Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Böse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
688 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.02.2019
Little Heaven - ein kleines, einsam gelegenes Bergdorf im Hinterland von New Mexico. Die Einwohner sind rechtschaffen und arbeiten hart. Doch ein Schatten liegt über Little Heaven. Das Böse ist zurückgekehrt - und einmal entfesselt, scheint niemand es besiegen zu können. Während ein verborgener religiöser Kult seine Fänge ausbreitet, machen sich drei Abenteurer auf, die Mächte des namenlosen Schreckens zum Kampf zu fordern ...

Nick Cutter ist das Pseudonym eines preisgekrönten Autors, der bereits mehrere Kurzgeschichten und Romane schrieb. Cutter lebt nicht auf einer Insel, sondern in Toronto, Kanada. Er hat einen gesunden Appetit.
mehr

Produkt

KlappentextLittle Heaven - ein kleines, einsam gelegenes Bergdorf im Hinterland von New Mexico. Die Einwohner sind rechtschaffen und arbeiten hart. Doch ein Schatten liegt über Little Heaven. Das Böse ist zurückgekehrt - und einmal entfesselt, scheint niemand es besiegen zu können. Während ein verborgener religiöser Kult seine Fänge ausbreitet, machen sich drei Abenteurer auf, die Mächte des namenlosen Schreckens zum Kampf zu fordern ...

Nick Cutter ist das Pseudonym eines preisgekrönten Autors, der bereits mehrere Kurzgeschichten und Romane schrieb. Cutter lebt nicht auf einer Insel, sondern in Toronto, Kanada. Er hat einen gesunden Appetit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641212117
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.02.2019
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2507 Kbytes
Artikel-Nr.3400370
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1    DER LÖWE IM WINTER

Als Micah Henry Shughrue erwachte, umhüllte ihn tiefe Dunkelheit; es war, als hätte man die Schwärze unzähliger Nächte über ihm ausgebreitet. Sie drang in Mund und Augenhöhlen, erfüllte seine Nasenlöcher und lastete schwer auf seiner Brust.

Er setzte sich auf, während ein Gefühl unsagbarer Furcht durch seine Eingeweide jagte - eine Woge des Grauens durchflutete seinen Körper, als würde eine Horde kranker Ratten durch seine Adern huschen. Er streckte die Hand nach seiner Frau aus. Die Knochen unter Ellens dünner Haut waren zart wie die eines Vogels. Sie atmete ruhig und gleichmäßig.

Micah griff nach dem Glasauge in der Schüssel auf dem Nachttisch. Er nahm es zum Schlafen immer heraus, aber er wollte nicht, dass Petty ihn ohne sah - das Gewebe in der leeren Augenhöhle war hart wie Schweinsleder. Er drückte das Auge in die Höhle und sagte: »Ich schau mal nach Pet.«

Ellen antwortete nicht. Sie sagte nie etwas. Ihre Augen waren zwar geöffnet - das waren sie inzwischen so gut wie immer -, aber sie wurden von den feuchten Wattepads unter ihren Lidern verdeckt.

Im Schlafanzug stieg Micah aus dem Bett. Das Schlafzimmer ihrer Tochter ging von der Küche ab. Es herrschte Stille, als er sich seinen Weg durch das Haus bahnte. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Zimmer seiner Tochter. Er spürte sofort, dass sie nicht da war. In der dichten Dunkelheit war niemand.

Keuchend stand Micah da, während sein verbliebenes Auge sich langsam an die Finsternis gewöhnte. Die Bettdecke war an einer Ecke zurückgeschlagen, als wäre seine Tochter aus dem Bett gestiegen, um etwas Wasser zu trinken - so, wie sie das im Sommer manchmal tat, wenn das Haus von bleierner Hitze erfüllt war. Eines Abends hatte er sie bei der Pumpe angetroffen, der Saum ihres Nachthemds feucht vom Wasser. Er hatte mit ihr geschimpft, denn er wollte nicht, dass sie es sich zur Gewohnheit machte, nachts nach draußen zu gehen. Aber das Wasser aus der Pumpe sei kühler, hatte sie gesagt, es sei sehr viel besser als das lauwarme Zeug aus dem Wasserhahn in der Küche.

»Pet?«, sagte er jetzt, obwohl er sich fast sicher war, dass er keine Antwort bekommen würde. Für ihn stand fest, dass seine Tochter verschwunden war.

Seit dem Tag ihrer Geburt hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet.

Micah eilte durch das Haus, doch seine Tochter war nicht da. Als sein Blick auf die offene Küchentür fiel, verkrampfte er am ganzen Körper. Er trat ins Freie. Im Schein des Mondes erstreckten sich endlos flache Felder, und vor dem Horizont zeichnete sich die Hügelkette der Black Montains ab.

»Pet?«, rief er. »Pet?«

Der Wind umspielte seine Fußknöchel. Schließlich kehrte Micah ins Haus zurück. Dort schlüpfte er in seine Stiefel, zog seinen Staubmantel an und ging wieder nach draußen.

Er ließ seinen Blick über die Felder wandern, die im Mondlicht silbern schimmerten. Dahinter, einige Kilometer entfernt, erhoben sich mehrere flache Hügel, die im Sommer mit leuchtend hellen Kermesbeeren überzogen waren. Die Scheunentür stand offen - hatte er vergessen, sie zu schließen? Er überquerte das Feld und trat durch die Tür. Er tastete sich seinen Weg zwischen den zitternden Pferden hindurch und kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf.

Der Koffer lag noch dort, wo er ihn abgestellt hatte, bedeckt mit einer dicken Pferdehaardecke. Er hatte seit Jahren keinen Blick darauf geworden. Darin befanden sich die Habseligkeiten aus seinem früheren Leben. Und dieses Kapitel blieb am besten für immer geschlossen.

Das Innere des Koffers roch nach Waffenöl und getrocknetem Blut. Er nahm beide Pistolen heraus. Es fühlte sich gut an, sie in den Händen zu halten. Als wären die beiden Waffen Brüder oder Schwestern, als würde er nach Hause zurückkehren.

Es handelte sich um zwei umgebaute Exemplare. Micah hatte die russischen Tokarews für Patronen vom Kaliber .45 aufgebohrt und die Läufe auf zehn Zentimeter abgefeilt. Außerdem hatte er die Visiere abgeschliffen - sie waren aus kurzer Entfernung nutzlos und konnten sich beim Ziehen der Waffen verhaken. Eine der beiden Pistolen hatte einen Perlmuttgriff, die andere einen aus Sandelholz. Er lud die beiden Pistolen und steckte sie in die Taschen seines Staubmantels.

Ich hätte nicht schlafen dürfen, dachte er. Ich hätte wachsam bleiben müssen.

Fünfzehn Jahre. Das war eine lange Zeit, um auf jemanden aufzupassen. Verdammt lang, wie abgebrüht man auch sein mochte. Man kann, während man schläft, versuchen, ein Auge offen zu halten und auf die Menschen, die man liebt und umsorgt, aufzupassen ... aber jeder muss irgendwann mal schlafen.

Er hatte es kommen sehen, nicht wahr? Etwas, das sich um seine Familie herum zusammenbraute - es fühlte sich so ähnlich an wie die donnernden Hufe einer Herde herangaloppierender Pferde. Es war unvermeidlich gewesen. Genauso gut hätte er versuchen können, vor sich selbst davonzulaufen. Man kann dem Teufel kein Schnippchen schlagen. Wenn man Glück hat und ein wenig verrückt ist, kann man die Begegnung mit ihm eine Weile hinauszögern, aber am Ende wird er einen aufspüren.

Von einem Kiefernzweig hing ein Stofffetzen. Das Kohlblumen-Muster darauf war vom Waschen ausgeblichen. Der Fetzen stammte von Pettys Nachthemd.

Micah lief über einen Teppich aus braunen Kiefernadeln zwischen die Bäume. Sein Körper schmerzte. Seine Knie brannten, und seine Arme waren schwer und langsam. Das Alter verwandelt uns alle in ein Bild des Jammers. Es gab nicht die geringste Spur - da war kein Blut, Gott sei Dank, und die nackten Füße seiner Tochter würden keine Abdrücke hinterlassen. Sein Herz pochte heftig, und er achtete darauf, wo er hintrat, während er das gesunde Auge halb geschlossen hatte, als würde er gleich wieder einschlafen. Die Furcht, die er beim Aufwachen verspürt hatte, die Furcht, die ihm beim Anblick des leeren Bettes seiner Tochter einen Stich versetzt hatte, war jetzt verflogen. Er verfluchte seine eigene Gelassenheit - jene Eigenschaft, die ihn früher von seinen Konkurrenten unterschieden hatte. Aber jetzt empfand er sie als Schwäche.

Bedeutet mir meine Tochter so wenig, dass ich keine echte Panik verspüre? Welcher andere Vater würde unter diesen Umständen so reagieren?

Er kam an eine Lichtung. Im Mondschein stand eine Gestalt, so schwarz, als hätte man ihren Körper aus der Nacht gestanzt. Sie rührte sich nicht, aber Micah sah, dass ihre Augen - es waren so viele - auf ihn gerichtet waren, erfüllt von einer Mischung aus bösartigem Spott und einem Anflug von Mitleid; es war der Blick einer Otter, die eine Feldmaus fixierte.

»Gib sie zurück«, sagte Micah.

Das schwarze Etwas trottete vorwärts. Es schien, als würde sein Körper vor Vergnügen zittern. Die Gestalt verbreitete einen strengen Geruch, der Micah an jene Nacht vor vielen Jahren erinnerte, als er in einem Hotel in Carson City von einem Kratzen hinter den Wänden geweckt worden war. Aus einem daumennagelgroßen Loch in einer Ecke waren unzählige Rossameisen - die größten, die er je gesehen hatte - hervorgeströmt und hatten sich wie brodelnder dunkler Sirup über den Putz ausgebreitet. Von ihnen war derselbe trockene, faulige Gestank ausgegangen, den er jetzt riechen konnte - nach Metall und Essig und irgendwie vulgär.

Das Ding gab ein heiseres Glucksen von sich. Versuchte es, etwas zu sagen? Es hüpfte und wirbelte umher, während sich seine Körperteile in sämtliche Richtungen bewegten. Die Haare auf Micahs Arm richteten sich auf. Ihn überkam ein starkes Déjà-vu-Gefühl, und ihm wurde schlecht. Das hier war schon einmal passiert. Dennoch kam es ihm vor wie ein Traum, wie etwas, das sich in einer Fantasiewelt zugetragen hatte - an einem fernen Ort, vor langer, langer Zeit.

»Gib sie zurück«, wiederholte er.

Das Ding stieß ein zähes Rasseln hervor; vielleicht versuchte es zu lachen. Sein Kopf oder vielmehr einer seiner Köpfe neigte sich zur Seite - zu weit, als wäre der Hals gebrochen, als hätte er unter dem Gewicht des rundlichen Schädels nachgegeben ...

... doch Micah wusste, dass es kein Kopf war. Menschen und Tiere hatten Köpfe, und dieses Ding war weder das eine noch das andere. Es war sehr lange her, dass Micah es mit einer derartigen Kreatur zu tun gehabt hatte. Beim Anblick ihrer zitternden Umrisse fühlte er sich entsetzlich müde, als wären seine Knochen mit Blei gefüllt.

Das Ding schüttelte sich, und man hätte fälschlicherweise annehmen können, dass es so etwas wie Freude zum Ausdruck brachte; sein geriffelter, speckiger Körper zitterte. Warum sprach Micah überhaupt mit ihm? Er wusste bereits, wo Petty war - oder in Bälde sein würde. Er spuckte auf die braunen Kiefernnadeln und griff nach seinen beiden Pistolen.

»Wofür zum Henker brauche ich dich überhaupt?«

Mit einem lauten Knall blitzten die Waffen in seinen Händen auf, und die Kugeln durchsiebten die Kreatur. Teile ihres Körpers wurden fortgerissen und in die Dunkelheit geschleudert. Die Kreatur sackte zu Boden und versuchte, auf Micah zuzukriechen oder sich auf ihn zu werfen, während sie sich mit gewundenen Bewegungen ruckartig vorwärtsschleppte. Micah hielt...

mehr

Autor

Nick Cutter ist das Pseudonym eines preisgekrönten Autors, der bereits mehrere Kurzgeschichten und Romane schrieb. Cutter lebt nicht auf einer Insel, sondern in Toronto, Kanada. Er hat einen gesunden Appetit.