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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
208 Seiten
Deutsch
oekom verlagerschienen am04.06.2015
Rio, Kyoto, Kopenhagen - und jetzt Paris. Es ist die letzte Chance, das Klimaproblem diplomatisch in den Griff zu bekommen. Im Dezember soll ein neuer Weltklimavertrag geschlossen werden, ein Vertrag über das Ende des fossilen Zeitalters. Aber geht das? Warum soll Paris gelingen, wenn viele Vorgängerkonferenzen scheiterten? Nick Reimer war auf allen dabei, kennt die Strippenzieher, weiß um die Faktoren von Erfolg und Misserfolg. Der renommierte Klimajournalist lässt 25 Jahre Klimadiplomatie Revue passieren - kurzweilig und anekdotenreich. Aus ihrer Geschichte heraus wird verständlich, vor welchen Herausforderungen die Klimadiplomaten in Paris stehen: COP 21 wird nicht nur darüber entscheiden, ob die Erderwärmung gestoppt werden kann; in Paris entscheidet sich, ob die Demokratie grundsätzlich in der Lage ist, Menschheitsprobleme des 21. Jahrhunderts zu lösen. In Paris findet ein großes Finale statt, Nick Reimers Buch liefert alles, was man dazu wissen muss. Ein spannendes Stück Zeitgeschichte und ein Fahrplan über Paris hinaus

Nick Reimer, ist Journalist und Buchautor. Nach Abschluss eines Studiums der Umweltverfahrenstechnik volontierte er 1993 bei der Berliner Zeitung, von 2000 bis 2010 war er Wirtschafts-redakteur der taz und zuständig für Klima und Energie. Mit Toralf Staud schrieb er 2007 Wir Klimaretter. So ist die Wende noch zu schaffen. Im Anschluss gründeten Reimer und Staud das Webportal klimaretter.info, für das sie 2008 den UmweltMedienpreis in der Kategorie Neue Medien erhielten.
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KlappentextRio, Kyoto, Kopenhagen - und jetzt Paris. Es ist die letzte Chance, das Klimaproblem diplomatisch in den Griff zu bekommen. Im Dezember soll ein neuer Weltklimavertrag geschlossen werden, ein Vertrag über das Ende des fossilen Zeitalters. Aber geht das? Warum soll Paris gelingen, wenn viele Vorgängerkonferenzen scheiterten? Nick Reimer war auf allen dabei, kennt die Strippenzieher, weiß um die Faktoren von Erfolg und Misserfolg. Der renommierte Klimajournalist lässt 25 Jahre Klimadiplomatie Revue passieren - kurzweilig und anekdotenreich. Aus ihrer Geschichte heraus wird verständlich, vor welchen Herausforderungen die Klimadiplomaten in Paris stehen: COP 21 wird nicht nur darüber entscheiden, ob die Erderwärmung gestoppt werden kann; in Paris entscheidet sich, ob die Demokratie grundsätzlich in der Lage ist, Menschheitsprobleme des 21. Jahrhunderts zu lösen. In Paris findet ein großes Finale statt, Nick Reimers Buch liefert alles, was man dazu wissen muss. Ein spannendes Stück Zeitgeschichte und ein Fahrplan über Paris hinaus

Nick Reimer, ist Journalist und Buchautor. Nach Abschluss eines Studiums der Umweltverfahrenstechnik volontierte er 1993 bei der Berliner Zeitung, von 2000 bis 2010 war er Wirtschafts-redakteur der taz und zuständig für Klima und Energie. Mit Toralf Staud schrieb er 2007 Wir Klimaretter. So ist die Wende noch zu schaffen. Im Anschluss gründeten Reimer und Staud das Webportal klimaretter.info, für das sie 2008 den UmweltMedienpreis in der Kategorie Neue Medien erhielten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783865819581
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum04.06.2015
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3413980
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Schmelzende Gletscher, brechende Dämme: Der Fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC

Am 13. April 2014 wird das Urteil gesprochen. Ottmar Edenhofer ist zwar kein Richter. Der Professor für die Ökonomie des Klimawandels ist aber eine Institution. »Wenn wir die Erderwärmung unter Kontrolle halten wollen, müssen zusätzlich große Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre herausgezogen werden«, sagt Edenhofer,1 einer der Vorsitzenden beim Weltklimarat IPCC. Fünf Jahre lang haben mehr als tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler1) alles gelesen, was zum Thema Erderwärmung publiziert wurde. Sie haben Studien auf Plausibilität geprüft, Fachartikel aus den Wissenschaftsmagazinen ausgewertet, Regierungsbulletins analysiert, Forschungsprojekte untersucht. Fünf Jahre lang haben die Wissenschaftler aus den einzelnen Puzzlesteinen das Gesamtbild aufgebaut.

An diesem 13. April 2014 tritt Ottmar Edenhofer in Berlin vor die Öffentlichkeit, um das Ergebnis zu erläutern: »Wir brauchen in großem Umfang Technologien, die der Erdatmosphäre Treibhausgase wieder entziehen.« Der IPCC, die zuständige Wissenschaftskammer für die Erderwärmung, urteilt: Es ist bereits zu spät. Der Mensch vergiftet die Atmosphäre derart mit Treibhausgasen, dass ein einfacher Entzug nicht mehr ausreicht. Eine zusätzliche Entgiftung wird unausweichlich.

Begonnen hat alles mit Gro Harlem Brundtland. Mitte der 1980er-Jahre wird die norwegische Ministerpräsidentin zur Leiterin einer Kommission der Vereinten Nationen (UNO) berufen, die den Zustand des Planeten untersuchen soll. Im April 1987 stellt die nach ihr benannte Brundtland-Kommission den Abschlussbericht vor, der den Titel trägt: Our Common Future, »Unsere gemeinsame Zukunft«.2 Darin halten die Experten fest, dass die Menschheit ein Atmosphärenproblem hat. Allerdings können sie nicht genau sagen, wie groß dieses Problem ist. Wie es wirkt. Oder was dagegen unternommen werden muss. Die Vereinten Nationen beschließen deshalb 1988, ein Expertengremium einzusetzen, um das Atmosphärenproblem genauer zu erforschen. Beteiligt werden alle UNO-Staaten, gegründet wird der »Zwischenstaatliche Ausschuss über Klimaveränderung«, das Intergovernmental Panel on Climate Change, im Deutschen als »Weltklimarat IPCC« bezeichnet.

1990 veröffentlicht der Weltklimarat seinen ersten Bericht.3 Die zwei zentralen Aussagen: Unstrittig sei einerseits, dass »menschliche Aktivitäten« auf dem Planeten die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre beträchtlich erhöhen. Kohlendioxid, Methan, Fluorchlorkohlenwasserstoffe oder Lachgas sorgen dafür, dass Wärmestrahlen auf die Erde zurückgeworfen werden. Soll die globale Temperatur andererseits auf dem derzeitigen Niveau stabilisiert werden, muss die Emission dieser Treibhausgase umgehend um 60 Prozent reduziert werden. »Die Zeitbombe tickt«, sagte damals der britische Meeresbiologe und IPCC-Leitautor John Woods. »Wann sie explodiert, ist schwer zu sagen, weil unsere Modelle zurzeit noch ungenau sind.«4

Zeitungsartikel werden zu diesem Zeitpunkt noch mit der Schreibmaschine verfasst. Die wenigen Computer in den Forschungseinrichtungen verfügen über Rechenleistung und Speicherkapazitäten, die heute lächerlich erscheinen. Die Klimaforschung steht noch an ihrem Anfang: Bohrkernarchive von den polaren Eisschilden sind ebenso rar wie Gletscherdaten aus den Anden, Satellitenaufzeichnungen der Arktis oder Wettermessreihen aus Afrika. Dafür aber ist dieser Erste Sachstandsbericht des Weltklimarates erstaunlich präzise.

1995 erscheint der Zweite Sachstandsbericht des IPCC, und dieser bestätigt die grundlegenden Erkenntnisse aus dem ersten Bericht. Einige Phänomene, die von den Wissenschaftlern 1990 lediglich geschätzt werden konnten, sind 1995 durch Messdaten belegt. Die Nachttemperaturen waren im Durchschnitt weltweit tatsächlich stärker als die Tagestemperaturen angestiegen, die Erwärmung an den Polen war, wie prognostiziert, tatsächlich heftiger als am Äquator.

Seitdem veröffentlicht der Weltklimarat alle sechs Jahre einen neuen Sachstandsbericht. Die Datenerhebung der Klimaforscher wird immer umfangreicher. »Sciamachy« nannte sich eines von zehn Messinstrumenten, mit dem der europäische Umweltsatellit »Envisat« bestückt war. Seit dem Jahr 2002 erstellte »Sciamachy« eine globale Karte von verschiedenen atmosphärischen Spurengasen. 2012 endete die Mission, nach mehr als 50.000 Erdumrundungen riss der Kontakt zur Bodenstation ab. »Ibuki« heißt ein japanischer Satellit, der seit 2009 an 56.000 verschiedenen Messpunkten in der Atmosphäre die Treibhausgaskonzentration misst. Die NASA betreibt Satelliten wie den »Carbon Observatory«, die Europäische Raumfahrtbehörde ESA hat das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus ins Leben gerufen. Ihr Satellit »CryoSat« misst beispielsweise die arktische Meereisbedeckung, »Smos« heißt ein anderer Raumflugkörper, der Daten zum Salzgehalt der Ozeane erhebt, ein wichtiger Indikator für die globale Ozeanzirkulation. Mehr und mehr neue Forschungsinstitute betreiben Messnetze, sogar die Versicherungen sind in die Klimaforschung eingestiegen.

Immer mehr Daten können auch immer besser verarbeitet werden. Das »Deutsche Meteorologische Rechenzentrum« betreibt in Offenbach einen Rechner, der 550 Billionen Multiplikationen pro Sekunde ausführen kann. Würden handelsübliche PCs mit solch einer Aufgabe betraut, müsste die Kapazität von 30.000 Rechnern zusammengeschlossen werden. Es gibt immer mehr Forschungsgelder und folglich auch immer mehr Studien zum Thema. Das Wissenschaftsmagazin nature gibt seit 2011 ein eigenes Magazin nature climate change heraus, um die Flut von Fachartikeln publizieren zu können.

Das ist Ottmar Edenhofers Welt. Zuerst hatte der 1961 in Niederbayern Geborene die Bücher von Karl Marx gelesen, ausgerechnet in Niederbayern.5 Die berühmten Passagen über die »Ausbeutung des Menschen durch den Menschen« faszinieren den jungen Edenhofer. Und weil nach Marx das Sein das Bewusstsein bestimmt, gründet Edenhofer eine Firma, die frei von Ausbeutung wirtschaften soll. Konsequenterweise studiert er dann Wirtschaftswissenschaft. Aber das Studium sorgt nicht ausschließlich für Erhellung, sondern wirft neue Fragen auf. »Die Volkswirtschaftslehre hat mir nicht alle Antworten gegeben«, sagte Edenhofer. Er stützt sich jetzt auf die zweite Säule seines Ichs: Neben der Neugier ist das sein katholischer Glaube. Edenhofer tritt in den Jesuitenorden ein, um sich philosophisch und theologisch mit dem Lauf der Welt zu befassen.

Edenhofer lernt meditieren und befasst sich mit der katholischen Soziallehre. Allerdings hat »die Theologie mich von den großen Herausforderungen der Zeit eher weggeführt«, sagt der 54-Jährige heute. Denn genau diese großen Herausforderungen der Zeit interessieren Ottmar Edenhofer am meisten. Er geht als wissenschaftlicher Assistent an die Universität Darmstadt, befasst sich dort mit der menschlichen Entwicklung des Energieverbrauchs. Im Jahr 2000 wird er stellvertretender Chef der Abteilung »Global Change and Social Systems« am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), 2004 einer der Leitautoren des Vierten Sachstandsberichtes des IPCC. 2005 wird Edenhofer zum Chefökonomen am PIK berufen, 2008 zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklimarates gewählt. Gemeinsam mit Youba Sokona aus Mali und Ramón Pichs Madruga aus Kuba und mehr als 200 Autoren soll Edenhofer das Kapitel »Minderung des Klimawandels« vorlegen.
Stoff für ganze Horrorfilme

Diesmal hat es sieben Jahre gedauert, bis der Fünfte Sachstandsbericht fertig wurde. Im September 2013 hatte die Arbeitsgruppe I ihren Bericht »Wissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels« vorgelegt und damit die Berichtssaison eröffnet. »Der Klimawandel ist unzweifelhaft, der Einfluss des Menschen auf das Klimasystem eindeutig«, heißt es in der Zusammenfassung.6 Nichts Neues also in diesem Punkt seit dem ersten Bericht 1990.

Im März 2014 folgte der Bericht der Arbeitsgruppe II zu den Auswirkungen des menschlichen Experiments mit dem Strahlungshaushalt der Erde. »Die Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur sind bereits Realität«, schreiben die Autoren. In vielen Weltgegenden verändert sich der Wasserhaushalt, weil Niederschlagsmuster durcheinandergeraten sind und Gletscher schmelzen. Die Produktion von Trinkwasser und sauberer Luft, das Bereitstellen von Nahrung - viele Funktionen, die die Natur für den Menschen erfüllt - sind bereits durch den Klimawandel beeinträchtigt. Die Wissenschaftler konstatieren, dass die Permafrostböden in Sibirien und in Nordamerika auftauen und dass die meisten der ohnehin trockenen Regionen der Subtropen im Laufe des 21. Jahrhunderts noch trockener werden. Generell wird es der Klimawandel schwieriger und teurer machen, der wachsenden Menschheit ausreichend Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Wörtlich heißt es: »Der Anteil der Weltbevölkerung, der von Wasserknappheit und Überschwemmungen an Flüssen betroffen ist, wird mit dem Niveau der Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts zunehmen.«7

In ihrer »Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger« formulieren die Wissenschaftler trocken, was Stoff für eine ganze Horrorfilmreihe bietet: Die Verbreitungsgebiete krankheitsübertragender Insekten haben sich bereits jetzt verändert, die Erderwärmung werde in den nächsten 85 Jahren den Gesundheitszustand in vielen Weltgegenden verschlechtern. Die Flüchtlingszahlen werden zunehmen: Fluten und schwerere Sturmfolgen treiben die Menschen in die...

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