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Der magische Adventskalender

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am08.10.20181. Auflage
Es ist Winter in Ravenhagen. Die Bewohner der kleinen Stadt sind schon früh unterwegs, alles wuselt frohgemut durch die Gassen. Ein Tag wie jeder andere, denkt Jonas Klaasen beim Blick aus dem Fenster. Jonas ist zu schüchtern, vielleicht auch zu melancholisch, um in die vorweihnachtliche Heiterkeit der anderen einzustimmen. Als er aber vor die Tür tritt, um in die Schule zu gehen, ändert sich alles. Er findet einen Holzkasten, der sich bei näherer Betrachtung als Adventskalender herausstellt. Doch seltsamerweise lassen sich seine Türchen nicht öffnen. Jonas geht dem Rätsel nach und entdeckt, dass der Kalender Hinweise enthält - auf Bewohner Ravenhagens, mit deren Hilfe die Schätze des Kastens zum Vorschein kommen. Der magische Adventskalender schickt Jonas auf eine abenteuerliche Reise, an deren Ende er nicht nur viele neue Freunde gewonnen, sondern auch das Geheimnis des Kalenders entschlüsselt haben wird. >Der magische AdventskalenderGegen die WeltTod in TurinStadt ohne EngelDer magische AdventskalenderEin Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt< (2019).mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEs ist Winter in Ravenhagen. Die Bewohner der kleinen Stadt sind schon früh unterwegs, alles wuselt frohgemut durch die Gassen. Ein Tag wie jeder andere, denkt Jonas Klaasen beim Blick aus dem Fenster. Jonas ist zu schüchtern, vielleicht auch zu melancholisch, um in die vorweihnachtliche Heiterkeit der anderen einzustimmen. Als er aber vor die Tür tritt, um in die Schule zu gehen, ändert sich alles. Er findet einen Holzkasten, der sich bei näherer Betrachtung als Adventskalender herausstellt. Doch seltsamerweise lassen sich seine Türchen nicht öffnen. Jonas geht dem Rätsel nach und entdeckt, dass der Kalender Hinweise enthält - auf Bewohner Ravenhagens, mit deren Hilfe die Schätze des Kastens zum Vorschein kommen. Der magische Adventskalender schickt Jonas auf eine abenteuerliche Reise, an deren Ende er nicht nur viele neue Freunde gewonnen, sondern auch das Geheimnis des Kalenders entschlüsselt haben wird. >Der magische AdventskalenderGegen die WeltTod in TurinStadt ohne EngelDer magische AdventskalenderEin Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt< (2019).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832184339
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum08.10.2018
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3409473
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1Jonas macht eine Entdeckung

Über den Dächern von Ravenhagen sprühten die ersten Sonnenstrahlen und tauchten die Stadt in ein weiches, milchiges Licht. Aus den Schornsteinen stieg Rauch in den Morgenhimmel. Die große Glocke des Kirchturms, des Totentäuferturms, schlug zweimal kurz an wie jede Viertelstunde, und ihr Klang hallte durch die engen Gassen bis zum Haus der Klaasens. Jonas achtete nicht auf die Zeit. Er saß in der Küche, vor ihm ein Stutenkerl und ein Glas Milch, neben ihm, in Reichweite, der Teller und das Glas seiner Schwester Sonja. Sie war noch im leeren Zimmer, er hörte ihre Schritte über sich, das Knarzen der Dielen. Jonas blickte aus dem Fenster. Gegenüber zog Herr Brombacher, der Uhrmacher, die Rollläden seines Ladens hoch. Kinder liefen, dick eingepackt, die Schulranzen geschultert, an ihm vorbei. Maik Mirscheidt spuckte im Gehen alle paar Meter vor sich aufs Pflaster. Spange, ein Punkmädchen, blieb vor einem Plakat stehen, auf dem »Die Schiefen Zähne spielen Schiefe Musik« stand. Zwei Lehrer, Herr Semrock und Herr Siemsglüß, beide in dicke Mäntel gehüllt, wiesen Spange auf die Zeit hin und forderten sie auf, weiterzugehen, bevor sie selbst weitergingen und ihr Gespräch fortsetzten. Alle strebten nur einem Ziel zu: der Schule. Jonas würde ihnen bald folgen müssen, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Er musste an das Transparent denken, das vorm Rathaus hing: »Ravenhagen - Stadt der Frühaufsteher«. Damit hatte Bürgermeister Burma die Wahl gewonnen, zum wiederholten Mal.

Nachdem Jonas seine Milch getrunken und den Stutenkerl gegessen hatte, sah er sich im Raum um, horchte auf die Geräusche im Haus, der Vater unten in der Werkstatt, die Schwester auf der Treppe, und nahm sich Sonjas Portionen. Wie aus weiter Ferne hörte er den Vater drohend seinen Namen rufen. »Jonas! Wo steckst du denn? Mach dich endlich fertig.« Anstatt ihm zu antworten, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.

Die Tür flog auf, Sonja stürmte herein und rief: »Er ist hier, Papa!« Als hätten sie Verstecken gespielt; als hätten sie ihn seit Stunden gesucht und endlich gefunden.

Sonja trat einen Schritt auf ihn zu, zum Tisch hin. »Hast du etwa«, sagte sie mit zitternder Stimme, links und rechts an ihm vorbeischauend, »meinen Stutenkerl genommen? Und meine Milch auch?«

Jonas nickte, weil der Vater ihnen verboten hatte, mit vollem Mund zu sprechen.

»Papa!«, rief Sonja, lauter und schriller als vorhin.

Und der Vater rief durch den Flur: »Ich komm ja schon.«

Aber bevor er hereinkam, war Sonja schon bei ihm. »Er hat meinen Stutenkerl genommen. Und meine Milch.« Jonas hörte ihr Weinen bis in die Küche hinein, ein helles Schluchzen, und wie der Vater seufzte und »Schon wieder« sagte, einfach nur »Schon wieder«. Damit war nicht nur die Milch gemeint oder der Stutenkerl, den gab es nur ein Mal im Jahr, sondern sein Verhalten: dass er beim Martinssingen die Süßigkeiten für sich behielt, dass er Mädchen auf dem Schulhof an den Haaren zog und Jungs Pferdeküsse gab, dass er im Unterricht Papierflieger faltete, Gummibänder durch die Gegend schoss, bei jeder Gelegenheit dazwischenrief und im Klassenbuch unter der Rubrik Betragen neben seinem Namen Blitze standen, Dutzende Blitze - und keine einzige Sonne, kein einziger Stern.

Während der Vater mit ihm schimpfte und Drohungen ausstieß, die er doch nie wahrmachte, wandte sich Jonas wieder dem Geschehen auf der Straße zu. In seinen Ohren dröhnten die Worte des Vaters, aber sie drangen nicht zu ihm durch, etwas anderes zog ihn in den Bann: Die alte Frau, deren Namen Jonas nicht kannte - manche nannten sie »die Eisnerin«, manche »die Eisige« - und von der er nicht wusste, woher sie kam, huschte am Haus vorbei. Was er wusste, war, dass sie neu war in der Stadt und im vierten Bezirk wohnte, weit weg von allen anderen. In der Schule hieß es, jemand habe sie hierhergeholt, um Ravenhagen von einem großen Übel zu befreien. Aber in der Goldenen Lerche hatte Jonas jemanden sagen hören, dass sie selbst das große Übel sei. Jeden Tag ging sie, auf einen Stock gestützt, von Tür zu Tür. Die Kapuze ihres langen schwarzen Mantels hatte sie dabei stets so tief ins Gesicht gezogen, dass wenig mehr als ihre Nase zu sehen war. Und hinter ihr trottete, Jonas betrachtete es jedes Mal mit einem Schaudern, ein Nackthund her. Der Hund war nicht vollkommen nackt, das machte ihn noch schauderhafter: Von seinem Körper standen vereinzelt weiße Haare ab, ein paar auf dem Kopf, ein paar an den Pfoten, ein paar an der Rute, fein und spitz wie Stacheln. Jonas mochte keine Hunde. Einmal hatte ihm ein Schäferhund in die Wange gebissen. Er konnte sich nicht erinnern, wann und wo das geschehen war. Der Vater sagte, es sei auf dem Jahrmarkt gewesen, vor dem Hundetheater. Seitdem hatte er eine Narbe im Gesicht, ein Wundmal.

Kaum waren die alte Frau und der Hund um die eine Ecke verschwunden, kamen von der anderen die Ohlenforsts heran. Walter und Ole Ohlenforst, Vater und Sohn, marschierten im Gleichschritt, die Äxte und Sägen geschultert, Richtung Wald, um Tannen zu schlagen, die ersten Tannen des Jahres. Im Haus gegenüber zog Herr Brombacher unten die Uhren auf. Und oben, ein Stockwerk darüber, ließ Frau Rottenkolber hinter den Fenstern die Gardine zurückfallen. Sie war jung und lebte allein, weshalb manche in Ravenhagen, die Alten vor allem, sie mit »Fräulein Rottenkolber« ansprachen. Und weil Frau Rottenkolber Tag und Nacht im Erker stand und auf die Straße blickte, nannten Jonas und Sonja sie »Das Auge Gottes«: »Das Auge Gottes sieht alles!« - »Das Auge Gottes weiß alles!« - »Das Auge Gottes tut kein Auge zu!«

»Jonas!« Der Vater rüttelte an seiner Schulter. »Hast du mir überhaupt zugehört? Hast du auch nur ein Wort von dem verstanden, was ich zu dir gesagt habe?« Nein, Jonas hatte nichts gehört und nichts verstanden, außer die eigenen Worte in seinem Kopf. Er erhob sich vom Tisch, und als er über den Flur am leeren Zimmer vorbei ins Bad ging, um sich die Zähne zu putzen, sagte der Vater: »Bis Weihnachten gibt s nichts Süßes mehr!«

Jonas schloss die Badezimmertür hinter sich und rief von drinnen: »Du sagst doch immer: Stuten am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. «

»Ja«, sagte der Vater aufgebracht. »Und ich habe dir auch gesagt: Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt. «

Als Jonas fünf Minuten später wieder herauskam, seine Sachen aus seinem Zimmer holte und mit Schulranzen und Turnbeutel in den Flur trat, hatte sich der Vater wieder beruhigt. »Jeden Tag das gleiche Theater«, sagte er nur und reichte ihm Schuhe und Anorak, Schal und Mütze. »Wann hört das endlich auf?«

Sonja stand fertig angezogen an der Haustür, hielt eine Marzipankugel in Händen - eine von Kleineidams Königskugeln - und blickte ihn triumphierend an.

Zusammen traten sie auf die Straße.

Kaum hatte der Vater die Haustür hinter ihnen geschlossen, rannte Sonja los. Jonas wollte schon hinter ihr her, da sah er vor sich einen Holzkasten im Rinnstein liegen. Er war dem Nähkästchen, das sie im Küchenspind hatten, recht ähnlich, nur höher und mit mehr Fächern, mehr Ebenen. Und das schwarze Holz glänzte wie die Oberfläche eines Sees, der Paselsee bei Nacht. Als er den Kasten aufhob, wunderte er sich, wie leicht er war. Erst dachte er, das Ding sei leer, aber bei der kleinsten Bewegung klackerte es innen drin. Und als er die oberste Ebene aufklappte, entdeckte er Griffe und golden schimmernde Intarsien, Türchen mit Zahlen und Bildern. Ein Adventskalender. Wer den wohl verloren haben mochte?

Jonas blickte sich um, Herr Brombacher winkte ihm durch das Schaufenster von der anderen Straßenseite aus zu. Er überlegte, ob er den Kasten bei ihm abgeben und ihn fragen sollte, was es damit auf sich habe. In seinem Laden gab es Spieluhren in gleichermaßen reich verzierten Kästen. Sobald man die Deckel öffnete, tanzten in einigen Ballerinas, in anderen kreisten Karussells, flatterten Vögel mit ihren Flügeln. Herr Brombacher verwahrte sie hinter Glas und präsentierte sie nur auf Nachfrage. Jedes Mal, wenn Jonas die Hand aber danach ausgestreckt hatte, hatte Herr Brombacher gesagt: »Das ist nichts für Kinder«, die Kästen zugeklappt und in die Vitrinen zurückgestellt. Und Jonas fürchtete, dass er mit diesem Kasten genauso verfahren würde, dass er ihn nehmen und wegschließen würde, für alle sichtbar, aber für niemanden zu erreichen.

Also bog Jonas um die Ecke, kauerte sich in den Mauervorsprung und versuchte, das erste Türchen zu öffnen, auf dem ein Haus mit sieben Giebeln abgebildet war - das Haus der Holzfäller, jeder in Ravenhagen kannte es. Doch sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht. Weder Ziehen noch Drücken bewirkte, dass das Holz auch nur einen Millimeter nachgab. Er zog sein Schnitzmesser hervor und schob die Spitze in den winzigen Türspalt. Nichts. Dann versuchte er es bei dem zweiten Türchen. Nichts. Dann bei dem dritten, vierten und fünften. Nichts. Nichts. Nichts.

Die Kirchenglocke schlug zur vollen Stunde. Mit gesenktem Kopf, den Kalender unter die Achsel geklemmt, machte er sich auf den Weg zur Schule. Da hörte er aus dem nahen Wald die Ohlenforsts, wie sie mit ihren Äxten auf die Stämme der Bäume einschlugen. Er hoffte, dass sie ihm helfen könnten, und ging in den Wald hinein. Die Luft war klar und mild. Der Boden, aufgeweicht durch den Regen der vergangenen Tage, verströmte einen würzigen Geruch, nach Erde, Harz und Holz. Je tiefer er in den Wald vordrang, desto lauter wurden die Schläge. Die Holzfäller standen auf einer Lichtung. Während Walter Ohlenforst die großen Tannen bearbeitete, hatte...
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