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Das Licht scheint in die Finsternis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am15.01.20181. Auflage
Jonathan Brendel kann es kaum fassen, als er von dem kleinen Vermögen erfährt, das seine Mutter ihm nach ihrem Tod hinterlassen hat. Die Sache hat allerdings einen Haken: Er kann dieses Erbe nur gemeinsam mit seinem Bruder antreten, der vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist. Noch ahnt er nicht, was ihn erwartet, als er sich auf die Suche begibt. Ein Kommissar auf der Jagd nach einem der gefürchtetsten Unterweltbosse Berlins, eine junge Krankenschwester mit einer furchtbaren Narbe im Gesicht und ein Mann ohne Gedächtnis in einer verlassenen Festung mitten in der Wüste - sie alle sind durch ein schreckliches Ereignis mit Jonathan verbunden. Und schon bald muss jeder von ihnen eine tiefgreifende Entscheidung treffen ... Mit seinem Debüt-Roman Das Haus der Geschichten hat sich Thomas Franke vor Jahren schlagartig einen Namen gemacht. Seine Romane stehen für eine kreative und gleichzeitig tiefgründige Mischung von Glaubens- und Spannungselementen. Das stellt auch dieser Roman eindrucksvoll unter Beweis.

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
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Produkt

KlappentextJonathan Brendel kann es kaum fassen, als er von dem kleinen Vermögen erfährt, das seine Mutter ihm nach ihrem Tod hinterlassen hat. Die Sache hat allerdings einen Haken: Er kann dieses Erbe nur gemeinsam mit seinem Bruder antreten, der vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist. Noch ahnt er nicht, was ihn erwartet, als er sich auf die Suche begibt. Ein Kommissar auf der Jagd nach einem der gefürchtetsten Unterweltbosse Berlins, eine junge Krankenschwester mit einer furchtbaren Narbe im Gesicht und ein Mann ohne Gedächtnis in einer verlassenen Festung mitten in der Wüste - sie alle sind durch ein schreckliches Ereignis mit Jonathan verbunden. Und schon bald muss jeder von ihnen eine tiefgreifende Entscheidung treffen ... Mit seinem Debüt-Roman Das Haus der Geschichten hat sich Thomas Franke vor Jahren schlagartig einen Namen gemacht. Seine Romane stehen für eine kreative und gleichzeitig tiefgründige Mischung von Glaubens- und Spannungselementen. Das stellt auch dieser Roman eindrucksvoll unter Beweis.

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961223053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum15.01.2018
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1312 Kbytes
Artikel-Nr.3365850
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Sommer 1992

Helena ächzte leise, als sie den Korb anhob. Sie war einfach noch nicht dazu gekommen, diese Arbeit zu erledigen. Seit Wochen türmte sich die Bügelwäsche im Keller. Möglicherweise spielte ihre Abneigung gegen den Vorgang des Bügelns dabei eine kleine Rolle. Aber das war nicht der Hauptgrund für das Chaos: Seit Jürgen sich selbstständig gemacht hatte, kam er täglich nur für ein paar Stunden nach Hause. Meist ging er sofort in die Küche, fiel über alles Essbare her, das nicht erst lange zubereitet werden musste, und taumelte dann direkt ins Bett, um wenige Sekunden später in Tiefschlaf zu fallen.

Banale Aufgaben wie staubsaugen, Wäsche waschen, einkaufen und kochen nahm er gar nicht wahr. Er fühlte sich dafür genauso wenig zuständig wie für die Luft, die er zum Atmen benötigte.

Im Grunde lebte Helena wie eine Alleinerziehende. Sie stand nachts auf und kümmerte sich um Jonathan, wenn seine Pseudokrupp-Anfälle ihn nach Atem ringen ließen. Es war ihre Telefonnummer, die gewählt wurde, wenn Maik wieder Ärger in der Schule hatte. Schon seit Monaten brachte ihr Halbtagsjob mehr Geld in die Haushaltskasse als Jürgens Geschäft.

Schnaufend erklomm sie die Kellertreppe. Der gesamte Haushalt lastete auf ihren Schultern.

Eigentlich hatte sie gehofft, dass in ihrer zweiten Ehe alles besser werden würde. Aber meist fühlte sie sich genauso alleingelassen wie früher. Ächzend schleppte sie den Korb durch das Halbdunkel des Flurs. Immerhin, ging es ihr durch den Kopf, verprasst er sein Geld nicht bei illegalen Pokerturnieren und hat ständig Affären mit irgendwelchen Flittchen. Und außerdem gab es da noch ihre verspätete Hochzeitsreise. Schon seit Monaten freute sie sich auf das verlängerte Wochenende in London. Es war ihr Lichtstreifen am Horizont.

Plötzlich stieß sie mit dem Schienbein gegen irgendetwas, das hier im Flur nichts zu suchen hatte, und stolperte vorwärts. Die Jungs hatten dort wieder allen möglichen Krempel liegen lassen. In Gedanken sah sie sich schon auf dem Boden aufschlagen. Das fehlte noch, dass sie sich das Bein brach und ihren wohlverdienten Urlaub nicht antreten konnte. Irgendwie gelang es ihr, das Gleichgewicht zu halten. Sie machte sich mit einem Schwall Schimpfwörter Luft, für die sie ihren Jungs zwei Tage Stubenarrest verpasst hätte, und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Mit dem Ellenbogen öffnete sie die Wohnzimmertür. Ein Schweißtropfen rann ihr über die Schläfe, als sie den schweren Korb auf dem Esstisch abstellte.

Stöhnend streckte sie ihren schmerzenden Rücken. Heute hatte sie Spätschicht. Wenn ihr Rücken jetzt schon schlappmachte, würde die Arbeit alles andere als ein Vergnügen werden.

Als sie das Bügelbrett holte, achtete sie sorgsam darauf, nicht auf die Legosteine zu treten, die Jonathan wieder einmal liegen gelassen hatte. Aus leidvoller Erfahrung wusste sie, wie schmerzhaft das sein konnte. Der Dielenboden knackte, und aus den Augenwinkeln glaubte sie, einen Schatten vorbeihuschen zu sehen.

Erschrocken wandte sie sich um. Niemand war zu sehen. Natürlich nicht!, schalt sie sich selbst. Die Kinder waren in der Schule und Jürgen war im Geschäft. Das Holz in diesem alten Bauernhaus arbeitete ständig. Allmählich sollte sie sich daran gewöhnt haben. Und der Schatten?

Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Albernheit, ging aber dennoch hinüber zur angelehnten Tür und lugte in den Flur. Niemand war zu sehen.

Achselzuckend kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, steckte das Bügeleisen in die Steckdose und schaltete den Fernseher ein. Im Vormittagsprogramm lief ein alter Film aus den Siebzigern. Sie zappte sich durch die Sender und blieb bei einer Wiederholung von Alf hängen. Sie mochte diesen vorlauten, zotteligen Außerirdischen.

Der Hemdenstapel war ungefähr zu einem Drittel abgearbeitet, als das Telefon klingelte. Hoffentlich nicht schon wieder die Schule, dachte Helena, während sie den Fernseher leise stellte und den Hörer abnahm.

Hi, Baby, ich bin´s, Frank.

Helena verdrehte die Augen. Nenne mich nicht ,Baby , Frank, das ist albern.

Sie vernahm am anderen Ende der Leitung ein Lachen. Motorengeräusche dröhnten im Hintergrund und eine Polizeisirene erklang.

Wo bist du? In einer Telefonzelle an der Autobahn?

Ich telefoniere vom Auto aus.

Helena seufzte. Natürlich hatte sich ihr Exmann eines dieser sauteuren neuen Handys gekauft, mit denen all diese neureichen Yuppies durch die Gegend stolzierten. Nur mit dem Unterschied, dass Frank sich so ein Ding eigentlich nicht leisten konnte.

Was willst du?

Hör zu, ich habe da etwas am Start ... Der Rest seiner Worte ging im Quietschen von Reifen unter. Sie hörte ihn lautstark fluchen.

Was ist passiert?

Alles unter Kontrolle, Baby. Also wie gesagt, für mich hat sich da eine ganz große Sache aufgetan.

Ein ungutes Gefühl beschlich Helena. Frank ... Warum rufst du an?!

Es tut mir wirklich leid, das musst du mir glauben, aber ... ich kann den Jungen nicht nehmen.

Helena spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Was ...? , stammelte sie. Mit der Hand tastete sie nach der Sessellehne.

Baby, das ist meine Chance! , fuhr Frank aufgeregt fort. Ich -

Deine verdammten Chancen interessieren mich nicht! , fauchte Helena. Du hast mir hoch und heilig versprochen, dass du Maik nächste Woche nimmst. Der Termin steht seit über einem halben Jahr fest!

Ich weiß, tut mir auch leid, aber wir müssen das Ganze verschieben!

Verschieben?! , kreischte Helena. Jürgen und ich haben eine Reise gebucht, schon vergessen?

Beruhige dich -

Nein, ich werde mich nicht beruhigen! Seit unserer ersten Begegnung lässt du mich immer wieder im Stich. Ich habe den Jungen die ganze Zeit am Hals und du kümmerst dich um gar nichts! Maik ist auch dein Sohn! Jetzt übernimm ein Mal in deinem Leben Verantwortung und halte dich an dein Versprechen!

Du kannst herumbrüllen, so viel du willst. Franks Stimme klang kalt. Es ändert nichts. Ich bin an diesem Wochenende in Las Vegas. Ich kann den Jungen nicht nehmen.

Das ist nicht dein Ernst! , keuchte Helena.

Ich habe die Startgebühr für ein internationales Top-Turnier im legendären ,Binion´s Horseshoe -Casino zusammen. Das bedeutet -

Es interessiert mich einen Dreck, was das bedeutet! , schrie Helena. Ein Mal, ein einziges Mal in meinem Leben will ich etwas Zeit für mich haben. Ich will tun, was mir gefällt! Ich will mich nicht um das Chaos der Kinder kümmern müssen und mir nicht die Beschwerden der Lehrer anhören, die mir erzählen, was dein Sohn schon wieder ausgefressen hat.

Mein Gott, nun werde doch nicht gleich so theatralisch , unterbrach Frank sie. Er klang genervt. Du hast doch den Zwerg auch woanders untergebracht, da kann Maik doch garantiert -

Kennst du deinen Sohn überhaupt, Frank? Er lässt sich von niemandem etwas sagen. Maik steht kurz davor, auch von der dritten Schule zu fliegen. Ständig stellt er irgendetwas an -

Meine Güte, reg dich ab. Er kommt eben in die Pubertät, da sind Jungs ein bisschen rebellischer, das ist völlig normal.

Erzähl nicht so einen Schwachsinn! , stieß Helena wütend hervor. Maiks Verhalten ist überhaupt nicht normal. Weißt du, dass er versucht hat, Yvonnes Schuppen niederzubrennen?

Sie hörte Frank am anderen Ende der Leitung verächtlich schnaufen. Er konnte ihre Schwester nicht leiden. Aber offenbar hatte selbst er kapiert, dass jetzt nicht der richtige Moment für flapsige Kommentare war.

Yvonne kümmert sich um Jonathan, während wir weg sind. Aber Maik darf ihr Haus nicht mehr betreten. Verstehst du, Frank: Niemand nimmt deinen Sohn freiwillig bei sich auf!

Tut mir echt leid , entgegnete Frank. Sie vernahm das Knallen einer Autotür, dann Schritte. Ich werde mit ihm reden, wenn ich zurück bin.

Frank, das kannst du nicht machen! Du wirst dich an dein Versprechen halten -

Der Akku ist gleich leer.

- dieses eine Mal!

Ich muss Schluss machen -

Helena spürte, wie ihr die Tränen kamen. Tu mir das nicht an! Wütend fuhr sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht.

Ich melde mich, versprochen!

Frank?

Ein Tuten erklang aus der Leitung. Du Scheißkerl! Helena knallte den Hörer auf die Gabel. Du blödes, egozentrisches -!

Eine Bewegung an der Wohnzimmertür ließ sie herumfahren.

Ein blasses Gesicht starrte durch den Türspalt.

Helena spürte, wie ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte. Mein Gott, Maik! , entfuhr es ihr. Was ... machst du schon hier? Warum bist du nicht in der Schule?

Der Junge schwieg. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

Hast du gelauscht?!

Das blasse Gesicht blieb vollkommen reglos.

Sie unterdrückte ein Stöhnen Maik, hör zu -

Maik wandte sich ab und hastete davon. Sie konnte seine Schritte auf dem Dielenboden hören.

Maik, jetzt warte doch -

Etwas krachte laut...


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