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Ein seltsamer Zeuge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
84 Seiten
Deutsch
e-artnowerschienen am15.12.2017
Dieses eBook: 'Ein seltsamer Zeuge' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Alles ließ er in der Dunkelkammer liegen, ganz gegen seine Gewohnheit, da er ein Freund peinlichster Ordnung war, und ging nach seinem Zimmer, wo er sofort die Platte in den Rahmen stellte, um eine erste Kopie des Bildes zu erhalten. Während diese zur Belichtung in der Sonne lag, schritt er in nervöser Unruhe auf und nieder; dabei hatte er die Hände auf den Rücken gelegt und sein Blick irrte immer wieder dorthin, wo sich das erste Bild vollendete.' Matthias Blank(1881-1928) war ein populärer Kriminalautor des frühen 20. Jahrhunderts.mehr
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Produkt

KlappentextDieses eBook: 'Ein seltsamer Zeuge' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Alles ließ er in der Dunkelkammer liegen, ganz gegen seine Gewohnheit, da er ein Freund peinlichster Ordnung war, und ging nach seinem Zimmer, wo er sofort die Platte in den Rahmen stellte, um eine erste Kopie des Bildes zu erhalten. Während diese zur Belichtung in der Sonne lag, schritt er in nervöser Unruhe auf und nieder; dabei hatte er die Hände auf den Rücken gelegt und sein Blick irrte immer wieder dorthin, wo sich das erste Bild vollendete.' Matthias Blank(1881-1928) war ein populärer Kriminalautor des frühen 20. Jahrhunderts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788027301195
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum15.12.2017
Seiten84 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse890 Kbytes
Artikel-Nr.3365640
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Die beiden Kompagnons.

Inhaltsverzeichnis





In ein elegantes Herrenzimmer waren die Schatten der anbrechenden Nacht gesunken und die Dämmerung ließ nur die Schatten zweier Männer erkennen, die sich gegenüberstanden.

Der eine war groß und breitschulterig, der andere ungefähr von gleicher Größe, aber schmäler.

Von den rotbraunen Tapeten kontrastierten die hellen Eichenmöbel und gleich weißen Lichtern stachen die weißen Marmorbüsten eines Dante und Goethe ab. Die Bilder an den Wänden zeigten sich nur als dunklere Flächen.

»Gab es keine andere Möglichkeit?« fragte der Schmächtigere soeben sein Gegenüber.

»Nein!«

»Das aber wollte ich nicht.«

Der andere ging mit schweren Schritten auf und nieder und lachte zu diesen Worten, gellend und schneidend wie aus Hohn:

»Nicht gewollt? Wer frägt danach? Der Wille ist nichts! Nichts! Wir alle sind nur Marionetten eines Schicksals, dem niemand entrinnen kann. Was kümmert sich der Tod darum, wenn sein Opfer sagt: ich will nicht.«

»Anders hätte es geschehen können.«

Wieder standen sie sich gegenüber und die Blicke begegneten sich, prallten zusammen wie zwei Stahlklingen, die sich in entscheidendem Kampfe kreuzen; aber keiner senkte den Blick.

Da mochte wohl jeder in dem anderen den Feind erkannt haben! Da sah vielleicht jeder, daß in den Augen der Haß auftauchte, daß jeder über den anderen hinwegschreiten würde, wenn er hindernd seinen Schicksalsweg kreuzte.

So lange Jahre waren sie scheinbar als Freunde nebeneinander hergegangen, sie hatten stets freundlich miteinander gesprochen, jeder hatte dem anderen geglaubt und jeder hatte heimlich den anderen gehaßt.

Und in diesem Augenblick verstanden sie, daß dieser Haß ein gegenseitiger war, da hatten sie erkannt, daß sie sich Feinde waren, immer schon. Jeder hatte geheuchelt, um den anderen zu täuschen, jeder hatte an die Freundesmaske des anderen geglaubt. Nun war die Maske gefallen und sie sahen sich zum ersten Male in Wahrheit.

Der stärkere von den zweien, Frank Esdeale, war ein geborener Amerikaner, lebte schon seit mehr als einem Jahrzehnt in der Stadt und war der Geschäftsteilhaber des anderen, Hans Sontheimer.

Diese zwei waren die einzigen Inhaber des größten Bankinstituts der Stadt, Sontheimer-Esdeale.

Und sie waren sich in ihren Herzen die größten Feinde gewesen; jeder wollte über den anderen hinaus zu eignen Zielen.

Schweigend standen sie sich gegenüber, als fürchtete jeder das nächste Wort, jeder bereit zur Parade, aber keiner zum Angriff.

So rasch war diese Erkenntnis gekommen, daß sie beide sich immer gehaßt hatten, daß jeder den anderen als Werkzeug, als Mittel zum Zweck angesehen hatte.

Nun mußte ein Ende kommen.

»Was nun?«

Wer von den beiden hatte gefragt? Vielleicht beide und jeder wartete auf die Antwort.

Frank Esdeale war an das Fenster getreten und sah in die Nacht hinaus, die ihre schwarzen Fittiche immer tiefer senkte.

Hans Sontheimer war an den Schreibtisch gegangen und setzte sich, wobei er mit tonloser, aber fester Stimme, die frei von jeder Erregung war, erklärte:

»Dann hat es so kommen müssen. Wer aber trägt die Schuld?«

Esdeale schwieg und sah den dunklen Wolkengestalten nach, die in den seltsamsten Formen über den Nachthimmel jagten.

Da er nicht antwortete, fuhr Sontheimer in seiner Rede fort:

»Wir beide! Und wenn wir die Verantwortung fürchten, wenn wir die Last der Schuld nicht tragen können, das Schicksal. Das Schicksal hat alles verschuldet. Es ist so bequem, die Vergeltung auf die Schultern eines anderen abzuladen. Schicksal, Fatum, Kismet, Verhängnis, so viele Namen für das nämliche, für die Furcht vor der eigenen Verantwortung. Es ist nicht nur jeder seines Glückes Schmied, sondern auch seines eigenen Unheils Schmied.«

Esdeale blickte nach seinem Kompagnon zurück; seine Stimme klang scharf und schneidend, kalt und rücksichtslos:

»Was sollen uns viele Reden nützen? Es ist geschehen. Ein Zurück gibt es nicht mehr, sondern nur ein Vorwärts. Also -«

Er vollendete seine Gedankenfolge nicht, denn Sontheimer bedeutete ihm durch eine Geste mit der Hand zu schweigen.

»Ich weiß! Was Sie sagen wollten, habe ich verstanden. Nun sind wir zusammengekettet und keiner kann frei von dem anderen werden. Wir verstehen uns, wir hassen uns, wir bedürfen keiner Lüge, und keiner Heuchelei mehr. Und doch können wir voneinander nicht loswerden.«

»Also!« warf Esdeale dazwischen.

»Schon gut!«

Hans Sontheimer, dessen Bart fast bis auf die Brust niederfiel, griff nach der Feder und unterzeichnete das auf dem Schreibtisch liegende Schriftstück mit seinem Namenszug, der Hunderttausende repräsentierte. Als er dann die Feder zurückwarf, geschah es wie vor Abscheu, und seinen Lippen entrang sich ein erlösendes Ausatmen.

Esdeale war herangetreten und nahm das unterzeichnete Schriftstück, das er in seine Tasche steckte.

»So sind wir beide gebunden.«

Sontheimer nickte nur.

Er wandte dann Frank Esdeale den Rücken zu und konnte deshalb nicht wahrnehmen, mit welch haßerfüllten Blicken ihn dieser ansah, als er ihn fragte:

»Und Robert Willig?«

Sontheimer schrak zusammen wie in einem furchtbaren Traum; seine Hand glitt über die hohe Stirn, als könnte er so das Bild verscheuchen, das ihn wohl geschreckt haben mochte.

»Ich weiß nichts von ihm. Ich will nichts wissen.

»Dann gibt es nichts mehr zu besprechen. Gute Nacht.«

Frank Esdeale ging hinaus, hoch aufgerichtet wie im Bewußtsein seiner Macht, wie ein Sieger.

Sontheimer aber stützte seinen Kopf schwer auf beide Hände und blieb in Sinnen versunken.

Dabei hatte er nicht bemerkt, daß er nicht mehr allein war. In der Dunkelheit des Herrenzimmers leuchtete ein helles Kleid und hellblonde, fast weiße Haare. Ein junges Weib mußte es sein, denn die Gestalt war schlank und geschmeidig, jede Bewegung jugendlich und kraftvoll.

Eine weiche Hand legte sich auf die Schulter Hans Sontheimers, der den Kopf noch immer auf beide Hände gestützt hatte. Dieser blickte zurück und fragte mit weicher Stimme, da er die Gestalt erkannt hatte:

»Du bist es, Erna? Was führt Dich hierher?«

»Die Sorge, Väterchen. Du sollst nicht so lange arbeiten. Glaubst Du, ich habe nicht bemerkt, daß Deine Stirne Kummerfalten aufweist. Ich habe gestern ein graues Haar in Deinem Bart gefunden. Ich weiß, Du hast schwere Sorgen.«

»Denke nicht daran, Erna! Ich weiß nichts von Sorgen.«

Und er lachte, aber sein Lachen klang gequält, gezwungen, es klang wie das Lachen der Verbitterung.

»Das war nicht Dein frohes, sorgloses Lachen, Väterchen. Du kannst mich nicht täuschen!«

»Ich will Dich nicht täuschen. Ich habe auch nicht mehr gearbeitet. Das wirst Du mir wohl glauben müssen, denn in dieser Dunkelheit konnte ich nichts mehr schaffen.«

Erna beugte sich zu ihrem Vater nieder, bis ihre Wange die seine berührte, und sagte dann mit ihrer glockenhellen Stimme:

»Du hast Dich gesorgt. Du warst in Nachsinnen verloren.«

»Aber Kind! Geschlafen habe ich, nichts als geschlafen!«

Und wieder lachte er hart und gezwungen.

Noch schmeichelnder redete sie auf ihn ein, während ihre Hand sein Haar streichelte:

»Ich weiß es doch!«

»Nichts! Du kannst nichts wissen!« fuhr Sontheimer wider Willen erregt auf.

»Du hast Dich verraten! Sage mir, Väterchen, was Dir Sorgen macht! Ich möchte Dir ja helfen, so gerne helfen, wenn ich es nur kann.«

»Es ist nichts! Wirklich nichts! Sprechen wir von anderem, von etwas, das Dir Freude machen könnte. Sage mir, was Dir am liebsten ist!«

»Du, Väterchen!«

»Schmeichelkatze!«

»Oh!«

»Ich kenne Dich! Sicherlich hat Dich nur ein Wunsch hergetrieben.«

»Ganz gewiß nicht.«

»Wirklich? Wenn ich nun aber sage, Du darfst Deinen Wunsch verraten, denn ich werde ihn Dir erfüllen!«

»Das sagst Du doch nur.«

Dabei beugte sie sich zurück, als fürchtete sie, es könnte sie eine heiße, brennende Röte verraten, die in ihr Gesicht aufgestiegen war.

»Ich verspreche es.«

»Ganz gewiß?«

Hans Sontheimer nickte. Welchen Wunsch hätte er seinem einzigen Kinde versagen können?

Noch zögerte sie; dann flüsterte sie schüchtern und kaum hörbar:

»Er liebt mich.«

»Er?« fragte Hans Sontheimer erstaunt. »Er? Ich kenne diesen »Er« ja nicht! Er liebt Dich! Du ihn also nicht?«

»Ja, Väterchen. Mehr als - ich sagen kann.«

In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht sehen, aber der Ton seiner Stimme verriet ihr, daß seine Stimme umwölkt war.

»Du hast nie davon gesprochen. Fast könnte es mir scheinen, als scherzest Du bloß.«

»Väterchen! Die Liebe hatte sich in mein Herz geschlichen, ehe ich etwas merkte; sie war in mir, ehe ich daran dachte. Väterchen, hast Du nicht auch das tote Mütterchen einmal geliebt? Und so liebe ich jetzt.«

Ein banges Schweigen lag im Raum. Nur die Standuhr in der Zimmerecke tickte ihr gleichmäßiges, dumpfes Ticktack.

Dann stand Hans Sontheimer auf und blickte auf sein blondlockiges Kind.

»Wer ist es?«

Nur ganz leise wagte sie den Namen auszusprechen:

»Robert Willig.«

Die Dunkelheit ließ die erschütternde Wirkung nicht...
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