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Sommermeditationen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
158 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am20.04.20181. Auflage
Er hat es immer der besonderen Verantwortung des Schriftstellers abgefordert, sich nicht nur durch sein literarisches Schaffen in den Dienst der Wahrheit zu stellen, sondern sich auch für die Bürger- und Menschenrechte zu engagieren. Am 29. Dezember 1989 wurde Václav Havel, weltberühmter Dramatiker, Essayist und Dissident, Staatspräsident der Tschechoslowakei. Er, der sein Leben lang «in Konfrontation mit der Macht» gestanden hatte, war plötzlich der höchste staatliche Funktionsträger seines Landes. Damals, so schreibt Havel, sei er von der mitreißenden Revolution an die Spitze des Staates getragen worden, aber inzwischen habe sich die Zeit geändert: Der Karneval der Revolution ist vorbei, «der Himmel hat sich bewölkt, die Klarheit und die allgemeine Übereinstimmung sind verschwunden, und auf unser Land warten nicht geringe Prüfungen». Die hier vorgelegten «Sommermeditationen» sind eine Bilanz der «Prüfungen», die - ruinöse Erblast des totalitären Regimes - den Weg zur Demokratisierung säumen. Aber sie träumen auch von einer Zukunft, in der der «Schock der Freiheit» überwunden, «Gleichmacherei, Uniformität, Anonymität und Häßlichkeit» verschwunden sind und die Bürger Selbstbewußtsein und Selbstachtung wiedererlangt haben, ein Gefühl der Mitverantwortung entwickelt und ein neues europäisches Zuhause gefunden haben.

Geboren am 5. 10. 1936 in Prag. Wegen seiner Herkunft aus einer «bourgeoisen», nach dem kommunistischen Umsturz 1948 enteigneten Familie konnte Havel nur auf Umwegen Ober- und Hochschulbildung erlangen. 1951 Lehre als Chemielaborant. 1954 Abitur an einer Abendschule. 1955 debütierte er mit Kritiken in der Zeitschrift «Kveten» (Mai), später publizierte er in allen wichtigen tschechischen Literaturzeitschriften. 1959 schrieb er sein erstes Stück, den Einakter «Rodinný vecer» (Familienabend). Nach der sowjetischen Okkupation widersetzte er sich der neostalinistischen Gleichschaltung, bekam Publikationsverbot, wurde wegen der Beteiligung an zahlreichen Protestaktionen schikaniert, geheimpolizeilich observiert und schließlich 1977, als Mitbegründer und Sprecher der Charta 77, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Danach Hausarrest aufgrund fortgesetzter Aktivitäten als Bürgerrechtler (Gründung des «Komitees für die Verteidigung zu Unrecht Verfolgter» und Veröffentlichungen im Ausland. 1979 Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, von der ihm nur die letzten Monate wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung erlassen wurden. Weil er im Januar 1989 eine Gedenkveranstaltung für Jan Palach mitorganisierte, der sich 1969 aus Protest gegen die Okkupation des Landes selbst verbrannt hatte, wurde Havel erneut festgenommen und zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt; nach weltweiten Protesten Entlassung im Mai. Am 29. 12. 1989 Wahl zum Präsidenten der CSFR. Auszeichnungen: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1969); Ehrenpreis der Société des Auteurs, Frankreich (1981); Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1989); Simon-Bolivar-Preis, Venezuela (1990); Rotary-Preis, USA (1990); «Olof-Palme-Preis für öffentliche Verdienste», Schweden (1990); Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (1991). Verstorben 2011 in Hrádecek, Tschechien.
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Produkt

KlappentextEr hat es immer der besonderen Verantwortung des Schriftstellers abgefordert, sich nicht nur durch sein literarisches Schaffen in den Dienst der Wahrheit zu stellen, sondern sich auch für die Bürger- und Menschenrechte zu engagieren. Am 29. Dezember 1989 wurde Václav Havel, weltberühmter Dramatiker, Essayist und Dissident, Staatspräsident der Tschechoslowakei. Er, der sein Leben lang «in Konfrontation mit der Macht» gestanden hatte, war plötzlich der höchste staatliche Funktionsträger seines Landes. Damals, so schreibt Havel, sei er von der mitreißenden Revolution an die Spitze des Staates getragen worden, aber inzwischen habe sich die Zeit geändert: Der Karneval der Revolution ist vorbei, «der Himmel hat sich bewölkt, die Klarheit und die allgemeine Übereinstimmung sind verschwunden, und auf unser Land warten nicht geringe Prüfungen». Die hier vorgelegten «Sommermeditationen» sind eine Bilanz der «Prüfungen», die - ruinöse Erblast des totalitären Regimes - den Weg zur Demokratisierung säumen. Aber sie träumen auch von einer Zukunft, in der der «Schock der Freiheit» überwunden, «Gleichmacherei, Uniformität, Anonymität und Häßlichkeit» verschwunden sind und die Bürger Selbstbewußtsein und Selbstachtung wiedererlangt haben, ein Gefühl der Mitverantwortung entwickelt und ein neues europäisches Zuhause gefunden haben.

Geboren am 5. 10. 1936 in Prag. Wegen seiner Herkunft aus einer «bourgeoisen», nach dem kommunistischen Umsturz 1948 enteigneten Familie konnte Havel nur auf Umwegen Ober- und Hochschulbildung erlangen. 1951 Lehre als Chemielaborant. 1954 Abitur an einer Abendschule. 1955 debütierte er mit Kritiken in der Zeitschrift «Kveten» (Mai), später publizierte er in allen wichtigen tschechischen Literaturzeitschriften. 1959 schrieb er sein erstes Stück, den Einakter «Rodinný vecer» (Familienabend). Nach der sowjetischen Okkupation widersetzte er sich der neostalinistischen Gleichschaltung, bekam Publikationsverbot, wurde wegen der Beteiligung an zahlreichen Protestaktionen schikaniert, geheimpolizeilich observiert und schließlich 1977, als Mitbegründer und Sprecher der Charta 77, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Danach Hausarrest aufgrund fortgesetzter Aktivitäten als Bürgerrechtler (Gründung des «Komitees für die Verteidigung zu Unrecht Verfolgter» und Veröffentlichungen im Ausland. 1979 Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, von der ihm nur die letzten Monate wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung erlassen wurden. Weil er im Januar 1989 eine Gedenkveranstaltung für Jan Palach mitorganisierte, der sich 1969 aus Protest gegen die Okkupation des Landes selbst verbrannt hatte, wurde Havel erneut festgenommen und zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt; nach weltweiten Protesten Entlassung im Mai. Am 29. 12. 1989 Wahl zum Präsidenten der CSFR. Auszeichnungen: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1969); Ehrenpreis der Société des Auteurs, Frankreich (1981); Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1989); Simon-Bolivar-Preis, Venezuela (1990); Rotary-Preis, USA (1990); «Olof-Palme-Preis für öffentliche Verdienste», Schweden (1990); Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (1991). Verstorben 2011 in Hrádecek, Tschechien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688109845
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.04.2018
Auflage1. Auflage
Seiten158 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3410961
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Ökonomie der Eigenverantwortlichkeit

Mein ganzes erwachsenes Leben lang bin ich von offiziellen Funktionsträgern als «Exponent der Rechten» bezeichnet worden, der den Kapitalismus in unser Land zurückbringen will. Heute - auf meine alten Tage - werde ich linker Orientierungen verdächtigt, wenn nicht sogar sozialistischer Schliche.

Wie ist das also eigentlich mit mir?

Vor allem und hauptsächlich: nie in meinem Leben habe ich mich mit irgendeiner Ideologie, Glaubenslehre oder Doktrin identifiziert, sei sie nun rechts, links oder wie auch immer gerichtet, also mit einem fertigen und abgeschlossenen System von Lehrsätzen über die Welt. Immer habe ich mich im Gegenteil bemüht, über alles mit dem eigenen Verstand nachzudenken, unvoreingenommen, und immer habe ich mich heftig gegen jede Einordnung in diese oder jene Schublade gewehrt und gegen jede Versuchung, mir das Leben durch die Annahme irgendeines fertigen Systems von Ansichten zu erleichtern, das jemand vor mir fertiggestellt hat.

Ich habe mich in dem Maße offen alldem gegenüber gefühlt, was imstande ist, mich zu interessieren oder zu überzeugen, daß es mir niemals Schwierigkeiten gemacht hat, mir diesen oder jenen Gedanken eines anderen zu eigen zu machen und ihn in mein Weltbild einzufügen - das war allerdings gerade deswegen möglich, weil ich darauf achtete, mir meine innere Freiheit zu bewahren, und es ablehnte, sie durch irgendeine intellektuelle Voreingenommenheit zu beschränken.

Ich behaupte nicht, immer recht gehabt zu haben oder immer recht zu haben. Doch wenn ich mich irre, dann ist das ausschließlich die Konsequenz der beschränkten Schärfe meines Geistes, der Unaufmerksamkeit, ungenügender Bildung oder meiner Unzulänglichkeiten, niemals aber die Folge von ideologischer Blindheit oder Fanatismus. Deshalb macht es mir auch keine Schwierigkeiten, eine Ansicht zu ändern, wann immer ich feststelle, daß ich mich irre.

Ich lehne es ab und habe dies immer getan, mich selbst der Rechten oder Linken zuzuordnen; ich stehe außerhalb dieser politisch-ideologischen Fronten und bin von ihnen unabhängig; ich hüte meine Freiheit so sehr, damit ich ohne Schwierigkeiten über alles immer die Ansicht haben kann, die ich mir selbst erarbeite, und dabei nicht von meiner eigenen vorhergehenden Selbsteinordnung gebunden bin. Ich kann mir vorstellen, daß eine meiner Ansichten links, eine andere im Gegenteil rechts erscheinen mag, ich kann mir sogar vorstellen, daß ein und dieselbe Ansicht dem einen links und dem anderen rechts erscheint - und es ist mir, um die Wahrheit zu sagen, völlig gleichgültig. Und am meisten widerstrebt mir, über mich selbst zu erklären, ich stünde «in der Mitte». Mich derart topographisch zu definieren, kommt mir schon völlig absurd vor (um so mehr, als die gedachte Mittelstellung restlos abhängig ist von dem Blickwinkel, aus dem sie gesehen wird).

Eine solche Haltung ist heute nicht allzu populär. Die Notwendigkeit der politischen Selbstreflexion der Gesellschaft und deren schnelle politische Kristallisierung führt im Gegenteil dazu, daß mancher sich bemüht, sich selbst «topographisch» einzuordnen: Jeden Tag können wir in der Zeitung lesen, daß dieser oder jener Politiker oder diese oder jene Partei sich rechts oder links fühlt, links von der Mitte oder rechts davon, links von rechts, rechts von links oder in der linken Mitte der Rechten. Ich verspüre aber in der Tat - nicht einmal heute - das Bedürfnis, mich selbst derart zu lokalisieren. Mir scheint, daß solch ein Versuch nur eine Konzession an eine Zeitmode wäre, die a priori meine Freiheit einschränkte, die mich an etwas oder an jemanden bände, ohne daß sie über meine Ansichten etwas Bestimmteres aussagte.

Als ich über mich gesagt habe, ich fühlte mich als Sozialist, habe ich mich damit nicht mit einer konkreten ökonomischen Theorie oder Konzeption identifiziert (und um so weniger mit der Vorstellung, alles solle staatlich und geplant sein), ich wollte damit nur sagen, daß mein Herz sozusagen links schlägt. Eher als um eine konkrete Überzeugung ging es also um eine mentale Gestimmtheit, eine Art nonkonformistischen Zustand des Geistes, eine Orientierung gegen das Establishment, Widerstand gegenüber Spießern und Interesse an den «Erniedrigten und Beleidigten». Ich behaupte schon lange nicht mehr von mir, Sozialist zu sein; nicht weil mein Herz in der Zwischenzeit seinen Platz gewechselt hätte, sondern weil dieses Wort - insbesondere in unserem sprachlichen Kontext - eher verwirrt, als daß es etwas Präzises ausdrückt, und soweit es heute doch wieder etwas auszudrücken beginnt, dann entschieden nicht das, was entsprechend dem heutigen Zustand meiner Erkenntnis irgendeinen sinnvollen Ausweg anbieten könnte.

Niemals allerdings habe ich etwa gesagt oder geschrieben, ich sei für den Kapitalismus oder wolle ihn bei uns einführen. Der Grund, warum ich diesem Wort ausweiche, ist ähnlich wie beim Wort Sozialismus: Der Kapitalismus ist eine von den Marxisten verbreitete und profanierte ideologische Kategorie, und ich weiß nicht, warum ich sie von ihnen übernehmen sollte. Um so mehr, als er heute in ziemlich verbreitetem Bewußtsein, das sich immer gern durch die Übernahme derartiger ideologischer Termini das Leben einfacher macht, mit zahlreichen gefährlichen Zivilisationserscheinungen der gegenwärtigen Welt verbunden ist, die ich entschieden nicht in meinem Programm habe.

Sosehr auch mein Herz schon immer links von der Mitte meiner Brust schlug, habe ich immer gewußt, daß die einzig funktionierende und überhaupt mögliche Ökonomie die Marktwirtschaft ist. Das heißt eine Ökonomie, in der alles einen konkreten Besitzer hat und für alles daher jemand verantwortlich ist, in der - im Rahmen der Rechtsordnung - absolute Selbständigkeit und Pluralität der ökonomischen Subjekte herrscht und deren Gang vor allem von den Gesetzen des Marktes geleitet ist. Einzig eine solche Ökonomie ist natürlich, hat Sinn und kann zu Prosperität führen, weil sie dem Charakter des Lebens entspricht: Das Leben ist in seinem Wesen selbst unendlich und geheimnisvoll vielgestaltig und von keinem Zentralgehirn in seiner Fülle und Veränderlichkeit erfaßbar und planbar. Der Versuch, alle wirtschaftlichen Subjekte unter der Herrschaft des Staates als des einzigen monströsen Eigentümers zu vereinigen und das gesamte Wirtschaftsleben einem zentralen Verstand unterzuordnen, der glaubt, er sei klüger als das Leben selbst, ist in seinen Konsequenzen gegen das Wesen des Lebens selbst gerichtet. Es ist dies eine extreme Äußerung der Hybris des neuzeitlichen Menschen, der von sich selbst annimmt, die Welt ganz begriffen zu haben, selbst ihr Höhepunkt zu sein und daher auch berechtigt und fähig, die Welt komplett zu lenken; eines Menschen, der von seinem Gehirn behauptet, es sei die höchste Organisationsform der Materie, und der nicht beachtet hat, daß es hier eine unendlich kompliziertere Struktur gibt, von der er nur ein unbedeutendes Teilchen ist, nämlich die Natur, den Weltraum, die Seinsordnung. Zu Beginn der kommunistischen Ökonomie stand die Utopie des selbstbewußten Verstandes, der sich über alles erhoben hat. Alles, was sich diesem Verstand entzog beziehungsweise über sein Projekt hinausreichte und es störte, begann die praktizierte Utopie zu liquidieren. Zensur, Terror und Konzentrationslager sind die Konsequenzen desselben historischen Phänomens, dessen Konsequenzen auch eine heruntergekommene Zentralwirtschaft ist, wie wir sie vom Kommunismus geerbt haben. Eigentlich sind dies zwei Dimensionen ein und desselben Irrwegs, der mit derselben ideologischen Illusion begonnen hat, mit derselben pseudowissenschaftlichen Utopie, mit demselben Verlust des Sinnes für die Unerforschlichkeit des Lebens und der Demut vor der geheimnisvollen Seinsordnung, mit demselben Verzicht auf den sittlichen Imperativ «von oben», und damit auch auf das menschliche Gewissen.

 

Hin und wieder kann man hören, daß angeblich unsere Revolution und die Kräfte, die danach die Wahl gewannen, die Öffentlichkeit betrogen haben, weil sie ihr verheimlichten, daß bei uns der Kapitalismus erneuert werden soll.

Die Wirklichkeit war anders: Das Wort Kapitalismus haben wir nicht verwendet, und ich - ich habe erklärt warum - verwende es bis heute nicht. Wir haben aber immer betont - nicht nur in der Zeit der Revolution und vor der Wahl, sondern viele von uns lange davor -, daß wir eine normale Marktwirtschaft wollen. Das Programm der Zerschlagung des totalitären Systems und der Erneuerung der Demokratie verlöre den Sinn und die Hoffnung auf Erfolg, wenn es ablehnte, auch den Grundpfeiler dieses Systems zu zerschlagen, seine hauptsächliche Stütze und zugleich die Hauptursache der materiellen Zerstörung, zu der es geführt hat, nämlich die zentralisierte Wirtschaft.

Mein Gewissen ist in dieser Angelegenheit rein. Ich weiß genausogut wie die rechteste Rechte, daß der einzige Weg zur wirtschaftlichen Rettung dieses Landes und zu seiner allmählichen Erholung und schließlich zu wirklicher wirtschaftlicher Entwicklung die möglichst schnelle Erneuerung der Marktwirtschaft ist.

Auf diesen Weg haben wir uns begeben, und wir nennen ihn (nicht allzu genau) «Wirtschaftsreform». Die Grundsätze dieser Reform sind in einem Regierungsszenario formuliert, dem das Parlament zugestimmt hat. Dieses Szenario, das eine Skizze und die zeitliche Abfolge der Schritte enthält, die zur Erfüllung dieser präzedenzlosen Aufgabe führen sollen, ist das Ergebnis langer und komplizierter Diskussionen verschiedener Ökonomen. Viele Elemente hat Minister Klaus in dieses Szenario eingebracht und es durch seine...
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Autor

Geboren am 5. 10. 1936 in Prag. Wegen seiner Herkunft aus einer «bourgeoisen», nach dem kommunistischen Umsturz 1948 enteigneten Familie konnte Havel nur auf Umwegen Ober- und Hochschulbildung erlangen. 1951 Lehre als Chemielaborant. 1954 Abitur an einer Abendschule. 1955 debütierte er mit Kritiken in der Zeitschrift «Kveten» (Mai), später publizierte er in allen wichtigen tschechischen Literaturzeitschriften. 1959 schrieb er sein erstes Stück, den Einakter «Rodinný vecer» (Familienabend). Nach der sowjetischen Okkupation widersetzte er sich der neostalinistischen Gleichschaltung, bekam Publikationsverbot, wurde wegen der Beteiligung an zahlreichen Protestaktionen schikaniert, geheimpolizeilich observiert und schließlich 1977, als Mitbegründer und Sprecher der Charta 77, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Danach Hausarrest aufgrund fortgesetzter Aktivitäten als Bürgerrechtler (Gründung des «Komitees für die Verteidigung zu Unrecht Verfolgter» und Veröffentlichungen im Ausland. 1979 Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, von der ihm nur die letzten Monate wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung erlassen wurden. Weil er im Januar 1989 eine Gedenkveranstaltung für Jan Palach mitorganisierte, der sich 1969 aus Protest gegen die Okkupation des Landes selbst verbrannt hatte, wurde Havel erneut festgenommen und zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt; nach weltweiten Protesten Entlassung im Mai. Am 29. 12. 1989 Wahl zum Präsidenten der CSFR. Auszeichnungen: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1969); Ehrenpreis der Société des Auteurs, Frankreich (1981); Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1989); Simon-Bolivar-Preis, Venezuela (1990); Rotary-Preis, USA (1990); «Olof-Palme-Preis für öffentliche Verdienste», Schweden (1990); Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (1991). Verstorben 2011 in Hrádecek, Tschechien.