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Konrad und das Nadelöhr

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am13.06.20161. Auflage
'Hilfe! Der verrückte Biber ist wieder da! Rudert schneller, Jungs! Rudert um euer Leben!' Verdutzt blickte Bert der Biber den fliehenden Ameisen hinterher. Dabei hatte er doch eigentlich eine Superidee gehabt: Behandle andere so, wie du auch behandelt werden möchtest. Aber ganz offensichtlich hatte er eine Kleinigkeit übersehen ... Diese und 17 weitere tierische Kurzgeschichten vermitteln auf humorvolle Weise biblische Wahrheiten und laden dazu ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Dieses Buch enthält die besten Episoden aus 'Warum es besser war, dass Pogo nicht fliegen konnte' und 'Mike Mampf und die mongolischen Rennmäuse'. Ideal für Kinder ab 6 Jahren. Mit zahlreichen Illustrationen.

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
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Produkt

Klappentext'Hilfe! Der verrückte Biber ist wieder da! Rudert schneller, Jungs! Rudert um euer Leben!' Verdutzt blickte Bert der Biber den fliehenden Ameisen hinterher. Dabei hatte er doch eigentlich eine Superidee gehabt: Behandle andere so, wie du auch behandelt werden möchtest. Aber ganz offensichtlich hatte er eine Kleinigkeit übersehen ... Diese und 17 weitere tierische Kurzgeschichten vermitteln auf humorvolle Weise biblische Wahrheiten und laden dazu ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Dieses Buch enthält die besten Episoden aus 'Warum es besser war, dass Pogo nicht fliegen konnte' und 'Mike Mampf und die mongolischen Rennmäuse'. Ideal für Kinder ab 6 Jahren. Mit zahlreichen Illustrationen.

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961220571
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum13.06.2016
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7010 Kbytes
Artikel-Nr.3302615
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Elimar hatte furchtbare Angst vor Wasser. Lieber trank er die alte, abgestandene Brühe aus einem Eimer, als dass er sich einer Oase dichter als zwanzig Schritte näherte. Schon wenn ein paar Spritzer sein Fell benetzten, quiekte er wie ein Schwein, dem ein Metzger zuzwinkert. Das lag daran, dass sein erster Besitzer versucht hatte, Elimar zu ertränken, als er erkannt hatte, was für ein nutzloser Winzling der kleine Esel war. Glücklicherweise war damals gerade Trockenzeit und somit nicht genug Wasser in der Oase. Elimar kam mit dem Leben davon. Allerdings verlor er dabei seine Vorderzähne. Seitdem lispelte er.

Eines Tages nun geschah es, dass Elimar mit seiner Karawane direkt neben Konrad dahinzog. Das heißt: Konrad zog dahin - mit langen, eleganten Schritten. Elimar hingegen versuchte hoppelnd und mit heraushängender Zunge, Schritt zu halten. Der kleine Esel hatte auf seinem Rücken ein winziges Körbchen mit Dung, welcher den Beduinen als Brennmaterial diente. Konrad hingegen trug eine Last, die mindestens fünfmal so schwer war wie der ganze Elimar samt seinem Körbchen: schwarzes Ebenholz und feinste Seide aus dem Morgenland - sehr selten und sehr, sehr kostbar. Das würdige Kamel achtete nicht weiter auf den winzigen, struppigen Esel, und Elimar traute sich nicht, etwas zu sagen.

Die Karawane war ein bisschen spät dran und die Tiere wurden immer unruhiger. Plötzlich ließ ein Schrei die ganze Kolonne erschrocken zusammenfahren. Ein Sandsturm! Ein Sandsturm kommt auf.

Au Backe, fo ein Mift , lispelte Elimar.

Konrad behielt die Ruhe. Rasch erstieg er einen kleinen Sandhügel und sah, wie erwartet, die Stadt nur ein paar Meilen entfernt in der Abenddämmerung vor sich liegen. Okay, Jungs , rief er den anderen Kamelen zu, jetzt ganz ruhig bleiben! Es war ein harter Tag, aber wir schaffen das. Im Laufschritt brauchen wir nicht mehr als 15 Minuten. Ich gebe das Tempo vor. Und ich verspreche euch, wer bei mir bleibt, schlürft nachher einen Wassermelonenshake in Josefs Restaurant, ohne dass ihm der Sand zwischen den Zähnen knirscht. Mir nach!

Die ganze Kolonne fasste neuen Mut und im Laufschritt folgte sie dem vorauseilenden Konrad. Elimar versuchte, das Tempo zu halten. Sein Atem keuchte und sein Herz flatterte wie ein Schmetterling. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er immer weiter zurückfiel.

Plötzlich blieb Konrad stehen, sodass auch die anderen mit qualmenden Hufen über den Sand schlitterten. Mit hechelnder Zunge stieß als Letzter auch Elimar dazu.

Diese elenden Weicheier , knurrte Konrad. Seht euch das an. Sie schließen die großen Tore.

Sie haben Angst vor dem Sandsturm , sagte Dorothee das Dromedar mit großen Augen.

Sieht so aus , erwiderte Konrad. Dann erhob er die Stimme und wandte sich an die erschrocken dastehende Karawane. Planänderung, Leute. Wir müssen weiter nach Osten. Dort gibt es, soweit ich weiß, noch ein kleines Nebentor. Das ist fast immer offen. Jetzt könnt ihr zeigen, was in euch steckt. Beeilt euch. Wir müssen die Ladung retten.

Elimar der Esel wollte etwas sagen. Äh hallo ... Chef! Ef... gibt da noch ein Problem ...

Weiter kam er nicht, denn Konrad startete durch und hinterließ eine mächtige Staubwolke.

Nachdem er seinen Hustenanfall überwunden hatte, versuchte der kleine Esel verzweifelt mitzuhalten. Hinter sich konnte er schon das drohende Brausen des Sturmes vernehmen. Elimar glaubte, gleich ohnmächtig werden zu müssen, so anstrengend war das Laufen. Doch er gab nicht auf. Und das lag nicht nur an dem drohenden Sandsturm. Im Gegensatz zu Konrad war Elimar nämlich schon einmal durch das kleine Nebentor gegangen, und er wusste, warum es Das Nadelöhr1 hieß.

Und dann blieb die Karawane tatsächlich noch einmal stehen. Nur fünfzig Meter von der Mauer entfernt. Elimar hätte vor Freude gerne einen Luftsprung gemacht, wenn seine Beine nicht so schrecklich gezittert hätten.

Da vorne ist es , hörte er Konrad sagen, der kein bisschen außer Atem klang. Auf zum Schlussspurt, bevor die Jungs das Tor auch noch schließen.

Elimar quetschte sich zwischen den Beinen der anderen Tiere hindurch. Halt , krächzte er völlig erschöpft, Ftop, einen ... Moment ... noch.

Ärgerlich drehte sich Konrad um. Zuerst sah er gar nicht, wer dort rief, bis er seinen Blick zu Boden senkte. Was willst du denn? , fragte Konrad naserümpfend.

Daf Tor ... , keuchte Elimar atemlos.

Natürlich ist da das Tor, du Trottel , zischte Konrad. Deswegen habe ich euch doch hierhergeführt. Und nun zur Seite, du stinkst nämlich ganz erbärmlich. Ich will nicht, dass alle in Ohnmacht fallen, bevor wir die Stadt erreichen.

Nein, du verftehft nicht , sagte Elimar verzweifelt. ... du mufft vorfichtig fein. Daf Tor ift nämlich fehr kl...

Hör auf, hier rumzuwinseln , unterbrach ihn Konrad wütend. Ich habe euch hierhergeführt. Ich weiß, was ich tue!

Aber ...

Klappe halten , zischte Konrad und dann rief er den anderen zu: Auf geht´s! Konrad sprintete los, dass die Barthaare wehten und die Ladung auf seinem Rücken sich bedrohlich nach hinten neigte. Er grinste, als er bemerkte, dass er die anderen weit hinter sich ließ. Rasch kam die rettende Öffnung näher. In Gedanken machte er es sich schon in Josefs Bar gemütlich. Dann hatte er die Stadt erreicht. Doch statt elegant durch das Tor zu preschen, blieb er plötzlich stecken wie ein Korken im Flaschenhals. Sein Schwung war dabei so groß, dass ihm die Augäpfel wie Riesenpilze aus den Höhlen glubschten und seine Zunge durch die Zähne hindurch um seine Nase schlabberte.

Dann wurde er wie von einem Gummi zurückgeschleudert, ditschte ein paar Mal mit dem Hintern auf den harten Wüstenboden und kam in einer riesigen Staubwolke zum Liegen. Doch anstelle des Staubs sah Konrad Sternchen - eine ganze Galaxie voll.

Als er wieder zu sich kam, waren die anderen Tiere aus der Karawane verschwunden. Sie hatten es irgendwie geschafft, sich durch das Tor in Sicherheit zu bringen. Der Sturm war inzwischen ganz dicht und Sand bedeckte die dicken Packen von Ladung, die rechts und links von Konrad auf dem Boden lagen. Konrad war zu benommen, um sie zu bemerken. Verwirrt schüttelte er den Kopf und versuchte aufzustehen.

Haft du dir wehgetan? , drang eine mitfühlende Stimme an sein Ohr.

Wenn schon nicht durch das Lispeln, so konnte Konrad spätestens durch den penetranten Geruch erahnen, wer dort zu ihm sprach. Was machst du denn noch hier? , fragte Konrad und erhob sich stöhnend.

Ich dachte, du könnteft vielleicht ein wenig Hilfe gebrauchen , erwiderte Elimar.

Hilfe? Von dir? , fragte Konrad, während er schwankend auf die Beine kam. Langsam wankte er auf das Tor zu.

Du muft Ballaft abwerfen , sagte Elimar eindringlich und hoppelte neben ihm her. Fo pafft du nich durch.

Ich bin ein Kamel, was bildest du dir ein? , fragte Konrad würdevoll. Ich bin sogar das beste Lastkamel im Umkreis von 200 Meilen. Ich trage keinen Ballast. Ich trage die wertvollsten Güter der gesamten Karawane. Mit dem Preis für meinen Ballast könntest du dieses Stadttor da komplett vergolden lassen.

Ift ja fön und gut , erwiderte der kleine Esel ungeduldig. Aber der Fandfturm ift gleich hier, und wenn du daf Feug nicht fleunigft lofwirft, bleibt von dir nicht mehr übrig alf ein paniertef Kamelfnitfel.

Konrad warf einen nervösen Blick nach hinten. Der kleine Stinker hatte leider recht. Der Sturm war gewaltig und schon so dicht, dass er sich wie eine düstere Wand vor ihnen auftürmte. Es wurde wirklich Zeit, dass sie in die Stadt kamen. Mit einem ärgerlichen Knurren ging Konrad in die Knie und versuchte, sich robbend durch das Tor zu bewegen.

Es half nichts; er blieb stecken. Und hätte der kleine Esel nicht an seinem Schwanz gezogen, wäre er auch gar nicht wieder rausgekommen.

Beim Eiterpickel meines Urgroßvaters, so ein Mist! , schimpfte Konrad. Er warf einen Blick auf den kleinen Esel, der treuherzig zu ihm aufblickte. Dann knurrte er: Hilf mir mal, das oberste Bündel abzuschnüren.

Das große Kamel kniete nieder, und der kleine Esel zerrte mit seinen verbliebenen Zähnen eifrig an dem Packen, bis die wertvolle Seide schließlich in den Staub fiel.

Konrad zuckte beinahe schmerzhaft zusammen, als Elimar den Stoff achtlos mit den Hufen beiseiteschob und meinte: Ich fürchte, daf wird nicht reichen.

Unsinn , knurrte Konrad und kroch auf das Nadelöhr zu. Mist , fluchte er wenig später. Das Paket war immer noch zu groß.

Noch zweimal musste Elimar das Paket verkleinern, bevor Konrad endlich einsah, dass seine wertvolle Last nicht zu retten war. Inzwischen heulte ihnen der Wind ordentlich um die Ohren und der Sand peitschte ihnen ins Gesicht. Konrad machte sich so klein wie möglich und quetschte sich durch das Nadelöhr. Elimar schob und drückte aus Leibeskräften.

Und dann endlich mit einem lauten RATSCH riss auch noch die kostbare goldblaue Damastdecke von Konrads Höcker, und er selbst flutschte nackt und ramponiert durch das winzige Tor. Stolpernd und hustend folgte ihm Elimar. Rasch brachten sich die beiden in einer engen Gasse in Sicherheit. Dann hörten sie, wie auch das Nadelöhr als letztes Tor geschlossen wurde.

Schweigend blieben die beiden stehen, während sie hin und wieder Sand ausspuckten. Dann kniete Konrad nieder, bis...

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