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Der Teufel nebenan

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Milena Verlagerschienen am12.02.2018
Der junge, unvermögende Student Albert Holzknecht lernt die reiche Witwe Melanie Simrock kennen. Melanie ist von dem unerfahrenen Mann sehr angetan und die beiden heiraten. Melanies Vermögen ermöglicht Albert eine hohe Stellung in einer Keramikfabrik - der Einzelgänger kommt unter Leute und es dauert nicht lange, da ihm seine Ehefrau Untreue und Affären mit anderen Frauen unterstellt. Ihre Eifersucht steigert sich zum Psychoterror, die Streitereien zwischen dem Paar nehmen immer unbarmherzigere Formen an und das unglückliche Ende ist abzusehen. Gina Kaus' Roman ist ein Psychodrama wie aus einem individualpsychologischen Lehrbuch, die Protagonisten sind Paradeneurotiker im Sinne der Individualpsychologie Alfred Adlers - und auf fatale Weise durch Minderwertigkeitskomplexe und Eifersuchtsneurose miteinander verbunden. Kaus versteht es jedoch, das Paar nicht in eine Schwarz-Weiß-Schablone zu pressen, sondern das unglückliche Zusammenspiel der beiden Charaktere zu beleuchten. Der 1940 verfasste Roman nebenan wurde 1956 mit Lilli Palmer und Curd Jürgens in den Hauptrollen unter dem Titel Teufel in Seide verfilmt - und avancierte damit zum Bestseller. In der Romanfigur des Arztes Dr. Heinsheimer setzte Kaus Alfred Adler ein literarisches Denkmal.

Gina Kaus (1893-1985), geb. 1893 als Regina Wiener in Wien. Ihre erste Komödie 'Diebe im Haus' wurde 1917 im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Novelle 'Der Aufstie'g (1921) war sie fixer Bestandteil der literarischen Intellektuellenkreise in Wien und Berlin, u.a. gehörte Karl Kraus zu ihren engsten Freunden. 1933 wurden ihre Bücher von den Nationalsozialisten vernichtet, ihr biografischer Roman 'Katharina die Große' (1935) wurde ein Bestseller in den USA. 1938 verließ Gina Kaus mit ihrer Familie Wien und floh nach Südfrankreich, 1939 erreichte sie schließlich die USA und ließ sich in Hollywood nieder, wo sie hauptsächlich Drehbücher verfasste. Ihr Roman 'Der Teufel nebenan' erschien erstmals 1940 und wurde 1956 verfilmt. Ebenfalls bei Milena erschienen: 'Luxusdampfer' (Roman, 2016)
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDer junge, unvermögende Student Albert Holzknecht lernt die reiche Witwe Melanie Simrock kennen. Melanie ist von dem unerfahrenen Mann sehr angetan und die beiden heiraten. Melanies Vermögen ermöglicht Albert eine hohe Stellung in einer Keramikfabrik - der Einzelgänger kommt unter Leute und es dauert nicht lange, da ihm seine Ehefrau Untreue und Affären mit anderen Frauen unterstellt. Ihre Eifersucht steigert sich zum Psychoterror, die Streitereien zwischen dem Paar nehmen immer unbarmherzigere Formen an und das unglückliche Ende ist abzusehen. Gina Kaus' Roman ist ein Psychodrama wie aus einem individualpsychologischen Lehrbuch, die Protagonisten sind Paradeneurotiker im Sinne der Individualpsychologie Alfred Adlers - und auf fatale Weise durch Minderwertigkeitskomplexe und Eifersuchtsneurose miteinander verbunden. Kaus versteht es jedoch, das Paar nicht in eine Schwarz-Weiß-Schablone zu pressen, sondern das unglückliche Zusammenspiel der beiden Charaktere zu beleuchten. Der 1940 verfasste Roman nebenan wurde 1956 mit Lilli Palmer und Curd Jürgens in den Hauptrollen unter dem Titel Teufel in Seide verfilmt - und avancierte damit zum Bestseller. In der Romanfigur des Arztes Dr. Heinsheimer setzte Kaus Alfred Adler ein literarisches Denkmal.

Gina Kaus (1893-1985), geb. 1893 als Regina Wiener in Wien. Ihre erste Komödie 'Diebe im Haus' wurde 1917 im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Novelle 'Der Aufstie'g (1921) war sie fixer Bestandteil der literarischen Intellektuellenkreise in Wien und Berlin, u.a. gehörte Karl Kraus zu ihren engsten Freunden. 1933 wurden ihre Bücher von den Nationalsozialisten vernichtet, ihr biografischer Roman 'Katharina die Große' (1935) wurde ein Bestseller in den USA. 1938 verließ Gina Kaus mit ihrer Familie Wien und floh nach Südfrankreich, 1939 erreichte sie schließlich die USA und ließ sich in Hollywood nieder, wo sie hauptsächlich Drehbücher verfasste. Ihr Roman 'Der Teufel nebenan' erschien erstmals 1940 und wurde 1956 verfilmt. Ebenfalls bei Milena erschienen: 'Luxusdampfer' (Roman, 2016)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783903184213
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum12.02.2018
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1008 Kbytes
Artikel-Nr.3375240
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

So schien es Albert, aber dann zeigte es sich, daß alles offenbar ganz anders war.

Als er zwanzig Jahre alt war, starb sein Vater ganz plötzlich, und acht Tage später verlangte die Mutter, er solle nach der Stadt übersiedeln. Auf seine Frage erwiderte sie, daß sie damit einen Wunsch des Toten erfülle. Aber das hätte sie gewiß nicht getan, wäre ihr nicht endlich klargeworden, daß er mit diesem Wunsch immer recht gehabt hatte. Irgendwelche ehelichen Differenzen, von denen er nichts ahnen konnte, waren offenbar auf Alberts Rücken ausgetragen worden. Es war sehr viel Reue in der Haltung der Mutter, denn sie betrieb Alberts Abreise mit großer Eile und Energie.

Der Vater war Beamter in einer Versicherungsgesellschaft gewesen und hatte seiner Familie eine bescheidene Rente und ein kleines Barvermögen hinterlassen. Die Mutter übergab Albert dieses Barvermögen - es waren nur ein paar tausend Kronen - und rechnete ihm vor, daß er bei bescheidenster Lebensführung drei bis vier Jahre damit auskommen könnte. Außerdem gab sie ihm Empfehlungen in einige angesehene Häuser, von denen er aber niemals Gebrauch machte.

Übrigens hatte Albert Verwandte in der Stadt. Einen Onkel Josef, der Offizier bei der Infanterie war, und einen anderen Onkel, Fritz, der es als Architekt zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Aber dieser Onkel Fritz war das schwarze Schaf der Familie, denn er lebte seit Jahren im Konkubinat mit einer Französin, die niemand je zu Gesicht bekommen hatte und die man »das Frauenzimmer« zu nennen pflegte. Die Mutter trug Albert strenge auf, Onkel Fritz erst anzurufen, wenn er ein eigenes Zimmer hatte, und ihn zu sich zu bitten - natürlich nur ihn allein. Aber es kam anders. Onkel Fritz lud Albert sofort zum Abendbrot, und er wußte nicht, wie er es hätte ablehnen können.

Onkel Fritz bewohnte den sechsten Stock eines ganz modernen Hauses. Er war sehr stolz auf die Wohnung, die er einem »ganz gewöhnlichen Dachboden« abgezwungen hatte, einen sehr großen Arbeitsraum und fünf winzige Zimmerchen, wie für Schneewittchens Zwerge, in denen aber die behaglichsten aller Lehnstühle Platz hatten - offenbar, weil nichts Überflüssiges umherstand.

Das »Frauenzimmer« rief aus der Küche, man solle zu ihr kommen. Sie stand an einem kleinen, weißemaillierten Gasherd, hatte eine weiße Schürze vorgebunden und sah genauso warm und appetitlich aus wie der Auflauf, den sie gerade aus dem Rohr nahm. Albert dachte, sie würde sehr verlegen sein. Sie aber nahm ihn mit weichen, warmen Händen beim Kopf, küßte ihn auf beide Wangen und sagte: »Du nennst mich einfach Martha«, sie sprach das Deutsche ganz geläufig, bloß mit einem starken ausländischen Akzent, »und wenn du etwas brauchst, so kommst du zu mir. Fritz ist ein sehr guter Kerl, aber unpraktisch wie ein kleines Kind. So und jetzt hilf mir die Teller hineintragen.«

Es war die erste ordentliche Mahlzeit, die Albert seit den acht Tagen seines Aufenthaltes in der Stadt in den Magen bekam, denn er hatte noch nicht heraus, wie man in Restaurants gut und billig essen kann. Es gab Bier zu Tisch und nachher einen ausgezeichneten Obstschnaps.

»Hast du dich schon einmal ordentlich betrunken?« fragte Onkel Fritz.

»Doch. Am Abend nach der Matura. Ich glaube, ich war der Besoffenste von allen, ich weiß überhaupt nicht, was ich getan und was ich geredet habe. Nachher haben sie mir weismachen wollen, ich habe mich schrecklich unanständig aufgeführt. Aber das glaube ich nicht. Ich habe meinen ehemaligen Klassenprimus verprügelt, das ist wahr, und am nächsten Tag habe ich ihn um Entschuldigung gebeten. Man soll sich nicht betrinken«, sagte er mit starker Stimme, »man soll nicht Dinge tun, deren man sich am nächsten Tage schämt!«

Er hatte keine Ahnung, daß er wieder betrunken war.

»Und die Frauen?« fragte Martha lächelnd. »Hast du eine Freundin daheim zurückgelassen?«

»Die Frauen«, sagte Albert und machte eine große, breite Bewegung mit den Armen, wobei er an die Wände des winzigen Zimmerchens stieß, »die Frauen interessieren mich nicht.«

Fritz und Martha begannen gleichzeitig zu lachen. Albert staunte erst darüber, dann lachte er gutmütig mit.

»Offen gestanden - ich habe Angst vor den Frauen. Man hat wenig Freude mit ihnen, ich habe das an meinen Freunden gesehen. Manche von ihnen haben sich verliebt - die einen wurden verlassen und waren sehr unglücklich darüber, die anderen aber konnten ihr Mädchen nicht mehr loswerden und waren noch unglücklicher. Es ist wie eine Rechnung, die falsch aufgestellt ist und die nie aufgehen kann.«

Er war wirklich ziemlich betrunken, jedenfalls sprach er weit mehr, als es in seiner Gewohnheit lag. Onkel Fritz legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte vergnügt:

»Du bist es, der die Sache falsch ansieht. Ich verstehe nichts von Mathematik und weiß nicht, ob Rechnungen unbedingt aufgehen müssen. Aber ich glaube, ich verstehe etwas von Frauen, und ich kann dir sagen, es kommt nicht darauf an, wie die Sache ausgeht.«

»Worauf kommt es denn an?« fragte Albert, ehrlich interessiert.

»Mein Gott - wenn du mich so fragst! Es kommt nicht auf das Vollkommene an, sondern auf das Ungefähre. Nicht auf das Ewige, sondern auf das zeitlich Begrenzte.«

Martha nahm ihm das Schnapsglas aus der Hand. »Drück dich wie ein vernünftiger Mensch aus, sonst bekommst du keinen Schluck mehr«, sagte sie.

»Über solche Dinge kann man nicht vernünftig reden!« Onkel Fritz fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare, er hatte nicht mehr sehr viele, aber sie kamen doch in beträchtliche Unordnung. »Vernünftig gesprochen, hat er vielleicht ganz recht. Ohne Frauen könnte man mehr arbeiten, mehr verdienen. Aber wozu arbeiten, wozu verdienen? Und zum Teufel - warum soll man nicht ab und zu unglücklich sein? Was hat er vorhin gesagt? Man soll nicht Dinge tun, die man am nächsten Tag bedauert. Unsinn. Man soll sie tun, sonst ist das Leben überhaupt nicht wert, gelebt zu werden. Man soll sich einen Rausch antrinken und den Katzenjammer in Kauf nehmen. Und man soll die Leiden der Liebe in Kauf nehmen, sonst kann man sich einfach begraben lassen! Was meinst du dazu?« fragte er Martha und legte seine Hand auf ihr Knie, was Albert veranlaßte, verlegen wegzusehen.

Martha küßte ihren Freund zunächst einmal auf den Mund. Dann sagte sie, während sie aufstand und den Tisch abräumte: »Männer zerbrechen sich immer viel zuviel den Kopf. Diese Dinge kommen von selbst - wie sie eben wollen. Wenn ich dir sage«, wandte sie sich an Albert, »daß ich mit siebzehn Jahren noch ins Kloster gehen wollte ⦠Ich war in einen Vetter von mir verliebt, aber zum Sterben verliebt, und er hat eine andere geheiratet - er weiß bis heute noch nicht, daß er mich beinahe umgebracht hat. Und ich hätte nie geglaubt, ich könnte noch einen anderen Mann ansehen.« Sie strich Albert mit ihrer weißen warmen Hand über das Haar. »Ich glaube, es ist sehr gut, wenn man in der Jugend eine große Enttäuschung durchmacht. Scharlach, Keuchhusten und die große Liebe - alle diese Krankheiten soll man vor dem zwanzigsten Jahr durchmachen.«

Als Albert zum erstenmal auf den Gedanken kam, nach der Uhr zu sehen, war es Mitternacht. Onkel Fritz sagte zu seiner Freundin: »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich Albert ein Stück begleiten. Sonst habe ich morgen einen schweren Kopf.«

Auf der Straße fragte Albert plötzlich: »Warum heiratest du Martha eigentlich nicht?« Er hätte das nicht gefragt, wenn er weniger getrunken hätte.

Onkel Fritz antwortete ohne jede Verwunderung: »Es gibt gar keinen Grund dafür - außer einem einzigen: daß es nämlich auch gar keinen Grund gibt, sozusagen aus heiterem Himmel zu heiraten. Vor zehn Jahren, als es mit uns beiden begann, hatte jeder von uns ein großes Bedürfnis nach Unabhängigkeit. Seither haben wir, soweit ich mich erinnere, einfach nie mehr über dieses Thema gesprochen.«

Wenn Onkel Fritz mit seiner Freundin niemals über dieses Thema gesprochen hatte, so offenbar nicht deswegen, weil er nicht gerne davon sprach: auf dem langen Heimweg mit dem zwanzigjährigen Neffen, den er zum erstenmal seit seiner Kindheit vor sich hatte, sprach er lange und ausführlich darüber. Er nannte die Ehe bald »ein Gefängnis«, bald einen »Shylockvertrag«, dann wieder »das Grab der Liebe« und noch alles mögliche sonst. Albert besaß zwar so gut wie keine Lebenserfahrung, trotzdem konnte sogar er bemerken, daß Onkel Fritz sich in diesen Reden gefiel, daß er offenbar stolz war auf seine unbürgerlichen Ansichten und auf sein unbürgerliches Leben, obwohl sein Heim viel ordentlicher und behaglicher war als irgendeines der...
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Autor

Gina Kaus (1893-1985), geb. 1893 als Regina Wiener in Wien. Ihre erste Komödie "Diebe im Haus" wurde 1917 im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Novelle "Der Aufstie"g (1921) war sie fixer Bestandteil der literarischen Intellektuellenkreise in Wien und Berlin, u.a. gehörte Karl Kraus zu ihren engsten Freunden. 1933 wurden ihre Bücher von den Nationalsozialisten vernichtet, ihr biografischer Roman "Katharina die Große" (1935) wurde ein Bestseller in den USA. 1938 verließ Gina Kaus mit ihrer Familie Wien und floh nach Südfrankreich, 1939 erreichte sie schließlich die USA und ließ sich in Hollywood nieder, wo sie hauptsächlich Drehbücher verfasste. Ihr Roman "Der Teufel nebenan" erschien erstmals 1940 und wurde 1956 verfilmt. Ebenfalls bei Milena erschienen: "Luxusdampfer" (Roman, 2016)