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Das gelbe Zimmer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
190 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.03.20181. Auflage
Die englische Originalausgabe von ?Das gelbe Zimmer? erschien 1945 (?The Yellow Room?). Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage www.fischerverlage.de

Die Amerikanerin Mary Roberts Rinehart (1876-1958) war eine prägende Autorin für das Genre des Kriminalromans. Noch vor Agatha Christie gelangte sie als erste weibliche Bestsellerautorin ab den 1910er Jahren zu Weltruhm. Ihr umfangreiches Werk wirkte in vielen Belangen stilbildend. So wird der für das Genre typische Gemeinplatz, wonach es am Ende nur der Butler gewesen sein kann, der den Mord begangen hat, auf ihre ungemein populäre Geschichte ?The Door? zurückgeführt.
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Produkt

KlappentextDie englische Originalausgabe von ?Das gelbe Zimmer? erschien 1945 (?The Yellow Room?). Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage www.fischerverlage.de

Die Amerikanerin Mary Roberts Rinehart (1876-1958) war eine prägende Autorin für das Genre des Kriminalromans. Noch vor Agatha Christie gelangte sie als erste weibliche Bestsellerautorin ab den 1910er Jahren zu Weltruhm. Ihr umfangreiches Werk wirkte in vielen Belangen stilbildend. So wird der für das Genre typische Gemeinplatz, wonach es am Ende nur der Butler gewesen sein kann, der den Mord begangen hat, auf ihre ungemein populäre Geschichte ?The Door? zurückgeführt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105620496
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.03.2018
Auflage1. Auflage
Seiten190 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1382 Kbytes
Artikel-Nr.3381622
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Als Carol Spencer, ein reizendes junges Mädchen, ein Edelprodukt der Oberen Zehntausend New Yorks, an diesem Junimorgen im Zug saß, sah man ihr nicht an, daß ihr ungewöhnliche Ereignisse bevorstanden. Sie war im Begriff, ihre Mutter zu einem einwöchigen Besuch ihrer älteren Schwester in Newport zu bringen, und sollte dann allein nach Maine fahren, um dort das Sommerhaus der Familie für einen längeren Aufenthalt instand zu setzen, ein Haus, das sie am liebsten nie wiedergesehen hätte.

Sie versuchte sich von den anstrengenden Vorbereitungen der Abreise auszuruhen. Ihre Mutter, die ihr gegenüber saß, hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen, als sei sie völlig erschöpft. Da sie aber nichts anderes getan hatte, als in ein Taxi ein- und wieder auszusteigen, war Carol etwas ärgerlich, namentlich, da ihr die Arme noch vom Schleppen der Koffer wehtaten, denn Gepäckträger waren nicht aufzutreiben; besonders ärgerten sie die Golfstöcke ihres Bruders Gregory, auf deren Mitnahme die Mutter bestanden hatte.

Carol betrachtete kritisch ihre Mutter, das schöne Profil, den verdrießlichen Mund, das erstklassige Schneiderkleid und die lederne Schmuckkassette, die sie im Schoß hielt. Seit dem Tod ihres Mannes war sie nörgelnd und kränklich, und Carol, deren Liebeshoffnungen durch den Krieg zerstört worden waren, fand sich mit vierundzwanzig Jahren in der Rolle der unverheirateten Tochter, die allen mütterlichen Launen ausgesetzt ist. Und nun kam zu allem noch dieser idiotische Einfall, das Haus in Bayside zu beziehen ...

Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her. Sie wollte nicht nach Bayside gehen, sie wollte in den Frauenhilfsdienst eintreten oder Hilfskrankenschwester werden, sie war jung und kräftig, sie konnte sich nützlich machen. Doch wenn sie solche Absichten nur andeutete, bekam ihre Mutter einen ihrer sogenannten Herzanfälle. So saß sie nun hier im Zug, und in ihrem Schoß lagen die Zeitungen, die voll waren mit Berichten über die Invasion Frankreichs, die vorige Woche begonnen hatte. Gregs Golfstöcke, die ständig gegen ihre Knie stießen, schob sie ärgerlich beiseite.

Natürlich hatte sich Carol gegen diese Reise aufgelehnt und erklärt: «Warum sollen wir nach Maine? Greg würde viel lieber in New York bleiben oder zu Elinor nach Newport gehen. Er will doch in Virginias Nähe sein, schließlich ist er ja mit ihr verlobt.»

Mrs. Spencer aber hatte ihr eigenwilliges Kinn vorgeschoben und erwiderte: «Virginia kann ja nach Maine kommen. Nach der Tropenhitze in der Südsee braucht Greg frische Luft, und du solltest gerne alles für ihn tun, nachdem er diese Hölle durchgemacht hat.»

Ihre Schwester Elinor in Newport sagte ihr am Telephon, diese Übersiedlung sei heller Wahnsinn. «Das Riesenhaus und nur drei Dienstboten! Das darfst du nicht tun, Carol.»

«Du mußt ja nicht mit Mutter leben.»

«Gott sei Dank nicht», erwiderte Elinor und hängte in ihrer brüsken Art, ohne auf Wiedersehen zu sagen, ein.

Während der Zug dahinraste, dachte Carol über all das nach. Selbstverständlich wollte sie für Greg alles tun, was sie konnte, er verdiente es. Nachdem er jahrelang ein eigenes Sportflugzeug geflogen hatte, war er mit vierunddreißig Jahren Hauptmann geworden und galt als einer der besten Kampfflieger auf dem Kriegsschauplatz in der Südsee. Nun hatte er einen einmonatigen Heimatsurlaub bekommen, und der Präsident wollte ihm persönlich die höchste Kriegsauszeichnung überreichen.

Dann überlegte sie das Programm der nächsten Tage. Es war Donnerstag, der 15. Juni. Sie sollte bis Sonntag bei Elinor in Newport bleiben und dann nach Boston fahren, wo sie die Dienstboten auf dem Bahnhof treffen und mit ihnen im Nachtzug nach Maine weiterfahren würde. Mutter wollte sich noch einige Tage länger bei Elinor aufhalten. Natürlich würde in Bayside nichts vorbereitet sein, denn der Plan zur Übersiedlung war überstürzt gefaßt worden. Sie hatte Lucy Norton, die Frau des Verwalters, telegraphisch gebeten, zum Haus zu fahren, es zu lüften und vorzubereiten. Doch das Haus war so groß, daß Lucy allein nur wenig ausrichten konnte, und es war fast ausgeschlossen, in dieser Zeit dort irgendwelche Hilfskräfte zu finden. Und an den vermutlichen Zustand des Gartens wollte Carol gar nicht denken.

All diese Probleme gingen ihr durch den Kopf. George Smith, der alte Hilfsgärtner, hatte sich stets geweigert, den alten Zentralheizungsofen zu besorgen oder auch nur die Kohlen für den riesigen Küchenherd heranzuschaffen. Das würde vielleicht Maggie selbst tun; sie war schon seit zwanzig Jahren Köchin bei Spencers und war kräftig und willig. Die zwei neuen Mädchen aber waren junge Dinger. Sie würde sie ab und zu ins Städtchen ins Kino fahren müssen, damit sie nicht davonliefen. Aber wie sollte sie das bei der Benzinknappheit schaffen?

Sie seufzte. Und an ihren Nachbar, den alten Oberst Richardson, durfte sie auch nicht denken. Während des vorigen Sommers hatte er ständig gesagt «Wenn Don zurückkommt ...» und Pläne für dessen Rückkehr gemacht. Ihr brach es fast das Herz, wenn sie den alten Mann im Geiste vor sich sah, wie er im Garten arbeitete und alles für Dons Rückkehr vorbereitete. Dieser Gedanke schmerzte sie noch mehr als Dons Schicksal, mit dessen Tod sie sich bereits abgefunden hatte, obwohl sie noch immer seinen Ring trug. Sie hatten sich verlobt, als sie achtzehn und er zwanzig Jahre alt war, doch da er kein Geld besaß, hatten sie einfach warten müssen. Und jetzt war er tot, daran war nicht zu zweifeln. Er war in der Südsee bei einem Luftkampf abgestürzt, seine Kameraden hatten es gesehen, und er war amtlich als tot erklärt worden.

Dann wanderten ihre Gedanken zu ihrer Schwester Elinor, die Schönheit der Familie. Elinor hatte einen Mann geheiratet, der trotz der riesigen Steuern noch ungeheuer reich war. Ihr Schwager Howard Hilliard, ein großer, aufgeblasen wirkender Mann, war stolz auf sein Geld, auf seine Sommerhäuser in Palm Beach und Newport, auf sein Jagdhaus in South Carolina, seine große Wohnung in New York, auf die Gesellschaften, die er gab, auf seine gesellschaftliche Stellung und natürlich auf seine Frau. Carol hatte oft überlegt, ob er Elinor liebte oder sie nur als ein weiteres Beweisstück seiner Erfolge zur Schau stellte.

In Newport wurden sie am Bahnhof von der Luxuslimousine Hilliards abgeholt, doch Elinor war nicht da und zu Hause war sie auch nicht. Sie wurden nur von dem alten Butler empfangen, der verlegen erklärte: «Mrs. Hilliard läßt sich entschuldigen, sie wurde plötzlich durch ein Ferngespräch abgerufen. Ich glaube, es war Hauptmann Spencer.»

«Das ist kein Grund, mich nicht zu empfangen», erwiderte Mrs. Spencer kühl. «Wir werden einstweilen in unsere Zimmer gehen.»

«Sie wird bestimmt bald kommen, Mutter», sagte Carol begütigend.

Doch es dauerte lange, bis Elinor auftauchte. Sie war sogar bereits eine Stunde im Haus, ehe sie ihre Mutter begrüßte, und offensichtlich war irgend etwas passiert, denn trotz aller Bemühungen gelang es ihr nicht, eine starke Nervosität zu verbergen. «Es tut mir furchtbar leid, Mutter», erklärte sie scheinbar gelassen. «Ein schrecklicher Mann vom Luftschutz war hier und hat mich wegen der Verdunklung belästigt. Habt ihr zu Mittag gegessen?»

«Wir haben uns eine Kleinigkeit aufs Zimmer bringen lassen», antwortete die Mutter, sichtlich gekränkt. «Ich finde ja, Elinor ...»

Aber Elinor hörte nicht zu. Sie blickte sich in dem luxuriösen Appartement, einem Boudoir und zwei Schlafzimmern, um, riß sich ihren Hut vom Kopf und fuhr über ihr glänzendes blondes Haar. Carol betrachtete sie und wunderte sich wie stets, daß ihre Schwester trotz ihrer zweiunddreißig Jahre unverändert schön aussah. ,Sie sieht nicht älter aus als ich. Doch heute sah Elinor müde und versorgt aus, ja, fast erschreckt.

«Habt ihr alles, was ihr braucht?» fragte sie. «Leider muß ich morgen nach New York. Ist das nicht scheußlich, in dieser Hitze?»

Mrs. Spencer starrte sie an. «Aber, Elinor ...» begann sie.

«Ich weiß, Mutter», schnitt ihr Elinor das Wort ab. «Es ist höchst ärgerlich, aber ich muß fahren. Nächste Woche haben wir eine große Gesellschaft, und ich habe Samstag Anprobe. Ich muß ein neues Kleid haben, denn ich habe praktisch nur noch Lumpen.»

Carol lächelte. Elinor in Lumpen!

«Wo willst du dort wohnen?» fragte sie. «Eure Wohnung ist doch geschlossen. Howard wohnt vermutlich im Klub.»

«Ich werde schon irgendwo unterkommen», erwiderte Elinor von oben herab. «Vielleicht im Kolonialklub. Howard kommt dieses Wochenende nicht her, er spielt Samstag im Piping Rock Golf.» Elinor blickte ihre in empörtes Schweigen versunkene Mutter nicht an. «Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen», fuhr sie fort und griff sich an die Stirn. «Entschuldigt, aber ich muß mich hinlegen. Um acht Uhr wird gegessen, ich sehe euch ja dann.»

«Aber, Elinor ...», begann Mrs. Spencer von neuem, doch Elinor war bereits aus dem Zimmer.

Zum Abendessen erschien sie auch nicht; sie ließ sich entschuldigen, ihre Kopfschmerzen seien zu arg.

Am nächsten Tag beim Mittagessen erklärte Elinor, sie werde mit ihrem Wagen nach Providence fahren und dort den Zug nach New York nehmen. «Die Limousine steht euch zur Verfügung. Howard hat genug Benzin gehamstert.»

Mrs. Spencer schwieg beleidigt, aber Elinor kümmerte sich nicht darum. Die ganze Zeit über sprach sie fieberhaft: über Gregs Auszeichnung, über seine bevorstehende Hochzeit mit Virginia Demarest, über das Kleid, das sie in New York anprobieren wollte. Und während des ganzen Essens rauchte sie eine Zigarette nach der...
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Autor

Die Amerikanerin Mary Roberts Rinehart (1876-1958) war eine prägende Autorin für das Genre des Kriminalromans. Noch vor Agatha Christie gelangte sie als erste weibliche Bestsellerautorin ab den 1910er Jahren zu Weltruhm. Ihr umfangreiches Werk wirkte in vielen Belangen stilbildend. So wird der für das Genre typische Gemeinplatz, wonach es am Ende nur der Butler gewesen sein kann, der den Mord begangen hat, auf ihre ungemein populäre Geschichte >The Door
Weitere Artikel von
Humm-Sernau, Lola
Übersetzung