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Kontinenzförderung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
185 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am06.06.20121. Auflage
Inkontinenz ist ein sehr privates Thema und zählt noch immer zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft. Betroffene schämen sich, darüber zu sprechen, und der Weg zum Arzt ist ihnen peinlich. Angehörige und Pflegende sind häufig im Umgang mit inkontinenten Menschen unsicher oder sogar überfordert. Es besteht nach wie vor Informationsbedarf über Inkontinenz, vor allem über Maßnahmen zur Kontinenzförderung. Dieser Praxisleitfaden stellt wesentliche Aspekte zur Harn- und Stuhlinkontinenz in verschiedenen Altersgruppen vor, zeigt allgemeine und spezielle Maßnahmen zur Kontinenzförderung auf und trägt zu mehr Offenheit und Gesprächsbereitschaft über Inkontinenz bei.

Sylke Werner, B.Sc. Gesundheits- und Pflegemanagement und examinierte Altenpflegerin, arbeitet als freiberufliche Dozentin im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Pflege in Berlin.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextInkontinenz ist ein sehr privates Thema und zählt noch immer zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft. Betroffene schämen sich, darüber zu sprechen, und der Weg zum Arzt ist ihnen peinlich. Angehörige und Pflegende sind häufig im Umgang mit inkontinenten Menschen unsicher oder sogar überfordert. Es besteht nach wie vor Informationsbedarf über Inkontinenz, vor allem über Maßnahmen zur Kontinenzförderung. Dieser Praxisleitfaden stellt wesentliche Aspekte zur Harn- und Stuhlinkontinenz in verschiedenen Altersgruppen vor, zeigt allgemeine und spezielle Maßnahmen zur Kontinenzförderung auf und trägt zu mehr Offenheit und Gesprächsbereitschaft über Inkontinenz bei.

Sylke Werner, B.Sc. Gesundheits- und Pflegemanagement und examinierte Altenpflegerin, arbeitet als freiberufliche Dozentin im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Pflege in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170279827
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum06.06.2012
Auflage1. Auflage
Seiten185 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9659 Kbytes
Illustrationen17 Abbildungen, 17. Tabellen
Artikel-Nr.3413546
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2 Stuhlinkontinenz (Darmschwäche)

Stuhlkontinenz bedeutet die Fähigkeit, den Darminhalt und Verdauungsgase willentlich zurückzuhalten und abzusetzen (Herold et al. 2005, S. 9). Das bedeutet, bei einer Stuhlinkontinenz ist die Fähigkeit, den Darminhalt zu kontrollieren, eingeschränkt oder verlorengegangen. Die Betroffenen leiden an Gasabgang, gelegentlichen, leichten Verschmutzungen der Wäsche mit Spuren von Kot bis hin zum ungewollten Verlieren auch festen Stuhls. Die Symptome sind sehr unangenehm und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Das Leben eines Menschen mit Stuhlinkontinenz kann sich dramatisch verändern. Betroffene haben Angst, fühlen sich unsicher, schämen sich und geben sich die Schuld. Aber auch das Umfeld, z. B. Angehörige, kann mit Ekel, Ärger oder vor allem Unverständnis auf den Verlust der Kontrolle über die Ausscheidungen reagieren.

Hinzu kommt die Tabuisierung des Themas Stuhlinkontinenz. Betroffene Patienten leiden möglicherweise über mehrere Jahre darunter, bevor sie sich einem Arzt anvertrauen. Es ist ihnen peinlich und ihre Beschwerden beeinflussen schließlich ihr gesamtes soziales Leben.

Dennoch handelt es sich vermutlich um eine sehr häufige Erkrankung, die eben aufgrund ihres Tabus zu wenig in die Öffentlichkeit gerückt wird. In Deutschland muss mit einer Zahl von 5 Millionen gerechnet werden, die, in unterschiedlicher Ausprägung, an Stuhlinkontinenz leiden (DKG 2011b, S. 4). Die Betroffenen fühlen sich allein und oft hilflos, bevor sie endlich den Schritt zum Arzt wagen. Dabei kann vielen Stuhlinkontinenz-Patienten bereits mittels konservativen (nicht operativen) Therapiemethoden geholfen und ausreichende Behandlungsresultate erzielt werden.

Gerade jüngere Menschen leiden sehr unter den Symptomen einer Stuhlinkontinenz, denn Inkontinenz allgemein wird häufig als Phänomen des Alters gesehen. Dabei kann jeder betroffen sein, egal welchen Alters.

Tatsächlich tritt die Stuhlinkontinenz bei geriatrischen und psychiatrischen Patienten häufiger auf. Frauen sind im Verhältnis von 4-5:1 häufiger betroffen als Männer (ebd.).

Eine Stuhlinkontinenz äußert sich nicht bei jedem Menschen gleich. Es wird zwischen verschiedenen Schweregraden unterschieden (Tab. 2.1). Tabelle 2.1 stellt eine in der Literatur übliche allgemeine Einteilung der Stuhlinkontinenz dar. Häufig treten Mischformen oder Übergangsformen auf.

Tab. 2.1: Verschiedene Schweregrade der Stuhlinkontinenz (Quelle: vgl. Herold et al. 2005, S. 10)

Grad I
unkontrollierter Abgang von Darmwinden

leichte Verschmutzung der Wäsche (Stuhlschmieren)

Grad II
unkontrollierter Abgang von Darmwinden

unkontrollierter Abgang von dünnflüssigem Stuhl

Durchfall kann nicht mehr zurückgehalten werden

Grad III
unkontrollierter Abgang von Darmwinden

unkontrollierter Abgang von flüssigem und festem Stuhl

Unabhängig von der Stuhlinkontinenz gibt es eine sogenannte Feinkontinenzstörung, die z. B. bei Hämorrhoidalleiden o. ä. auftritt und sich durch Nässen und Schmieren bemerkbar macht. Hier ist besonders zu differenzieren und diagnostizieren.
2.1 Anatomischer und physiologischer Überblick

Der Schließmuskelapparat (Schließmuskel = griech. Sphincter) bildet den Abschluss des Enddarms und ist in die muskulären und bindegewebigen Strukturen des Beckenbodens integriert. Er spielt eine bedeutende Rolle bei der Stuhl(in)kontinenz.

Der Schließmuskelapparat besteht aus einem inneren und äußeren Schließmuskel. Der innere Schließmuskel (Musculus sphincter ani internus) besteht aus einer glatten (unwillkürlichen) Muskulatur und ist nicht beeinflussbar. Er verschließt den Analkanal unwillkürlich, auch nachts, und öffnet sich nur reflexartig, z. B. bei der Entleerung (Defäkation). Der äußere Schließmuskel (Musculus sphincter ani externus) hingegen besteht aus einer willkürlich zu beeinflussenden quergestreiften Muskulatur. Sie unterliegt der Willkür des Menschen und macht somit die Kontrolle bzw. das Zurückhalten des Stuhles bewusst möglich. Gemeinsam mit dem dehnbaren Enddarm, der als Speicher für den Stuhl dient und den in der Darmwand eingelagerten Nerven sind sie als Funktionseinheit ( Kontinenzorgan ) für die Kontinenz verantwortlich.

Eine Erkrankung des Darms, der Darmwand oder des Schließmuskels kann zur Stuhlinkontinenz führen. Wie bei der Harninkontinenz kommt auch bei der Stuhlinkontinenz der Beckenbodenmuskulatur eine besondere Bedeutung zu (siehe Kap. 1.2).
2.2 Wesentliche Ursachen der Stuhlinkontinenz

Viele unterschiedliche Faktoren können das Krankheitsbild prägen und an einer Stuhlinkontinenz sind meist mehrere Faktoren beteiligt (Tab. 2.2). Folgende Ursachen lassen sich zusammenfassen (vgl. dazu auch DKG 2011b, S. 6):
Schädigung des Schließmuskels und/oder der Analhaut,

chronische Durchfälle,

Motilitätsstörungen im Darm/Verstopfung,

Nervenschädigungen,

verringertes Reservoir im Mastdarm,

Beckenbodenschwäche.


Tab. 2.2: Wesentliche Ursachen einer Stuhlinkontinenz (vgl. dazu Herold et al. 2005, S. 12ff)

Verletzungen der Schließmuskel bzw. Analhaut
durch Geburtstraumen â Dammriss, wenn auch der Schließmuskel mit verletzt wird

anale Fisteln oder Tumoren

Chronische Durchfälle
z. B. Morbus Crohn

Colitis ulcerosa

Darmschleimhautschäden

häufige Stuhlgänge â ständige Reizung des Analkanals

Motilitätsstörungen im Darm/Obstipation
Kot lange im Enddarm, so dass er von Bakterien zersetzt, flüssig wird und ausläuft â Überlaufinkontinenz

Nervenschädigungen
dauerhafte Schädigung sensorischer, wahrnehmender, Nerven im Analkanal, z. B. durch Apoplex, Gehirnstörungen, Hämorridalleiden

dadurch:
Störung der Impulsverarbeitung

Unterbrechung der Pulsüberleitung

sensorische Störungen


Verringertes Reservoir im Mastdarm
z. B. durch Tumor- und Fistel-OPs

chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Weichteilrheuma, Rektumtumoren

auch durch Druck von Tumoren außerhalb des Rektums (z. B. im Beckenboden)

Rektumcompliance â Fähigkeit des Mastdarms, sich zu weiten, um Exkremente aufzunehmen und zu speichern, bis kontrollierte Entleerung möglich ist â Reservoir im Mastdarm von Bedeutung

Beckenbodenschwäche
häufig Nervenschädigungen â entstehen bei Verstopfung durch erzwungenes Pressen

Beckenbodensenkung durch nachlassende Muskelkraft (z. B. altersbedingter Muskelschwund)

angeborene Defekte im Bereich Rückenmark, Spina bifida oder Fehlen eines Afters

auch Diabetes kann Nerven und Blutgefäße des Beckenbodens schädigen
2.2.1 Verletzung der Schließmuskel bzw. Analhaut

Frauen sind allgemein von einer Stuhlinkontinenz häufiger betroffen als Männer, da ihr Schließmuskel schwächer angelegt ist als der von Männern. Die häufigste Ursache einer Verletzung des Schließmuskelapparates ist ein Dammriss bei der vaginalen Entbindung. Schädigungen des Sphincters (Schließmuskel) durch Geburtstrauma können auch oft nach Jahren noch eine Inkontinenz auslösen. Auch beim Durchtritt des kindlichen Kopfes...
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Autor

Sylke Werner, B.Sc. Gesundheits- und Pflegemanagement und examinierte Altenpflegerin, arbeitet als freiberufliche Dozentin im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Pflege in Berlin.