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Joe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.10.2018
Gary Jones schätzt sein eigenes Alter auf etwa fünfzehn. Zusammen mit seinem gewalttätigen Vater, einer apathischen Mutter und seinen beiden Schwestern zieht er obdachlos und ohne Chance auf ein anständiges Leben durch den Süden der USA. Bis er auf den Ex-Häftling Joe Ransom trifft, der sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen versucht. Joe gibt dem eifrigen Jungen einen Aushilfsjob und nimmt ihn unter seine Fittiche. Doch Garys Vater ist damit alles andere als einverstanden. Bald kommt es zur Konfrontation.
Mit einem exklusivem Nachwort von Marcus Müntefering

Larry Brown, geboren 1951 in Oxford, Mississippi, begann seine Schriftstellerkarriere als schreibender Feuerwehrmann. Nachdem er jahrelang erfolglos versucht hatte, seine Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht zu bekommen, erschien 1988 unter dem Titel Facing The Music seine erste Kurzgeschichtensammlung. Weitere Short Storys und fünf Romane komplettieren das Werk des Mannes aus Mississippi, der auch außerhalb der Südstaaten Kultstatus besaß und vielfach ausgezeichnet wurde. Mit seinem Werk beeinflusste er viele Songwriter, von denen einige ihm nach seinem Tod infolge eines Herzinfarkts im November 2004 mit dem Tribute-Album Just One More die Ehre erwiesen. Fay war 2017 der erste ins Deutsche übersetzte Roman.
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Produkt

KlappentextGary Jones schätzt sein eigenes Alter auf etwa fünfzehn. Zusammen mit seinem gewalttätigen Vater, einer apathischen Mutter und seinen beiden Schwestern zieht er obdachlos und ohne Chance auf ein anständiges Leben durch den Süden der USA. Bis er auf den Ex-Häftling Joe Ransom trifft, der sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen versucht. Joe gibt dem eifrigen Jungen einen Aushilfsjob und nimmt ihn unter seine Fittiche. Doch Garys Vater ist damit alles andere als einverstanden. Bald kommt es zur Konfrontation.
Mit einem exklusivem Nachwort von Marcus Müntefering

Larry Brown, geboren 1951 in Oxford, Mississippi, begann seine Schriftstellerkarriere als schreibender Feuerwehrmann. Nachdem er jahrelang erfolglos versucht hatte, seine Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht zu bekommen, erschien 1988 unter dem Titel Facing The Music seine erste Kurzgeschichtensammlung. Weitere Short Storys und fünf Romane komplettieren das Werk des Mannes aus Mississippi, der auch außerhalb der Südstaaten Kultstatus besaß und vielfach ausgezeichnet wurde. Mit seinem Werk beeinflusste er viele Songwriter, von denen einige ihm nach seinem Tod infolge eines Herzinfarkts im November 2004 mit dem Tribute-Album Just One More die Ehre erwiesen. Fay war 2017 der erste ins Deutsche übersetzte Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641227616
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum29.10.2018
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2674 Kbytes
Artikel-Nr.3399965
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Joe erwachte früh aus einem Schlaf voller Albträume von feuernden Waffen und niedersausenden Queues, die sein Gesicht trafen, von verstohlenen Schwarzen mit Messern, die mit weißen Augen im Dunkeln um Ecken schlichen oder auf leisen Sohlen hinter ihm auftauchten, um ihn wegen Geld umzubringen. Um halb fünf machte er Instantkaffee und trank ungefähr eine halbe Tasse. Er steckte eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine und durchquerte die hell erleuchteten Zimmer, während ringsum draußen die ganze Gemeinde schlief. Er schaltete den Fernseher ein, um zu sehen, ob irgendwas lief, doch auf dem Bildschirm war nur Schneegestöber.

Als er die Tür aufstieß, stand der Hund mit erhobenem Kopf im Garten.

»Hier, Hund«, sagte er. »Hallo, Hund.«

Er bückte sich mit zwei geöffneten Dosen Futter in den Händen und löffelte das Fleisch auf einen Betonblock am Fuß der Treppe. Als der Hund herankam, machte Joe Platz und trat in die offene Tür zurück, um ihm beim Fressen zuzusehen. Nur ein kurzes Knurren, und ein Rucken seines narbenbedeckten Kopfes.

Als er sich wieder an den Tisch setzte, war der Kaffee in der Tasse kalt. Er kippte ihn ins Spülbecken und machte neuen, saß dann da und trank ihn in langsamen Schlucken, den Arm auf den billigen Metalltisch gelegt, eine qualmende Winston zwischen den Fingern. Inzwischen war es fünf Uhr. Er hatte ein paar Nummern auf ein Stück Notizbuchpapier geschrieben, das zusammengefaltet war und Regen abgekriegt hatte, breitete es vor sich auf dem Tisch aus, strich es glatt und wiederholte die Nummern lautlos mit den Lippen. Das Telefon stand vor ihm auf dem Tisch. Er nahm den Hörer und wählte.

»Arbeitest du heute früh?«, fragte er. Dann hörte er zu. »Was ist mit Junior? Hat er sich letzte Nacht besoffen?« Er hörte zu, grinste, hustete dann ins Telefon. »In Ordnung«, sagte er. »Ich bin in ´ner halben Stunde da. Dann müsst ihr fertig sein, hörst du?«

Er legte auf, während die Stimme noch weiterschwafelte. Er lauschte dem Surren der Waschmaschine und lauschte der Stille, in der er jetzt lebte, zumeist nur vom Winseln des Hundes auf der Hintertreppe unterbrochen. Dann stand er auf, ging zum Kühlschrank und brachte die Flasche Whiskey, die darin stand, zum Tisch. Er hielt sie einen Augenblick in der Hand und betrachtete sie, las das Etikett, wo er hergestellt wurde, wie lang er ausgebaut worden war. Schraubte die Flasche auf und trank einen großen Schluck. Auf dem Tisch stand eine Dose Cola, halb leer, schal und warm. Er vergewisserte sich, dass niemand Zigarettenasche hineingeschnippt hatte, bevor er einen Schluck nahm. Cola, dann Whiskey, Cola und dann wieder Whiskey. Er wischte sich den Mund ab, schraubte die Flasche zu und zündete sich eine weitere Zigarette an.

Um Viertel nach fünf schaltete er das Licht aus, stieg die Stufen hinab und ging durchs feuchte Gras des winzigen Gartens, ohne dass ihn jemand aufbrechen sah. Die Sterne waren verschwunden, doch die Morgendämmerung hatte den Himmel noch nicht bleich gemacht. Der Hund winselte und drückte sich an seine Füße, als wollte er mitfahren, aber Joe schob ihn behutsam mit dem Fuß weg, forderte ihn auf, aus dem Weg zu gehen, und stieg dann in den Pick-up.

»Bleib hier«, sagte er. Der Hund verschwand wieder unterm Haus. Joe schob den Whiskey unter den Sitz. Er ließ den Wagen bei offener Tür an, drückte auf den Scheibenwischerschalter und beobachtete, wie die Wischerblätter den Tau auf der Windschutzscheibe wegstreiften. Der Pick-up war alt und verrostet, und auf der Pritsche war ein lädierter Camperaufsatz befestigt, in dem die Giftspritzen und Kannen in Staubkränzen lagen und die vom vergangenen Winter noch übrig gebliebenen Kiefernschösslinge sich in dürres Feuerholz verwandelt hatten. Reserveräder und platte Reifen, leere Bierdosen und Whiskeyflaschen. Er ließ den Motor aufheulen, bis er im Leerlauf lief, dann zog er die Tür zu, schaltete die Scheinwerfer ein und setzte aus der Einfahrt zurück. Der Wagen quälte sich ruckend und stotternd die Straße entlang, und sein einziges Rücklicht verblasste langsam in der Morgendämmerung.

Fünf von ihnen standen, die Hände in den Taschen, die orangen Enden ihrer Zigaretten zwischen den Lippen funkelnd, an der Straße. Er hielt neben ihnen, sie stiegen hinten ein, und als sie sich setzten, bebte und quietschte der Wagen. Er hielt noch zweimal, bevor er in die Stadt kam, und ließ bei jedem Halt einen Mitfahrer zusteigen. Als er die Stadtgrenze überquerte, wurde es hell. Er fuhr langsam unter der roten Ampel oben auf dem Hügel hindurch und bog dann mit absackendem Heck auf die unbefestigte Straße. Das Blaulicht der Streifenwagen, die auf dem Parkplatz versammelt waren, tauchte die grauen Backsteinwände kurzzeitig in Saphirblau, während die Blinkleuchten blitzten und die Schrottautos, den verstreuten Müll und die überquellenden Container beleuchteten. Er bremste scharf, hielt und sah sich das Ganze an. Es waren drei Streifenwagen, und er sah mindestens fünf Polizisten. Er streckte den Kopf aus dem Fenster und sagte: »Hey, Shorty.«

Einer der Arbeiter kam hinten rausgeklettert und trat ans Führerhaus, um sich neben ihm zu postieren. Ein schmaler Jugendlicher in rotem T-Shirt.

»Was ist da los, Shorty? Wo ist Junior?«

Der Junge schüttelte den Kopf. »Jemand hat Scheiße gebaut.«

»Guck mal, ob du ihn schnell findest. Ich hab keine Lust, mich mit den verdammten Bullen abzugeben. Sonst glauben sie noch, ich war´s.«

»Ich geh ihn holen«, sagte der Junge und ging auf das nächstgelegene Gebäude zu.

»Beeil dich«, rief er ihm nach, und der Junge begann zu laufen. Fünfzehn, zwanzig Schwarze standen in einer Gruppe auf dem Gehsteig und gafften. Die meisten von ihnen trugen Unterhosen oder Nachthemden. Ein Polizist hielt die Leute zurück.

Während Joe sie musterte, führten die Polizisten einen Mann in weißer Jeans zu einem der Wagen. Seine Hände waren hinter dem nackten Rücken mit Handschellen gefesselt. Sie öffneten die hintere Tür, und einer von ihnen legte dem Mann in einer seltsam zarten Geste die Hand auf den Kopf, damit er sich nicht beim Einsteigen stieß. Einige der Arbeiter hinten im Pick-up wollten aussteigen, aber Joe rief, sie sollten sitzenbleiben, sie hätten keine Zeit. Er zündete sich eine Zigarette an und sah hinter ihnen zwischen den Kiefern einen roten Lichtschein. Er drehte den Kopf und sah einen Krankenwagen mit ausgeschalteter Sirene langsam näherkommen. Keine Eile, das hieß, jemand war tot. Dann sah er den Fuß. Nur einen, die Zehen nach oben gerichtet, der an der linken Seite eines Streifenwagens hervorschaute. Ein schwarzer Fuß mit blasser Sohle reglos auf dem Asphalt. Hätte er es nicht so eilig gehabt, wäre er ausgestiegen, um sich das Ganze genauer anzusehen. Doch der Krankenwagen hatte inzwischen gehalten, und die Sanitäter luden eine Trage aus. Sie schoben sie vor sich her, zwei Männer in weißen Jacken. Sie beugten sich über die Leiche, und dann war der Fuß verschwunden.

»Wir sind so weit«, sagte der Junge neben ihm. Bei ihm war ein weiterer Junge.

»Bist du das, Junior?«

Weiße Zähne schimmerten in der abklingenden Nacht. »Ich bin´s. Gibst du mir ´ne Zigarette, Joe?«

Er nahm eine Schachtel vom Armaturenbrett und schnippte eine für ihn heraus.

»Verdammt. Ich dachte schon, das könntest du sein, der da drüben lag, Junior. Was ist denn passiert?«

Er zündete ihm die Zigarette an, und Junior stand für einen Augenblick da. Er rauchte und gähnte und kratzte sich mit den Fingern, die seine Zigarette hielten, am Kinn.

»Ah, Noony war besoffen und hat wieder seinen alten Scheiß erzählt. Bobbys Sohn hat ihn abgeknallt, hat Mama gesagt.«

»Steig einfach vorn bei mir ein, Junior. Lass uns fahren, Shorty. Wir müssen uns ranhalten.«

Er legte den Rückwärtsgang ein und wartete, bis Junior um den Wagen herumkam. Junior stieg ein, aber dann gelang es ihm nicht, die Tür richtig zuzumachen.

»Knall sie fest zu«, sagte Joe. »Alle hinten drin?«

»Schätze schon. Mann. Ich hab noch im Bett gelegen.«

Er setzte den Pick-up zurück und schaltete in den ersten Gang. Dann fuhr er los, doch als er den zweiten einlegen wollte, knirschte das Getriebe. Er trat die Kupplung voll durch und versuchte es noch mal. Diesmal klappte es, aber als sich der Wagen den Hügel raufkämpfte, klapperten die Ventile.

»Ich muss mir ´ne neue Karre kaufen«, sagte er. Der schwarze Junge neben ihm kicherte wie ein Mädchen. »Wo ist deine Kappe, Junior?«

»Bin losgerannt und hab sie vergessen. Shorty hat gesagt, du lässt mich da, wenn ich nicht komme.«

»Verdammt, wir sind spät dran. Ist schon helllichter Tag, bevor wir da draußen sind. Schätze, ihr müsst alle noch in den Laden.«

»Ich muss mir was zu essen besorgen«, sagte er. »Was willst du für den alten Wagen haben, wenn du dir einen neuen kaufst?«

»Der ist nicht alt. Sind bloß ein paar Kleinigkeiten, die nicht in Ordnung sind.«

Sie hielten an der roten Ampel und warteten auf Grün. Ein weiterer Streifenwagen kam den Hügel rauf und bog mit blinkendem Blaulicht ab. Joe schaltete in den ersten Gang, fuhr wieder los und legte krachend den dritten...

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Autor

Larry Brown, geboren 1951 in Oxford, Mississippi, begann seine Schriftstellerkarriere als schreibender Feuerwehrmann. Nachdem er jahrelang erfolglos versucht hatte, seine Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht zu bekommen, erschien 1988 unter dem Titel Facing The Music seine erste Kurzgeschichtensammlung. Weitere Short Storys und fünf Romane komplettieren das Werk des Mannes aus Mississippi, der auch außerhalb der Südstaaten Kultstatus besaß und vielfach ausgezeichnet wurde. Mit seinem Werk beeinflusste er viele Songwriter, von denen einige ihm nach seinem Tod infolge eines Herzinfarkts im November 2004 mit dem Tribute-Album Just One More die Ehre erwiesen. Fay war 2017 der erste ins Deutsche übersetzte Roman.