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Darkworld

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am19.04.2018
Nur knapp ist Antons Familie einem Brandanschlag entkommen. Wer ist dafür verantwortlich? Die Terrororganisation Blackbyte, wie die Medien berichten, oder gar Darkworld, das Unternehmen, in dem Antons Mutter zu künstlicher Intelligenz forscht, wie Nico, sein Freund aus dem Internet behauptet? Was hat sein Onkel Dirk mit der Sache zu tun? Jeder will Anton eine andere Wahrheit glauben machen. Wem kann er vertrauen? Ein einziger Fehler wäre tödlich ... Dark World ist ein atemlos spannender Science-Thriller im Blog-Style. Mit Pixelbildern, Memos, Schlagzeilen und Statistiken.

Tobias Rafael Junge arbeitet seit seinem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Geschichte als Schriftsteller, Spielentwickler und Setzer. Aufgewachsen in Nordbrandenburg lebt er nach einigen Wanderjahren mit seiner Frau, der Illustratorin Mia Steingräber, und ihren beiden gemeinsamen Töchtern glücklicherweise im etwas humorloseren Teil des Rheinlandes. Nils Andersen, geb. 1985, studierte Medienkunst in Weimar. Im Mai 2015 gründete er mit einer Kommilitonin das Kollektiv KIM&HIM und ist als freischaffender Motion Designer und Illustrator tätig.
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Produkt

KlappentextNur knapp ist Antons Familie einem Brandanschlag entkommen. Wer ist dafür verantwortlich? Die Terrororganisation Blackbyte, wie die Medien berichten, oder gar Darkworld, das Unternehmen, in dem Antons Mutter zu künstlicher Intelligenz forscht, wie Nico, sein Freund aus dem Internet behauptet? Was hat sein Onkel Dirk mit der Sache zu tun? Jeder will Anton eine andere Wahrheit glauben machen. Wem kann er vertrauen? Ein einziger Fehler wäre tödlich ... Dark World ist ein atemlos spannender Science-Thriller im Blog-Style. Mit Pixelbildern, Memos, Schlagzeilen und Statistiken.

Tobias Rafael Junge arbeitet seit seinem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Geschichte als Schriftsteller, Spielentwickler und Setzer. Aufgewachsen in Nordbrandenburg lebt er nach einigen Wanderjahren mit seiner Frau, der Illustratorin Mia Steingräber, und ihren beiden gemeinsamen Töchtern glücklicherweise im etwas humorloseren Teil des Rheinlandes. Nils Andersen, geb. 1985, studierte Medienkunst in Weimar. Im Mai 2015 gründete er mit einer Kommilitonin das Kollektiv KIM&HIM und ist als freischaffender Motion Designer und Illustrator tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862720729
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum19.04.2018
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3409492
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Der Schmerz ließ Anton aufstöhnen, noch bevor er auf dem Hallenboden aufschlug. Doch es war weder der Ellenbogen seines Gegenspielers, der ihm gerade ein blaues Auge verpasst hatte, noch der verpatzte Drei-Punkte-Wurf, der ihm zusetzte. Da war noch etwas anderes, ein Brennen in seiner Brust, als kratzte die Wut wie ein wildes Tier an seinem Innersten, als warf sie sich gegen seine Rippen, den Käfig, der sie gefangen hielt. Anton fühlte sich wie ein verbeulter Kampfroboter, den irgendein Arschloch vom anderen Ende der Welt aus fernsteuerte und der gerade den Selbstzerstörungsknopf gedrückt hatte.

Mit ordentlichem Wumms schlitterte er in die erste Reihe der Tribüne und kegelte einige Zuschauer krachend um. Den Aufprall spürte er kaum, als er mit ansehen musste, wie sich die Potsdamer Mannschaft den Rebound schnappte. Er stöhnte. Zum zehnten Mal lag er heute im Dreck.

»Komm schon, Thiele«, feuerte ihn jemand aus dem Publikum an und half ihm auf. »Noch zwanzig Sekunden. Du packst das!«

Und ob er das packen würde. Antons Muskeln spannten sich und er sprang auf. Im Vollsprint jagte der Shooting Guard durch das Heer der Potsdamer Riesen dem Ball hinterher. Deren Spielführer führte den Ball geradewegs Richtung Freiwurflinie. Der nächste Korb entschied das Spiel. Gerade als Anton den letzten Gegner passierte, setzte der Ballführende zu einem Sprungwurf an. Niemand stellte sich ihm entgegen, niemand hielt ihn auf, niem⦠Anton machte einen langen, donnernden Schritt und sprang. Die Zeit schien stillzustehen. Die Rufe der anderen Spieler und die Schreie der Zuschauer vermengten sich zu einem einzigen tiefen Dröhnen. In voller Streckung wischte Antons Arm über den Kopf des Werfers hinweg, doch der Ball verließ bereits dessen Hände.

Erst als Anton wieder den Boden unter seinen Füßen spürte, drehte sich die Welt in normaler Geschwindigkeit, seine Fingerspitzen schickten ein verzögertes Signal an das Gehirn. Er hatte es geschafft und den Ball noch gestreift! Der Ball prallte an die Innenseite des Rings, von wo aus er wieder zurück ins Feld sprang. Anton hechtete ihm entgegen, bekam ihn zu fassen und schlug einen Haken weg vom wütenden Potsdamer Spieler. In der Ferne, über dem gegnerischen Korb, flimmerten ihm rot die Ziffern der verbleibenden Spielzeit entgegen. Es blieben fünf Sekunden für ein letztes Fast Break. Mit einem Doppelpass überspielten er und ein Teamkamerad zwei Gegner. Um einen dritten drehte er sich, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren, bis ihn nur noch ein paar Meter vom Korb trennten. Darunter stand der größte seiner Gegenspieler - die gewaltigen Arme ausgebreitet wie Bahnschranken. Erneut verengt sich das Spielfeld zu einem schwarzen Tunnel.

Ohne zu wissen, ob er wirklich brüllte oder ob es ihm nur so vorkam, sprintete Anton mit gesenktem Kopf auf den Verteidiger zu, täuschte eine Rechtsbewegung an, zog links vorbei und schraubte sich zum Korbleger in die Höhe. Doch der menschliche Leuchtturm drehte sich überraschend schnell und sprang ihm mit erhobenen Armen entgegen. Instinktiv zog Anton den Ball zurück und ließ ihn auf der anderen Seite des Rings gegen das Brett prallen.

Während die letzte Sekunde erstarb und die Sirene das Ende des Spiels verkündete, sank der Ball ins Netz. Den Jubel von den Rängen und seiner Mannschaft hörte Anton nicht mehr. Das Geräusch seiner brechenden Nase versetzte seinen ganzen Körper in Schwingung. Als hätte seine Wut nur auf diesen kleinen Riss in ihrem Gefängnis gewartet, brach sie aus ihm heraus und hinterließ nichts als einen schweren, roten Schleier, hinter dem Antons Welt verschwand.

»Was machst du nur, Junge?«, brummte Herr Ribbentrop, als er die Tür der Umkleidekabine hinter sich schloss.

»Tut mir leid«, war alles, was Anton herausbrachte. Im leeren Raum klang seine Stimme viel zu laut. Der Dampf aus der Dusche legte sich langsam. Handtuch und Hirn fühlten sich ganz klamm an. Er wusste nicht, was mehr schmerzte: sein Auge, seine Nase, sein Knie oder sein Schädel.

»Schau mich an, wenn ich mit dir rede!«, sagte sein Trainer und trat näher. Seine Stimme klang ernst und besorgt.

Als Anton den Kopf hob, war er froh, durch die Plastiktüte mit dem zerstoßenen Eis das enttäuschte Gesicht von Herrn Ribbentrop nicht richtig erkennen zu können. So wirkte der massige Körper nur wie ein Kaleidoskop aus Bauch und Glatze, Schnäuzer und rot glänzendem Trainingsanzug.

»Hast du Stress?«, fragte der Trainer knapp.

»Nee, läuft alles.« Die ganze Sache war Anton ziemlich unangenehm. Zum Glück waren die anderen Jungs schon abgehauen.

»Und warum bist du dann ausgetickt? Normalerweise bist du doch nicht so.« Herr Ribbentrop runzelte die Stirn. »Anton, ich habe dich für die Landesauswahl vorgeschlagen und wollte dich nächste Saison in die U18 stecken. Was, wenn die Scouts von Alba da waren? Dann kannst du dir das verdammte Leistungszentrum in Berlin abschminken!«

»Darüber wollte ich eh noch mal mit Ihnen reden«, wich Anton aus. »Ich bin ständig verletzt - da wird das doch sowieso nichts. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich das alles noch will.« Hoffentlich gab sich der Trainer mit seiner Antwort zufrieden!

Herr Ribbentrop musterte Anton nachdenklich. »Okay, darüber reden wir noch. Jetzt komm erst mal wieder runter und auf die Beine, Junge. Wenn deine Eltern mitkriegen, dass sich ihr Sohn nach dem Spiel mit der halben gegnerischen Mannschaft prügelt, legen die uns beide übers Knie.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem aufmunternden Grinsen.

»Ich weiß doch auch nicht, was los war«, sagte Anton tonlos. »Die Typen hatten mich das ganze Spiel über auf dem Kieker.«

»Klar hatten die das. Du bist unser bester Spieler. Wäre ich ihr Trainer, hätte ich das genauso gemacht.« Der Trainer zögerte. »Na, bis auf das Nasebrechen vielleicht.«

Anton musste lachen. »Aua, das tut weh. Ich glaube, eine Rippe hat s auch erwischt.«

Herr Ribbentrop hockte sich vor ihn und nahm ihm den Eisbeutel aus der Hand. Anton musste bei diesem Anblick an ein großes, gutmütiges Nilpferd denken. Während der Trainer sich Antons Gesicht anschaute, murmelte er vor sich hin: »Das Auge wird wahrscheinlich nicht weiter anschwellen und die Nase wieder gerade anwachsen. Der Sani glaubt nicht, dass du ins Krankenhaus musst. Ich hatte übrigens nicht den Eindruck, dass du ganz bei dir warst, als ich dir den Zinken gerichtet habe.«

»Vielleicht hab ich eine leichte Gehirnerschütterung oder so?«

»Kann sein. Jedenfalls hast du jetzt eine Weile Zeit, dich auszukurieren. Die werden dich wahrscheinlich für die halben Play-offs sperren.«

»Aber das ist total unfair!« Anton sprang auf, Adrenalin pumpte mit einem Mal heiß durch seinen Körper. »Warum sperren die mich? Der Typ hat doch angefangen.«

»Trotzdem kriegt er für das Foul nur ein oder zwei Spiele«, stellte der Trainer nüchtern fest. »Deine Aussetzer konnte ich zumindest nicht mehr zählen.« â

»Oh â¦«

»Im Spiel warst du ja schon immer mit ganzem Herzen bei der Sache, aber das heute war neu. Vielleicht redest du mal mit deiner Mutter darüber. Sie wartet übrigens vor der Halle. Hab ihr gesagt, du bist gestürzt. Vielleicht sollte sie morgen besser keine Zeitung lesen.« Der Trainer gab Anton eine lasche Ohrfeige und wuchtete sich hoch. »Mach einfach mal ein bisschen ruhiger! Hast du dir verdient.«

Als Herr Ribbentrop gegangen war, saß Anton noch eine Weile reglos da. Anstatt sich anzuziehen, starrte er auf die gegenüberliegende Wand. Aus dem schmalen beschlagenen Spiegel, der dort hing, blickte ihm ein Junge entgegen, der bis vor zwei Stunden das vielversprechendste Talent Brandenburgs gewesen war: schmale, athletische Figur, braune Locken, ein längliches, feines Gesicht. Die grünen Augen blickten traurig zurück. Er erkannte sich selbst nicht wieder, alles war verschwommen und fremd.

 

»Da bist du ja!« Seine Mutter winkte ihm schon von Weitem. Perfekt zurechtgemacht wie immer lehnte sie am Familienkombi, der allein auf dem großen Parkplatz stand und sich nahtlos in die graubraune Herbstbrühe einfügte.

Anton seufzte. Widerwillig humpelte er mit seiner Sporttasche über der Schulter auf die zierliche Frau zu. Den Kopf eingezogen und die Hände in den Taschen ließ er ihre Umarmung über sich ergehen.

»Mama, du sollst mich doch nicht abholen. Ich kann mit dem Zug fahren. Der Verein bezahlt die Fahrkarte.«

Annette Thiele löste sich von ihrem Sohn, um die Schwellung an der Schläfe und die geklammerte Platzwunde über dem Nasenbein in Augenschein zu nehmen.

Sie sog scharf Luft ein. »Meine Güte, Anton, das sieht ja schlimm aus. Du musst wirklich besser auf dich aufpassen. Tut es weh, mein armer Schatz?« Sie strich ihm über die Wange und Anton zuckte zurück. »Also ehrlich - da kannst du ja gleich zum Kickboxen gehen statt zum Basketball.«

»Mama â¦«

»Wir fahren jetzt in die Notaufnahme, um das abzuklären.«

»Mama, bitte â¦«

»Jetzt gibt mir erst mal die Tasche, dann â¦«

»Verflucht, Mama!«, schrie Anton und ließ seine Tasche krachend auf den Boden fallen. »Ich bin fünfzehn, verdammt. Weißt du eigentlich, wie peinlich das ist, wenn du mich überall hinfährst und abholst und anrufst, wenn ich mal zehn Minuten zu spät bin? Ich bin kein Kind mehr.« Ohne zu wissen, woher die Wut plötzlich erneut kam und die Tränen, die mit dem Regen über sein Gesicht liefen, schnappte sich Anton die Tasche und rannte Richtung Bahnhof. Obwohl an diesem nassen...
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Tobias Rafael Junge arbeitet seit seinem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Geschichte als Schriftsteller, Spielentwickler und Setzer. Aufgewachsen in Nordbrandenburg lebt er nach einigen Wanderjahren mit seiner Frau, der Illustratorin Mia Steingräber, und ihren beiden gemeinsamen Töchtern glücklicherweise im etwas humorloseren Teil des Rheinlandes.

Nils Andersen, geb. 1985, studierte Medienkunst in Weimar. Im Mai 2015 gründete er mit einer Kommilitonin das Kollektiv KIM&HIM und ist als freischaffender Motion Designer und Illustrator tätig.