Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Meine Familie und andere Tiere

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.11.20181. Auflage
»Auf Korfu zu leben, war ein bisschen so, als wäre man in eine dieser opulenten, komischen Opern geraten.« Man schreibt das Jahr 1935. Die Durrells sind das britische Klima leid. Was also läge näher, als auszuwandern? So kehrt der zehnjährige Gerry gemeinsam mit seinen drei Geschwistern und seiner Mutter Louisa England den Rücken - und betritt eine zauberhafte Welt, die für die ganze Familie prägend sein wird: die griechische Insel Korfu. In seinen literarischen Erinnerungen erzählt Gerald Durrell, wie sich sein Blick für die Natur öffnete. Und macht dabei so geistreiche wie witzige Beobachtungen über Mensch und Tier. Über die eigensinnigen Einheimischen, die herrlichen Marotten seiner Familie und die tierischen Gäste in ihrem Haus.

Gerald Durrell wurde 1925 im indischen Jamshedpur geboren. Als Kind zog er mit seiner Familie auf die griechische Insel Korfu, wo er ein ausgeprägtes Interesse an der heimischen Tierwelt entwickelte. Später leitete er internationale Expeditionen zur Erforschung seltener Arten, aus denen zahlreiche Schriften und Fernsehdokumentationen hervorgingen und engagierte sich im Tierschutz. Durrell starb im Jahr 1995 im Alter von 70 Jahren auf der britischen Kanalinsel Jersey.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

Klappentext»Auf Korfu zu leben, war ein bisschen so, als wäre man in eine dieser opulenten, komischen Opern geraten.« Man schreibt das Jahr 1935. Die Durrells sind das britische Klima leid. Was also läge näher, als auszuwandern? So kehrt der zehnjährige Gerry gemeinsam mit seinen drei Geschwistern und seiner Mutter Louisa England den Rücken - und betritt eine zauberhafte Welt, die für die ganze Familie prägend sein wird: die griechische Insel Korfu. In seinen literarischen Erinnerungen erzählt Gerald Durrell, wie sich sein Blick für die Natur öffnete. Und macht dabei so geistreiche wie witzige Beobachtungen über Mensch und Tier. Über die eigensinnigen Einheimischen, die herrlichen Marotten seiner Familie und die tierischen Gäste in ihrem Haus.

Gerald Durrell wurde 1925 im indischen Jamshedpur geboren. Als Kind zog er mit seiner Familie auf die griechische Insel Korfu, wo er ein ausgeprägtes Interesse an der heimischen Tierwelt entwickelte. Später leitete er internationale Expeditionen zur Erforschung seltener Arten, aus denen zahlreiche Schriften und Fernsehdokumentationen hervorgingen und engagierte sich im Tierschutz. Durrell starb im Jahr 1995 im Alter von 70 Jahren auf der britischen Kanalinsel Jersey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492992602
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum02.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1297 Kbytes
Artikel-Nr.3411160
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die ungeahnte Insel

Von der Zollbaracke bahnten wir uns unseren Weg durch Lärm und Getümmel hinaus ins gleißende Sonnenlicht am Kai. Über uns thronte die Stadt, scheinbar planlos türmten sich Reihen bunter Häuser aufeinander, deren aufgeklappte, grüne Fensterläden aussahen wie die Flügel Tausender Falter. Hinter uns lag die Bucht, spiegelglatt, und strahlte in diesem unglaublichen Blau.

Larry marschierte erhobenen Hauptes voran, ohne die Träger, die sich mit seinen Kisten abschleppten, aus den Augen zu lassen, wobei er derart arrogant wirkte, dass man seine schmächtige Statur kaum bemerkte. Hinter ihm trottete Leslie, klein, stämmig und mit einer Pose, als würde er keinem Streit aus dem Weg gehen, dann folgte Margo und zog eine Wolke aus Musselin und Parfüm hinter sich her. Mutter, die aussah wie eine winzige, in Not geratene Missionarin inmitten einer Revolte, war vom aufgebrachten Roger sofort widerwillig an den nächsten Laternenpfahl gezerrt worden. Da stand sie verloren und starrte ins Leere, während der Hund seinen Bedürfnissen nachging, die sich die Reise über aufgestaut hatten. Larry wählte zwei fürchterlich heruntergekommene Pferdekutschen, ließ in eine das Gepäck laden und setzte sich in die zweite. Dann schaute er sich gereizt um.

»Und?«, fragte er. »Worauf warten wir?«

»Auf Mutter«, erklärte Leslie. »Roger hat einen Laternenpfahl gefunden.«

»Lieber Gott!«, sagte Larry, richtete sich in der Kutsche auf und rief: »Mach zu, Mutter. Kann der Hund nicht warten?«

»Bin gleich da«, rief Mutter teilnahmslos und wenig glaubwürdig, denn Roger machte keinerlei Anzeichen, den Pfahl verlassen zu wollen.

»Der Hund nervt schon die ganze Zeit«, sagte Larry.

»Sei nicht so ungeduldig«, entgegnete Margo barsch. »Der Hund kann nichts dafür ... und außerdem, in Neapel mussten wir eine Stunde auf dich warten.«

»Da hatte ich Magenprobleme«, meinte Larry kalt.

»Tja, vielleicht hat jetzt Roger Magenprobleme«, sagte Margo triumphierend. »Unsere Gruppe besteht aus sechs Mitgliedern, und dieses Dutzend bleibt zusammen.«

»Das halbe Dutzend, meinst du.«

»Egal, du weißt, was ich meine.«

In dem Moment kam Mutter, leicht derangiert, und wir mussten uns überlegen, wie wir Roger in die Kutsche kriegten. Er hatte noch nie in so einem Gefährt gesessen und reagierte mit Argwohn. Letztlich blieb uns nichts anderes übrig, als den verzweifelt jaulenden Hund mit vereinten Kräften in die Kutsche zu hieven. Dann sprangen wir atemlos hinterher und hielten ihn fest. Das Pferd, durch diesen Trubel aufgeschreckt, fiel in einen hektischen Trab, sodass wir alle auf dem Boden der Kutsche landeten und den winselnden Roger unter uns begruben.

»Was für ein Auftritt«, sagte Larry genervt. »Ich hatte gehofft, wir könnten hier einen würdevollen, majestätischen Eindruck machen, und jetzt das ... Wir kommen in die Stadt wie ein mittelalterlicher Wanderzirkus.«

»Reg dich nicht auf, Schatz«, sagte Mutter beschwichtigend und richtete ihren Hut. »Wir sind gleich im Hotel.«

So trappelte und bimmelte unsere Kutsche in die Stadt, während wir auf den Rosshaarbänken saßen und versuchten, den würdevollen, majestätischen Eindruck zu vermitteln, den Larry von uns verlangte. Roger, in Leslies eisernem Griff, hängte seinen Kopf über die Seite der Kutsche und verdrehte die Augen, als würde er seinen letzten Atemzug tun. Dann ratterten wir durch eine Gasse, in der vier struppige Mischlinge in der Sonne lagen. Roger machte sich steif, starrte sie finster an und bellte drauflos. Schlagartig wach, rannten die Straßenhunde hinter der Kutsche her und kläfften wie wild. Unsere Haltung war unwiederbringlich dahin, denn es brauchte zwei Leute, um den tobenden Roger im Zaum zu halten, während sich die anderen aus der Kutsche lehnten und versuchten, mit Zeitungen und Büchern um sich schlagend, die Meute der Verfolger loszuwerden. Die Hunde wurden dadurch aber nur noch aufgebrachter, und an jeder Kreuzung, die wir passierten, kamen immer mehr dazu. Als wir die Hauptstraße der Stadt hinabrollten, schwirrten ungefähr vierundzwanzig hysterisch bellende Köter um die Räder unserer Kutsche.

»Warum tut denn niemand etwas?«, rief Larry. »Das ist ja wie eine Szene aus Onkel Toms Hütte.«

»Hör auf zu meckern und mach selber was«, blaffte Leslie, der in den Kampf mit Roger verstrickt war.

Prompt richtete sich Larry auf, riss dem erstaunten Fahrer die Peitsche aus der Hand und drosch damit auf die Meute ein, verfehlte sie aber und traf stattdessen Leslie am Nacken.

»Was sollte das denn, verdammte Scheiße?«, fauchte Leslie und stierte Larry mit hochrotem Gesicht an.

»War keine Absicht«, meinte Larry unbekümmert. »Ich bin außer Übung ... ist lange her, dass ich eine Pferdepeitsche in der Hand hatte.«

»Pass bloß auf«, rief Leslie streitlustig.

»Na, na, es war ja keine Absicht«, sagte Mutter.

Larry schwang noch einmal die Peitsche und riss Mutter den Hut vom Kopf.

»Du machst mehr Ärger als die Hunde«, sagte Margo.

»Sei vorsichtig, Schatz«, sagte Mutter und umklammerte ihren Hut. »Sonst tust du noch jemandem weh. Ich an deiner Stelle würde die Peitsche weglegen.«

In diesem Moment kam die Kutsche ruckelnd vor einem Portal zum Stehen, über dem ein Schild mit den Worten »Pension Suisse« hing. Die Straßenhunde wollten sich nun endlich diesen verweichlichten schwarzen Artgenossen vorknöpfen, der in einer Kutsche fuhr, und umzingelten uns keuchend. Die Tür des Hotels ging auf, und ein uralter, bärtiger Portier erschien. Doch angesichts der Aufregung auf der Straße blieb er verdutzt stehen. Mit vereinten Kräften hoben wir Roger aus der Kutsche und versuchten, ihn zu beruhigen. Larry hatte mittlerweile seine majestätische Haltung vergessen und sprang auf die Straße. Er ließ die Peitsche über das Pflaster tanzen und bahnte so einen Pfad, über den Leslie, Margo, Mutter und ich mit dem zappelnden, knurrenden Roger ins Hotel eilten. Kaum waren wir in die Eingangshalle gestolpert, knallte der Portier die Tür zu und stemmte sich mit dem Rücken dagegen. Sein Schnurrbart zitterte. Der Hoteldirektor eilte herbei und betrachtete uns mit einer Mischung aus Besorgnis und Neugier. Mutter trat ihm mit schief sitzendem Hut und meinem Marmeladenglas voller Raupen in der Hand entgegen.

»Aha!«, sagte sie und lächelte süßlich, als wäre unsere Ankunft das Normalste auf der Welt gewesen. »Unser Name ist Durrell. Sie haben ein paar Zimmer für uns reserviert, richtig?«

»Ja, Madame«, sagte der Direktor und drückte sich an dem knurrenden Roger vorbei. »Sie befinden sich in der ersten Etage ... vier Zimmer und ein Balkon.«

Mutter strahlte ihn an. »Sehr schön. Dann werden wir direkt hinaufgehen und uns vor dem Mittagessen noch etwas ausruhen«, sagte sie und führte ihre Familie bewundernswert vornehm und würdevoll nach oben.

Später gingen wir hinunter, um in einem großen, düsteren Saal mit staubigen Topfpflanzen und schiefen Statuen Mittag zu essen. Bedient wurden wir vom bärtigen Portier, der sich in den Chefkellner verwandelt hatte, indem er sich einen Frack und eine Hemdbrust aus Kunststoff übergezogen hatte, die knarzte wie eine Handvoll Grillen. Doch das Essen war üppig und lecker, und wir aßen mit großem Appetit. Als der Kaffee kam, lehnte sich Larry mit einem Seufzen zurück.

»Das war ein passables Mahl«, sagte er generös. »Was hältst du von dem Haus, Mutter?«

»Na ja, das Essen war in Ordnung, Schatz«, sagte Mutter und wollte sich nicht weiter festlegen.

»Die scheinen hier auch ganz hilfsbereit zu sein«, fuhr Larry fort. »Der Direktor hat mein Bett eigenhändig näher ans Fenster gerückt.«

»Als ich ihn um Papier gebeten habe, war er nicht besonders hilfsbereit«, sagte Leslie.

»Papier?«, fragte Mutter. »Wozu brauchst du Papier?«

»Fürs Klo ... da war keins«, erklärte Leslie.

»Pst! Nicht bei Tisch«, flüsterte Mutter.

»Du hast wohl nicht genau hingeguckt«, sagte Margo mit klarer, durchdringender Stimme. »Neben dem Klo steht eine kleine Kiste voller Klopapier.«

»Margo, Schatz!«, rief Mutter entsetzt.

»Was ist denn? Habt ihr die kleine Kiste nicht gesehen?«

Larry prustete los.

»Aufgrund der - sagen wir - gewagten sanitären Anlagen dieser Stadt«, erklärte er Margo freundlich, »ist diese kleine Kiste für die ... äh ... sozusagen für die Hinterlassenschaften bestimmt, nachdem du deinem Naturbedürfnis nachgegangen bist.«

Margos Gesicht färbte sich mit einer Mischung aus Verlegenheit und Ekel dunkelrot.

»Du meinst ... du meinst ... das war ... Mein Gott! Vielleicht habe ich mir irgendeine widerliche Krankheit eingefangen«, jammerte sie. Dann fing sie an zu heulen und rannte aus dem Speisesaal.

»Äußerst unhygienisch«, sagte Mutter ernst. »Das sind wirklich abscheuliche Sitten. Ganz abgesehen von den Fehlern, die man dabei machen kann. Da kann man ja Typhus kriegen.«

»Diese Fehler würden nicht passieren, wenn sie hier besser organisiert wären«, stellte Leslie fest und kehrte damit zu seiner ursprünglichen Beschwerde zurück.

»Ja, Schatz, aber ich glaube nicht, dass wir das jetzt besprechen sollten. Am besten finden wir so schnell wie möglich ein Haus, ehe wir uns alle noch was holen.«

Oben stand Margo halb nackt im Zimmer und bespritzte sich in rauen Mengen mit Desinfektionsmittel. Mutter hatte den ganzen Nachmittag damit zu tun, sie...

mehr

Autor

Gerald Durrell wurde 1925 im indischen Jamshedpur geboren. Als Kind zog er mit seiner Familie auf die griechische Insel Korfu, wo er ein ausgeprägtes Interesse an der heimischen Tierwelt entwickelte. Später leitete er internationale Expeditionen zur Erforschung seltener Arten, aus denen zahlreiche Schriften und Fernsehdokumentationen hervorgingen und engagierte sich im Tierschutz. Durrell starb im Jahr 1995 im Alter von 70 Jahren auf der britischen Kanalinsel Jersey.