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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
500 Seiten
Deutsch
Coppenrath Verlagerschienen am01.03.2018
Sechs Mädchen verschwinden spurlos und kehren nach sechs Tagen völlig unvermittelt nach Hause zurück - in einheitlicher Kleidung, mit einer genähten Wunde an der Hand und alle sechs schweigen beharrlich. Religiöse Fanatiker haben sie auf grausame Weise biblischen Ritualen unterzogen. Nara ist eine der Geiseln gewesen und auch sie darf kein Wort sprechen. Denn der Entführer hat gedroht, ihrem Bruder etwas anzutun. Doch warum wurde gerade sie auserwählt? Langsam erkennt Nara, dass ihr Martyrium Teil eines größeren Plans ist, in dem sie eine besondere Rolle spielt. Und nur wenn sie es rechtzeitig schafft, sich in die fanatische Gedankenwelt des Täters zu vertiefen, kann sie das große angekündigte Unheil verhindern.

Patricia Schröder, 1960 geboren, lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und einer Handvoll Tieren auf Eiderstedt, wo sie als freie Autorin arbeitet. Sie begann mit Rundfunkessays, später kamen Texte für Anthologien dazu. Inzwischen sind von ihr zahlreiche Kinder- und Jugendromane veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt worden.
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Produkt

KlappentextSechs Mädchen verschwinden spurlos und kehren nach sechs Tagen völlig unvermittelt nach Hause zurück - in einheitlicher Kleidung, mit einer genähten Wunde an der Hand und alle sechs schweigen beharrlich. Religiöse Fanatiker haben sie auf grausame Weise biblischen Ritualen unterzogen. Nara ist eine der Geiseln gewesen und auch sie darf kein Wort sprechen. Denn der Entführer hat gedroht, ihrem Bruder etwas anzutun. Doch warum wurde gerade sie auserwählt? Langsam erkennt Nara, dass ihr Martyrium Teil eines größeren Plans ist, in dem sie eine besondere Rolle spielt. Und nur wenn sie es rechtzeitig schafft, sich in die fanatische Gedankenwelt des Täters zu vertiefen, kann sie das große angekündigte Unheil verhindern.

Patricia Schröder, 1960 geboren, lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und einer Handvoll Tieren auf Eiderstedt, wo sie als freie Autorin arbeitet. Sie begann mit Rundfunkessays, später kamen Texte für Anthologien dazu. Inzwischen sind von ihr zahlreiche Kinder- und Jugendromane veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt worden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783649629085
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.03.2018
Seiten500 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3167 Kbytes
Artikel-Nr.3372337
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Donnerstag, 29. Juni

Charlotte stieß mich in die Seite, während sie über ihr Handydisplay wischte. »Hör auf, ihn anzuschmachten.«

»Hallo!« Ich stöhnte auf. »Woher weißt du â¦?«

»Ich kenne dich«, sagte sie und steckte das Smartphone in ihre winzige mit schillernden Pailletten verzierte Umhängetasche zurück. »Außerdem habe ich dich soeben überführt.«

»Alles klar, Frau Hauptkommissar.«

»Kommissarin«, korrigierte sie mich und warf mir ein Kussmündchen zu.

Ich verdrehte die Augen. »Ja, ja.«

»Die mühsam errungene Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sollte sich allmählich auch in unserem Sprachgebrauch wiederfinden«, dozierte Charlotte.

»Ja, ja, ja ⦠Ja!«

»Wenn das allerdings sogar meiner besten Freundin egal ist, sehe ich schwarz«, fuhr sie fort, legte mir ihren Arm um den Nacken und steuerte mich entschlossen in die entgegengesetzte Richtung auf den Haupteingang des Anne-Frank-Gymnasiums zu.

»Es ist mir nicht schnurz«, beteuerte ich und versuchte, noch einen letzten Blick auf Tobias zu erhaschen, bevor Charlotte mich (wieder einmal) aus seinem direkten Einzugsbereich entfernt hatte. »Bloß im Moment gerade egal«, fügte ich murmelnd hinzu.

»Ja, weil dir ein Typ das Gehirn vernebelt hat!«

»Hat er nicht«, widersprach ich aufs Schärfste. »Ich finde ihn lediglich ⦠irgendwie sexy. Und ich wüsste gerne ⦫

»Wahrscheinlich ist er eh schwul«, fiel Charlotte mir ins Wort.

Ich schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht.«

»Oder er steht nur auf Blonde.«

»Was es rauszufinden gälte.«

Meine Freundin bedachte mich mit einem mahnenden Blick. »Untersteh dich!«

»Du weißt doch gar nicht ⦫, setzte ich an, doch Charlotte schnaubte sofort leise durch die Nase, wie sie es immer tat, wenn sie genervt war. »Doch«, behauptete sie. »Du planst eine ganz große Haarfärbeaktion.«

»Unsinn.«

»Hmm. Hope so.« Sie hakte sich bei mir unter und zog mich energisch weiter bis zur Mauer, die das Schulgelände vom Sportplatz trennte, vor der sich hauptsächlich die Unterstufenschüler aufhielten und ich mir völlig fehl am Platz vorkam.

»Was hast du eigentlich gegen ihn?«, fragte ich unwillig.

Das Spiel Tobias vs. Charlotte dauerte nun schon fast drei Wochen und allmählich regte sich Widerstand in mir gegen diese Bevormundung. Charlotte war die beste Seele auf Erden, aber sie war nicht meine Mutter. Wenn sie mir weiterhin so entschieden in mein Liebesleben hineinzureden gedachte, hatte ich ja wohl ein Recht darauf, die Gründe dafür zu erfahren. Und die sollten verdammt noch mal Hand und Fuß haben!

»Er ist ein Freak.«

»Tobias?«

Verblüfft über diese Antwort, stieß ich einen Schwall Luft aus. Der Typ, der hier gerade unsere Gemüter erregte, war immer perfekt gestylt. Farblich aufeinander abgestimmte T-Shirts und Hoodies, Marken-Jeans im Washed-out-Look und Ledervans zierten seinen Traumbody. Der Blick aus haselnussbraunen Augen wirkte ein wenig entrückt, fast schon verträumt. Und wenn es mir hin und wieder gelang, mich für ein paar wertvolle Sekunden in seiner Nähe aufzuhalten oder wenigstens an ihm vorbeizulaufen, verströmte er den fast schon klinisch sauberen Duft nach einem hautfreundlichen, den Säureschutzmantel regulierenden Duschgel.

Tobias Herrmann mochte man strukturiert oder meinetwegen auch spießig nennen, aber er war ganz sicher kein Freak.

»Wie kommst du nur darauf?«

»Soviel ich weiß, ist er vom Konrad-Adenauer geflogen, weil er irgendwelche komischen Experimente gemacht hat«, erwiderte Charlotte.

»Soviel du weißt?«

»Na ja, was man eben so hört«, gab sie achselzuckend zurück.

»Und was sollen das für Experimente gewesen sein?«, bohrte ich weiter.

Ich selbst hatte nämlich noch gar nichts in diese Richtung gehört und daher den leisen Verdacht, dass meine Freundin im Grunde auch nichts wusste, sondern mir Tobias Herrmann lediglich madigzumachen versuchte.

»Keine Ahnung«, antwortete Charlotte. »Irgendwas mit seinem Bruder. Angeblich hängt der so einer bekloppten religiösen Verschwörungstheorie an.«

Oh Mann! Jetzt wurde es ja richtig abenteuerlich.

»Und so etwas glaubst du?«

»Wieso nicht?«, gab meine Freundin achselzuckend zurück.

»Weil es vermutlich nur dummes Gerede ist!«

Charlie schnaubte abermals.

»Mir ist er jedenfalls nicht geheuer. Ich finde, du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen und dich endlich auf Jamie einlassen«, riet sie mir.

»No! No! No! No! No!« Ich schüttelte heftig den Kopf. »Vergiss es! Jamie ist mein bester Kumpel.«

»Ja. Und er steht auf dich.«

»Das ist kompletter Unsinn«, widersprach ich halbherzig, denn im Grunde wusste ich es natürlich besser.

»Du bist wirklich nicht zu beneiden.« Charlotte machte eine ihrer berühmten theatralischen und nicht ganz ernst gemeinten Gesten. »Und ich versteh dich ja. Einen so guten Kumpel würde ich auch nicht verlieren wollen.«

»Also ⦫

»Was?«

»Lass mich mit dem Thema in Ruhe.«

»Okaaay ⦫ Ein provozierendes Lächeln umspielte Charlottes hübsche volle Lippen. »Dann schnapp ich ihn mir eben.«

»Das tust du nicht«, sagte ich entschieden.

»Ach, und warum nicht?«, fragte sie gedehnt, während ihr lauernder Blick jeden Quadratzentimeter meines Gesichts erforschte.

»Weil so etwas nur Unfrieden stiftet«, erwiderte ich und gab mir wirklich große Mühe, mir von dem beißenden Gefühl des Unbehagens, das sich in mir ausbreitete, nichts anmerken zu lassen. Allerdings war es leichter, einen dröhnenden und stinkenden Bulldozer vor Charlotte zu verbergen als eine noch so klitzekleine emotionale Regung.

»Sieh an, du bist ja eifersüchtig!«, triumphierte sie.

»Stimmt«, gab ich zu. »Und zwar auf euch beide.«

»Klar.« Das Lächeln um Charlottes Lippen vertiefte sich. »Wer will schon den Mann, den man liebt, an seine beste Freundin verlieren?«

»Du drehst mir das Wort im Mund um«, beschwerte ich mich.

Was im Übrigen eine ihrer Spezialitäten war!

»Ach, Nara«, sagte sie sanft, schlang mir ihren Arm um den Nacken und küsste mich auf die Wange. »Ich sag doch nur, wie es ist.«

»Ja, ja.«

Sich mit Charlotte auf eine Diskussion einzulassen, an deren Ende sie als Siegerin hervorgehen wollte, barg das Risiko, auf halber Strecke die Orientierung zu verlieren. Ich zumindest hatte mich in Gesprächen mit ihr schon mehr als nur einmal hoffnungslos verheddert und schließlich aufgegeben.

Die Sache mit Jamie war zudem alles andere als unkompliziert.

Wir kannten uns seit der Grundschule und waren von Anfang an irgendwie miteinander befreundet gewesen. In der ersten und zweiten Klasse mehr, in der vierten dann weniger, denn die Jungs, mit denen Jamie abhing, akzeptierten es nicht, dass er ein Mädchen mochte - noch dazu eines, das einen arabischen Namen trug.

Irgendwann haben wir uns nur noch heimlich getroffen, was immer total unentspannt war, weil er ständig Angst hatte, von seinen Kumpels ertappt zu werden. Damals gab es so schrecklich viele Tage, an denen wir kein einziges Wort miteinander wechselten und Jamie mir nicht einmal verstohlen zuwinkte.

Manchmal war ich echt sauer auf ihn, aber meistens überwog die Verzweiflung. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, denn ich wollte ihn auf keinen Fall vor den Kopf stoßen und am Ende womöglich noch ganz verlieren. Außer Jamie hatte ich niemanden, mit dem ich durch den Wald streifen, alte verfallene Gebäude erforschen oder einen aus dem Nest gefallenen Vogel versorgen konnte, und damals wollte ich auch keine anderen Freunde.

Also schaffte ich mir eine Jamie-Motz-Kladde an, in die ich mir mit einem extradicken schwarzen Filzstift und zornigen Worten den ganzen Frust von der Seele kritzelte.

Danach hatte ich oft ein schlechtes Gewissen und schrieb ihm kleine Briefe, wickelte sie um Karamellbonbons - die mochte er nämlich besonders gern - und steckte sie in eine unserer geheimen Poststationen (Mauerritzen, Astlöcher usw.).

Das Schöne war: Jamie antwortete immer. Zwar schrieb er mir nicht zurück, vermutlich, weil ihn ebenfalls sein Gewissen plagte, aber dafür fand ich jedes Mal, nachdem er einen meiner Bonbonbriefe an sich genommen hatte, in einer der anderen Poststationen eine kleine bunte Holzperle, eine hübsche Feder oder sonst irgendeine Kleinigkeit, die er für mich hineingelegt hatte.

Doch mit dem Schulwechsel änderte sich auch das.

Jetzt wohnte Jamie nicht nur in einem anderen Stadtteil, sondern besuchte auch ein anderes Gymnasium und er sah auch nicht mehr regelmäßig nach meinen Briefen. Hätte ich ihm nicht irgendwann vor seiner...
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Patricia Schröder, 1960 geboren, lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und einer Handvoll Tieren auf Eiderstedt, wo sie als freie Autorin arbeitet. Sie begann mit Rundfunkessays, später kamen Texte für Anthologien dazu. Inzwischen sind von ihr zahlreiche Kinder- und Jugendromane veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt worden.