mehr. Es wird erzählt, dass im 17. Jahrhundert in Genua und in der Lombardei weiße Rosen auf Ilex aculeata baccifera gepfropft wurden, und dass man dadurch grüne Blüten erhielt. Noch im 18. Jahrhundert kaufte ein Gärtner in Spandau bei Berlin einen Orangenbaum und pfropfte ihm Rosen auf, und noch 1875 berichtet jemand: »Man sieht dies in italienischen und maurischen Gärten.« Der Ehrgeiz war damals nicht, gesunde und farbenprächtige Exemplare zu bekommen, sondern das Kuriosum, zum Beispiel fünferlei Rosen an einem Baum. Immer wieder stoßen wir auf jenen Obstbaum im Garten des Lukullus, an dem Plinius Birnen, Äpfel, Feigen, Pflaumen, Oliven, Mandeln und Weintrauben wachsen sah.

Seit Josephine sind die Rosen im Mittelpunkt des Blumeninteresses geblieben. Rosentöpfe wurden am Ende des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. In London konnte man 1885 Rosenstöcke von ein und einem halben Meter Höhe und acht Meter Umfang sehen. »Ein solcher Riesentopf wog 100-150 Kilo, und man brauchte sechs Leute, um ihn zu bewegen«, heißt es in einer deutschen Familienzeitschrift. »Die Töpfe waren pyramiden- und kugelförmig aufs kunstvollste gezogen, von unten bis oben ganz gleichmäßig rundum mit Rosen besetzt und diese so regelmäßig durch Binden und Ausbrechen überflüssiger Knospen verteilt, wie vom Geometer gemessen. Hunderte von Blumen, alle zu gleicher Zeit halb oder ganz aufgeblüht, die Blätter strotzend von Gesundheit, bedecken die Pflanze so dicht, dass an ihr auch nicht mehr der kleinste leere Raum ersichtlich ist. Ein solches Rosenstöckchen kostet aber auch 500-1000 Mark, ja, manche Exemplare und Sorten sind dem Züchter gar nicht abzukaufen. In München wurden zwei Waggons solcher Exemplare in Blüte ausgestellt, welche dann König Ludwig von Bayern für seine Wintergärten erwarb. Die schwierige Kultur wie auch der hohe Preis solcher Pflanzen konnten selbst von den damaligen Preisrichtern nicht in ihrem vollen Maß gewürdigt werden â¦«

Auch für Rosen zahlte man im 19. Jahrhundert die gigantischen Preise, die man immer für besondere Blumen zu zahlen pflegte. 1884 zahlte ein englischer Züchter einem amerikanischen für das Eigentumsrecht an einer einzigen Rose 22000 Mark.

Ein fast römischer Luxus wurde in Russland getrieben. Alle Blumen, auch zum Beispiel Astern und Levkojen, mussten im Treibhaus gezogen werden, und ein mittlerer Garten war nicht unter 20000-30000 Mark jährlich für Brennmaterial zu unterhalten. Aber die Treibrosen waren herrlich. »Die russischen unter Glas gezogenen Rosen erhielten den Kaiserpreis«, heißt es in den Achtzigerjahren, »die Exemplare trugen 10-15 tadellose Blumen, dunkelgrünes Laub ohne Spur von Ungeziefer oder Schimmel. Es war eine Leistung, wie sie auch in Deutschland ihresgleichen sucht.«

Der größte Rosenstock Europas befand sich im Wehrle schen Garten in Freiburg im Breisgau. Er war 1881 mit einer Teerose okuliert worden, 1901 überspannte er eine Fläche von 88 Quadratmetern und trug 7400 Blüten, 1911 bildete er eine große Laube.

Dass die Kunst, Rosen zu züchten, noch heute in Frankreich lebendig ist, beweist der riesige Erfolg, den die Rose Gloria Dei (Peace) nach diesem Krieg hatte. In England waren schon 1951 eine Million Exemplare verkauft worden. Es ist ein Unikum von einer Rose. Die Knospe ist rosa, die Blüten sind gelblich mit leichtem Rosa am Rand. Aber das wichtigste ist, dass selbst ein armseliger Rosendilettant wie ich 37 Knospen an einem Exemplar hatte, dass das Laub glänzend und stark ist wie bei einer Kamelie, dass die Pflanze von Gesundheit strotzt. Sie wurde von Francis Meilland, in Cap d Antibes gezüchtet. Rosenkenner stellen ihr die deutsche Nachkriegsrose Unabhängigkeit gleich.

Die neueste Rosenkultur ist die der Polyanthas. Die Polyanthas sind Rosen, die die Rosenfülle der Ramblers (Ramblers haben manchmal 6000 Blüten an einem Stock) verbinden mit den großen Blüten und der langen Blütezeit der Teehybriden. Die ersten Rosa multiflora kamen 1865 von Japan nach England, eine der Rosen kam in einen öffentlichen Park in Lyon. Da sie nicht gefiel, wurde sie in eine...

mehr

Autor

Gabriele Tergit (1894-1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie mit ihrem Mann nach London. Von 1957 bis 1981 war sie Sekretärin des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt