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Die Blüte der Linden auf dem Balkan

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
505 Seiten
Deutsch
Hollitzer Verlagerschienen am23.03.2018
Gordana Kui?, die Grande Dame der serbischen Literatur, porträtiert mit ihrem Familienroman das kommunistische Jugoslawien. Als Branka von Rechtsanwalt Martinovi? die gute Nachricht bekam, lief sie hinaus auf den schmalen Balkon auf der Straßenseite, über dem sich die Äste der alten, üppigen Linde mit jetzt schon welkem und gelbem Laub bogen, blickte in das makellose Blau des Belgrader Himmels, streckte ihre beiden Arme aus, strich über ein noch grünes Blatt und sagte: 'Gracias, Siñor dil Mundu, gracias, danke, großer Gott, danke!', womit sie der Vorsehung, Gott und dem Schicksal dankte, die ihr ihren Mann zurückgaben. Erst dann informierte sie die anderen.

Die Bestsellerautorin Gordana Kui? beschäftigt sich in ihren Prosawerken - ausgehend von der eigenen Familiengeschichte - mit der Kultur der sephardischen Juden auf dem Balkan. In ihrem Erstlingswerk 'Der Duft des Regens auf dem Balkan' verarbeitete sie authentische Ereignisse aus dem Leben ihrer Vorfahren und Verwandten. Die Übersetzung ihres Debütromans erschien ebenfalls im Hollitzer Verlag. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und fand internationalen Anklang. In 'Die Legende der Luna Levi' verstrickt sie auf geschickte Weise historische Fakten mit malerischen Darstellungen zu einer lebendigen Erzählung, die Herz und Verstand berührt. Kui? veröffentlichte bislang acht Romane sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen. Einige ihrer literarischen Werke wurden für Film- und Fernsehproduktionen sowie für Ballett- und Theateraufführungen adaptiert. Gordana Kui? lebt in ihrer Geburtsstadt Belgrad.
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Produkt

KlappentextGordana Kui?, die Grande Dame der serbischen Literatur, porträtiert mit ihrem Familienroman das kommunistische Jugoslawien. Als Branka von Rechtsanwalt Martinovi? die gute Nachricht bekam, lief sie hinaus auf den schmalen Balkon auf der Straßenseite, über dem sich die Äste der alten, üppigen Linde mit jetzt schon welkem und gelbem Laub bogen, blickte in das makellose Blau des Belgrader Himmels, streckte ihre beiden Arme aus, strich über ein noch grünes Blatt und sagte: 'Gracias, Siñor dil Mundu, gracias, danke, großer Gott, danke!', womit sie der Vorsehung, Gott und dem Schicksal dankte, die ihr ihren Mann zurückgaben. Erst dann informierte sie die anderen.

Die Bestsellerautorin Gordana Kui? beschäftigt sich in ihren Prosawerken - ausgehend von der eigenen Familiengeschichte - mit der Kultur der sephardischen Juden auf dem Balkan. In ihrem Erstlingswerk 'Der Duft des Regens auf dem Balkan' verarbeitete sie authentische Ereignisse aus dem Leben ihrer Vorfahren und Verwandten. Die Übersetzung ihres Debütromans erschien ebenfalls im Hollitzer Verlag. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und fand internationalen Anklang. In 'Die Legende der Luna Levi' verstrickt sie auf geschickte Weise historische Fakten mit malerischen Darstellungen zu einer lebendigen Erzählung, die Herz und Verstand berührt. Kui? veröffentlichte bislang acht Romane sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen. Einige ihrer literarischen Werke wurden für Film- und Fernsehproduktionen sowie für Ballett- und Theateraufführungen adaptiert. Gordana Kui? lebt in ihrer Geburtsstadt Belgrad.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990124598
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.03.2018
Seiten505 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2385 Kbytes
Artikel-Nr.3386856
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Am zweiten November kam der Bescheid des Bezirksvolksgerichts, wonach gemäß Artikel 1 und 2 des Erlasses über die Begnadigung von Personen, die wegen Verbrechen und Vergehen gegen die nationale serbische Ehre verurteilt worden sind, Marko Korac, Dr. Aleksandar Poljanski, Andreja Savic und Ivan Rogoz aus Belgrad, amnestiert werden. Ihnen wird die Strafe von zwei Jahren leichter Zwangsarbeit erlassen, zu der sie mit dem Beschluss des Gerichts für die Aburteilung der Verbrechen und Vergehen gegen die nationale serbische Ehre vom 3. Juni 1945, Nummer 231/45, verurteilt wurden. Alle vier sind demnach freizusprechen.

Es folgte die Begründung, die zu lesen Branka keine Kraft mehr hatte, sowie die Unterschrift des Richters mit dem unerlässlichen Tod dem Faschismus - Freiheit für das Volk.

Freiheit für Marko! Hipp, hipp, hurra! , rief Riki aus, und Inda klatschte in die Hände.

An dem Tag erlaubte sich Branka, alle ihre Pflichten zu vernachlässigen: Das Mittagessen blieb ungekocht, das Bad ungeputzt, die Wäsche ungebügelt, Inda ungebadet. Branka konnte sich nicht von dem Papier trennen, auf dem stand, dass Marko begnadigt wurde. Sie hielt es fest in der Hand, irrte in der Wohnung umher und erinnerte jeden daran, dass Markos Rückkehr nur noch eine Frage von Stunden war.

Marko erschien am Spätnachmittag des nächsten Tages. Branka erblickte ihn als Erste, da sie den ganzen Tag auf dem Balkon saß. Sie lief quer durch die Wohnung, stürmte zum Treppenhaus, stürzte die Treppe hinunter und stieß am Hauseingang auf ihren Mann. Sie umarmten sich wortlos. Er küsste sie, streichelte ihr Haar, nahm ihren Kopf in seine Hände und betrachtete lange im schummrigen Treppenhaus ihr weiches Gesicht und ihr einmaliges Lächeln, als wolle er sich vergewissern, dass es noch da war. Dann hob er sie für einen kurzen Augenblick, soweit seine Kraft es ihm gerade noch erlaubte, hoch und sagte leise: Gehen wir zu unserem Kind. Umschlungen stiegen sie die Treppe hoch und vergaßen völlig, dass es einen Lift gab.

Oben warteten alle ungeduldig im Wohnzimmer. Riki hielt Inda fest, damit sie sich nicht losriss und ins Treppenhaus hinauslief, denn sie wollte Branka und Marko noch etwas Zeit zu zweit gönnen. Als deren Schritte endlich vor der Wohnungstür zu hören waren, lockerte sie den Griff, worauf Inda wie von einem Schleudersitz hinauskatapultiert zur Tür lief, sie mit Getöse öffnete und ihrem Vater in die Arme fiel.

Papa! Pappilein! , zwitscherte sie mit vor Aufregung schriller Stimme. Da bist du ja! Geh nicht zurück nach Bor! Bleibe bei uns! â¦ Ich habe dir so viel zu erzählen!

Marko löste sich von Branka, nahm die Tochter in die Arme und hob sie hoch. Mein liebes Mäuschen , sagt er ernst zu ihr, du wirst es im Leben besser haben als dein Papa, das verspricht er dir.

Mir geht es gut! Ich mag fliegen , jubilierte Inda in der Luft. So fliege ich auch, wenn Spasic mich hochhebt!

Wer? , fragte Marko und sah Branka an.

Spasic, unser neuer Mitbewohner , erwiderte Branka zögernd, denn sie hatte Marko nichts von ihm gesagt.

Was für ein Mitbewohner? , fragte Marko.

Mein lieber Schwager, wir werden dir alles genau erzählen , mischte sich Riki ein, aber zuerst solltest du uns begrüßen und umarmen, wie es sich gehört! Siehst du nicht, wie wir in Habachtstellung darauf warten?

Marko ging auf Rikica zu, küsste sie auf beide Wangen, dann Nina und klopfte Ignjo kräftig auf die Schulter.

Eine Ewigkeit warten wir schon auf dich , sagte Ignjo keuchend. Am Ende mussten sie dich doch begnadigen! Aber was sie dir weggenommen haben, rücken sie nicht mehr raus, stimmt s? Dagegen kann man nichts, mein Marko, man muss auch das ertragen.

Natürlich! Hauptsache, der Kopf sitzt noch auf den Schultern , sagte Marko, dessen gelbliche Wangen etwas Farbe bekommen haben. Wir wollen aber noch weiter gehen und verlangen, dass man uns die nationale serbische Ehre zurückgibt.

Ist das denn wichtig? , fragte Nina.

Und ob! Bei der Beweislage, bei unseren Zeugen und deren unterschriebenen und beglaubigten Erklärungen können sie nicht umhin, alles rückgängig zu machen â¦

Aber das ist lächerlich , sagte Riki. Die Ehre ist kein Kilo Kartoffel, das man einem wegnimmt und wieder zurückgibt.

Das stimmt schon, aber es geht um das geschriebene Wort, um ein Gerichtsurteil. So wie es jetzt schwarz auf weiß dasteht, dass ich kein ehrbarer Serbe mehr bin, wird es dann heißen, dass ich doch einer bin. Wenn es um was anderes ginge, würde ich es dabei belassen, aber in dem Fall â¦

Richtig! Das ist kein Pappenstiel, es geht um den Namen eines Serben und was für eines! , sagte Ignjo und setzte sich an den Tisch. Es war leicht, ein Serbe in Serbien zu sein, aber nicht so in Bosnien. Und Marko war dort der erste und echteste Serbe und Jugoslawe â¦

Jetzt ist er aber bestimmt ein sehr hungriger Serbe und Jugoslawe , bemerkte Branka.

Halt, liebe Schwägerin! , rief Ignjo. Sollten wir vor dem Essen nicht den Schnaps aufmachen, den ihr neulich bekommen habt?

Ach ja! Ich vergesse immer, etwas zu trinken anzubieten. Rinas Vater, Doktor Bozovic, hat uns den Schnaps geschenkt. Er bekommt ihn von seinen Patienten vom Land in solchen Mengen, dass er nicht weiß, was er damit anstellen soll. Er meinte, wir sollten ihn aufmachen, wenn du zurück bist.

Jeder nahm ein Gläschen, Branka nippte nur, während sich Ignjo und Marko noch ein zweites einschenkten.

Hast du es dort schwer gehabt? , fragte Nina, worauf Riki sie vorwurfsvoll anblickte.

Ja, aber jetzt möchte ich nicht darüber reden. Weder jetzt noch später. Wozu auch? Ich bin hingegangen, habe überlebt, bin zurückgekommen, und wie es mir ergangen ist, das seht ihr am besten an mir.

Branka beeilte sich, den Backofen anzuheizen, um die Pita zu backen, die sie in der vergangenen Nacht vorbereitet hatte. An diesem Abend war der Tisch besonders reich gedeckt.

Wie in Friedenszeiten , sagte Nina.

Ninic, du Dummchen, wir haben doch Frieden , sagte Ignjo. Vergiss nicht, der Krieg ist vorbei.

El gvercu ti llevi! Der Teufel soll dich holen! , lachte Nina. So vergesslich bin ich auch wieder nicht.

Aber du hast doch recht , setzte Ignjo fort, es ist ein richtiges Fest. Wäre heute der 6. Mai, hätte ich gedacht, die Koracs feierten ihre Slava, das Fest ihres Schutzpatrons, des heiligen Georgs. Ich hätte sogar ein Festlied angestimmt.

Pssst! , mahnte Branka und zeigt auf Spasics Zimmer.

Musste das sein? , fragte Marko.

Doch, glaub es mir , entgegnete Branka. Außerdem ist er nicht übel. Er ist im Grunde ein anständiger Kerl, nur â¦

⦠nur dass er auch noch ein Bauer, ein Banause und ein Rohling ist , unterbrach Riki sie. Er ist primitiv, ungeschliffen, unverschämt und übermütig â¦

Das stimmt nicht , konterte Branka, er kann sich nur nicht benehmen, weil er es nirgendwo gelernt hat.

Vergiss nicht, Branka , sagte Marko kühl, dass so ein anständiger Kerl mich ins Gefängnis gebracht hat.

Mir schenkt er Bonbons , murmelte die schläfrige Inda.

Was sagst du da? , ärgerte sich Marko. Das will ich nicht mehr hören! Nie mehr darfst du etwas von ihm annehmen. Ist das klar?

Warum?

Weil ich es sage und basta! Jetzt aber ins Bett.

Nein! Nein! Ich will noch mit euch bleiben!

Lass sie doch noch ein bisschen bleiben , bat Riki. Das Kind ist aufgeregt vor Freude, lass es nur heute Abend.

Das Kind ist zwar reif fürs Bett, aber einverstanden , lenkte Marko ein, und Inda fragte zufrieden in die Runde:

Was ist eine Slava?

Komm, Ignjo, erzähl uns , sagt Nina.

Was, meine Kleine, wovon soll ich erzählen? Nie beendest du deine Sätze. Wie soll ich wissen, was in deinem Köpfchen vorgeht?

Erzähl uns von der Slava, die du vor dem Krieg in einem serbischen Dorf erlebt hast â¦ Immer wieder hast du uns davon erzählt!

Du meinst die Slava der Roma in der Nähe von Lazarevac, im Dorf der Tausend Geigen. Davon habe ich doch schon zigmal erzählt!

Ja, aber man hört es immer wieder gern â¦

Nina bedrängte ihn wie gewöhnlich, dieses Mal mit Indas Unterstützung, bis Ignjo nach einem weiteren Schnaps weich wurde:

Na gut, wegen der Kleinen erzähle ich es â¦

Aber leise , mahnte Branka.

Natürlich leise â¦ Also, ich habe schon viele schöne Dinge erlebt, aber so etwas noch nie. Sankt Georgstag, die Slava der Zigeuner â¦

Das ist unsere Slava , unterbrach ihn Inda, die inzwischen hellwach war und mit halboffenem Mund zuhörte.

Ja, aber eben auch die Slava der Zigeuner â¦ Es ist Mai, die Obstbäume in voller Blüte, alles duftet, alles keimt und strotzt vor Leben. Das Dorf klein, eingekesselt zwischen den Bergen und an einem schnellen, schäumenden Bach gelegen, der zwischen den schroffen schwarzen Felsen lauter braust als die Neretva, während an seinen Ufern wie im Gras verstreute Blüten farbenfroh gekleidete Zigeunerinnen bunte Flickenteppiche waschen â¦

Wie meine Estera , fiel ihm Inda ins Wort.

Genau so, Kleine. Mitten in einer Talmulde Feuerstellen, an denen senkrecht aufgespießte Lämmer gebraten werden, aber nicht über den Flammen, sondern neben der Glut, die...
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Autor

Die Bestsellerautorin Gordana Kuic beschäftigt sich in ihren Prosawerken - ausgehend von der eigenen Familiengeschichte - mit der Kultur der sephardischen Juden auf dem Balkan.
In ihrem Erstlingswerk "Der Duft des Regens auf dem Balkan" verarbeitete sie authentische Ereignisse aus dem Leben ihrer Vorfahren und Verwandten. Die Übersetzung ihres Debütromans erschien ebenfalls im Hollitzer Verlag. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und fand internationalen Anklang.

In "Die Legende der Luna Levi" verstrickt sie auf geschickte Weise historische Fakten mit malerischen Darstellungen zu einer lebendigen Erzählung, die Herz und Verstand berührt.

Kuic veröffentlichte bislang acht Romane sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen. Einige ihrer literarischen Werke wurden für Film- und Fernsehproduktionen sowie für Ballett- und Theateraufführungen adaptiert.

Gordana Kuic lebt in ihrer Geburtsstadt Belgrad.