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Im Licht des Polarsterns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
768 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am05.10.20181. Auflage
Eine große Liebe im ewigen Eis.

1889: Als Flora mit zwölf das erste Mal die Arktis sieht, ist sie fasziniert. Seither ist es ihr größter Wunsch, Polarforscherin zu werden. Doch in dieser Männerwelt Fuß zu fassen scheint unmöglich. Jahrelang muss sie um Anerkennung kämpfen, dann führt sie der Zufall auf ein Expeditionsschiff, und ihr Traum wird Wirklichkeit. Hoch oben im ewigen Eis lernt sie Jakob kennen, Mitglied einer konkurrierenden Forschungsgruppe. Allen Widrigkeiten zum Trotz verlieben sie sich. Aber darf diese Liebe Bestand haben, nach allem, wofür Flora ihr Leben lang gekämpft hat?

'Atemberaubend und einzigartig.' The Observer.



Stef Penney wuchs in Edinburgh auf. Sie studierte Philosophie, Theologie und Filmwissenschaften, schrieb mehrere Drehbücher und arbeitete als Regisseurin. Ihr Debüt 'Die Zärtlichkeit der Wölfe' wurde mit einem der wichtigsten Literaturpreise Englands (Costa Book of the Year) ausgezeichnet, 'Im Licht des Polarsterns' ist ebenfalls für diesen Preis nominiert.
Mehr Informationen zur Autorin unter www.stefpenney.com.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine große Liebe im ewigen Eis.

1889: Als Flora mit zwölf das erste Mal die Arktis sieht, ist sie fasziniert. Seither ist es ihr größter Wunsch, Polarforscherin zu werden. Doch in dieser Männerwelt Fuß zu fassen scheint unmöglich. Jahrelang muss sie um Anerkennung kämpfen, dann führt sie der Zufall auf ein Expeditionsschiff, und ihr Traum wird Wirklichkeit. Hoch oben im ewigen Eis lernt sie Jakob kennen, Mitglied einer konkurrierenden Forschungsgruppe. Allen Widrigkeiten zum Trotz verlieben sie sich. Aber darf diese Liebe Bestand haben, nach allem, wofür Flora ihr Leben lang gekämpft hat?

'Atemberaubend und einzigartig.' The Observer.



Stef Penney wuchs in Edinburgh auf. Sie studierte Philosophie, Theologie und Filmwissenschaften, schrieb mehrere Drehbücher und arbeitete als Regisseurin. Ihr Debüt 'Die Zärtlichkeit der Wölfe' wurde mit einem der wichtigsten Literaturpreise Englands (Costa Book of the Year) ausgezeichnet, 'Im Licht des Polarsterns' ist ebenfalls für diesen Preis nominiert.
Mehr Informationen zur Autorin unter www.stefpenney.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841216236
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum05.10.2018
Auflage1. Auflage
Seiten768 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3411022
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

MCGUIRE AIR FORCE BASE,
NEW JERSEY, 40º0' N, 74º35' W

APRIL 1948

Das Flugzeug blitzt wie eine dicke, glänzende Aluminiumzigarre in der Sonne. In selbstbewusstem Aufwärtsschwung prangt das Wort Arcturus auf dem Rumpf. Ein Name, der extra für diese Reise angebracht wurde: Man hat die Bezeichnung eines Himmelsgestirns wohl passender gefunden als die nichtssagende Zahlenfolge, die vorher am Heck stand. Während des Krieges wurde der Flieger zum Transport von Bomben genutzt. Jetzt hat er eine deutlich friedlichere Fracht: zwar auch Soldaten der Air Force - hochdekoriert, mit grauen Haaren und müden Augen -, aber vor allem Wissenschaftler verschiedener Universitäten, ein Kamerateam von ABC und eine ganze Reihe Journalisten.

Die Filmcrew macht vor dem Flugzeug ein paar Aufnahmen von den Wissenschaftlern. Es wird noch ein Nachzügler erwartet, der Ehrengast: eine Britin fortgeschrittenen Alters, die einst, vor fünfzig Jahren, als Schnee-Königin bekannt war und mit ihren weißen Haaren und der aufrechten Haltung nichts von ihrer Ausstrahlung verloren hat.

Endlich sind alle bereit, ins Flugzeug zu steigen. Randall ist nervös - nicht so sehr wegen des Flugs, obwohl es sein erster ist, sondern weil er unbedingt einen Platz neben ihr ergattern will. Seit Monaten schon hat er sich auf dieses Treffen vorbereitet. Als er sich jetzt neben sie setzt, würdigt sie ihn keines Blickes, sondern starrt weiter aus dem Fenster. Ihm gegenüber sitzt ein Meeresforscher aus Harvard, hinter ihm ein Mann, über dessen Fachgebiet niemand etwas Genaueres zu wissen scheint und der sich jetzt in eine Autozeitschrift vertieft. Unter lautem Dröhnen startete das Flugzeug, er wird in den Sitz gepresst, seine Kopfhaut beginnt zu kribbeln. Als sich die Maschine zur Seite neigt, tauchen die Sonnenstrahlen ihre Gesichter in hellen Glanz. Randall fasst sich ein Herz, wendet sich seiner Nachbarin zu und versucht, über das Dröhnen der Motoren hinweg ihre Aufmerksamkeit zu erheischen.

»Ich habe Zeitungsartikel über Sie gelesen«, ruft er.

Mit gerunzelter Stirn blickt sie zu ihm hinüber.

»Zeitungsartikel! Über Sie!«, brüllt er.

Wieder Stirnrunzeln.

»So eine aufregende Zeit! Sie haben alle gekannt!«

»Wer sind Sie?«, fragt sie.

»Randall Crane â¦ Crane! Hallo! Ich bin vom World Magazine mit einem Artikel betraut worden.«

»Der Journalist.«

Genauso gut hätte sie auch »Küchenschabe« sagen können. Sie wendet den Blick wieder ab und blickt aus dem Fenster, wo die Sonne auf ein weiches Feld weißer Wolken scheint.

»So schön, nicht wahr? Sieht so die Arktis aus?« Er lehnt sich näher zu ihr, eifrig, aber auch andächtig, fast atemlos angesichts des grellen Lichts und des leuchtenden Blaus des Himmels. Nach dem holprigen Start fühlt es sich jetzt so an, als bewegten sie sich gar nicht.

»Sie waren noch nie da.«

»Nein«, gibt er mit einem gewinnenden Lächeln zu. »Ich kann s gar nicht erwarten. Hoffentlich stört es Sie nicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich einiges über Sie gelesen habe.« Trügt sein Eindruck oder neigt sie jetzt leicht ihren Kopf in seine Richtung? »Sie waren eine Berühmtheit! Eine Pionierin.«

»Nun. Ja.«

»Und die â¦ diese Auseinandersetzung â¦ ich fand es schon immer unglaublich spannend, was damals passiert ist. Wie stehen Sie eigentlich dazu?«

Wahrscheinlich sollte er es langsamer angehen, sich zügeln, aber er ist so begeistert, so voller Energie, dass es ihm einfach nicht gelingen will.

»Welche Auseinandersetzung?«

»Die zwischen Armitage und de Beyn â¦ und dass niemand weiß, was mit ihnen geschah. Sie kannten sie doch, oder?«

»Du liebe Güte! Das ist alles schon so lange her. Und jetzt sind alle tot. Bis auf mich.« Ihr Ton ließ unmöglich erkennen, ob sie darüber Befriedigung oder Bedauern empfindet. »Das alles ist doch jetzt nicht mehr relevant.«

»Aber ist die Wahrheit denn nicht wichtig?« Hoffnungsvoll blickt er ihr in die Augen, doch sie weicht ihm aus.

»Niemand scheint zu wissen, was wirklich passiert ist. Daher würde ich gerne Ihre Meinung dazu hören.«

»Was wirklich passiert ist?« Sie lächelt, nicht zu ihm gewandt, sondern in sich hinein. »Sie schmeicheln mir, wenn Sie annehmen, ich wüsste die Wahrheit.«

»Ich würde zumindest gerne hören, was Sie darüber denken. Wollen Sie es mir verraten?«

»Es ist ziemlich laut hier.«

Die Snow Queen lehnt ihren Kopf an den Sitz, den Blick wieder aus dem Fenster gerichtet. Sie wirkt müde, aber für Randall mit seinen siebenundzwanzig Jahren wirkten alle alten Menschen müde. Sie musste mittlerweile siebenundsiebzig sein. Ihre Haare sind so weiß wie die Wolken draußen, ihre Augen dunkelgrau wie Kieselsteine. Sie hat sich dezent geschminkt, also ist ihr wichtig, was andere über sie denken. Das gibt ihm Hoffnung. Er hat ihre Bücher über den Norden gelesen und die Archive nach Berichten von Zeitgenossen durchforstet. Zeitungsartikel vom Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben sie als wunderschön, aussagekräftige Fotografien hat er nicht gefunden, auf den wenigen, die sie zeigen, ist sie winzig und verschwommen, meist in einer Gruppe vermummter, weißgesichtiger Menschen, die in die Kamera starrten. An Deck eines Schiffs. Auf einem Kai. Vor einem Hörsaal. Doch gab es auch eine Porträtaufnahme von ihr, die sie mit Anfang zwanzig zeigte: von einem Fotostudio als Schneekönigin vor der Kulisse einer Eislandschaft in Szene gesetzt, hoch aufgerichtet, mit rundem, weichem, von einer Pelzkapuze umrahmten Gesicht, den Blick auf einen fernen Horizont gerichtet. Mit einem dicken Haarzopf über der Schulter. In seinen Augen eher eindrucksvoll als schön. Wann immer Randall das Bild länger betrachtete, hatte er das Gefühl, etwas in ihren weit aufgerissenen Augen zu entdecken, nur was? Arroganz? Ambitionen? Angst? Es hätte fast jedes Gefühl in diese erstarrte Miene hineingedeutet werden können. Wie die meisten alten Porträts war es faszinierend und gab doch nur wenig preis. Jetzt hat sie die Augen geschlossen.

Randall blickt sich um. Einige Wissenschaftler dösen, andere lesen Zeitschriften, es wird noch Stunden dauern, bis sie ihr Ziel erreichen.

*

Flora Cochrane, sie hatte schon viele Nachnamen, aber dieser wird ihr bis zu ihrem Tod bleiben, schreckt aus dem Schlaf auf. Sie hat von Orten und Menschen geträumt, die ihr schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Traum begegnet sind. Ihr Mund kribbelt noch von der Erinnerung an die Berührung warmer Lippen. Ein fast vergessenes Gefühl durchströmt sie. Einen Augenblick lang weiß sie nicht, wo sie sich befindet, ein infernalisches Dröhnen durchrüttelt ihr Gehirn, um sie herum ist es schmerzhaft hell; nach und nach verlässt sie das Wohlgefühl, und ihr fällt wieder ein, dass sie in einem Flugzeug sitzt. Als sie zur Seite schaut, sieht sie den absurd jungen Mann neben sich; ob sie womöglich im Schlaf geredet hat? Aber niemand schaut in ihre Richtung. Vermutlich hätte man es bei dem Lärm ohnehin nicht hören können.

»Wir befinden uns gerade im Landeanflug auf Neufundland.«

Er hat sich zu ihr gelehnt und brüllt ihr ins Ohr. Flora nickt kaum merklich, ohne ihn anzusehen, und hofft nur, er will nicht schon wieder ein Gespräch mit ihr anfangen. Sie würde gerne auf die Toilette gehen, weiß aber nicht mehr, ob es hier eine gibt. Obwohl sie von früher an Reisen in ausschließlich männlicher Gesellschaft gewöhnt ist, findet sie es immer noch mühsam, die einzige Frau zu sein.

Als sie durch eine Schicht Wolken sinken, buckelt und schaukelt das Flugzeug wie ein kleines Schiff auf rauer See. Sehr interessant, diese Form des Reisens. Innerhalb weniger Stunden haben sie über tausend Meilen zurückgelegt. Wie lange man früher dafür gebraucht hätte. Selbst mit dem Schiff und bei starkem Wind sicher Tage. Mittlerweile ist sie also schneller als der Wind. Ein Gedanke durchzuckt sie: Wie sehr er das geliebt hätte. Er hätte vor Freude gelacht â¦

»Was ist denn so lustig?«

Der junge Mann ist beharrlich. Aber seine Vertraulichkeit verärgert sie weniger, als sie gedacht hätte. Ein gewisser welpenhafter Charme umgibt ihn; vielleicht liegt das an seinen braunen Augen oder an seinen Haaren, die ihm trotz seiner Pomade in die Stirn fallen.

Mit einem Kopfschütteln zeigt sie auf ihre Ohren: Die Motoren dröhnen jetzt noch lauter. Er nickt, schenkt ihr sein Lächeln und wartet weiter auf seine Chance.

*

BASIS DER ROYAL CANADIAN AIR FORCE IN GANDER, NEUFUNDLAND, 48°57' N, 54°36' W

Sie sind an einem See in Neufundland, der wie ein gekrümmter Finger aussieht, gelandet. Die Airbase sieht zwar alles andere als luxuriös aus, wurde aber angeblich sowohl für Männer als auch für Frauen eingerichtet. Man hat sogar eigens für sie eine Frau abgestellt, die sie in ihr Quartier führt und ihr zeigt, wie man den wattierten Spezialanzug anzieht, den sie morgen tragen soll; er sieht aus, als wäre er für Riesenbabys oder Verrückte entworfen worden.

»Wie lange ist es her, seit Sie das letzte Mal da oben waren?«, fragt die Frau, die eine steifgesprühte Frisur und einen Lippenstiftfleck auf den Zähnen hat.

»Ach, hundert Jahre. Seit der letzten Eiszeit nicht mehr.« Sie lächelt, um zu zeigen, dass es witzig und nicht abschätzig gemeint war. Die Frau lacht, aber eher mechanisch, ohne belustigt zu sein. Auf Witze hat...
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Autor

Stef Penney wuchs in Edinburgh auf. Sie studierte Philosophie, Theologie und Filmwissenschaften, schrieb mehrere Drehbücher und arbeitete als Regisseurin. Ihr Debüt "Die Zärtlichkeit der Wölfe" wurde mit einem der wichtigsten Literaturpreise Englands (Costa Book of the Year) ausgezeichnet, "Im Licht des Polarsterns" ist ebenfalls für diesen Preis nominiert. Mehr Informationen zur Autorin unter www.stefpenney.com.