Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Outliers - Gefährliche Bestimmung. Die Entscheidung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.02.2019
Die sensible Wylie kann der Internierungsanstalt, in der Mädchen wie sie wegen ihrer besonderen Fähigkeit festgehalten werden, entkommen. Sosehr sie auch die dramatischen Ereignisse vergessen will - sie wird erst wirklich in Sicherheit sein, wenn sie herausgefunden hat, wer sie jagt und warum. Mit ihrem Freund Jasper begibt sich Wylie auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit. Dabei wird sie vor eine harte Entscheidung gestellt: Ihre Bestimmung könnte den Tod bedeuten - doch sie ist auch der Schlüssel zur Rettung. Nur Wylie kann die anderen Mädchen vor einem schrecklichen Schicksal bewahren ...

Kimberly McCreight hat ihr Jurastudium an der University of Pennsylvania mit Auszeichnung abgeschlossen. Nachdem sie einige Jahre als Anwältin in einer der größten Kanzleien New Yorks gearbeitet hat, widmet sie sich nun ganz ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Schreiben. 'Die letzte Wahrheit' ist ihr erster Roman. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern lebt sie in Brooklyn, New York.
mehr

Produkt

KlappentextDie sensible Wylie kann der Internierungsanstalt, in der Mädchen wie sie wegen ihrer besonderen Fähigkeit festgehalten werden, entkommen. Sosehr sie auch die dramatischen Ereignisse vergessen will - sie wird erst wirklich in Sicherheit sein, wenn sie herausgefunden hat, wer sie jagt und warum. Mit ihrem Freund Jasper begibt sich Wylie auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit. Dabei wird sie vor eine harte Entscheidung gestellt: Ihre Bestimmung könnte den Tod bedeuten - doch sie ist auch der Schlüssel zur Rettung. Nur Wylie kann die anderen Mädchen vor einem schrecklichen Schicksal bewahren ...

Kimberly McCreight hat ihr Jurastudium an der University of Pennsylvania mit Auszeichnung abgeschlossen. Nachdem sie einige Jahre als Anwältin in einer der größten Kanzleien New Yorks gearbeitet hat, widmet sie sich nun ganz ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Schreiben. 'Die letzte Wahrheit' ist ihr erster Roman. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern lebt sie in Brooklyn, New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641221683
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum18.02.2019
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1925 Kbytes
Artikel-Nr.3400301
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wylie

Ich stehe vor der grauen Tür der Jugendstrafanstalt und warte auf das Summen, wenn sie sich öffnet. In der Hand halte ich eine Plastiktüte mit dem modrigen Cape-Cod-T-Shirt und den Shorts, die ich getragen habe, als ich verhaftet wurde.

In den letzten zwei Wochen habe ich Tag und Nacht den Standardanzug getragen, eine pyjamaartige Kombination aus Shirt und Hose. So steif, dass man meinen könnte, sie wäre absichtlich so gemacht, damit man nie wieder schläft. Was ich jetzt trage, ist das totale Gegenteil. Teure Jeansshorts, an genau den richtigen Stellen abgewetzt, und ein unbeschreiblich weiches, schlichtes graues T-Shirt. Die Kleider hat mir Rachel für den Heimweg gebracht, ohne dass ich danach fragen musste. Und dafür bin ich dankbar. Ich bin Rachel für vieles dankbar.

Angefangen damit, dass sie mich auf Kaution herausgeholt hat. So schwierig war das gar nicht, sagt sie. Trotzdem, sie haben sich solche Mühe gemacht, um mich da reinzubringen - ich hätte nicht gedacht, dass sie mich gehen lassen, nur weil Rachel einen Kautionsantrag stellt. Aber ich habe mich geirrt. Rachel hat sich wieder einmal für mich eingesetzt. Sie sagt aber, es ginge nicht nur um die Papiere, die sie eingereicht hat. Es komme darauf an, wen man anruft, nachdem man sie eingereicht hat, was für mich gleichzeitig total wahr und komplett zwielichtig klingt.

Und ich schreibe es allein Rachel zu, nicht Mom. Ich hole dich hier raus. Versprochen. Xoxo. Das stand auf dem Zettel von meiner Mom. Und auf der anderen Seite: Vertrau Rachel. Sie wird dir helfen. Sie hat mir das Leben gerettet.

Aber das waren nur Worte. Versprechungen machen und dann verschwinden ist leicht. Das Schwierige ist, zu bleiben und sich dem zu stellen, was man getan hat.

Als Rachel mich an dem Morgen besuchte, nachdem Mom wie ein Geist mit dem quietschenden Büchereikarren des Gefängnisses vor mir erschienen war, sah sie verlegen aus. Sie fühlte sich auch schuldig, das konnte ich laut und deutlich lesen. Wir saßen in einem der kleinen Räume für die Treffen mit den Anwälten. Die Räume, die immer nach Zwiebeln rochen und in denen es eiskalt war. Die Räume, in denen man in Wirklichkeit gar nicht unter sich war, wie Rachel mich gewarnt hatte.

Rachels Schuldgefühle löschten alle Zweifel aus. Sie hatte nicht nur gewusst, dass Mom zu mir ins Gefängnis gekommen war - sie hatte auch die ganze Zeit gewusst, dass Mom noch lebte.

Es gab außerdem keine Entschuldigung dafür, dass ich Rachels Täuschung nicht bemerkt hatte. Aber sie war normalerweise wirklich schwer zu lesen; die Schuldgefühle heute waren eine echte Ausnahme. Vielleicht lag es daran, dass sie schon seit vielen Jahren für ihre Mandanten sagen musste, was nötig war. Die einzige echte Konstante bestand darin, dass Rachel nie die ganze Wahrheit sagte. Als wäre es ein Reflex. Ihre wahren Gefühle zu verstehen, das war, als wollte man mit bloßen Händen einen Blitz fangen. Und das machte sie wahrscheinlich zu so einer guten Anwältin. Nur war es dadurch als einfacher Mensch nicht leicht, ihr zu vertrauen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ihr auch nie ganz vertraut hatte. Ich hatte nur akzeptiert, es nicht zu tun.

Während ich Rachel also gegenübersaß, wünschte ich mir glühend, sie wäre eine der Outliers, damit sie die volle Wucht meiner Wut spüren konnte. Rachel hatte mich immer wieder angelogen.

Ja, natürlich hatte ich mich gefreut, als ich aufblickte und Mom - meine echte Mom, von den Toten auferstanden - mit so viel Liebe auf mich herabblickte. Auf jeden Fall. Aber einen Tag später mischte sich das mit einem Durcheinander aus anderen Gefühlen: Wut, Traurigkeit, Verwirrung, Verrat.

Aber Mom war nicht hier, ich konnte es nicht an ihr auslassen. Rachel schon. Also musste es genügen, ihr die Hölle heißzumachen.

»Als Erstes muss ich dich daran erinnern aufzupassen, was du hier drin besprichst.« Bevor ich ein Wort sagen konnte, deutete Rachel nach oben zu den unsichtbaren, neugierigen Augen in unserem stinkenden »Privatraum«. »Aber du bist sicher verwirrt.«

»Verwirrt?«, fuhr ich sie an. »Wie wäre es mit echt angepisst?«

Sie nickte erleichtert. Vielleicht war sie froh, dass sie das Geheimnis meiner Mom nicht mehr hüten musste. »Das ist auch berechtigt.«

»Erklär es mir!«, schoss ich zurück und beugte mich vor. Ich drückte mit dem Finger fest auf die Tischplatte. »Sofort!«

Rachel wandte den Blick ab. »Herzukommen war ein echtes Risiko für sie, weißt du? Gefährlich. Aber sie hat es trotzdem getan, denn sie wollte sichergehen, dass du es glaubst. Sie weiß, wie viel du durchgemacht hast, und sie wollte nicht, dass du denkst, ich würde mir das ausdenken oder mir einen Spaß mit dir machen oder so.«

Sorge. Nur ein Blitz, der von Rachel ausgeht. Aber keine Spur von Reue. »Wir haben Glück, dass ich die Freiwilligenbetreuerin hier kenne. Sie hat mir einen Gefallen getan und unsere spezielle Besucherin ehrenamtlich hier arbeiten lassen.«

»Klar.« Meine Wut schwand wie Wasser, das einem durch die Finger rinnt, obwohl ich versuchte, sie festzuhalten. »Was für ein Glück.«

»Pass auf, wenn es dir hilft: Sie wusste nicht, dass es so laufen würde«, erklärte Rachel. Und so weit stimmte es, da war ich mir ziemlich sicher. »Deine ...« Sie unterbrach sich, ihr Blick irrte durch den Raum. »Sie ist am Abend des Unfalls aus dem Nichts bei mir zu Hause aufgetaucht. Ich hatte nicht mehr mit ihr gesprochen seit wann - zehn Jahren? Aber sie hatte das Gefühl, verfolgt zu werden, und kam irgendwann in meiner Gegend vorbei. Sie hatte Glück, dass ich nach all der Zeit überhaupt noch dort wohnte. Um ehrlich zu sein, dachte ich erst, sie sei betrunken oder hätte einen psychotischen Schub oder so was. Sie klang so paranoid, fast schon wahnhaft. Aber sie hatte einfach solche Angst. Wie konnte ich das Risiko eingehen, ihr nicht zu helfen? Ich weiß nicht, vielleicht war auch noch ein bisschen Egoismus dabei. Wir haben uns nicht im Guten getrennt, deine Mom und ich. Vielleicht dachte ich, es sei eine Chance zu beweisen, dass sie sich geirrt hatte, was mich anging.«

»Geirrt? Wobei?« Diese Frage schien mir seltsam wichtig zu sein.

»Du weißt, deine ... Sie ist ein Racheengel. Und ich habe den Edelmut schon vor Langem aufgegeben.« Rachel zuckte die Achseln.

Noch eine kalte, harte Wahrheit. Rachel schämte sich vielleicht nicht, aber sie war auch nicht stolz darauf.

»Jedenfalls dachte ich, es wäre keine große Sache, jemanden zu bitten, ihr Auto von dort wegzufahren. Das Mädchen in dem Auto war die Freundin eines Mandanten von mir. Ich hatte sie eingestellt, damit sie mein Haus putzte und Besorgungen machte. Ich wusste, dass sie Geld brauchte. Sie war damals seit zwei Monaten trocken und versuchte, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Also brauchte sie Geld, und wir brauchten jemanden, der das Auto wegfährt. Ich dachte, so hätte jeder was davon.«

»Das Mädchen nicht so sehr«, sagte ich und beschloss, die Wodkaflasche nicht zu erwähnen. Vielleicht war das Mädchen doch nicht trocken, aber es kam mir falsch vor, sie jetzt bloßzustellen.

»Ja, nicht besonders«, sagte Rachel. Sie wusste, sie sollte sich schuldig fühlen, schaffte es aber nicht ganz.

»Und nach dem Unfall war es so was wie die einzige logische Alternative, dass sie verschwand und vorgab, tot zu sein?« Ich klang sauer, aber die Trauer folgte sofort. »Zur Polizei zu gehen oder irgendetwas anderes Normales stand gar nicht zur Debatte?«

»Du weißt besser als alle anderen, dass der Polizei zu vertrauen nicht so leicht ist, Wylie. Abgesehen davon hat sie sich große Sorgen um euch gemacht. Da war irgendwas mit Babypuppen. Sie dachte, sie wären als Drohung für euch gemeint, vor allem für ihre Babys.«

»Sie waren nicht mal für sie bestimmt«, sagte ich, obwohl Mom das damals nicht wissen konnte. »Wir haben, nachdem sie fort war, weiter welche bekommen. Ich habe sogar im Krankenhaus eine bekommen. So oder so hat sie aber behauptet, es gäbe wegen der Puppen keinen Grund zur Sorge.«

»Was sollte sie auch sagen? Sollte sie euch allen Todesangst einjagen? Jedenfalls gab es anscheinend auch noch andere Dinge. E-Mails. Anonyme. Darin wurdet ihr ausdrücklich erwähnt. Vor der Polizei gewarnt. Nach dem Unfall waren wir beide überzeugt, die einzige Möglichkeit, euch in Sicherheit zu bringen, sei, die Leute, die hinter ihr her waren, glauben zu lassen, sie sei tot.«

»Toller Plan«, sagte ich besonders abfällig.

»Na ja, jetzt ist klar, dass alles mit der Forschung deines Dads zu tun hatte. Aber erst nachdem dein Dad ihr erzählt hat, was in diesem Camp in Maine mit seinem Assistenten los war ...«

»Warte, was?« Meine Brust wurde eng. »Dad wusste, dass sie lebt?« Dieses Gespräch konnte nur im Mai stattgefunden haben, als wir schon lange glaubten, sie sei tot.

»Erst nach der Sache im Camp.« Rachel mied meinen Blick. »Nachdem deine ... Nachdem ihr klar wurde, dass ihr Unfall ... dass die Drohungen mit seiner Arbeit zusammenhingen, musste sie ihm sagen, dass sie lebte. Dein Dad war nicht glücklich darüber, aber er verstand es dann doch. Sie beschlossen gemeinsam, es sei sicherer, es dir und Gideon nicht zu sagen. Dass sie eine bessere Chance hatte, hinter den Kulissen zu helfen, wenn niemand wusste, dass sie lebte.«

Rachel beugte sich eifrig vor, aber es wirkte gezwungen. »Und sie war im ganzen Land unterwegs, Wylie, hat im Hintergrund Fäden gezogen, Leute getroffen, Wissenschaftler, Journalisten und Politiker angeworben. Sie hat eine Hilfsmannschaft zusammengestellt. Alles zu deinem Schutz.«

»Meinem Schutz?« Ich schluckte mit einem...

mehr

Autor

Kimberly McCreight hat ihr Jurastudium an der University of Pennsylvania mit Auszeichnung abgeschlossen. Nachdem sie einige Jahre als Anwältin in einer der größten Kanzleien New Yorks gearbeitet hat, widmet sie sich nun ganz ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Schreiben. "Die letzte Wahrheit" ist ihr erster Roman. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern lebt sie in Brooklyn, New York.