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Neckarsturm

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am18.08.2016
Rottweil im Spätsommer: Auf der Baustelle des Aufzugstestturms wird ein zerschmetterter Körper gefunden. Hauptkommissar Wolfgang Treidler und seine Kollegin Carina Melchior rechnen mit einem schnellen Ermittlungserfolg, da Fremdeinwirkung ausgeschlossen scheint. Mit Hilfe eines italienischen Kollegen finden die beiden jedoch bald Hinweise auf eine schreckliche Tat . . .

Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter eines Softwareunternehmens. Aus seiner Feder stammen mehrere Kriminalromane sowie ein Abenteuerroman. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextRottweil im Spätsommer: Auf der Baustelle des Aufzugstestturms wird ein zerschmetterter Körper gefunden. Hauptkommissar Wolfgang Treidler und seine Kollegin Carina Melchior rechnen mit einem schnellen Ermittlungserfolg, da Fremdeinwirkung ausgeschlossen scheint. Mit Hilfe eines italienischen Kollegen finden die beiden jedoch bald Hinweise auf eine schreckliche Tat . . .

Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter eines Softwareunternehmens. Aus seiner Feder stammen mehrere Kriminalromane sowie ein Abenteuerroman. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960411406
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum18.08.2016
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3498 Kbytes
Artikel-Nr.3260174
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Die Zeit heilt alle Wunden. Aber nur äußerlich, dachte Ursula Lohrmann, während sie im Badezimmer vor dem Spiegel stand und ihren nackten Oberkörper betrachtete. Die blaurot schimmernden Hämatome an den Oberarmen und am Brustkorb verwandelten sich allmählich in gelbbraune Flecken. Einige waren bereits verschwunden. Im Gegensatz zu den Schmerzen. Vermutlich hatte Holger ihr eine Rippe gebrochen. Bisher ahnte niemand etwas von dem, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Nicht ihre Mutter und auch niemand im Kriminalkommissariat eins, wo sie halbtags im Sekretariat arbeitete.

Nie hätte sie geglaubt, dass ein Mensch sich derart schnell verändern konnte, wie Holger es tat. Zuerst hatte sie sich überhaupt nicht auf ihn einlassen wollen. Zu viele Männer hatte sie schon getroffen, nachdem sie auf ein vielversprechendes Dating-Portal gestoßen war. Doch schnell war ihre Hoffnung der Gewissheit gewichen, dass es nur zwei Sorten von Männern auf derartigen Portalen gab. Solche, die so schnell wie möglich mit ihr ins Bett wollten, oder jene, die oft ihr eigenes Aussehen und noch viel öfter ihren Intellekt überschätzten. So kam es, dass sie nach jedem Treffen unglücklicher geworden war und Kontaktanfragen nur noch angesehen, aber nicht mehr beantwortet hatte. Bis auf jene von Holger.

Wider Erwarten funktionierte es mit ihm. Holger schien ein charmanter, zuvorkommender Mann zu sein, der immer wusste, was sie von ihm erwartete. Eine harmonische Beziehung entstand, die viele Monate hielt. Noch Anfang des Jahres hatten sie über eine mögliche Heirat gesprochen. Schließlich waren sie beide mit Mitte dreißig nicht mehr die Jüngsten. Besonders nicht für ein Kind, das sie sich wünschten. Finanziell hätten sie es sicher geschafft, ihre kleine Familie durchzubringen. Auch noch, nachdem Holger seinen Job verloren hatte. Er hätte bestimmt bald wieder einen bekommen, wenn er sich nur bemüht hätte. Und notfalls hätte sie ihren Job im Kommissariat eins schon wenige Wochen nach der Geburt wieder aufnehmen können. Doch Holger hatte sich nie bemüht, stattdessen wurde er ihr jeden Tag ein bisschen fremder.

Im Nachhinein konnte sie nicht sagen, warum sie nicht schon früher versucht hatte, ihn loszuwerden. Niemand würde es verstehen. Zu lange hatte sie seine Launen ertragen, sich ohne Gegenwehr von ihm anschreien lassen. Auch noch, als er das erste Mal zuschlug, hatte sie versucht, besonnen zu reagieren, und seine Aggressivität auf den Verlust des Jobs geschoben. Ein Fehler, den sie viel zu spät einsah. Holger hatte immer öfter zugeschlagen.

Ein Geräusch, ein dumpfes Klopfen aus der Küche ließ sie zusammenzucken. Sie riss den Kopf herum. Verdammt, die Badezimmertür. Sie stand halb offen. Sofort begann das Zittern, und sie spürte, dass die Angst, die sie bis jetzt unterdrückt hatte, in ihr wuchs. Mit zwei schnellen Schritten war sie an der Tür, knallte sie ins Schloss und drehte den Schlüssel um. Mit dem Rücken an der Tür ließ sie sich langsam hinuntersinken. Noch bevor sie auf dem Boden saß, spürte sie die Tränen auf der Wange; Tränen der Wut, weil sie ihre Angst nicht kontrollieren konnte. Schließlich war es kaum möglich, dass sich jemand anders in der Wohnung befand. Schon vor zwei Wochen hatte sie es endlich geschafft, Holger aus ihrem Leben zu verbannen. Und zur Sicherheit hatte sie gleich das Schloss austauschen und eine Vorlegekette anbringen lassen.

Seither hatte er zweimal vor der Tür gestanden. Das erste Mal betrunken und grölend, das zweite Mal angriffslustig. Er hatte sie angeschrien, gedroht, sie fertigzumachen, und sie als Schlampe beschimpft. Erst als die Nachbarn auf ihn eingeredet hatten, verschwand er. War er nun das dritte Mal gekommen, hatte er es in die Wohnung geschafft?

Unmöglich.

Und wenn doch?

Was konnte sie schon alleine gegen einen Mann wie Holger ausrichten? Das kaum zu ertragende Gefühl von Machtlosigkeit machte sich in ihr breit. Vermutlich würde er erst von ihr ablassen, wenn es einen Neuen an ihrer Seite gab. Aber eine neue Beziehung? War sie überhaupt schon wieder bereit für einen anderen Mann? Egal. Sie brauchte jemanden, der sie vor Holger beschützen konnte.

Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus den Augen und kam hoch. Sie zog ein T-Shirt über und kramte entgegen ihrer Überzeugung, alleine in der Wohnung zu sein, im Badezimmerschrank nach etwas, mit dem sie sich notfalls zur Wehr setzen könnte. Sie fand eine Schere, ging zurück zur Tür und lauschte. Nichts, nur das Rauschen des Blutes im Ohr. Sie atmete ein paarmal durch, drehte dann ganz langsam den Schlüssel im Schloss. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Riegel nahezu geräuschlos einrastete. Sofort verließ sie der Mut wieder.

Wie von selbst umklammerte ihre Faust die Schere immer fester, sodass bald das Weiß der Knöchel hervortrat. Zwei, drei Atemzüge später tastete Ursula nach der Klinke und drückte sie sanft nach unten. Mit jedem Zentimeter, den sie die Tür weiter öffnete, wuchs die Angst, dass jemand sie mit Wucht aufstoßen könnte. Doch nichts geschah. Als der Spalt schließlich groß genug für ihren Kopf war, spähte sie in den Flur. Niemand war zu sehen. Sie schlich hinaus.

Nach jedem Schritt in Richtung Küche verharrte sie, schaute hinter sich und lauschte. Da, das Klopfen begann erneut: dumpf und regelmäßig. Es klang, als ob jemand mit den Fingern auf den Küchentisch trommelte. Plötzlich meinte sie, keine Luft mehr zu bekommen, so heftig schlug ihr das Herz bis zum Hals. Saß Holger etwa in der Küche und wartete einfach ab, bis sie dort auftauchte? Ihr Mobiltelefon kam ihr in den Sinn. Verdammt, es lag ebenfalls in der Küche.

»Ist da jemand?«, rief sie.

Das Klopfen hörte auf.

Sie nahm allen Mut zusammen, hielt die Schere auf Kopfhöhe vor sich hin und ging langsam weiter. »Wer ist da?«, rief sie und einen Schritt später: »Bist du das, Holger?«

Niemand antwortete.

Ursula schlich voran, versuchte, nicht auf die Stellen des Dielenbodens zu treten, die immerzu knarrten. Ohne weitere Geräusche zu verursachen, erreichte sie den Durchgang zur Küche und spähte um die Ecke. Niemand saß am Tisch. Vorsichtig trat sie ganz ein.

Ein Kreischen, laut und schrill wie ein Kinderschrei, bohrte sich förmlich in ihr Gehirn. Beinahe wäre ihr Herz stehen geblieben. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass etwas auf sie herunterstürzte. Schützend riss sie die Arme hoch. Die Schere fiel polternd zu Boden. Doch die Geräusche wollten überhaupt nicht zu einem befürchteten Angriff passen. Ein Flattern, aufgeregtes Zwitschern und dann erkannte sie, was auf sie losgegangen war: ein kleiner Vogel, vermutlich ein Spatz, der es trotz vorgezogener Gardinen durch das geöffnete Fenster in die Küche geschafft hatte. Und das klopfende Geräusch, das sie gehört hatte, stammte von der metallenen Gardinenstange, die in der Zugluft an den Fensterrahmen schlug.

Alle Anspannung fiel schlagartig von ihr ab. Ursula hob die Schere auf und legte sie auf den Küchentisch. Dann trat sie ans Fenster, schob die Gardine beiseite und wartete, bis der kleine Vogel den Weg in die Freiheit fand. Als sie die Gardine wieder vorziehen wollte, zog ein Mann auf dem Gehweg vor dem Haus ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte die Kapuze seiner Jacke hochgezogen, die Hände tief in den Taschen vergaben. In diesem Moment wusste Ursula, dass sie ihn kannte. Und als ob er auf sie gewartet hätte, sah er plötzlich hoch zum Fenster und lächelte: Holger.

* * *

Als Treidler die erhöhte Stelle erreichte, heulte und bellte der Schäferhund nicht nur, sondern zerrte an der Leine, als ob er sich losreißen wollte. Nur mit Mühe konnte der Hundeführer das Tier davon abhalten, nach dem zu graben, was es soeben gefunden hatte.

Wie auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto, bei dem das Grau bereits ins Bräunliche überging, hatte der Schlamm den Fundort in verschiedenen Brauntönen erstarren lassen. Treidler sah sehr kurze, dunkle Haare, Haut, die wie Leder wirkte und sich über einen seltsam deformierten, aber fraglos menschlichen Schädel spannte. Ein kariertes Stück Stoff reichte vom Kinn über den Oberkörper, der unnatürlich verkrümmt etwa zur Hälfte aus dem Schlamm ragte. Es schien sich um ein Hemd zu handeln, dessen rechter Ärmel flach und leer auf der Brust klebte. Der andere Arm sowie Unterleib und Beine waren nicht zu erkennen. Dennoch brauchte es nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, warum die Fundstelle leicht erhöht lag.

Treidler hörte, wie Melchior mit ihrem Mobiltelefon die KTU anforderte. Er kniete sich neben den Kopf. Keine größeren Verletzungen waren zu sehen, nicht einmal Blut. Lediglich einige Schrammen auf Stirn und Wange, die genauso gut von einer Rangelei stammen konnten.

»Sieht aus wie einer von Henningers Leuten«, sagte da Petzold neben ihm. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Fundstelle.

»Kennen Sie den Mann?« Melchior hatte inzwischen ihr Telefongespräch beendet.

»Nein. Aber Henninger beschäftigt ein paar Araber.«

Treidler sah genauer hin. In der Tat. Das Gesicht hatte arabische Züge.

»Und wer ist Henninger?«, fragte Melchior weiter.

»Eines der Subunternehmen. Die machen oben einige Abdichtarbeiten.«

Treidler kam wieder hoch und deutete mit dem Kopf zum Toten. »Seinen Namen kennen Sie nicht zufällig?«

Petzold schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er hier noch arbeitet.«

Treidler zog eine Augenbraue hoch. »Gibt s jemanden, der den Namen des Mannes kennt?«

»Versuchen Sie s bei Henninger«, erwiderte Petzold.

»Und wo finden wir diesen Henninger?«

»Vermutlich in seinem Geschäft.«

Treidler seufzte....
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Autor

Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter eines Softwareunternehmens. Aus seiner Feder stammen mehrere Kriminalromane sowie ein Abenteuerroman. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder.