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Brezeltango

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Silberburg-Verlagerschienen am20.08.2012
Die Stuttgarterin Line und der Hamburger Leon sind ein glückliches Paar. Aber dann bricht um Line herum das Chaos aus: Ihre beste Freundin verliebt sich in den falschen Mann, Tante Dorle will nicht mehr heiraten und Lines biedere Schwester spielt mit dem Gedanken, ihre Familie zu verlassen. Und warum ist Leon plötzlich so begeistert von Einfamilienhäusern in Stuttgarter Vororten, wo es Line doch in hippe Lofts und Szene-Galerien zieht? Wieso muss sie schwimmen, joggen und Kajak fahren, obwohl sie viel lieber gemütlich Nostalgie-TV guckt? Dann taucht Tarik, der 'sexiest man Stuttgarts', auf und sucht eine Muse. Leons Sandkastenfreundin Yvette bläst wieder zur Attacke und ein Abend auf dem Cannstatter Volksfest sorgt für große Liebesverwirrungen. Line wird vom Strudel der Ereignisse mitgerissen und das Beziehungskarussell dreht sich wieder ...

Elisabeth Kabatek, geboren 1966 in Stuttgart, ist in Gerlingen bei Stuttgart aufgewachsen. Sie studierte Anglistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Theologie in Heidelberg, Salamanca und Granada. Weitere Auslandsaufenthalte in England und Paris, Reisen nach Lateinamerika, Afrika und Asien schlossen sich an. Seit 1999 ist sie Abteilungsleiterin für Fremdsprachen, Deutsch als Fremdsprache, Kleinkunst, Literatur, Kunstgeschichte und Frauenbildung an der Volkshochschule Ostfildern.
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Verfügbare Formate
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextDie Stuttgarterin Line und der Hamburger Leon sind ein glückliches Paar. Aber dann bricht um Line herum das Chaos aus: Ihre beste Freundin verliebt sich in den falschen Mann, Tante Dorle will nicht mehr heiraten und Lines biedere Schwester spielt mit dem Gedanken, ihre Familie zu verlassen. Und warum ist Leon plötzlich so begeistert von Einfamilienhäusern in Stuttgarter Vororten, wo es Line doch in hippe Lofts und Szene-Galerien zieht? Wieso muss sie schwimmen, joggen und Kajak fahren, obwohl sie viel lieber gemütlich Nostalgie-TV guckt? Dann taucht Tarik, der 'sexiest man Stuttgarts', auf und sucht eine Muse. Leons Sandkastenfreundin Yvette bläst wieder zur Attacke und ein Abend auf dem Cannstatter Volksfest sorgt für große Liebesverwirrungen. Line wird vom Strudel der Ereignisse mitgerissen und das Beziehungskarussell dreht sich wieder ...

Elisabeth Kabatek, geboren 1966 in Stuttgart, ist in Gerlingen bei Stuttgart aufgewachsen. Sie studierte Anglistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Theologie in Heidelberg, Salamanca und Granada. Weitere Auslandsaufenthalte in England und Paris, Reisen nach Lateinamerika, Afrika und Asien schlossen sich an. Seit 1999 ist sie Abteilungsleiterin für Fremdsprachen, Deutsch als Fremdsprache, Kleinkunst, Literatur, Kunstgeschichte und Frauenbildung an der Volkshochschule Ostfildern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783842515024
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum20.08.2012
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1198 Kbytes
Artikel-Nr.3412863
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover Brezeltango;1
2;Haupttitel;3
3;Impressum;4
4;1. Kapitel;7
5;2. Kapitel;22
6;3. Kapitel;46
7;4. Kapitel;61
8;5. Kapitel;69
9;6. Kapitel;82
10;7. Kapitel;107
11;8. Kapitel;121
12;9. Kapitel;136
13;10. Kapitel;140
14;11. Kapitel;153
15;12. Kapitel;164
16;13. Kapitel;173
17;14. Kapitel;184
18;15. Kapitel;195
19;16. Kapitel;206
20;17. Kapitel;217
21;18. Kapitel;226
22;19. Kapitel;239
23;20. Kapitel;247
24;21. Kapitel;253
25;22. Kapitel;260
26;23. Kapitel;283
27;24. Kapitel;309
28;Lines Kartentrick;326
29;Lied: Brezeltango;328
30;Songzitate;330
31;Danksagung;332
32;e-Book aus dem Silberburg-Verlag;334
33;Unser Bestseller;338
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Leseprobe
2. Kapitel

I muss die Stroßaboh noh kriega,
denn bloß dr Femfer brengt mi hoim.

Ich lief über die Baumann-Staffel, kreuzte die Hackstraße und gelangte nach wenigen Minuten über den Steg in den Schlossgarten. Wie immer an schönen Tagen wimmelte es hier von Spaziergängern, Inline-Skatern und Radfahrern, die den Park mit seinem prächtigen alten Baumbestand bevölkerten. Ich ging über die Brücke Richtung Neckar. Hier war es definitiv vorbei mit der Parkidylle. Vom Pragsattel herunter schob sich die Blechlawine und teilte sich weiter Richtung Cannstatt oder B 10. Auf der anderen Straßenseite umlagerten Schulklassen und Familien die Wilhelma. Weil gerade der Dreizehner an der Rosensteinbrücke hielt, spurtete ich zur Haltestelle und entging haarscharf der Stoßstange eines hupenden Daimlers.

Eine Hälfte des Stadtbahnwagens war komplett von einer lärmenden Schulklasse belegt, die gerade von einem Ausflug in die Wilhelma kam. Während die Jungs sehr authentisch den letzten Boxkampf von Juan Carlos Gómez nachstellten, sangen die Mädchen zur Musik aus ihren Handys inbrünstig »Poker Face« von Lady Gaga. Im hintersten Eck saß die Lehrerin und starrte angespannt zum Fenster hinaus. Alle übrigen Fahrgäste drängelten sich in der anderen Hälfte des Wagens zusammen.

Leider war ich noch nicht in dem Alter, wo ich sagen konnte, lasst mich bitte hinsitzen, und schwanger war ich auch nicht. Ich musste mich mit einem Stehplatz neben einem Kinderwagen begnügen. Hinter dem Kinderwagen stand der Kindsvater. Er guckte immer mal wieder in den Wagen und sagte »Dutzidutzi«. Aus reiner Gewohnheit musterte ich ihn unauffällig. Meine Single-Zeit lag ja noch nicht so lange zurück. Eigentlich sah er ganz nett aus - groß, schlank, mit dem üblichen Bauchansatz, der bei Männern ab einem bestimmten Alter unvermeidlich schien, Designerbrille - aber irgendwie auch ziemlich spießig in dem grauen Anzug, der nicht so richtig zu dem Baby passte. Wahrscheinlich brachte er es widerwillig in die Kita, weil seine Frau in einer tränenreichen Auseinandersetzung damit gedroht hatte, mit Kind und Erspartem in Rio de Janeiro abzutauchen, wenn er sich nicht mehr in die Kinderbetreuung einbrachte.

Väter mit Babys waren nicht sexy, und außerdem hatte ich ja jetzt Leon, darum schenkte ich ihm keine weitere Beachtung.

»Augsburger Platz. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts«, sagte eine freundliche Stimme aus dem Off. Vor einiger Zeit waren in der Stadtbahn Gott sei Dank diese hilfreichen Ansagen eingeführt worden. Früher hatten sich an den Haltestellen ja geradezu tumultartige Szenen abgespielt, wenn die Leute übereinanderfielen, weil sie nicht wussten, ob der Ausstieg rechts oder links war!

Ich schob mich an dem Kinderwagen vorbei, um auszusteigen. Der Vater blickte erst mich und dann das Gefährt bedeutungsvoll an. Die meisten Haltestellen in Stuttgart waren mittlerweile barrierefrei, aber diese schien nicht dazuzugehören. Der Kerl kriegte offensichtlich den Mund nicht auf, um zu fragen, ob ich ihm helfen würde. Typisch Mann! Das kannte man ja. Konnten nicht nach dem Weg fragen und nicht um Hilfe bitten! Also packte ich, ohne lang zu fackeln, hinten an den Rädern an, er nahm den Schieber und wir bugsierten den Kinderwagen über die ausgeklappte U-Bahn-Treppe hinunter auf die Straße. Zum Glück war es so ein hypermodernes Teil mit leichtem Alugestell.

Komischerweise bedankte er sich gar nicht und sah mich stattdessen schon wieder so erwartungsvoll an, so, als sollte ich etwas sagen. Mir fiel Leon ein, der sich manchmal taubstumm stellte, weil er kein Schwäbisch konnte. Vielleicht war der Kerl auch auf den Trick gekommen oder er war wirklich taubstumm, und da ich keine weitere Zeit verlieren wollte, sagte ich: »Bitte, gern geschehen, schönen Tag noch«, sehr deutlich und vollkommen dialektfrei, damit er es mir von den Lippen ablesen konnte, und wandte mich zum Gehen.

Da kriegte er den Mund plötzlich ziemlich weit auf und rief mir hinterher: »Moment, wo wollen Sie denn hin, Sie können doch den Kinderwagen nicht einfach an der Haltestelle stehen lassen!«

Ich drehte mich verdutzt um. »Wie meinen Sie das? Was habe ich denn mit Ihrem Kinderwagen zu tun?«

»Mein Kinderwagen? Ich dachte, das sei Ihrer!«

»O Gott!«, sagte ich und spürte, wie mir die Knie schwach wurden. Katastrophen-Gen, welcome back. Es hatte nur ein bisschen Urlaub gemacht oder war in Kur gewesen. Kindesentführung, fünf Jahre Hohenasperg oder Stammheim, das fehlte noch in meinem hübschen Lebenslauf, und anstelle eines Passbildes würde ich ab sofort die erste Seite der BILD-Zeitung beilegen: »BRUTAL! Arbeits- und Kinderlose entführt aus Frust Stuttgarter Baby aus Halbhöhenlage« oder so ähnlich, und darunter ein Bild von Pipeline P., mit schwarzem Balken über den Augen, dabei waren meine Augen das Einzige, was ich an mir attraktiv fand. Ob es im Gefängnis wohl einen gut aussehenden ledigen/geschiedenen Polizeipsychologen gab, der mich ein bisschen therapieren würde und mir die Geschichte mit dem Katastrophen-Gen abnahm? Wahrscheinlich musste ich noch eine grausame Kindheit im Heim dazuerfinden.

»Wir müssen erst mal von der Straße weg«, sagte der Typ, was eigentlich ganz vernünftig klang, da die Bahn längst weg war und wir mitten auf einem stark befahrenen Platz standen, Lkw-umtost, im Gleisgewurschtel zweier sich kreuzender Stadtbahnlinien. Wir gingen nach links über die Schienen und überquerten die Straße. Zum Glück fiel mir in dem Moment ein, dass der Mann an sich ein einsamer Wolf ist und seine Probleme am liebsten im Alleingang löst, damit er sich dann an der Kneipentheke oder in der Sauna vor den Kumpels mit seinen Taten brüsten kann: »Da hab ich doch letztens diesen fremden Kinderwagen am Hals gehabt ... und diese Schnecke, die hatte wirklich keinen Plan ...«

»Hören Sie, so ein blödes Missverständnis, also, Sie kriegen das schon hin, ich bin da ganz zuversichtlich. Ich muss dann, tschü-üss.«

Er sah mich streng an. »Kommt nicht in die Tüte. Wir haben uns das zusammen eingebrockt, jetzt löffeln wir es auch gemeinsam aus.«

Ich nickte ergeben. Auch das noch. Teamworker statt lonesome cowboy. Genauer betrachtet war es ja vielleicht gar nicht so schlimm, und wenn es Leon nicht gäbe, würden wir bei unserer Goldenen Hochzeit einmal mit nostalgisch-wehmütigem Blick unseren Enkeln erzählen, wie wir uns kennengelernt hatten: »Also, er stand da wie ein Depp vor mir ...«, »... also ich dachte, ist die Frau denn vollkommen bescheuert ... und das Kind im Kinderwagen brüllte ...«

Das Kind in dem orangefarbenen Superkinderwagen brüllte tatsächlich. Ich guckte es mir zum ersten Mal genauer an. Zum Glück war es kein so ganz kleines Kind mehr, ein Mädchen oder ein Junge, und schätzungsweise zwischen zwei und zwölf Monaten alt. Die ersten Passanten drehten sich missbilligend nach uns um, weil wir Rabeneltern tatenlos zusahen, wie sich das Baby immer mehr in Rage brüllte.

»Wir müssen etwas unternehmen!«, zischte der Kindsvater, der keiner war. Wie hieß er überhaupt? Wahrscheinlich Waldfried oder Helmar oder Roger, deutsch ausgesprochen.

»Äh, ich hab´s nicht so mit Kindern«, sagte ich. »Ich steh mehr auf Pizza.«

Menschen unter sechs Jahren gehörten einfach nicht zu meiner Peergroup, und bloß weil ich die Frau war, sollte ich das Balg zum Schweigen bringen! Hatte ich es mir doch gleich gedacht, dass der Typ die Verantwortung für die Kindererziehung abwälzen wollte. Waldfried fluchte laut und ordinär, was ich sehr unpassend fand, in seinem grauen Anzug und dann noch vor dem Kind, zerrte das Kleine aus dem Wagen und schüttelte es zur Beruhigung, was uns weitere strafende Blicke der Passanten eintrug. Auch wenn ich mich mit Babys kein bisschen auskannte, hatte ich doch gewisse Zweifel, ob man sie wie einen Martini von James Bond behandeln sollte. Das Baby schien der gleichen Meinung zu sein, es würgte und spuckte empört auf Waldfrieds Jackett.

»Nicht so wild schütteln!«, sagte ich beschwörend. »Das ist bestimmt total ungesund.«

»Kannst es gern haben, wenn du´s besser weißt«, zischte er und schubste mir das Baby auf den Arm.

Aha, wir waren also zum Katastrophen-Du übergegangen. Ich kannte das schon. In Extremsituationen war selbst im förmlichen Deutschland »Sie« einfach nicht angebracht.

»Was soll ich denn jetzt machen?«, sagte ich und blickte verzweifelt auf das brüllende Bündel mit dem knallroten Gesichtchen auf meinem Arm. Es war ganz schön schwer.

»Keine Ahnung. Du bist doch die Mutter!«

»Wahrscheinlich hat es Hunger. Also Stillen übersteigt definitiv meine Fähigkeiten. Vielleicht gibt´s irgendwo ein...
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Elisabeth Kabatek, geboren 1966 in Stuttgart, ist in Gerlingen bei Stuttgart aufgewachsen. Sie studierte Anglistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Theologie in Heidelberg, Salamanca und Granada. Weitere Auslandsaufenthalte in England und Paris, Reisen nach Lateinamerika, Afrika und Asien schlossen sich an. Seit 1999 ist sie Abteilungsleiterin für Fremdsprachen, Deutsch als Fremdsprache, Kleinkunst, Literatur, Kunstgeschichte und Frauenbildung an der Volkshochschule Ostfildern.