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Ein Weihnachtsfest in Småland

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am23.10.20181. Auflage
God Jul! Alva ist seit 25 Jahren mit Martin verheiratet. Eine gute Ehe - warum nur muss Alva inzwischen so weit zurückdenken, wenn sie nach schönen Erinnerungen sucht? Am glücklichsten war sie in ihrer Kindheit und Jugend, in der sie unvergessliche Sommer im schwedischen Småland verbrachte. Und da weiß sie, was zu tun ist: Ein Weihnachtsfest in Schweden, mit Martin. Ihre große Liebe und ihre glücklichste Zeit sollen zusammenkommen. Doch Glück lässt sich bekanntlich nicht einfach so planen ...

Stina Lund wurde 1970 als Tochter einer deutschen Mutter und eines schwedischen Vaters in Vimmerby geboren. Sie wuchs in der Kleinstadt in Småland auf und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in der Buchhandlung der Eltern. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Buchbinderlehre und studierte anschließend Buchwissenschaften. Danach arbeitete sie als freiberufliche Restauratorin. Nach der Geburt ihrer Zwillinge gab sie diese Tätigkeit auf und widmete sich dem Schreiben. Heute lebt Stina Lund mit Mann, Kindern und Hund in der Nähe von Münster.
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Produkt

KlappentextGod Jul! Alva ist seit 25 Jahren mit Martin verheiratet. Eine gute Ehe - warum nur muss Alva inzwischen so weit zurückdenken, wenn sie nach schönen Erinnerungen sucht? Am glücklichsten war sie in ihrer Kindheit und Jugend, in der sie unvergessliche Sommer im schwedischen Småland verbrachte. Und da weiß sie, was zu tun ist: Ein Weihnachtsfest in Schweden, mit Martin. Ihre große Liebe und ihre glücklichste Zeit sollen zusammenkommen. Doch Glück lässt sich bekanntlich nicht einfach so planen ...

Stina Lund wurde 1970 als Tochter einer deutschen Mutter und eines schwedischen Vaters in Vimmerby geboren. Sie wuchs in der Kleinstadt in Småland auf und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in der Buchhandlung der Eltern. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Buchbinderlehre und studierte anschließend Buchwissenschaften. Danach arbeitete sie als freiberufliche Restauratorin. Nach der Geburt ihrer Zwillinge gab sie diese Tätigkeit auf und widmete sich dem Schreiben. Heute lebt Stina Lund mit Mann, Kindern und Hund in der Nähe von Münster.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644405141
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.10.2018
Auflage1. Auflage
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3415842
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

«Das ist nicht dein Ernst!» Alva ließ die beiden schweren Einkaufstaschen auf den Boden sinken. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand einfach die Luft abgelassen. Jede Kraft war aus ihr gewichen.

«Warum denn nicht? Wir machen es so wie früher. Die ganze Familie unter dem Weihnachtsbaum zusammen. Du wirst sehen, das wird großartig.» Martin Ebert strahlte über das ganze Gesicht. «Dein Vater, meine Eltern, Ann-Christin und Carolin. Ich habe gesagt, sie können gern ihre Freunde mitbringen.» Er grinste und zog mit dem Zeigefinger das Unterlid des linken Auges ein Stück herunter. «Auf die Art und Weise bleiben uns vielleicht die peinlichen Erstbesuche der zukünftigen Schwiegersöhne erspart. Je mehr Leute wir sind, desto ungezwungener ist die Atmosphäre, in der man sich kennenlernt.»

«Das ist nicht dein Ernst», wiederholte Alva, ließ sich an der Küchentheke auf einen Hocker fallen und spürte Tränen in sich aufsteigen.

Martin blickte sie gekränkt an. «Ich dachte, du freust dich. Immer sagst du, dass ich mich zu wenig in die Familie einbringe. Doch wenn ich es tue, dann ist es dir auch wieder nicht recht.»

Alva seufzte tief auf.

«Was ist denn?» Martin sah seine Frau kopfschüttelnd an.

«Weißt du denn nicht mehr, was wir uns vorgenommen hatten?», fragte sie leise. «Wir wollten allein feiern. In Schweden. Ich habe doch schon ein kleines Haus am Björkesjö-See gebucht. Mit Kamin.» Die letzten Worte zitterten in der Luft.

Martin nahm die Zeitung vom anderen Ende der Küchentheke und klatschte sie laut auf die Granitplatte. «Dir kann man es auch nie recht machen.» Mit diesen Worten verließ er das Haus, und einen Moment später hörte Alva, wie er in seinen Wagen stieg und wegfuhr.

«Bleib hier, bitte», flüsterte sie, obgleich sie wusste, dass Martin auch dann nicht geblieben wäre, wenn sie ihn flehentlich darum gebeten hätte. Sie wäre gern hier an der Küchentheke sitzen geblieben, hätte sich gern ein Glas Rotwein eingegossen und getrunken, doch sie hatte mit einem Schlag keine Kraft mehr, aufzustehen und eine Weinflasche zu öffnen. Sie seufzte. Da klingelte das Telefon.

Maritt war am Apparat, die Angestellte ihres Maßateliers. «Du, es tut mir leid. Ich wollte dich eigentlich nicht stören. Ich weiß ja, dass du dir bis Weihnachten frei nehmen wolltest. Aber es ist ein Notfall eingetreten.»

«Ein Notfall?»

«Ja. Frau Warutzke-Schlippen.»

«Oh nein.»

«Doch. Und sie hat erwähnt, dass sie im Januar eventuell eine Reportage über dich in ihrer Zeitung machen will.»

«Was will sie?»

«Ein Kleid.»

«Ein Kleid?», wiederholte Alva, weil sie ihren Ohren nicht trauen wollte. «Sie kommt ein paar Tage vor Weihnachten ins Atelier und will, dass ich ihr ein neues Kleid schneidere?»

«Ja. Und sie hat eigene Entwürfe dabei.»

«Auch das noch.»

Alva kannte die Warutzke-Schlippen und ihre Entwürfe nur zu gut. Die Journalistin war eine hagere Frau, an der irgendwie alles zu groß geraten war. Sie hatte riesige Hände, Füße wie Boote, ein langes, schmales Gesicht und ein Faible für Kleider, die sie noch länger und hagerer aussehen ließen. Alva verspürte jedes Mal den Wunsch, die Warutzke-Schlippen in die Wüste zu schicken, wenn sie mit ihren seltsamen Vorstellungen von passender Kleidung zu ihr kam; denn als Maßschneiderin musste sie natürlich auf den eigenen Ruf achten. Und sie wollte nicht, dass die Warutzke-Schlippen herumerzählte, ihr Kleid, das sie gerade anhabe, sei von Alva höchstpersönlich nach eigenen Entwürfen genäht worden.

«Können wir sie irgendwie loswerden?», fragte Alva und wusste doch zugleich, dass sie sich das noch weniger leisten konnte. Die Warutzke-Schlippen war dafür bekannt, jeden, der sich ihren Wünschen in den Weg stellte, in den Wahnsinn zu treiben.

«Nein, ich fürchte, das können wir nicht. Ich habe versucht, sie zu überreden, dass ich ihr das Kleid nähe, aber sie besteht darauf, dass die Meisterin höchstselbst sich ihrer annimmt.»

«Na gut», seufzte Alva. «Mein Weihnachtsplan hat sich sowieso zerschlagen. Da kann ich genauso gut noch ein Kleid nähen. Ich komme morgen früh zur üblichen Uhrzeit ins Atelier.»

«Danke. Dann sage ich der Warutzke-Schlippen Bescheid.»

Alva hatte sich vor zwanzig Jahren nach langem Zögern als Maßschneiderin mit eigenem Atelier selbständig gemacht, und mittlerweile lief der Laden so gut, dass sie sich eine Angestellte leisten konnte. Trotzdem war es nicht so, dass Alva tun und lassen konnte, was sie wollte. Sie war eine Dienstleisterin, die bei ihrer Arbeit auf die Wünsche ihrer Kundschaft eingehen musste, selbst wenn sie ihr nicht gefielen. Außerdem konnte sie vor dem Hintergrund ihres beruflichen Werdegangs nicht den Anspruch erheben, eine große Autorität in Modefragen zu sein: Sie war nur eine Schneiderin, auch wenn manche sie als Modedesignerin bezeichneten, ganz vorneweg die Warutzke-Schlippen. Denn es klang natürlich viel besser, wenn man von «meiner Modedesignerin» redete anstatt von «meiner Maßschneiderin».

«Tut mir leid, ich wäre froh, wenn ich dich nicht hätte stören müssen», fügte Maritt noch hinzu.

«Es ist alles gut, mach dir keine Gedanken», erklärte Alva, dann legte sie den Hörer auf.

Eine Weile blieb sie einfach nur sitzen. Ihr Blick versuchte, sich an den Wänden des Wohn- und Esszimmers festzuhalten, glitt dann aber über den Holztisch mit den acht Stühlen um ihn herum, die wahrhaftig viel zu selten alle besetzt waren. Anschließend schaute sie zu dem großen, weiß gestrichenen Holzregal, in dem sie ihre Designbücher und Modezeitschriften aufbewahrte. Daneben befand sich ein weiteres Regal mit Romanen und Krimis, die Martin gerne las. Skandinavische Krimis: Henning Mankell, Hjorth und Rosenfeldt, Stieg Larsson, Jo Nesbø. Sie hatte immer gehofft, dass diese Krimis ihrem Mann Lust machen würden, einmal nach Schweden zu fahren. Durch Ystad auf den Spuren von Kommissar Wallander zu wandeln, in der aus den Romanen berühmten Konditorei gegenüber dem Bahnhof Kuchen zu essen - insbesondere Kanelbullar, die köstlichen schwedischen Zimtschnecken - und einen starken schwarzen Kaffee zu trinken. Doch Martin verreiste nicht gern. Nicht innerhalb Deutschlands, noch weniger ins Ausland und schon gar nicht außerhalb Europas. «Warum soll ich mir die ganze Welt ansehen, wenn ich nicht einmal Deutschland komplett kenne?», erklärte er stets, und Alva fand einfach kein Argument, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Deshalb war sie ja auch so froh gewesen, dass er im Spätsommer zugestimmt hatte, das Weihnachtsfest in diesem Jahr in Schweden zu feiern. Sie hatte sofort ein Ferienhaus in Småland gebucht und angezahlt und sich nach den Fähren erkundigt.

Und jetzt das. Es war, als hätte er ihr nie zugehört. Es war, als hätte das, was ihr so wichtig war, für ihn keinerlei Bedeutung. Es war, als wäre sie nicht wichtig für ihn.

Endlich erhob sie sich seufzend, räumte die Einkäufe aus den Taschen und in den Kühlschrank. Danach schnitt sie Chicorée klein, vermengte ihn mit Blauschimmelkäse, Sauerrahm und Thunfisch zu einem Salat. Sie füllte eine Schale damit, öffnete eine Flasche Rotwein und goss sich das Glas randvoll. Nur selten trank sie Alkohol, doch jetzt hatte sie das Gefühl, dass ein Glas sie beruhigen würde. Der Wein schmeckte würzig und kräftig, er rann ihr wie Samt die Kehle hinab, und sie fühlte sich tatsächlich ein wenig beruhigt.

Danach nahm sie ein Bad und sah anschließend die Spätnachrichten im Fernsehen. Sie wollte gerade zu Bett gehen, als sie draußen Martins Wagen vorfahren hörte. Er kam herein, die Wangen leicht gerötet, die Augen glänzend.

«Wo warst du?», fragte Alva und mühte sich, keinen Vorwurf in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. Sie wusste, wie empfindlich Martin auf Vorhaltungen reagierte.

«Ich war im Fitnessstudio und habe hinterher mit den Jungs noch ein paar Eiweiß-Shakes getrunken.»

Martin hatte sich vor einem halben Jahr, kurz nach seinem fünfundfünfzigsten Geburtstag, in einem nahen Fitnessclub angemeldet und tat seither so, als wäre er ein Medaillenkandidat bei den nächsten Olympischen Spielen. Und er sagte immerzu: «mit den Jungs», ganz gleich, ob es sich um Arbeitskollegen, Sportfreunde oder Kumpel von früher handelte. «Die Jungs» waren durchweg Mittfünfziger, die kleine Wohlstandsbäuche vor sich hertrugen, bunte Schals um den Hals geschlungen hatten und im Frühjahr und Sommer mit ihren Motorrädern «cruisten». Alva fand das albern, aber sie hütete sich, etwas zu sagen. Ja, sie widersprach nicht einmal, wenn Martin sie fragte, wann sie denn mal wieder was mit «ihren Mädels» unternehmen würde. Alva hatte schon lange für sich beschlossen, dass sie eine Frau war und kein Mädel. Und es störte sie hin und wieder, mit einem «Jungen» verheiratet zu sein und mit ihm zwei Töchter zu haben.

 

Am nächsten Morgen stand Frau Warutzke-Schlippen bereits vor der Tür, als Alva noch nicht einmal an ihrem ersten Kaffee genippt hatte.

«Meine Liebe, Sie müssen sich unbedingt jetzt gleich meine Entwürfe ansehen. Sie sind himmlisch.» Sie legte den Kopf schief und lächelte. «Vielleicht werde ich Ihnen sogar erlauben, sie zu benutzen.»

Bloß das nicht, dachte Alva und fragte: «Möchten Sie auch einen Kaffee?»

«Nein, nein. Ich vertrage Kaffee nicht mehr so gut. Liegt wahrscheinlich an irgendeiner Unverträglichkeit. Ich bin sehr sensibel, wissen Sie. Aber wenn Sie ein Wasser hätten? Möglichst still, aus einer Bergquelle und gern aus einer blauen Flasche. Das sollen...
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Stina Lund wurde 1970 als Tochter einer deutschen Mutter und eines schwedischen Vaters in Vimmerby geboren. Sie wuchs in der Kleinstadt in Småland auf und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in der Buchhandlung der Eltern. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Buchbinderlehre und studierte anschließend Buchwissenschaften. Danach arbeitete sie als freiberufliche Restauratorin. Nach der Geburt ihrer Zwillinge gab sie diese Tätigkeit auf und widmete sich dem Schreiben. Heute lebt Stina Lund mit Mann, Kindern und Hund in der Nähe von Münster.