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Hilfe, ich date eine Familie!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am09.11.20181. Auflage
Fischstäbchen gegen Bauchweh. Als Kind hatte ich eine Schildkröte. Angeblich sollen diese Tiere über hundert Jahre alt werden. Meine hat nicht einmal bis Silvester durchgehalten. Der Ficus in meiner ersten Wohnung? Bis Donnerstag. Und ausgerechnet ich bin nun Vater. Sogar zweifacher Vater, seit meine Freundin Sonja und ihre beiden Söhne Dante und Paul zu mir nach München gezogen sind. Wie soll ich das bloß hinkriegen? Die Geschichte eines Chaoten, der am Samstag noch Junggeselle war und am Sonntag plötzlich eine vierköpfige Familie hat. Wenn eine Patchwork-Familie der Preis für die Frau der Träume ist...



Maximilian Reich, geboren 1984, wurde vom Arbeitsamt empfohlen, Geburtshelfer zu werden. Er entschied sich lieber für eine Karriere als Journalist und schreibt heute für Focus, Freundin, Neon, Playboy, Jetzt.de u. a. Er lebt mit seiner Familie in München.

Mehr Informationen zum Autor unter www.maximilianreich.de.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextFischstäbchen gegen Bauchweh. Als Kind hatte ich eine Schildkröte. Angeblich sollen diese Tiere über hundert Jahre alt werden. Meine hat nicht einmal bis Silvester durchgehalten. Der Ficus in meiner ersten Wohnung? Bis Donnerstag. Und ausgerechnet ich bin nun Vater. Sogar zweifacher Vater, seit meine Freundin Sonja und ihre beiden Söhne Dante und Paul zu mir nach München gezogen sind. Wie soll ich das bloß hinkriegen? Die Geschichte eines Chaoten, der am Samstag noch Junggeselle war und am Sonntag plötzlich eine vierköpfige Familie hat. Wenn eine Patchwork-Familie der Preis für die Frau der Träume ist...



Maximilian Reich, geboren 1984, wurde vom Arbeitsamt empfohlen, Geburtshelfer zu werden. Er entschied sich lieber für eine Karriere als Journalist und schreibt heute für Focus, Freundin, Neon, Playboy, Jetzt.de u. a. Er lebt mit seiner Familie in München.

Mehr Informationen zum Autor unter www.maximilianreich.de.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841216199
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum09.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3411004
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

Der Blick des Todes von Kleinkindern

Ein kleines Mädchen tapst unbeholfen durch das Zugabteil. Direkt neben meinem Platz plumpst es zu Boden.

»Hoppla.« Ich lächle es aufmunternd an.

Das Mädchen greift seinen Schnuller vom Boden und rappelt sich wieder auf. Mit großen Augen guckt es mich an.

»Na du?« Ich grinse immer noch wie ein Glücksbärchen nach dem Koitus, aber das Kind zeigt keine Reaktion.

»Kuckuck.« Ich winke.

Nichts. Es starrt mich nach wie vor an, als wolle es mein Gehirn zum Schmelzen bringen. High Noon im »Bahn Comfort«-Bereich.

Hmm.

Also entweder ist das kleine Mädchen schwer depressiv, oder ich komme bei Kindern so gut an wie ein Schalker im Dortmund-Fanblock. Was nicht so toll wäre, wenn man bedenkt, dass ich gerade auf dem Weg zu meiner Freundin bin, um ihre beiden Söhne kennenzulernen. Wir wollen vorfühlen, ob die beiden mich als Freund an der Seite ihrer Mutter akzeptieren würden. Andernfalls müssten wir uns leider trennen, nicht weil wir es wollen, sondern zum Wohlbefinden der Kinder, das über allem steht. Und das darf nicht passieren. Ich liebe Sonja. Also bitte, lieber Gott, lass diesen dreijährigen Goldschatz einfach bloß hochgradig depressiv sein.

»Mausi, flirtest du wieder mit fremden Männern?«

Eine rundliche Dame mit blondem Pferdeschwanz hebt das kleine Mädchen auf den Arm.

Na, wenn das Mausis Flirttechnik ist, wachsen Mausi in den nächsten Jahren hoffentlich Riesenbrüste. Andernfalls befürchte ich, dass Mausi später einmal sehr einsam sterben wird.

»Komm, wir lassen den Herrn jetzt wieder in Ruhe.« Die Dame zwinkert mir zu und trägt das kleine Mädchen zurück zu ihrem Sitzplatz.

Ich drehe meinen Kopf wieder zum Fenster und blicke auf die schneebedeckten Felder, die an uns vorbeiziehen.

Bin ich schon bereit für Kinder? Die Frage schießt mir heute wohl zum hundertsten Mal durch den Kopf.

Ich bin zweiunddreißig Jahre alt. Ich habe ein monatliches Einkommen und mache meine Steuererklärung. Ich hab sogar einmal eine Darmspiegelung zur Vorsorge gemacht. Kann man noch reifer sein? Als meine Eltern so alt waren wie ich, hatten sie immerhin schon drei Kinder.

»Wir erreichen in wenigen Minuten den Bahnhof Hamburg-Altona. Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung rechts«, bremst der Zugführer mit einer Durchsage meine Gedanken aus.

Ich hieve meinen Trolley von der Ablage über mir und stelle mich an den Ausgang. Meine Beine sind wacklig. Aber neben der Nervosität schwappt noch ein anderes Gefühl durch meinen Körper: Vorfreude. Ich freue mich darauf, Dante und Paul kennenzulernen und Sonja wieder in die Arme zu schließen. Zwei Wochen ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.

Das erste Mal habe ich Sonja vor zwei Monaten getroffen, als ich beruflich in Hamburg war. Ein Taschendieb hatte ihr vor einem Einkaufszentrum gerade die Handtasche entrissen, und ich bin ihm hinterhergerannt. Er ist mir leider entwischt, aber Sonja lud mich trotzdem als Dankeschön für meinen heldenhaften Einsatz auf einen Kaffee ein. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht miteinander gesprochen haben. Sie hat mich gesehen und sich auf den ersten Blick sofort in mich verliebt. Ich bin eben wie Crystal Meth. Einmal probiert, kannst du danach nur schwer ohne leben.

...

Na gut, ich gebe zu: Das ist gelogen. Ich hätte viel zu viel Angst, einen Verbrecher zu verfolgen. Am Ende hole ich ihn tatsächlich noch ein. Und dann? Er würde sich bestimmt wehren - aber ich habe mich doch noch nie geprügelt. Diese Geschichte habe ich mir bloß ausgedacht, weil die Wahrheit nicht besonders romantisch ist. Ich saß am Abend an meinem Laptop und habe meinen Lebenslauf auf der Internetseite XING aktualisiert, als mir irgendein hochprofessioneller Algorithmus Sonja als Geschäftskontakt vorschlug. Sie ist Fotografin und arbeitet viel mit Medien zusammen. Weil ich Journalist bin, war die Business-Plattform der Meinung, wir könnten gut zusammenpassen. Sie sollte recht behalten. Ich hab ihr Bild mit den ölschwarzen Mandelaugen gesehen und mich sofort verliebt. Leider beruhte diese Anziehungskraft anfangs nicht auf Gegenseitigkeit.

Zunächst schickte ich ihr eine Kontaktanfrage. Als ich am Montagmorgen ihre Bestätigung sah, bedankte ich mich und erkundigte mich nach ihrem Wochenende. Ganz unverfänglich. Immer schön cool bleiben. Am Abend schrieb sie zurück:

Hallo Maximilian,

vielen Dank für Deine Anfrage. Ich habe mit meinen beiden Kindern einen Ausflug gemacht.

Grüße Sonja

Das war´s. Keine Gegenfrage. Nichts. Bloß der Hinweis, dass sie zwei Kinder hat. Wahrscheinlich, damit ich keine weiteren Annäherungsversuche unternehme. Aber da hatte sie sich geirrt. Denn ehrlich gesagt dachte ich, es würde keinen großen Unterschied machen, ob man mit einer Mutter oder mit einer kinderlosen Frau ausgeht. Vielleicht kann man seltener das Haus verlassen, dachte ich. Aber das kam einem Stubenhocker wie mir gerade recht. Im Nachhinein war ich damals wohl ziemlich naiv. Ich schrieb ihr also weiter fleißig Nachrichten, die sie alle brav beantwortete. Es brauchte allerdings ein paar Tage und viele Nachrichten, bis sie auch mal eine Gegenfrage stellte und Interesse an mir zeigte. Das war der Moment, in dem ich mich traute, nach ihrer Handynummer zu fragen - und prompt eine Abfuhr kassierte.

Hallo Maximilian,

tut mir leid, aber meine Nummer gebe ich nicht so gern weiter. Lass uns doch hier weiterschreiben.

Zu dem Zeitpunkt war sie für mich einfach nur eine Frau mit einem wunderschönen Foto und einem eigenen Humor, der manchmal durch ihre Nachrichten schimmerte. Aber es reizte mich, dass sie es mir so schwer machte. Mein Jagdtrieb war geweckt. Also schrieb ich ihr weiter, und jede Mail schloss ich mit der Frage nach einem Date und ihrer Handynummer ab. Und jede Antwort beendete sie mit Mal gucken und einem schelmischen Smiley. Es wurde zu unserem Running Gag.

Fünf Wochen ging das so. Dann musste sie geschäftlich nach München und stimmte endlich zu, bei der Gelegenheit mit mir auszugehen.

Vor dem Altonaer Bahnhof steige ich in ein Taxi und gebe dem Fahrer Sonjas Adresse. An einer roten Ampel bleiben wir vor einem thailändischen Restaurant stehen.

Bei unserem ersten Date haben Sonja und ich uns vor einem Restaurant getroffen, das ganz ähnlich aussah. Sie trug ein ärmelloses Kleid in Rot, das den Blick auf ihre schmalen Schultern freigab. Darauf legten sich ganz sanft ihre pechschwarzen Haare. Ich habe noch nie in meinem Leben eine so schöne Frau gesehen. Sie war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich hatte eine eher dominante Frau erwartet, aber das Gegenteil stand plötzlich vor mir. Sonja war schüchtern. Gar nicht so resolut wie in ihren Nachrichten. Sie zitterte sogar leicht, vielleicht war ihr auch einfach kalt. Auf jeden Fall fand ich das irgendwie süß - und gleichzeitig raubte sie mir damit jede Nervosität. Ich nahm sie in den Arm, um sie zu beruhigen, und damit war das Eis zwischen uns gebrochen. Wir aßen Pad-Thai-Nudeln und Tom-Yam-Suppe und sprachen über Reisen, die wir gemacht hatten und die wir noch machen wollten. Sonja war nicht wie meine Dates zuvor. Meine Exfreundin fand immer ein Haar in der Suppe. Sonja betrat das Lokal und war begeistert von den kunstvoll bestickten Tischdecken. Sie hat eine unglaublich fröhliche Art, die mich mitriss und bis heute nicht mehr freigelassen hat.

»Was willst du eigentlich von einer zweifachen Mutter? Mit einer Frau ohne Kinder ist das Leben doch sicher einfacher«, fragte Sonja mich irgendwann. Es war ihr ernst.

Meine Einstellung zu Kindern hatte sich seit meiner ersten XING-Nachricht nach wie vor nicht geändert. Eine Beziehung mit einer Familie? So schwer kann das ja wohl nicht sein. Aber das konnte ich ihr so natürlich nicht sagen. Das hätte ja gewirkt, als sei ich ein oberflächlicher Typ, der sich keine ernsthaften Gedanken gemacht hat, was er hier eigentlich gerade tut. So was finden Frauen in der Regel gar nicht toll. Aber ich wollte Sonja unbedingt wiedersehen.

Also sagte ich: »Es stört mich nicht, dass du Kinder hast. Im Gegenteil: Ich liebe Kinder. Spaß habe ich lange genug gehabt. Ich möchte endlich eine Familie.«

Das ist ein bisschen wie beim Einreiseantrag in die USA, wo man ankreuzen soll, ob man Mitglied einer Terrorvereinigung ist. Man sagt halt das, was einen ans Ziel bringt. Und es funktionierte.

An diesem Abend küssten wir uns das erste Mal.

Seitdem haben wir uns jedes zweite Wochenende entweder bei ihr oder bei mir getroffen, immer wenn die Kinder bei ihrem Vater waren. Sonja wollte mich ihren Jungs erst vorstellen, wenn wir uns sicher seien, wo das mit uns hinsteuert. Und damit war ich einverstanden.

Das Taxi stoppt vor einem weißen Mehrfamilienhaus. Jetzt wird´s ernst. Mein Herz hat einen Gang zugelegt und rast nun wie Sebastian Vettel über den Nürburgring. Wie begrüßt man eigentlich ein Kind? Noch so eine Frage, die mir plötzlich durch den Kopf schießt.

Mit einem kräftigen Händedruck? Nein, bestimmt zu förmlich. Schließlich siezen wir uns nicht. Soll ich ihnen den Kopf tätscheln? Hm. Das mögen sie vielleicht nicht, könnte herablassend wirken. Lieber die Ghetto-Faust? Eine Umarmung? Oder wie die Politiker: eine Hand reichen und die andere auf die Schulter legen?

Jetzt mach dich nicht verrückt, die haben...
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