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Befreit Gott von den Gläubigen!

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
Deutsch
Tectum Wissenschaftsverlagerschienen am28.10.20151. Auflage
Dieses Buch ist eine kleine Sensation. Horst Herrmann ist einer der bekanntesten und profiliertesten Religions- und Kirchenkritiker Deutschlands. Doch in seinem neuen Buch bekennt er sich, für viele überraschend, zu einem positiven Gottesbild. Und kann sogar von Gottesfreundschaft sprechen. Mit dem 'Amtsgott' der Kirchen, einem patriarchalen Herrscher- und Kontrollgott, der seinen Sohn blutig am Kreuz opfert, hat dieser Gott jedoch nicht das Geringste zu tun. Der Autor plädiert in seinem außergewöhnlichen Buch für einen konsequenten Paradigmenwechsel und fordert ein befreites wie befreiendes Gottesbild, das Gott als Freund und Freundin auf Augenhöhe erkennt. Gott muss von seinen Verwaltern wie auch von seinen Gläubigen erlöst werden. Herrmanns provokantes Werk 'Befreit Gott von den Gläubigen!' ist die Liebeserklärung an einen lebendigen Gott. Es ermutigt, sich kritisch mit sich und seinem Glauben oder Nicht-Glauben auseinanderzusetzen.

Horst Herrmann war Professor für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster. Im Jahre 1975 wurde ihm nach kritischen Äußerungen die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Bis zu seiner Emeritierung 2005 hatte Herrmann einen Lehrstuhl für Soziologie inne. Horst Herrmann ist Autor einer Fülle kritischer Bücher, die sich mit der Kirche, ihrem desolaten Erscheinungsbild und ihren fragwürdigen Lehren auseinandersetzen.
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Produkt

KlappentextDieses Buch ist eine kleine Sensation. Horst Herrmann ist einer der bekanntesten und profiliertesten Religions- und Kirchenkritiker Deutschlands. Doch in seinem neuen Buch bekennt er sich, für viele überraschend, zu einem positiven Gottesbild. Und kann sogar von Gottesfreundschaft sprechen. Mit dem 'Amtsgott' der Kirchen, einem patriarchalen Herrscher- und Kontrollgott, der seinen Sohn blutig am Kreuz opfert, hat dieser Gott jedoch nicht das Geringste zu tun. Der Autor plädiert in seinem außergewöhnlichen Buch für einen konsequenten Paradigmenwechsel und fordert ein befreites wie befreiendes Gottesbild, das Gott als Freund und Freundin auf Augenhöhe erkennt. Gott muss von seinen Verwaltern wie auch von seinen Gläubigen erlöst werden. Herrmanns provokantes Werk 'Befreit Gott von den Gläubigen!' ist die Liebeserklärung an einen lebendigen Gott. Es ermutigt, sich kritisch mit sich und seinem Glauben oder Nicht-Glauben auseinanderzusetzen.

Horst Herrmann war Professor für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster. Im Jahre 1975 wurde ihm nach kritischen Äußerungen die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Bis zu seiner Emeritierung 2005 hatte Herrmann einen Lehrstuhl für Soziologie inne. Horst Herrmann ist Autor einer Fülle kritischer Bücher, die sich mit der Kirche, ihrem desolaten Erscheinungsbild und ihren fragwürdigen Lehren auseinandersetzen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783828863002
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum28.10.2015
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3414111
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

GOTT ERINNERN

Hierin liegt der Grund der universellen Tragödie: Gott schweigt. Und er schweigt, weil er Atheist ist.

(Miguel de Unamuno y Jugo18)

Man nennt Gott geduldig, und das muss er auch sein, sonst hätte er die Geistlichkeit schon längst ins Verderben gestürzt für die grausigen Anerkennungen, die sie ihm bezeugt.

(Mark Twain19)

Dieses erste Kapitel stellt seine Fragen schon im Titel. Gott in Erinnerung rufen? Um welchen Gott geht es?

An Gott erinnern besagt, von Glauben und Nichtglauben zu sprechen. Glaube ist kein göttlicher Befehl, sondern eine unterstützte menschliche Tat. Aber welche Unterstützung? Auch eine inhaltliche. Entlasten heißt nicht menschlichen Glauben erleichtern, sondern einsichtiger machen. Das seit langem eingeführte Problem von Glaube und Vernunft, Wahrheit und Geheimnis.

Gott erinnern? Mitten in einer überhasteten Welt, die ihn weithin vergessen hat? Mitten in einem kirchlichen Milieu, das ihn täglich lautstark feiert - und vergessen hat, was es tut. Was wissen wir denn von Gott? Er erscheint mir als ein Gott, der durch Verehrung längst entehrt ist.

Wir können seine Existenz nur erhoffen, seine Wirklichkeit nur erahnen. Umso mehr Lücken tun sich auf. Umso mehr irrige Gottesbilder halten sich.

Noch immer kommt niemand mit einem Bild von Gott zur Welt. Kein Kind weiß von Gott, bis Leute es beschwatzen, die genau so wenig davon wissen. Gerade der Kindergarten als Ort eines Glaubenskampfes ist gewählt. Hier sind die Objekte der alltäglichen Mission am schwächsten. Also Hand drauf! Und so werden die so genannten Glaubensinhalte bewusst zu einer Zeit angedient, zu der ein Kind weder Interesse für sie noch die Fähigkeit hat, ihre Tragweite zu begreifen. Erwickelt sich dann sein Denken, erscheint der anerzogene Glaube bereits unangreifbar.

Heute halten es manche für unglaubhaft, wenn von einem Schreckensregime gesprochen wird, das sich über die Kindheit vieler gelegt hatte. Es ist in der Tat nicht leicht zu glauben, dass Kindern das Credo der Kirche mithilfe von Prügeln eingeschärft wurde. Und doch ist es weithin so gewesen. Wir können uns den Zeugnissen für jene Zeit nicht verweigern.

Wer kann sich über Denkverbote und Denkschwächen in einem Pferch noch wundern? Wer dazu gebracht wurde, kritiklos hinzunehmen, was ihm angebliche Autoritäten eingetrichtert haben, wird über eine lange Zeit hinweg kein Denken beherrschen. Bis er sich, selten genug, befreien will und kann. Befreiung von dem Glaubens- und Autoritätsschrott aus Kindertagen ist in der Tat angesagt. Konkret von den anerzogenen irrigen Bildern. Doch Befreiung macht Mühe. Fehlentwicklungen wachsen sich nicht von allein aus.

Manchmal wird Ersatz eingeführt. Dann sprechen Menschen von einem Wettergott, der ihrem Ausflug gnädig sein soll, oder einem Fußballgott, der den FC Bayern auch mal ein Spiel verlieren lassen könnte. Die Menschen brauchen Surrogate, denn sie wissen meist gar nicht, wie sie mit Gott in Verbindung treten sollen. Nichtwissen - und das nach einer religiösen Sozialisation mitten in einem angeblich christlichen Land. Ein Bankrott.

Das Nichtwissen, die Illusion von Gewissheit, der Verzicht auf Nachdenken und Nachfragen machen unmündig. Und Glauben ist das Zauberwort aller, die sich für die Werteväter einer Gesellschaft halten. Werteväter? So bezeichne ich patriarchal ausgerichtete, meist ältere Männer, die oft nur über negativ geprägte Beziehungen zum konkreten Leben der Nachwachsenden verfügen wollen. Sie bleiben geschlossene Geister. Sie sind ohne Verständnis für junge, als zeitgeistig verlästerte Generationen und Ideen.

Doch sie handeln wie die Paten einer Familie . Solche Wertepaten haben einen erheblichen Einfluss auf Personen, Gruppen und Gesellschaften. Denn Werteväter legitimieren, stabilisieren und verteidigen jene Väterwerte, die ihren Interessen am meisten dienen. Als seien diese für alle Menschen nachhaltig notwendig.

Werteväterschaft ist nach dem Muster von Paten organisiert: Oben steht ein hoch respektierter Einzelner oder eine Gruppe, die alles wissen dürfen. Unten kommen massenhaft Menschen zu stehen, denen gesagt werden muss, was heilsam ist. Werteväter sichern sich Normen, die den Fortbestand einer Familie , eines in sich geschlossenen Regelsystems, gewährleisten.

Häufig treten Werteväter als authentische Interpreten Gottes auf. Um ihr Vorgehen zu rechtfertigen, berufen sie sich auf einen Geist Gottes, der sie geleitet habe. Mit Recht können sie in vielen Fällen als falsche Propheten bezeichnet werden. Sie sind blind und Führer von Blinden.

Eine eigene Wertepaten-Pädagogik will sich ihre Kinder heranziehen: auf bloßes Antworten fixierte Wesen. Das haben Menschen in Familie und Schule regelmäßig erlebt. Im Prozess der Erziehung mussten ihr Verstand und ihr Eigenwille gebrochen werden, um möglichst lebenslang fremdbestimmt zu sein.

Fremdbestimmt? Der Philosoph Friedrich Nietzsche20: Die erste Meinung, welche uns einfällt, wenn wir plötzlich über eine Sache befragt werden, ist gewöhnlich nicht unsere eigene, sondern nur die landläufige, unsrer Kaste, Stellung, Abkunft zugehörige; die eigenen Meinungen schwimmen selten obenauf.

Eigene Meinungen? Meist sind sie Belege für das Aufgehen fremder Saat.

Die Kirche hat einen wesentlichen Anteil an solcher Zurichtung. Sie stellt eine geronnene Ideologie dar. Sie fixiert sich auf so genannte Sünden, auf Himmel und Hölle. Sie favorisiert Verzicht, Gehorsam, Strafe und Lohn.

Sünden? Auf diesem Gebiet toben sich Werteväter aus. Nicht dass sie selbst ... Nein, sie erstellen und stabilisieren förmliche Sündenkataloge. Deren Inhalte verankern sie in ihren Gläubigen. Ein besonders eindrückliches Beispiel bietet das sechste Gebot. Das lautet ursprünglich Du sollst nicht ehebrechen! Mittlerweile ist diese Weisung auf alles ausgedehnt, was sich als so genannte Unkeuschheit darstellen lässt: Empfängnisverhütung, Homosexualität, Masturbation und so fort.

Zu diesen Themen hat sich die Bibel, als Gotteswort verstanden, gar nicht oder nicht eindeutig geäußert. Aber Gottes angebliche Stellvertreter wollten dies nicht hinnehmen. Sie reden - und leiten aus Gottes Schweigen ihr Rederecht ab.

Und so sprechen sie über den Glauben, ihr Zauberwort21. In religiösen Angelegenheiten wirkt es schnell und nachhaltig. Ich will nachprüfen, was es damit auf sich hat. Welcher Gott eigentlich, hatte ich gefragt. Existiert er überhaupt? Woher wissen wir etwas über ihn?

Von Gott reden? Das ist von Grund auf schwierig. Mit Gott kann keine Wirklichkeit, schon gar kein Gegenstand bezeichnet werden, die in unserer Welt vorzufinden sind. Wir können diese Aporie, diese Weg-Losigkeit, nicht beseitigen. Der Theologe Gotthold Hasenhüttl betont22: Gott wird vermittelt durch Erscheinungsformen, mit denen er nicht einfach identisch ist.

Der Gebrauch des Wortes Gott hat nur Sinn, wenn es auf unser Dasein bezogen wird. Ein Gott, der mit uns nichts zu tun hat, wäre ohne Belang und Bedeutung. Das wissen Religionen und richten sich danach.

Die Forderung nach einem einzigen, exklusiven Gott ist eine relativ späte Erfindung. Sie sollte die überkommene Götterwelt ordnen. Damit erschien sie für alle nützlich, die sich in einer chaotisch erscheinenden Welt der Götter nicht mehr zurechtfanden. Zudem gewannen Werteväter Befriedigung: Höher hinauf konnte ein Mensch nicht mehr denken.

Kein Wunder, dass der Höchste zugleich der Allwissende, Allmächtige, Allliebende sein musste. Und im patriarchalen Umfeld machte sich ein Vatergott besonders gut. Er ließ alle frühen Muttergottheiten ebenso unter sich wie die mannigfachen anderen Götter. Sie alle konnten künftig - im Stolz, den wahren Gott gefunden zu haben - als bloße Götzen bezeichnet werden.

Was mich betrifft, so nähere ich mich dem Problem der Gotteskritik mithilfe einer so genannten negativen Theologie. Aber das letzte Wort ist auch das nicht.

Negative Theologie

Diese Theologie ist ein sehr altes, doch bis heute anzutreffendes Verfahren bei Aussagen über Gott. Es kritisiert alle positiven - und häufig aus kirchenpolitischem Interesse verwendeten - Feststellungen als unangemessen. Es betrachtet nur negative Äußerungen als zutreffend.

Als positiv gelten Aussagen, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, was Gott ist. Dies geschieht, indem ihm bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden. Dabei werden Bilder wie Herr und Vater, die zeitgeistige Erfahrungen von Menschen wiedergeben, auf ihn übertragen. Allein im so genannten Alten Testament ist 6.828 Mal von Gott als dem Herrn die Rede.

Die Unangemessenheit menschlicher Vorstellungen und die Unwahrheit der auf ihnen basierenden Aussagen über Gott ist das einzige, was in Bezug auf Gott als zutreffend bestimmt werden kann. Somit sind nur negative Aussagen legitim, also Verneinungen positiver Aussagen. Alle Bejahungen oder positiven Attribute kommen Gott in keiner...
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