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Survive the night

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am08.07.2016Deutsche Erstausgabe
Wir werden alle sterben ... Casey hat gerade einen Drogenentzug hinter sich und lässt sich von ihrer Freundin Shana überreden, auf eine der legendären illegalen »Survive the night«-Parties mitzukommen. Die findet in einem stillgelegten U-Bahn-Tunnel statt und die Stimmung ist gigantisch. Bis Julie, ein Mädchen aus ihrer Clique, tot aufgefunden wird. Grausam zugerichtet. Casey, Shana und ihre Freunde sind schockiert. Sie wollen fliehen. Denn der Mörder scheint unter ihnen zu sein. Schon gibt es ein neues Opfer. Die Panik steigt. Wer oder was ist hinter ihnen her? Und wird Casey diese Nacht überleben? Ein unfassbar aufwühlender Psycho-Horror-Thriller in bester Stephen King-Tradition! Nervenzerfetzend, überraschend - genial!

Danielle Vega verbrachte ihre Kindheit versteckt unter ihrer Bettdecke, während ihre Mutter Geschichten aus Stephen-King-Romanen nacherzählte, anstelle von Märchen über Prinzessinnen und Zwerge. Jetzt, als Erwachsene, kann sie an einer Hand abzählen, wie oft sie wirklich vor etwas Angst hatte. Danielle Vega hat zahlreiche Preise erhalten, für Belletristik wie auch Sachliteratur, darunter die Nominierung für den Pushcart Prize 2009 für ihr Buch 'Drive'. Sie lebt in Brooklyn. In Deutschland erschien bereits ihr Roman 'Die Unbarmherzigen'.
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Produkt

KlappentextWir werden alle sterben ... Casey hat gerade einen Drogenentzug hinter sich und lässt sich von ihrer Freundin Shana überreden, auf eine der legendären illegalen »Survive the night«-Parties mitzukommen. Die findet in einem stillgelegten U-Bahn-Tunnel statt und die Stimmung ist gigantisch. Bis Julie, ein Mädchen aus ihrer Clique, tot aufgefunden wird. Grausam zugerichtet. Casey, Shana und ihre Freunde sind schockiert. Sie wollen fliehen. Denn der Mörder scheint unter ihnen zu sein. Schon gibt es ein neues Opfer. Die Panik steigt. Wer oder was ist hinter ihnen her? Und wird Casey diese Nacht überleben? Ein unfassbar aufwühlender Psycho-Horror-Thriller in bester Stephen King-Tradition! Nervenzerfetzend, überraschend - genial!

Danielle Vega verbrachte ihre Kindheit versteckt unter ihrer Bettdecke, während ihre Mutter Geschichten aus Stephen-King-Romanen nacherzählte, anstelle von Märchen über Prinzessinnen und Zwerge. Jetzt, als Erwachsene, kann sie an einer Hand abzählen, wie oft sie wirklich vor etwas Angst hatte. Danielle Vega hat zahlreiche Preise erhalten, für Belletristik wie auch Sachliteratur, darunter die Nominierung für den Pushcart Prize 2009 für ihr Buch 'Drive'. Sie lebt in Brooklyn. In Deutschland erschien bereits ihr Roman 'Die Unbarmherzigen'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407747433
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum08.07.2016
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4989 Kbytes
Artikel-Nr.3259627
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINS


Es stimmt nicht, dass tote Menschen so aussehen, als würden sie schlafen.

Ich bin keine Expertin. Ich habe bislang nur eine einzige Tote gesehen. Sie war mit mir im Rehabilitationszentrum Mountainside Gardens und wir teilten uns ein Zimmer. Sie hieß Rachel, doch sie sprach ihren Namen Rock-el aus. Ich habe ihn immer absichtlich falsch gesagt.

Rachel war eine hoffnungslose Schnapsdrossel. Ich musste mein ganzes Parfum wegschütten, weil die Schwestern sagten, sie würde es trinken, sobald sie auf Entzug komme. Ich dachte, sie wollten mich verarschen, aber dann hat Rachel rausgekriegt, dass dieses Mädchen am anderen Ende des Flurs Nagellackentferner besaß. Eines Nachts hat sie sich aus dem Zimmer geschlichen und ihn gestohlen.

Ich fand sie in unserem Bad, zusammengesackt neben der Toilette. Ihr blond gefärbtes Haar war nass geschwitzt und hing wie angeklebt um ihre hohlen Wangen und das bläulich verfärbte Gesicht. Feine rote Äderchen zogen sich wie Spinnweben über das Weiße ihrer Augen und aus ihrer Nase troff Blut und Schnodder. Getrocknete Kotze klebte ihr am Kinn und an den aufgesprungenen blauen Lippen.

Ich erzählte niemandem außerhalb der Klinik von Rachel. Nicht meinen Eltern. Nicht einmal Shana.

Ich erzählte auch niemandem zu Hause von Moira, die ihre eigenen Haare aß, oder von Cara, die aufschrie, wenn man sie berührte, oder von Tori Anne, die um Drogen bettelte, obwohl ihr schon sämtliche Zähne aus dem Kiefer gefault waren. Man kann Leuten nicht solche Geschichten erzählen, ohne sie auf dumme Gedanken zu bringen.

Wie Das ist echt total abgefuckt.

Oder Was hattest du da überhaupt zu suchen?

Oder Vielleicht bist du genauso wie diese Mädchen.

»Am Ende der Straße«, sage ich. »Das letzte Haus links.«

Dad steuert unseren Subaru um die Kurve, vorbei an einem Holzschild mit der Aufschrift FLYING EAGLE ESTATES. Ich drücke meine Stirn an das Seitenfenster. Baugleiche Minivillen erstrecken sich in alle Richtungen, umgeben von üppig grünem Rasen und hoch aufragenden Nadelbäumen. Als kleines Mädchen erschien mir Madisons Straße immer wie eine Märchenlandschaft. Stundenlang rannten wir über die gepflegten Grasflächen, versteckten uns hinter alten, knorrigen Eichen und spielten Kriegerprinzessinnen.

»Denkst du, ich weiß nicht mehr, wo Madison wohnt, Casey?«, sagt Dad. »Früher warst du fast jedes Wochenende hier.«

Ich lasse den Schildkrötenanhänger meiner Halskette kreisen. Ich bekam ihn, weil mein Nachname Myrtle sich auf Turtle reimt, und auch, weil ich Schildkröten erforschen wollte, als ich noch eine Karriere als Meeresbiologin plante. Aber Meeresbiologie setzt ein Studium voraus, also wer weiß, ob jetzt noch etwas daraus wird. »Freust du dich, deine Freundinnen wiederzusehen?«, fragt Dad.

»Ja klar«, erwidere ich gedehnt. Wer freut sich schon auf ein Wiedersehen mit seinen elterlich genehmigten Freunden? Also echt. Dad mustert mich kurz. »Ich freu mich wirklich«, versichere ich ihm und schenke ihm mein normales Teenie-Lächeln . »Ehrlich.«

Dad nickt, wirkt jedoch nicht überzeugt. Wir haben dasselbe Gesicht: lange, gerade Nase, kräftiges Kinn. Wir haben sogar dieselben dunklen Augen und dichten Brauen, die jedem immer ganz genau verraten, was wir gerade denken. In diesem Moment ziehen sich seine in der Mitte zusammen, wodurch feine Sorgenfältchen auf seine Stirn treten.

Ich klappe die Sonnenblende herunter und werfe einen kritischen Blick auf mein Spiegelbild. Bleiche Haut, Augenringe und ein neuer Pickel auf der Stirn. Ich hätte nach dem Entzug einen Termin im Kosmetikstudio fordern sollen.

Ich streiche mein Haar zurück, um die frisch rasierte Seite meines Kopfes zu inspizieren. Das sieht wenigstens noch krass aus. Ein paar Tage nach meiner Entlassung schnappte ich mir Dads Elektrorasierer und bearbeitete meine braunen Locken damit. Man kann es nicht sehen, wenn ich mein Haar offen trage, aber Mom ist trotzdem ausgeflippt. Womit ich erreicht hatte, was ich wollte.

Ich schneide meinem Spiegelbild eine Fratze und kneife mir in die bleichen Wangen, auf denen ein leichter rötlicher Hauch entsteht, nur um eine Sekunde später wieder zu verschwinden. Seufzend klappe ich die Sonnenblende hoch.

»Alles in Ordnung?«, fragt Dad. Übersetzung: Haben die zigtausend Dollar, die wir für Mountainside hinblättern mussten, dich wirklich wieder auf Kurs gebracht?

»Mir geht´s gut. Alles easy.« Easy ist mein neues Schlagwort, wenn ich auf meine Gefühle angesprochen werde.

Es ist auch meine klassische Ausweichantwort, und sobald ich sie ausgesprochen habe, kriege ich ein schlechtes Gewissen. »Ich fühle mich stärker«, füge ich hinzu.

»Da bin ich aber froh«, sagt Dad. Ich lange nach vorn, um die Klimaanlage kühler zu stellen, und bevor ich meine Hand zurückziehen kann, hält Dad sie fest, während sein Blick auf die Straße gerichtet bleibt. Drei Sekunden lang dulde ich seine Hand, bis ich mich aus seinem Griff befreie.

Wir nähern uns einem weißen Haus mit tannengrünen Fensterläden und Rundum-Veranda. Madison lehnt an einer Säule, die langen, sonnengebräunten Beine lässig gekreuzt. Alle meine alten Freundinnen und Mitspielerinnen aus der Fußballmannschaft haben sich lachend und schwatzend um sie versammelt.

Plötzlich kommt mir die Luft im Subaru stickig vor. Ich schalte die Klimaanlage aus und öffne das Seitenfenster. Dad schlägt das Lenkrad nach links ein und wir passieren eine Reihe frisch gepflanzter gelber Tulpen. Ich rutsche unbehaglich auf dem Sitz herum.

»Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragt Dad.

»Nein«, erwidere ich zu hastig. Es ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass Väter nicht die geringste Ahnung davon haben, was in der Teenagerwelt vor sich geht. Sie können sich zum Beispiel überhaupt nicht vorstellen, dass deine ehemalige beste Freundin dich nur aus Höflichkeit zu einer Pyjamaparty einlädt und nicht, weil sie gern die Nacht mit dem Schreckgespenst der Schule verbringen möchte.

Ich schnappe mir meinen gepunkteten Herschel-Rucksack und schiebe die Autotür auf. Der Tulpenduft überwältigt mich. Er ist so stark, dass man fast denken könnte, jemand hätte mit künstlichen Mitteln nachgeholfen.

Beim Zuknallen der Autotür dreht Madison sich um. Als ich den Vorgarten betrete, leuchten ihre Augen.

»Casey!«, kreischt sie. »Da bist du ja!«

Sie reicht ihr Limonadenglas dem Mädchen, das neben ihr steht, und rennt über die abschüssige Rasenfläche auf mich zu. Bei ihrem Anblick spüre ich einen Phantomschmerz im Knie, eine Erinnerung an die Verletzung, mit der alles begann. Madison schlingt die Arme um mich und plötzlich sehe ich nur noch braune Haut und blondes Haar. Sie drückt mich zu fest an sich und gibt mir das Gefühl, als sei diese Umarmung mehr für die Mädchen auf der Veranda und für meinen Dad bestimmt als für mich. Ich gerate ins Wanken.

»Uff«, stöhne ich. Madison ist nicht viel größer als ich, aber sie trainiert sechsmal die Woche und isst niemals ungesundes Zeug. Ihr Körper besteht aus reiner Muskelmasse. Für Madison ist das ganze Leben ein Fußballspiel.

Dad öffnet das Seitenfenster. »Wie schön, dich wiederzusehen, Madison«, sagt er. Madison entlässt mich aus ihrem Würgegriff. Sie trägt bereits gepunktete Pyjamashorts und ein lockeres T-Shirt. Dad sieht mich an und seine Augenbrauen ziehen sich erneut sorgenvoll zusammen. »Dein Handy hast du doch dabei, oder? Du rufst mich an, wenn ...«

»... ich irgendwas brauche«, beende ich seinen Satz. »Na klar, mache ich.«

Dad starrt mich einen Moment zu lange an, ein nervöses Lächeln auf den Lippen. Ich müsste bei diesem Lächeln Schuldgefühle bekommen. Aber ich bin es so leid, dass alle mich ansehen, als wäre ich eine Bombe, die jeden Augenblick explodieren kann.

Ich bin schon explodiert, aber jetzt geht es mir besser.

Dad schließt das Wagenfenster und winkt mir ein letztes Mal zu, bevor er davonfährt. Ich wackele halbherzig mit den Fingern und schaue ihm nach.

»Auf der Veranda ist Limonade«, erklärt Madison und legt mir den Arm um die Schultern. »Und Hummus und so weiter.«

Sie wickelt sich ihren dicken blonden Zopf um den Finger. Das goldene Freundschaftsarmband, das ich ihr in der sechsten Klasse geschenkt habe, baumelt an ihrem Handgelenk. Etwas daran macht mich traurig. So wie die Würgeumarmung mich traurig gemacht hat. Sie gibt sich zu viel Mühe, um mich daran zu erinnern, dass wir Freundinnen sind.
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Autor

Danielle Vega verbrachte ihre Kindheit versteckt unter ihrer Bettdecke, während ihre Mutter Geschichten aus Stephen-King-Romanen nacherzählte, anstelle von Märchen über Prinzessinnen und Zwerge. Jetzt, als Erwachsene, kann sie an einer Hand abzählen, wie oft sie wirklich vor etwas Angst hatte. Danielle Vega hat zahlreiche Preise erhalten, für Belletristik wie auch Sachliteratur, darunter die Nominierung für den Pushcart Prize 2009 für ihr Buch "Drive". Sie lebt in Brooklyn. In Deutschland erschien bereits ihr Roman "Die Unbarmherzigen".Inge Wehrmann, geboren 1958 in Unna, studierte in Münster, Minneapolis und Bergen Anglistik, Skandinavistik und Germanistik und übersetzt seit vielen Jahren Kinder- und Jugendbücher sowie belletristische Werke aus dem Englischen, Norwegischen und Schwedischen. Sie lebt mit ihrer Familie in Ostwestfalen auf dem Land und spielt in ihrer Freizeit Theater.